Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses, an der Stadtgrenze, 16.08.1975
Frau Wunder, die in Wohnung Nr. 8 lebte, schloss die Wohnungstür auf. Zwei-Zimmer-Wohnung unter dem Dach, Produkt der Massenfertigung, solche Wohnungen gab es überall im Land. Das mochte einfallslos klingen, aber der Vorteil von gleich gefertigten Wohnungen bestand darin, dass man sich auch bei Besuchen andernorts gut zurechtfand und nicht nach dem Weg zur Toilette fragen musste.
Das Schloss war schon am Anschlag, also hatte jemand sich Zugang verschaft. Sie erwartete eigentlich keinen Besuch. Die Frau sah an sich hinunter und befand ihre grauen Tuchhosen und die blassrosane Bluse für ausreichend für einen fremden Besuch, um sich nicht zu schämen.
Sie öffnete die Tür und späte zuerst durch einen Spalt in das Innere. Ihr Blick fiel auf eine Frau, die in ihrem verschlissenen Sessel thronte. Eine ziemliche Menge Frau. Nicht dass ihr Gegenüber dick war, keinesfalls. Sie war nur extrem riesig und überragte sie, als sie aufstand, um fast mehr als zwei Köpfe. Sie trug einen langweiligen grauen Anzug und lächelte freundlich. Zu freundlich
"Guten Tag, Frau Wunder", begrüsste die Riesin ,"Darf ich Sie bitten einzutreten?"
"Um was geht es? Ich erkenne Sie leider nicht“, erwiderte etwas ungeschickt die Mansardenbewohnerin.
Sie kannte diese Frau nicht und auch wenn sie trotz ihrer Größe harmlos wirkte, war es ihr nicht geheuer sie in ihre Wohnung zu haben.
Die Riesin zog einen Ausweis aus der Tasche, während sie bat sich doch auf eine Sitzgelegenheit zu begeben.
Die überrumpelte Hausbewohnerin kam gar nicht dazu etwas zu entziffern, da sie verschreckt auf das Wappen starrte, welches den Ausweis zierte. Es wurde vom dem Schriftzug Ministerium für Staatssicherheit geziert.
Die Stasi! Aber warum, weshalb, weswegen?
Die Besitzerin der Wohnung besaß ein ungewöhnliches Talent, das sie unter dem Pseudonym ‚Frau Wunder‘ nutzte, aber sie hatte versucht nie aufzufallen. Oder war dieser Behemoth wegen etwas anderem hier?
Besagte Frau wartete derweil geduldig, dass sie sich hinsetzte.
"Bitte nehmen Sie doch Platz", bat sie.
Wunder wurde in ihrem eigenen Wohnung aufgefordert sich hinzusetzen? Sie erkannte das Getue. Die Fremde wollte ihr deutlich machen, wer hier die Hosen anhatte, nicht die eigentliche Eigentümerin dieser Wohnung. "Zuerst würde ich gerne wissen weshalb sie in meiner Wohnung sind, in die sie sich selber Zugang verschaff haben"
"Es geht um Ihre… besonderen Kenntnisse. Laut dem was wir wissen, sind sie fähig… nennen wir es ’Wunder zu wirken’", als Antwort auf die letzte Frage, hielt sie den Zweitschlüssel der Vermieterin hoch.
Also doch wegen ihrem Talent. Frau Wunder hatte gehofft, unentdeckt bleiben zu können bis bessere Zeiten anbrachen, aber offenbar hörten die Ohren der Stasi wesentlich mehr als ihr lieb war.
"Es tut mir sehr Leid, aber ich weiß nicht Sie meinen", sagte sie freundlich, "Ich habe es nicht so mit Aberglauben und wenn mir unterstellen wollen, ich gehöre einem Kult an, bitte ich Sie zu gehen. Ich zahle meine Steuern so gut wie es halt geht und bin sonst vorbildlich." Sie lächelte möglichst freundlich und naiv.
Die Riesin grinste. Ein breites Oh-Ich-Krieg-Dich-Kleines-Grinsen. Wunder schauderte unvermittelt.
"Wie bedauerlich. Dann werden wir Frau Zwergat wohl nochmal eingehend fragen müssen, warum sie solchen ‚Aberglauben’ erzählt."
Frau Wunder Lächeln verrutschte, aber nur weil sie ihre ganze Willenskraft braucht um es überhaupt aufrechtzuerhalten.
Frau Zwergat war eine freundliche ältere Frau, die viel zu nett war, um sie zu verpfeifen.
"Hat sie mich bei euch gemeldet, weil ich die Blumen vergessen habe zu gießen?", fragte sie mit gespielten Entspanntheit.
"Waaaas? Nein. Aber einer unserer Mitarbeiter hat diese interessante Pfanne bemerkt, die sie hat. Die, die Pfannkuchen von selbst wendet. Praktisch, wenn einem im Alter die Kraft in den Armen verlässt. Vor allem wenn die Enkel zu Besuch kommen. Putzige Enkel, angemerkt. So putzig, dass sie von einer ‚netten Zauberin’ in vierten Stock sprechen, die ihnen eine lebende Puppe versprochen hatte." Das Lächeln nahm schmerzhaft Ausmasse an. Frau Wunder schluckte unmerklich. Sie hatte die Frau eingeschärft, immer ihre Hand am Griff zu lassen, damit niemandem auffiel, dass die Pfanne, die sie geflickt hatte, fliegen konnte. Und sie hatte nicht erwartet, dass man den Kindern glaubte.
Sie wollte sich nicht vorstellen was passieren würde, wenn die Stasi sich entschloss bei ihr noch etwas nachzubohren.
"Ich bin beeindruckt und verängstigt ob Ihrer Spionagefähigkeiten. Gibt es Beeingstigt? Was wollen Sie? Vielleicht noch wichtiger, wer sind Sie?!?", sie gab die Fassade auf. Volle Panik. Vielleicht konnte sie so ein gnädigeres Urteil ermogeln.
"Im Moment reicht es, wenn sie mich Sandra nennen", sagte die Riesin. "Setzen sie sich und ich werde ihnen alles erklären."
Wunder tat wie geheißen.
"Ich bin hier um ihnen ein Angebot zu unterbreiten", begann ‚Sandra’.
"Reden wir hier von einem ‚Angebot’ oder einem Befehl? Was droht mir, wenn ich ablehne?", fragte Wunder leise.
Sandra kicherte. "Ich mag sie jetzt schon", sagte sie, offenbar die Frage als oposition missdeutend.
"Ah", kam es von Wunder.
"Dann nehme ich sie in Untersuchungshaft wegen potentiell staatsgefährdender Aktivitäten"
"Weswegen? Weil ich Grossmüttern helfe? Ah, vergessen sie es. Wenn sie wollen, und sie müssen sich nicht mal groß Mühe geben, Sie finden einen Grund…" Wunder seufzte.
Sie mochte dieses Grinsen im Gesicht ihres Gegenübers nicht.
Gegen eine Stasi-Agentin anzukommen erwies sich als unmöglich. ‚Frau Wunder‘ war gezwungen einzuwilligen, wenn sie nicht für den Rest ihres Lebens eingesperrt werden wollte.
Im Ministerium für Staatsicherheit, Berlin, 21. 8. 1975
Vor Magistra Wunder lag der dunkle Stoff. Sie sollte etwas Beeindruckendes schaffen. Sie brütete, mit was sie Offizier Mader überzeugen konnte. Sie musste glücklicherweise keine Waffe präsentieren, aber etwas anderes, was verhindern würde, dass man sie hinter schwedische Gardinen verfrachtete.
Um sich abzulenken von der ungewissen und düsteren Zukunft, versuchte sie es als Frage der Ehre zu sehne. „Ich werde euch zeigen, dass ich nicht nur Zierrat machen kann.“
Sie setzte sich und ließ sich die Geschehnisse von der letzten Tage durch den Kopf gehen. Agentin S hatte sie in eine geheime Abteilung gebracht. Wie sich herausstellte, unterhielt das Ministerium für Staatssicherheit extra eine Abteilung für Übernatürliches aller Art. Abteilung XXV.
Dort fand sich ziemlich viel, von singenden Yoga-Palmen über wortwörtliche Gulaschkanonen bis hin zu einem Ding, bei dem man sie informierte, dass es früher ein Parteifunktionär gewesen war, der an die falsche Tür geklopft hatte. Alles hatte einer der zwei Aufgaben als Ziel, entweder half es der Stasi die DDR im Griff zu halten oder den Feind zu schwächen. Wie einen Ganzkörperschwimmanzug half, erklärte man ihr nicht, aber offenbar hatte sich jemand etwas zu sehr ausgetobt. Der Leiter war ein gewisser Offizier Konstatin Mader, der den Absonderlichkeiten hier dasselbe Interesse entgegenbrachte, wie exotischen Krankheiten, was hieß, dass er davon mal gehört haben konnte, sich damit aber nicht mehr als unbedingt nötig befassen wollte. Eine ausgezeichnete Wahl für den Posten, auch wenn er deshalb schwer zu beeindrucken war, wo sie wieder bei ihrem Dilemma war. Um eine schöne Statistik an Erfolgen vorzuweisen, hatte man Magister Krone als Chef über alle Magister eingestellt. Der Kerl war… sehr, sehr eigen. Brillant, ohne Zweifel, aber ein Egoist. Und ein Forschergeist, was eine gefährliche Mischung ergab. Wenn Offizier Mader nicht wäre, wäre die Abteilung flöten gegangen. Sicher hatte er den Parteifunktionär so verunstaltet und da war noch die Sache mit der exotischen Frucht.
Aber sie konnte sich vielleicht vieles von dem Spinner abschauen. Sie würde ihn fragen, ob er sie weiterbilden könnte, wenn es seine Laune zuließ. Sie wollte die Mittel und Möglichkeiten bis zum bitteren Ende nutzen, bevor die Abteilung sich von ihr entledigen wollte.
Sie hatte gehofft, die ganze Sache hinauszögern zu können, indem sie sich weigerte irgendwelche Waffen zu entwickeln. Sie war, ist und wird immer die Frau sein, die den Menschen half. Leider konnte Krone damit arbeiten und hatte sie in die Spionage-, Abwehr- und Unterstützungsecke verfrachtet.
Entgegen ihrer anfänglichen Befürchtungen herrschte ein beunruhigend ruhiges Arbeitsklima. Die anderen Magister waren dort glücklicherweise nett, auch wenn nicht weniger schräg. Sie konnte schwören, dass der Magister mit dem Namen Feder leise tickte und sie begriff nicht, warum der Gigant Käfig eine Heidenangst vor Mader hatte.
Womit sie wieder im Hier und Jetzt ankam.
„Ich wünscht, ich könnte mich unsichtbar machen… Oh“
Sie schalte die Nähmaschine an.
Ein Labor des Ministerium für Staatsicherheit, Berlin, 18. 10. 1975
Magistra Wunder saß bedrückt an ihrem Werkplatz. Sie hatte in dem Projektbericht von letzten Donnerstag ein wenig beschönt.
Zwar hatte sie besagten 4 m2 großen Umhang, doch zweifelte sie, dass sie am Ende Monats einen brauchbaren Prototypen hinbekommen würde. Sie kam auf keine Lösung, obwohl sie die erste war die kam, und die letzte die ging. Sie seufzte und erhob sich, um zum wiederholten Mal das Stoffstück unter dem Licht zu begutachten.
Ein ruhiges, aber bestimmtes Klopfen wies sie auf den erwarteten, oder eher befürchteten, Besucher hin. Sie strich den Soff glatt und bat den erfahrenen Magister herein.
Magister Krone war zwar nicht deutlich größer als sie sich vorgestellt hatte und strahlte eine Selbstsicherheit und Erfahrung aus, die sie Respekt gegenüber ihm verspüren ließ. Er wirkte jünger als sie sich ihn vorgestellt hatte. Sie musst sich eingestehen, dass sie sich einen „weisen Meister“ vorgestellt hatte. Doch trug er anstelle der Robe einen schlichten blau-grauen Anzug und von dem Bart war nur ein gepflegter Bereich an Kinn übrig geblieben. Am Kinnbart kratzte er sich, als er ihre Arbeit betrachte, nachdem sie fertig geredet hatte. „Mit Kanälen und Adern, um eine Wahrnehmungsstörung zu erzeugen, haben Sie es noch nicht versucht, Frau Wunder?“
Sie zögerte: „Ich bin noch sehr grün Hinter den Ohren, daher sagen mir diese Dinge leider nichts… Was meinen Sie mit Wahrnehmungsstörung, Magister Krone?“ Dabei hatte sie vorgehabt, einen so guten Eindruck zu machen. Seine Reaktion aber überraschte sie.
„Sie fertigten dies, ohne einen Ahnung vom Handwerk zu haben?“
„N…Nein, werter Magister Krone, ich habe schon vorher mit Stoff gearbeitet. Habe ich… ich einen Fehler gemacht?“, fragte sie nervös den Magister in Angst sehr herbe Kritik von diesem zu bekommen, doch es kam nicht so.
„Erlauben sie mir eine Frage, Magistra Wunder. Waren sie an…“, er überlegte sich etwas kurz, „… an einer Schule oder Universität, wo man ihnen so etwas zeigte?“
„N-nein.“, entgegnete Wunder, „Auch keine Ausbildung als Famuli bei einem Magus oder Maga?“
„Nein, ich habe mir alles selber bei gebracht.“ „Also haben sie es aus Bücher, wie man Magie nutzt? Was sie hier gebastelt haben, ist eine sehr komplizierte Art um dass Problem zu lösen“
Sie blinzelte mehrmals kurz. ‚Magie’? Ein erwachsener Mann, der in einer sozialistischen Abteilung arbeitete, nutze so ein abergläubisch anmutendes Wort. Ihr fiel ein welche Abteilung. Doch sie war zu neugierig.
„Was meinen sie mit Magie? Ich dachte das sei normal“
Magister Krone lies nicht locker: „Hatten Sie Zugang zu Bücher der ‚Akademie’?“
„Akademie? Nein, ich habe schon als Kind gerne gebastelt und für andere Spielzeug gemacht…“
Magister Krone sah sie sehr genau an und ihr war dabei unwohl. Ein wenig in Gedanken, fragte er rhetorisch: „Warum sind Sie der Akademie nicht aufgefallen? Eine Gehilfe kann ich immer brauchen“
Er wand sich wieder dem unfertigen Prototypen zu. „Mal sehen, was ich machen kann… Sie werden so einen Leiter aufzeichnen, wodurch… so entlang“, während er ihr erklärte, führ er mit dem Finger Muster über den Stoff. Magistra Wunder zeichnete die Linien nach, da sie zu komplex waren, um sie sich als Leihe zu merken..
„Mit was male ich die Linien?“, fragte sie, als er endete.
„Oh, das werde ich ihnen schon noch früh genug zeigen.“ Sein lächeln war ihr nicht ganz geheur.
Schulungsraum des Ministerium für Staatsicherheit, Berlin, den 25. 10. 1975
Magister Krone beendete den Satz und ein kleines ‚Irrlicht’ wuchs. Magistra Wunder flüsterte unsicher die Formel nach, und mehre kerzenflammengroße Lichter erschienen. Sie seufzte und machte ein frustriertes Gesicht. Magister Krone rieb verärgert seinen Kinnbart.
Nach dem ihr Magister Krone mit einem ‚Siegel’ und ‚Fluch’ gesorgt hatte, dass sie niemanden ausserhalb der Abteilung über die internen Machenschaften erzählen würde, versuchte er ihr seit fast einer Woche, die Grundlagen der Magie einzuführen.
Zwar war Krone einer der Klassenbesten gewesen, doch war er zum Teil mit seinem Latein am Ende. An Ehrgeiz fehlte es ihr sicher nicht, eher das Gegenteil, sie machte ihm alle Ehre. Offizier Konstantin Mader hatte mehrmals schon gewarnt, dass sie nicht zu sehr Krone nacheifern sollte und er keinen zweiten Unruhestifter gebrauchen konnte. Zwar war Wunder fähig, die Formel und Anweisungen zu nutzen und etwas zu erschaffen, doch entweder war es zu lebendig oder unterschied sich sonst wie von dem was der Magus vormachte. Krone bemerkte schnell, dass sie ehr ein Lenkender-Typ der Schamanen und Druiden war, was ihm, als unterwerfender und beugender Zauberer, schwer machte sie richtig auszubilden. Nicht unmöglich, nur langwieriger. Krone wollte nicht Mehraufwand.
Seine Lichtkugel blieb gehorsam in der Luft, während ihre ‚Glühwürmchen’ eifrig um sie herumschwirrten, scheinbar um sie aufzumuntern. „Schluss für heute, meine Zeit ist begrenzt. Studieren Sie die Bücher, die ich ihnen geraten habe“, befall Krone.
„Meinen sie, Meister Krone?“ Obwohl er sie nur herzlos nebenbei ausbildete, nahm sie eben dies als Motivation, um ihn zu beindrucken, was sich in ihren Fortschritt ersichtlich machte. Der einzige Grund, warum er sich überhaupt noch um sie kümmerte.
„Zeigen Sie den Prototypen T1 “
Sie wurde wieder wacher und reichte ihm den fertigen Prototyp T1. Er überflog es. „Gut, Sie haben sich sehr pingelig an meine Vorgabe gehalten.“ Magistra Wunder streckte stolz die Brust raus. Sie ist wie ein Kind. Ein Kind kann man besser ausnutzen. „Nächsten Dienstag ist es so weit, dass Sie es Offizier Mader zeigen können.“
Funkzentralle des Ministerium für Staatsicherheit, Berlin, den 5. 11. 1975
Magistra Wunder sass nervös neben der Person, die Agent Os Funksprüche empfing. Nicht nur war dies das erste Mal, dass sie eine Mission miterlebt, sondern auch ihr Können wurde auf die Probe gestellt. «Hier Agent O. Befinde mich in den Perimeter… nähere mich dem Gebäude», krächzte es aus dem Lautsprecher. Wunder rutschte näher. Sie saß verständlicherweise wie auf Nadeln, was auch die Person neben ihr nervös machte. „Verstanden, Agent O“ Die Folgenden fünf Minuten waren mit schreiender Stille gefüllt.
«Bin vor dem Gebäude. Steige gleich aus.» Das Öffnen und Zu-knallen einer Tür. Schritte, zügig, aber nicht so eilig, da es auffällig gewesen wäre. «Es ist wolkig, doch zum Glück weht ein Wind. Wir können Regen nicht brauchen…» Magistra Wunder lehnte sich schnell vor, bevor der Funker etwas tuen konnte. „Wenn alles klappt, sollten Kugeln ihnen kaum was anhaben“ «Kaum? Wie beruhigend…» „So lange Sie Schmerz fühlen, sind sie angreifbar, aber man soll mal versuchen Sie zu treffen.“ Der Funker schob sich wieder vor das Gerät. „Riskieren sie es trotzdem nicht, haben Sie verstanden?“ «So klar, wie es… Ich muss still sein» Wunders krampfte zusammen. Bitte, Bitte, klappe. Sie wusste genau so gut, dass ihr Prototyp funktioniert. Magister Krone hatte seinen Segen gegeben und bei der Vorführung war Offizier Mader zu frieden gewesen. Agent Os Schritte wurden immer leiser, aber verstummten nicht vollständig. Wie ein Hintergrundgeräusch waren zwei, drei, vielleicht vier Männer zu hören, die den Spion in ihrer Nähe nicht bemerkten. Magistra Wunder hatte plötzlich ein Schreckensvision: Wie würde der Spion O unauffällig in das Gebäude kommen, ohne dass sich jemand über die sich selbst öffnete Tür zu wunderte?
Agent Os schritte wurden entspannter, doch er flüsterte immer noch: «Bin im ersten Stockwerk. Alles ist sehr ruhig,nicht überraschend, gegeben der Uhrzeit. Es ist komisch, sonst infiltriere ich, wenn man mich sieht. Und wenn ich mich reinschleiche, ist dass eine vollkommen andere Route…» Der Funker tippte leicht gegen das Mirko: „Seien Sie trotzdem wachsam, wir können es nicht gebrauchen, wenn sie übermütig werden“ «Sie haben Recht. Bin schon im zweiten, … » O blieb stehen, beziehungsweise es wurde überaus still. Ein dumpfes, stapfendes Geräusch, so laut, das es sehr deutlich zu hören war, durch drang das rausche Stille. Schrecklich lange zehn Minuten schlichen vorbei.
«Was bei Lenins Schnauzer…!», fauchte Agent O endlich.
„Was ist los gewesen?“, Der Funker war jetzt besorgter und nervöser als die Frau neben ihm. „Was haben wir gehört? Antworten Sie bitte“ «Ich weiß es nicht, aber es war sicher anomal. Ich sage mehr dazu, wenn ich zurück bin. Ich…», kurze Stille, «Ich bin in Verzug, weil mich dauernd etwas aufhält»
Das leise Kratzen ließ vermuten, dass O sich an einer Tür zu schaffen gemacht hatte.
Ein Flattern und Klack einer schliessenden Tür, gefolgt von einem Klick einer Taschenlampe. O summte nervös.
«Ich habe die Dokumente» Os Stimme knackste aus den Lautsprechern. «Und da der größte Teil der Belegschaft schon weg ist, kann ich ungestört rausgehen»
Wunder lauschte dem Tipp-Tapp der Füße die etwas auffällig die Türe eilten. Das Warten hatte sie an den Fähigkeiten des Agenten zweifeln lassen.
Was wenn nicht mein Prototyp, sondern der Agent am Scheitern schuld war? Würde man ich dann auch schuldig sprechen? Bitte, lass es gut kommen.
Das Laute schlagen einer Autotüre erklang. «Bin im Trabanten»
„Gratulation, Agent O. Wir erwarten sie“
« Schmeißen sie den Kaffeekocher an, ich brauche etwas zur Stärkung»
Auf einer Terrasse, Berlin, den 15. 11. 1975
Zu fünft saßen Wunder, S, Feder, Käfig und, etwas abseits von den anderen, K auf der Terrasse von einer Cafeteria. Vor jedem war eine Tasse oder Glas mit einem Getränk und unterschiedlichen Stadium der Leere. Diese kleine Gruppe von Personen war mehr oder weniger Magistra Wunders überschaubar Freundeskreis.
„Und Wunder, hast du dich eingelebt?“, wollte K mit seiner freundlichen Stimme wissen.
Wunder antwortete nicht gleich: „Lustiger Weise ja. Unglaublich, das alles so gut kam“
S schnaubte. „Wir sind nicht alle wie Krone. Du weißt ja, ich mache das nicht zum Vergnügen“
Feder tippte auf den Tisch: „Ich habe dich schon in Aktion gesehen“
Wunder lachte. „Nimm ihr nicht auch noch ihre letzte Freude.“, sie sah sich den Ausblick an, „ich bin überrascht: Früher habe ich mich versteckt. Ich sitze mit euch hier, als wären wir von einem normalen Firma. Ich habe Freunde, die wissen was ich mache. Ich habe mich sogar mit S angefreundet“
S gab ihr einen freundschaftlichen Schlag gegen den Hinterkopf. „Wir sind auch Opfer dieses System, deswegen sind wir auch hier, in diesem Augenblick. Das ist der wahre Geist des Sozialismus, nicht dieses lebensgroße Strategiespiel.“
Käfig hob seine Tasse: „Lassen wir diese trüben Gedanken. Ich möchte lieber auf Wunders Erfolg mit ihrem ersten Projekt und unsere Zusammenarbeit anstossen. Auf weitere Erfolge“
Wunder bekam ganz leuchtende Augen. „Ich habe eine Idee. Lass uns ein Foto machen!“
Fortsetzung:
Zwei sind schon eine verschworene Gemeinschaft