Vorfalls-Protokoll 092-04
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Am 23.07.20██ um 14:21 Uhr wurde an Standort-DE6 Alarm ausgelöst, nachdem eine zuvor unbekannte Entität in die Anlage eindrang. Es folgen Protokolle der Tonbandaufzeichnungen von den Berichten von einigen der Zeugen.

Dr. Steins Bericht
Sicherheitswache Paul Enns' Bericht
Dr. Klanic' Bericht

Bericht von Dr. Stein
Ich befand mich in der Cafeteria, als der Alarm ausgelöst wurde. Zuerst dachte ich, dass SCP-092-DE wieder einen Fluchtversuch gestartet hätte, doch dann wurde dem gesamten Personal angeordnet, sich in den nächstgelegenen Schutzraum zu begeben. Bei 092 wäre das nicht nötig gewesen, da wir ja wussten, dass er niemanden töten würde. Und selbst dann hätte man nur die entsprechende Abteilung geräumt.
Ich machte mich also auf den Weg in den Schutzraum, nicht weit von der Cafeteria entfernt. Dann kam eine Wache im Korridor um eine Ecke gelaufen und brüllte, dass ich zurückgehen sollte. Dann … nun, dann war es hinter ihm, und aus der Brust der Wache ragten diese langen, spitzen Zähne.

Natürlich rannte ich weg. Die Wache war schon tot, und ich hatte das Ding nicht mal um die Ecke kommen sehen, so schnell war es. Ich lief durch die Cafeteria, und brüllte ein paar Nachzügler an, zu laufen. Im Vorbeilaufen sah ich noch, wie sie aufstanden. Doch als ich auf der anderen Seite aus der Cafeteria rauskam … hörte ich etwas. Zuerst dachte ich, es wäre das angreifende Wesen, welches eine Art Ruf ausstieß. Aber es waren die Schreie der Nachzügler … ich habe nie einen Menschen so schreien hören, weder durch Schmerzen, noch unter dem Einfluss eines SCP. Es … es war …

(30 Sekungen Stille)

Also, ich lief weiter, in Richtung eines anderen Schutzraumes. Auf halbem Weg dorthin kam mir ein Taktisches Team entgegen. Ich sagte "Cafeteria, schnell und tödlich" und lief weiter. Ich war noch keine zwanzig Meter entfernt, als ich Schüsse hinter mir hörte. Dann Schreie. Und als ich um die nächste Ecke bog, war es still.
Am Ende dieses Korridors war ein Schutzraum. Aber er war bereits versiegelt. Natürlich hätte ich mit dem Intercom reinfunken und ihnen sagen können, dass sie für mich aufmachen sollen … aber bis ich das getan hätte, wäre ich tot. Also lief ich am Schutzraum vorbei, und nach ein paar Metern stolperte ich. Bin es nicht gewohnt, so viel zu laufen. Jedenfalls … hörte ich dann etwas hinter mir. Ich stand nicht auf, ich … ich hatte zu viel Angst. Ich machte die Augen zu und hoffte, dass es schnell ginge. Aber dann veränderte sich das Geräusch hinter mir. Es wurde zu einem metallischen Krachen. Also nahm ich nochmal meinen Mut zusammen, und sah zum Schutzraum.
Es war vor der Tür. Die Zähne … gruben sich hinein, zogen am und zerbrachen das Metall. Die Tür des Schutzraumes war gepanzert, luftdicht und strahlungssicher. Und das Ding zerfetzte sie einfach. Es dauerte etwa … eine halbe Minute? Schwer zu sagen, ich hatte in dem Moment nicht gerade einen klaren Kopf. Und dann begab es sich in den Schutzraum. Die Schreie … es müssen mehr als ein Dutzend Leute da drin gewesen sein. Und jeder Einzelne davon schrie, es … es … ich …

(Zwei Minuten Stille)

Ich stand dann also auf. Im Schutzraum wurde noch immer geschrien, und einen Moment lang dachte ich darüber nach, wie ich den Leuten helfen konnte.
Aber ich wusste, dass ich nichts tun konnte. Als rannte ich, so schnell ich nur konnte, in mein Büro am anderen Ende des Stockwerks, sperrte mich ein und kauerte mich unter meinem Schreibtisch zusammen.
Mehr habe ich von diesem Vorfall nicht mitbekommen. Nach ein paar Stunden kamen dann zwei Wachen herein, die nach Überlebenden suchten.

Aber wissen Sie, was das Schlimmste ist? … Wir hätten es vielleicht verhindern können. SCP-092-DE sagte ja, dass das "Monster" kommt, weil es ihn spüren kann … dass es wegen ihm kam.
Wir hätten ihn einfach hinrichten sollen, dann wäre das vielleicht alles nicht passiert.

Anmerkung: Dr. Stein befindet sich wegen seiner Erfahrungen während dieses Vorfalls in psychologischer Behandlung und ist vorübergehend von all seinen Pflichten entbunden, besteht aber darauf, weiterhin an SCP-092-DE zu arbeiten. Dies darf nur unter Beobachtung und in Begleitung von Dr. Klanic erfolgen.

Bericht von Sicherheitswache Paul Enns
Es war eigentlich ein normaler Tag, ich hielt Wache vor der Zelle von SCP-███-DE, was eigentlich eh immer einer der ruhigsten Posten ist. Aber dann ging der Alarm los. Der Schichtleiter gab durch, dass eine … wie sagte er … "abnormale Entität" in der Anlage rumläuft, und dass noch nicht bekannt war, ob es sich um einen Ausbruch oder einen Einbruch handelte. Ich hatte Befehl, die nächstgelegenen Forscher in Sicherheitszonen zu bringen - also Schutzräume, nicht benutzte Sicherheitszellen und so - und den Angreifer den Taktischen Teams zu überlassen.

Ich schnappe mir also die nächstgelegenen Forscher und fange an, sie zu einer leeren Zelle zu eskortieren. War am schnellsten erreichbar. Die Forscher gehen also in die Zelle und verschließe sie von außen - dachte mir, wer auch immer uns angreift, wird wohl kaum anfangen, alle Zellen zu öffnen, also werden sie da drin wohl sicher sein. Ich wollte dann gerade den nächsten Korridor durchsuchen, als Tom mit ein paar anderen Forschern daherkommt. Also, Tom ist … Tom war ebenfalls eine der Wachen. Ich kannte ihn, seit ich zur Foundation gekommen bin …
Wie auch immer. Tom hatte den selben Gedanken wie ich, also öffnete ich die Zelle wieder und ließ die Forscher, die Tom gebracht hatte, hinein. Plötzlich packte Tom mich, zog mich in die Zelle und knallte die Tür zu, ehe er sie von innen versperrte. Er sagte, dass etwas den Korridor entlang auf uns zugekommen war.

Und dann hörten wir etwas an der Tür. Ein … Kratzen? Klopfen? Klang irgendwie nach beidem. Und dann … also, wir waren in einer der Niedrigsicherheits-Zellen, in die für gewöhnlich nur Personal gebracht wird, dass 'ne Kleinigkeit angestellt hat. Schlösser auf beiden Seiten, kein Strahlungsschutz, und nicht luftdicht. Also kam plötzlich was durch die Tür. Es war wie Rauch, oder … schwebende Flüssigkeit, aber fester … ich kann's nicht wirklich beschreiben. Es war einfach dunkel, und es kam herein; durch die Spalten an den Rändern der Tür, durch die normalerweise kaum Luft durchkommt. Tom und ich gestikulierten den Forschern, sich in die Ecken rechts und links von der Tür zu stellen - dachten uns, vielleicht hat das Ding 'nen toten Winkel. Wir beide stellten uns in die anderen beiden Ecken, weiter von der Tür weg, damit es uns vielleicht eher sieht und auf uns losgeht, während die Forscher flüchten. War keine gute Idee, aber die Einzige, die wir hatten.
Das Ding kam also durch die Tür, wurde größer und größer, bis es dann vor uns … war; stand ist nicht das richtige Wort, aber es ist auch nicht wirklich geschwebt. Jedenfalls bewegte sich das Ding vorwärts, in die Mitte des Raumes. Einer von den Forschern war bereits an der Tür und öffnete das Schloss, und ich dachte schon, wir hätten Glück und die Forscher würden entkommen.
Dann kamen die Zähne.

Das Ding war schnell, wahnsinnig schnell. Einer der Forscher schaffte es, die Tür aufzustoßen, bevor ein paar der Zähne dieses Dings ihn erwischten. Tom und ich versuchten, die Forscher zu befreien und zugleich den Zähnen auszuweichen, aber beides zugleich war unmöglich. Den Zähnen auszuweichen war schon enorm schwierig. Also liefen wir.
Ich weiß, als Sicherheitswache hätte ich eigentlich die Aufgabe, in solchen Situationen alles Mögliche zu tun, um die Forscher zu retten … aber ich bin für so 'ne Scheiße nicht ausgebildet. Ich bin dafür da, Wache zu halten, und Alarm zu geben, wenn’s Ärger gibt. Vielleicht auch mal 'nem Forscher zu Hilfe kommen, wenn ein SCP bei 'ner Befragung aggressiv wird. Aber sowas…

Jedenfalls rannten Tom und ich los, weg von der Zelle. Nach ein paar Minuten hörten wir was hinter uns. Das Ding verfolgte uns. Also teilten wir uns auf, ich lief links in einen Korridor, der zu den Büros führt, und Tom rechts in den Korridor, der zur Cafeteria führt. Das Ding folgte ihm, nicht mir. Also … also lief ich dem Ding nach. Ich weiß, das klingt irre, aber Tom war … Tom ist mein Freund. Ich wollte ihn nicht einfach abkratzen lassen, schon gar nicht durch so 'ne Horrorgestalt.

Ich lief dem Ding also nach, und … ich könnte schwören, dass es größer war als davor, als ich es das erste Mal sah. Wie auch immer, ich lief dem Ding nach, und hörte dann, wie Tom in der Entfernung jemanden anbrüllte, zu flüchten. Ich lief um die nächste Ecke, und sah, wie Dr. Stein in Richtung Cafeteria rannte, knapp hinter ihm das Monster. Und Tom … Tom lag tot auf dem Boden, mit ‘nem Loch in der Brust.

Ich … ich stand einfach da. Bewegte mich nicht, reagierte nicht auf Funksprüche. Ich war einfach …

(90 Sekunden Stille)

Aber wissen Sie, eines verstehe ich nicht ganz. Die Leichen der Forscher aus der Zelle wurden nicht gefunden, also, nur kleine Teile, die noch übrig waren. Auch die ganzen anderen Opfer des Dings … nur kleine Stückchen übrig. Aber Tom hat es nur getötet und weiter, hat ihn nicht gefressen oder was auch immer. Und das zufällig, als es Dr. Stein gegenüberstand.
Wie ein wildes Tier, welches seine Beute loslässt, weil es etwas Nahrhafteres wittert. Dr. Stein arbeitet doch mit SCP-092-DE, oder?

Anmerkung: Sicherheitswache Paul Enns wurde vorübergehend beurlaubt. Standortleiter Dr. ██████ und Enns' Vorgesetzter beraten noch, ob eine Verwarnung wegen der leichtsinnigen Verfolgung eines übermächtigen Angreifers angebracht ist.
Nachdem eine Durchsicht der persönlichen Sachen von Sicherheitswache Tom Raab genaue Einblicke über die Beziehung der beiden gab, wurde beschlossen, Sicherheitswache Paul Enns nicht zu verwarnen.

Bericht von Dr. Klanic
Ich führte gerade ein Gespräch mit SCP-092-DE. Er hat noch versucht, mich zu warnen, aber ich wollte nicht zuhören. Bis der Alarm losging. 092 wollte die Zelle unbedingt verlassen, aber ich weigerte mich, die Tür zu öffnen. Sagte ihm, dass wir es nur aussitzen müssten, und versuchte, ihn davon zu überzeugen … nein, ich versuchte, uns beide davon zu überzeugen, dass der Alarm nichts mit dem Wesen zu tun hatte, von dem er dauernd sprach. Er war vom Gegenteil überzeugt.

Was soll ich sagen? Er hatte wohl recht.

Nach über zwei Stunden in dieser Zelle begann 092, aggressiv zu werden. Er sagte, dass "es" ganz nahe war. Als ich ihn fragte, wie nahe, sagte er "Drei Meter in diese Richtung", und zeigte auf die rückwärtige Wand der Zelle.
Ich war zwar noch immer der Meinung, dass dieses Wesen nicht existierte, aber ich bekam … ich bin Wissenschaftler. Es gab keinen Beweis dafür, dass er nicht vielleicht doch die Wahrheit sagte, und ich wollte es nicht riskieren, von einer feindseligen Kreatur in die Ecke gedrängt zu werden. Also öffnete ich die Tür.

Wir verließen die Zelle, und ich wollte 092 zum Aufzug bringen, doch er weigerte sich und lief weg, um "es endlich zu töten".

Ich machte mich auf den Weg zum Aufzug, aber ich kam nicht weit. Ich hatte plötzlich enorme Schmerzen im rechten Bein, und als ich hinuntersah … sah ich Zähne, die aus meinem Schienbein ragten. Dann wurde ich am Bein in die Luft gehoben, hing kopfüber, schrie vor Schmerz … und dann sah ich es. Eine Mischung aus Dunkelheit und Zähnen, so hat 092 das Wesen einmal beschrieben. Nicht ganz zutreffend. Ich würde es als fleischgewordenen Albtraum beschreiben.

Der Schmerz breitete sich aus meinem Bein in meinen ganzen Körper aus, viel schneller, als es selbst eine solche Verwundung schaffen sollte. Ich war sicher, dass es mich töten würde. Und dann … kam 092. Er sprang herbei, schlug mit seiner rechten Klinge nach dem Wesen … und die Klinge begann, zu brennen. Er trennte den Teil, der in meinem Bein steckte, ab; ich fiel zu Boden und verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, kämpfte 092 gegen das Wesen; wie er während einer der Befragungen gesagt hatte, wehrte er mit der linken Klinge die Zähne ab und schnitt sich mit der rechten Klinge durch die äußere Schicht des Wesens.
Schließlich hatte er genug entfernt, damit der "Kern" des Wesens zum Vorschein kam; ich konnte erkennen, dass [ZENSIERT]
092 zog den Dolch, den er um seinen Hals trägt, um das Wesen zu töten, doch als im Kern [ZENSIERT] zu sehen waren, zögerte er. Daraufhin gruben sich einige der Zähne des Wesens in mein linkes Bein - wäre wohl zu viel verlangt, dass es nur ein Bein zerbeißt. Es zog mich zu sich, und ich habe die Vermutung, dass das Wesen mich benutzen wollte, um seine Wunde zu schließen. 092 schnitt daraufhin erneut den Teil ab, der mich hielt, und das Wesen zog sich zurück. 092 wollte ihm folgen, doch als er meine Beine sah, starrte er ein paar Augenblicke zwischen mir und dem Korridor, in den das Wesen verschwunden war, hin und her, ehe er fluchend seine Waffen wegsteckte und anfing, die Zähne aus meinen Beinen zu ziehen. Ich wurde schon nach dem ersten Zahn bewusstlos.

Die Ärzte haben mir inzwischen erklärt, dass die Zähne mit einer hohen Konzentration von Bakterien und Neurin, einem giftigen Nebenprodukt von Ptomain, dem sogenannten Leichengift, bedeckt waren. Das Gift und die Infektion hatten sich rasant in meinem ganzen Körper verbreitet, wobei vermutet wird, dass diese schnelle Verbreitung nur so lange der Fall war, bis die Zähne entfernt wurden. 092 hat das Wesen, welches zu töten sein einziger Lebenszweck zu sein scheint, entkommen lassen, um mir das Leben zu retten.
Denn hätte er die Zähne nicht entfernt, hätte ich mein Leben verloren.

So waren es immerhin nur meine Beine.

Mein Fazit über diesen Vorfall? Wir haben Scheiße gebaut. Wir haben seine Erzählungen über "es" von Anfang an als Lügen oder Hirngespinste abgetan. Nicht einmal in Erwägung gezogen, dass etwas dran sein könnte. Und was haben wir davon? Wir sind unvorbereitet von einer verdammt starken Entität attackiert worden, haben beinahe hundert Leute verloren, und das Beste: Das Wesen ist entkommen.

092 sitzt noch immer in seiner Zelle. Wir sollten hoffen, dass er bereit ist, uns zu helfen, denn ohne ihn werden wir dieses Ding nie fassen.

Anmerkung: Dr. Klanic erhält Schmerztherapie und psychologische Betreuung, um den Verlust seiner Beine zu überwinden; allerdings scheint er beides entweder nicht zu wollen oder schlicht nicht zu brauchen. Auch eine Beurlaubung für die Zeit, bis seine Prothesen fertiggestellt sind, hat er abgelehnt; weshalb er seine Arbeit vorübergehend im Rollstuhl verrichtet. Dr. Stein hat sich erboten, Dr. Klanic bei allen Tätigkeiten, die von der aktuellen Situation erschwert werden, zu helfen.

Die Entität, die die Anlage angegriffen hat, nahm einen zunächst zufällig wirkenden Weg. So bewegte es sich zunächst geradewegs durch jeden Gang der Anlage und tötete jeden Mitarbeiter in Reichweite, doch nachdem es auf Dr. Stein traf, folgte es diesem bis zu einem Sicherheitsraum, in dem sich zwei der Wachen, die am häufigsten SCP-092-DEs Zelle bewachten, befanden. Dieser Sicherheitsraum befand sich direkt über einem der Gänge, die zu SCP-092-DEs Zelle führten, was vermutlich der Grund war, weshalb es durch den Boden brach und auf der unteren Ebene die Zelle von SCP-092-DE umkreiste, ehe Dr. Klanic und SCP-092-DE die Zelle verließen.

Als Folge von Vorfall 092-04 wurde Mobile Task Force DE17-𝔶 ins Leben gerufen, um die Entität, die die Anlage angegriffen hat, zu finden und je nach Möglichkeit entweder zu fangen oder auszuschalten. Die Entität wird vorübergehend als SCP-092-DE-04 bezeichnet, bis sie gefangen/ausgeschaltet wurde.
SCP-092-DE hat den Antrag gestellt, Mobile Task Force DE17-𝔶 beitreten zu dürfen; dieser Antrag wurde nach genauer Abwägung abgelehnt, siehe Gesprächsaufzeichnung 092-21.

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