Willkommen im Berg

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Team 10 : Faust

Faust

Zwei Stunden vor dem Fall von Standort-DE20

„Sie sind sich sicher, dass Sie wirklich mitkommen möchten?“ Tara Singh, Teamleiterin von MTF DE20-ℜ, sah ihr Gegenüber skeptisch an.
„Natürlich, ich will nicht nur als Sesselfurzer arbeiten, während Sie so viel Spaß haben“ Dr. Stephan Faust, einer der führenden Forscher in Bereich von okkulten und Artefakt-SCP (jeden Falls an seinem Standort), nahm einen Schluck Chai-Tee.
„Sie sind sonst auch nicht mitgekommen. Warum jetzt?“ Die Soldatin lies ihren rabenschwarzen Kaffee in der Tasse kreisen. Sie war nicht begeistert, auf einen abenteuerlustigen Forscher aufzupassen. Besonders wenn es ein für das Team unentbehrliche Experte war.
„Und haben Sie in Standort-DE20 nicht Arbeit zu erledigen? Ich kann mir kaum vorstellen, dass O4-8 erfreut ist, über ihren Wunsch“
„Der Grund warum ich überhaupt mitzukommen kann ist, weil alle SCPs heute Morgen entschieden haben, für die nächsten zwei, drei Tage keinen Mist zu bauen“
Tara durchschaute die Behauptung und belächelte es innerlich.
„Glauben Sie wirklich Sie können mit Peterson, Dr. Sturm und uns anderen mithalten?“
„Ich habe die Mission von 20-Rena miterlebt und Sie im Detail studiert“
Hauptmann Singh seufzte.
„Ich erinnere Sie daran, dass Sie nicht nur bei jeder Mission uns nur über Funk als Experte beigestanden sind, sondern auch mit der schon harten, aber immer noch nicht ausreichenden, Fitness-Plan von O4-8 nicht genügend ausgebildet sind. Lassen Sie es fürs weitere nur ein Traum sein“
„Sie sind der Boss“, Faust salutierte, was die Leiterin nur die Augen verdrehen ließ.
„Schauen wir mal was wir heute schönes machen“
Doch…
Der Alarm ertönte, den der alle fürchteten. DER Alarm, der niemals ertönen sollte. Niemals.


Ein Tag nach dem Fall von Standort-DE20

Dr. Faust stöhnte und hustete.

Der Bunker hatte zwar sehr viel abgefangen, aber es musste riesig gewesen sein, dass man es sogar drinnen stark gespürt hatte.

Als er sich für fähig hielt, sich auf seine Sinne zu konzentrieren, hob er sich auf die Beine. Sie waren gnädig genug, um ihn zu tragen. Er versucht seine verklebten Augen zu öffnen.

Dunkel… Zwielicht… Schemen… eine Tür.

…ein Schritt…

…zweiter Schritt…

…dritter Schritt…

…Erreicht.

Mit einer Kraft, die normalerweise gering war, drückte er sich zittern dagegen, doch die Tür blieb standhaft. Seine Bemühungen wurden mit einem Quietschen-Knirschen-Kreischen der Tür belohnt. Er fiel fast hin, als die Tür erleichtert nachgab. Sie war an ihre Grenzen gekommen und jetzt erfühlte sie ihre letzte Aufgabe: Aufzugehen.

Wie eine Explosion drang Licht in die Kammer. „ah…“, entwich seinen trockenem Mund.
Für einen schrecklich langen Augenblick war er blind.
Gott, die Götter, Mutter Natur, was auch immer, war gnädig um ihm nicht lange die Sehkraft zu nehmen. Er senkte die schützenden Hände.


„Nein…?“, war das einzige das durch die Stille halte.
Die Welt, der Gang, der Sektor den er kannte, war nicht mehr. An dessen Stelle war ein Labyrinth aus Geröll und Schutt getreten. Doch was ihn mehr beängstigte war die Stille und die staubbedeckte Leiche von einer jungen Frau. Stephan Faust war nicht zimperlich, doch diese tote Person, die aussah, als würde sie friedlich schlafen, setzte ihm zu.
Er überwand sich und ging zu ihr. Es war Vorschrift und solange er nicht wusste wo und wann er hier war, half es ihm seine Unsicherheit zu bekämpfen.

Schon als er seine Hände von den Augen weggenommen hatte, war ihm die Verzerrung des Raums aufgefallen. Er meinte, dass er Federn und Vogelkrallen gesehen und gespürt hätte, anstelle seiner Hände. Auch die schätzungsweise drei Meter waren deutlich länger. Jeder Schritt war durch eine zähe Masse zu laufen, doch verschwand sie gleichzeitig immer mehr.

Staub wurde aufgewirbelt, als er sich fallen lies. Er kannte die Züge. Die Person war eine Forscherassistentin, die vor Kurzen nach Standort-DE20 gesandt wurde. Ihre Augen waren zu und sie hatte sogar ein schiefes Lächeln. Sie lag auf der Seite, etwas umschlungen. Ein Rucksack oder eine Tasche, es war nicht erkennbar.
Stephan Faust wollte nach einem Puls tasten.

Er hielt inne. Hatte sich eine Stabwolke erhoben? Ohne nachzudenken, begab er sein Ohr zum reglosen Körper. Leben?
„Lebst du noch?“

Die Augen der Frau öffneten sich.
„Guten…Abend… Herr… Faust“, kam es kaum hörbar aus dem Mund.
Faust freute sich. Wenigstens etwas, dass weniger bedrückend war. Doch etwas sagte ihm, dass dies nicht der Fall war.
„Ich hole schnell Hilfe“, Stephan Faust vergaß vollkommen, wo er war.
„Nein!“, Dr. Faust Arm wurde von einer überraschend kräftigen Hand gepackt. „Gehen Sie, nehmen Sie den Rucksack“
„Und du?“
„Ich bin weder tot noch lebendig. Ich weiss nicht welche Anomalie es ist, aber es fühlt sich Scheiße an. Ich weiss, Sie können sich sicher nicht an mich erinnern, aber gehen Sie! Lassen Sie mich ‚sterben’…“
Mit zitternden Händen drückte sie ihm den Rucksack in die Hand. Dr. Faust zögerte immer noch.
„Ich weiss wer Sie sind: Sie sind Alilia Baumann, zukünftige Forscherin im Bereich Medizin. Ich werde Sie nicht vergessen, dass schwöre ich!“
Die Sterbende lächelte und schloss die Augen.
„Danke“
Stille

Stephan Faust kletterte über den Steinhaufen.
Im Rucksack waren Proviant, ein Kompass, eine Karte des Sektors, ein Seil mit Karabinerhacken und ein Fernglas, sowie ein Taschenlampe plus vier Ladung in Form von Batterien.

In der Sicherheitskammer, war niemand gewesen. In der Kammer fand er noch eine Feueraxt und ein ‚Erste-Hilfe-Set’. Letzteres hatte jemand breit gefasst, mit einem Taschenmesser, einer kleinen Apotheke und ein paar Objekten, die verdächtig anomal aussahen. Aber er war froh. So lange es ihm überleben half.
Ach, und eine Mobiltelephon-Nummer fand er auch. Das lies ihn schmunzeln.

Wo waren alle hin? Allein schon in den Untersektoren wuselten um die 300 Personen durch die Gegend. Aber erfand keine Leichen oder sonstige Überreste. Auch die ‚Tiefkühlboxen’, in denen sie in einen kryostatischen Schlaf versetzt wurden, waren leer. Selbst der Schutt war auf eine Art zu frisch.
Was ist so zerstörerisch wie eine Naturkatastrophe, aber so selektiv wie ein Realitätsbeuger.

Er sah sich die Karte an. Er könnte die Schaltzentrale erreichen, aber ob er durchkämme, war nicht sicher. Er linste über den Rand. Schon frei, dann konnte er es schon versuchen.

Er sah auf seine Hand und am Gelenk befindliche Uhr. Nach der Armbanduhr waren nur 20 Minuten vergangen seit er den Alarm zum letzten Mal gehört hatte, aber alles sah älter aus. Schon nur das die beiden Zeiger der Uhr zitterten, sagte ihm, dass es paradox war.
Um die Stille nicht ertragen zu müssen, sprach er seit längerem mit sich selbst.
„Sind wir in einer Zeitblase?“, fragte er die Uhr.
Die Zeiger schwiegen.
„Wenn ihr mir antworten würdet, würde es mir wenigstens sagen, dass hier Realitätsbändiger sind. Oder dass ich schon verrückt werde“ Ein kleines, hustendes Lachen entwich ihm.

Während Faust vorwärts stapfte, zerbrach er sich den Kopf. Ihm fehlte, abgesehen vom Teil, vermutlich in eine Tiefkühlbox gewesen war, ein großer Teil seines Gedächtnisses. Es beunruhigte ihn, auch wenn er wusste, dass dies in der Foundation normal war. Die großflächige Amnesika-Einsatz hier, (anti)memetischer Effekt dort, gedächtnisbeeinflussende Lebensformen, aber immer gab es diese Person oder nur Information, die sagte, was man machen sollte oder was geschehen war. Okay, nicht immer, aber nach Foundation-Standards häufig. Wenn nicht, hat der O5-Rat den Reboot-Knopf mal wieder malträtiert.
Er konzentrierte sich wieder auf den Weg. Sein Taschenlampenlichtstrahl zeigte einen recht freien Weg. Vielleicht war Ragnarök nicht so gründlich gewesen und einige Plätze verschont. Vielleicht.
Nach der Karte sollte er bald an eine Gabelung kommen. Er überprüfte. Ja, zehn Meter auf 12 Uhr.
Er gib begeistert vorwärts… gleich war er bei der Kreuzung.
Ein Schatten kam um die Ecke, lang und dünn.
„Eine Anomlie!“, schoss es durch seinen Kopf.


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