Tag Eins
Wo bin ich? Alles ist verschwommen… Ist das ein Krankenhaus? Bin ich verletzt? Mein Hals ist so trocken… Wieso ist da eine Kanüle in meinem Arm? War ich im Koma? Was ist das für ein Schlauch in meinem Mund!?
Ich versuche aufzustehen, nur um zu bemerken, dass ich festgebunden bin. Meine Arme und Beine sind gefesselt, wie bei einem Patienten in einer geschlossenen Abteilung. Ich bekomme Panik und wehre mich gegen die Fesseln, mache dabei gedämpfte, grunzende Geräusche. Nach fünfzehn Minuten habe ich keine Kraft mehr und gebe auf. Ich versuche, die Sache positiv zu sehen. Als ich entführt wurde, haben sie so schreckliche Dinge gemacht. Aber jetzt… jetzt wird alles gut. Ich bin in Sicherheit, erhole mich in einem Krankenhaus, auch wenn ich gefesselt bin, ist es besser als vorher.
Wo ist der Schwesternruf? Vielleicht haben sie mir keinen gegeben, weil ich im Koma lag. Ich warte einfach, bis ein Arzt vorbeikommt. Ich hoffe, ich kann bald meine Familie wiedersehen. Mama wird sich freuen, dass es mir wieder gut geht. Dieses Krankenhauszimmer ist echt groß. Ich frage mich warum. Vielleicht ist es eines von diesen modernen Krankenhäusern mit riesigen Hallen. Oh! Ich wette, sie haben auch eine große Cafeteria. Wenn ich diesen Schlauch los bin, gibt es ein Festessen!
Ich wackel etwas mit den Zehen, erinnere mich an ein Lied, das ich vor einiger Zeit gehört habe, nicke ein bisschen mit dem Kopf dazu. Es ist endlich vorbei, und gleich werde ich wieder mit meiner Familie zusammen sein. Als ich nach unten sehe, um meine Füße etwas kreiseln zu lassen, bemerke ich die große Beule, dort unter dem Krankenhaushemd, wo eigentlich mein Bauch sein sollte. Oh Gott…ich bin schwanger!? Wann ist das passiert? Naja, wenn man bedenkt, was vor meiner Rettung geschehen ist, macht das wohl Sinn. Egal, meine Familie wird für mich da sein. Sie wird mir helfen, das durchzustehen, das weiß ich. Papa wird wahrscheinlich etwas geschockt sein, aber Mama wird sich freuen, endlich Großmutter zu sein, trotz der schrecklichen Umstände.
Ich überlege, wie ich sie nennen soll. Oder ihn? Ich sollte besser schon anfangen, mir einen guten Namen zu überlegen. Jessica? Stanley? Adam? Rachel? Nun ja, andereseits, es sieht so aus, als wäre ich noch nicht weit fortgeschritten. Ich werde mir von meiner Familie helfen lassen, einen guten Namen zu finden. Ich frage mich, ob meine Freundinnen eine Babyparty für mich machen werden. Ich frage mich… ob meine Freundinnen überhaupt gerettet wurden. Alles ist so verschwommen.
Das Licht hier ist so hell. Ist das da eine Überwachungskamera? Sehr gut. Vielleicht wird einer der Sicherheitsleute ihnen Bescheid sagen, dass ich wach bin. Ich werde einfach weiter meine Füße und meinen Kopf bewegen, um ihnen zu zeigen, dass ich wach bin. Sicher kommt gleich jemand vorbei.
"Subjekt ist bei Bewustsein. Zeit bis zur Prozedur: 4 Stunden. Zeit bis zur nächsten Fütterung: 20 Minuten"
Wissenschaftler Garland sah auf den Überwachungsmonitor und seufzte tief. Nur noch sechs Tage, dann würde er einem anderen Projekt zugeordnet werden. Er klopfte auf die Tastatur, versuchte sich abzulenken. Er versuchte, sich gedanklich mit unwichtigen Dingen zu beschäftigen, während er wartete. Sein Abendessen gestern, und was er heute Abend kochen könnte. Er hasste es, in der Kantine zu essen. Sie versuchten stets, etwas großartiges zuzubereiten, und es war auch immer hervorragend, aber er glaubte an den Wert einer selbstgekochten Mahlzeit. Die anderen Wissenschaftler und Ärzte würden wegen seiner Essenswahl wieder Witze über ihn machen. Wieso Geld für eigenes Essen ausgeben, wenn die Foundation es kostenlos zur Verfügung stellt? Es ging ihm verdammt nochmal ums Prinzip. Und überhaupt, für was sollte er denn sonst Geld ausgeben?
Die Tür zu meinem Zimmer öffnete sich. Wow, ist das eine große Tür. Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Ein Mann in Berufkleidung kam herein. Sehr gut! Sie haben endlich gemerkt, dass ich wach bin. Ich wippe mit den Füßen in Richtung des Mannes, schaue den Arzt mit großen, dankbaren Augen an. Er nähert sich, mit einem ziemlich trübsinnigen Gesicht. Wieso ist er so schlecht gelaunt? Ich bin wach! Gleich wird er meine Eltern anrufen und dieser Schlauch kommt raus und ich kann endlich einen richtigen Cheeseburger essen. Ich möchte ihn fragen was mit ihm los ist, aber der dämliche Schlauch verhindert es. Stattdessen mache ich ein hoffnugsvolles Grunzen. Er erreicht mein Bett und bringt irgendwas an meinen Schlauch an. Es rutscht meinen Hals entlang und landet in meinem Magen. Naja, gar nicht so schlecht, und ich war ja eh hungrig. Er nimmt meine Bettpfanne, wechselt sie und geht wortlos wieder, trotz meines Grunzens. Er muß doch gemerkt haben, dass ich wach bin. Vielleicht hat er einfach einen schlechten Tag? Aber wie schlecht kann ein Tag sein, an dem eine seiner Patientinnen aus dem Koma erwacht? Das ist merkwürdig. Ob seine Frau gerade die Scheidung eingereicht hat oder so? Na, ist ja auch egal, jetzt telefoniert er sicher gerade mit meinen Eltern. Bald werden sie hier sein. Dieses Essen macht mich etwas müde. Ich denke, ich mache noch ein Nickerchen, hab ja auch sonst nichts zu tun. Langsam sinke ich einen angenehmen Schlaf.
"Fütterung abgeschlossen. Zeit bis zur Prozedur: 3 Stunden, 30 Minuten."
Wissenschaftler Garland sank in seinen Sessel, atmete dabei tief aus, starrte auf den Bildschirm, [..]wie ein Mann, der Jahrzehnte voller Grausamkeiten innerhalb von 25 Tagen gesehen hatte. Diese Tage waren die schlimmsten. Die Tage, an denen sie glücklich war. Die Tage, an denen sie es nicht wusste. Er sah, wie sie die Augen schloss, ihr Atem langsamer ging, ein Zeichen dafür, dass sie friedlich schlief und träumte. Sein Herz schmerzte. Er wollte hineingehen. Er wollte sie von all dem erlösen, aber seine Pflicht war klar. Er konnte sich keine Sekunde der Schwäche leisten. Er konnte lediglich die Minuten zählen, bis er selbst auch wieder glücklich sein konnte.
Das Zischen der sich öffnenden Tür weckt mich. Endlich! Meine Eltern sind da! Ich kann es nicht erwarten sie zu umarmen, ein tränenreiches Wiedersehen zu feiern und mein Leben wieder zu beginnen. Ist die Beule in meinem Bauch größer geworden während ich schlief? Das kann nur Einbildung sein. Ich blinzel, versuche zu erkennen, welche von den sechs Besuchern der Arzt, und welche meine Eltern sind. Was ist los? Alle tragen orangene Overalls. Diese Typen sind nicht meine Eltern. Vielleicht sind es irgendwelche Hausmeister? Sie sehen alle ziemlich dumm aus. Wahrscheinlich irgendeine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Obdachlose. Sehr ehrenwert. Ich frage mich, wie lange ich geschlafen habe. Ich werde die Hausmeister nicht stören. Sie haben sicher viel zu tun.
Wieso machen sie nicht sauber? Sie haben keine Eimer oder Besen dabei. Was passiert hier?
Das ist kein Krankenhaus.
"Zeit: 2237. Die Prozedur hat begonnen."
Wissenschaftler Garland tippte auf seiner Tastatur, während er seine Augen wie vorgeschrieben auf den Monitor gerichtet hielt. Das Subjekt stöhnte laut und schmerzerfüllt, protestierent und gequält, übertönte damit die Diskusionen der Klasse-Ds, bevor er den Ton abschaltete. Diese kranken Schweine… Der einzige Gedanke, der ihn lächeln ließ war, dass er in sechs Tagen versetzt werden würde und sie alle terminiert. Obwohl Terminierung ein viel zu leichtes Ende für sie war. Auch diejenigen, die nur zögerlich mitmachten. Sie alle verdienten viel schlimmeres. Sie verdienten so zu leiden wie seine Patientin. Sie verdienten die Hölle auf Erden.
Bei diesem Teil wurde im jedes mal übel. Er war Arzt. Er war es gewohnt, frisches Blut, getrocknetes Blut, Verletzungen zu sehen. Das hier war anders. Es lag keine Heilung in diesem Blut , sondern ausschließlich Leid. Es war bösartig. In diesen Momenten bereute er, dass er nie den hippokratischen Eid abgelegt hatte. Es gab einzigartige Möglichkeiten für autodidaktische Unterweltärzte und sehr viel Geld. Aber dann trat die Foundation an ihn heran und versprach ihm noch mehr Geld, eine vollwertige Ausbildung und die Möglichkeit, mit den ungewöhnlichsten Fällen der Welt zu arbeiten… Nun, wer hätte das abgelehnt? Jetzt wünschte er sich die Tage zurück, an denen er Kugeln aus angeschossenen Gangstern zog.
Aufhören… Bitte… Ihr tötet mein Baby…
"Zeit: 2349. Prozedur wurde mit 100% Effektivität ausgeführt."
"Zeit bis zur nächsten Fütterung: 8 Stunden. Zeit bis zur nächsten Prozedur, 22 Stunden."
Garland lehnte sich zurück und atmete zitternd. Er sammelte seine Sachen ein, stopfte sie in einen Beutel und bereitete die Ablösung durch die Nacht-Wissenschaftlerin vor. Er kannte nichtmal den Namen des Subjekts. Sie hatten alles zensiert. Ihren Namen, ihre Vergangenheit, ihre Familie. Das war eine kluge Entscheidung. Andernfalls hätte er wahrscheinlich seine Karriere und sogar sein Leben riskiert um sie zu retten. Es war leichter, wenn er einfach nichts wußte.
"Hi Bruce" zirpte es aus der Sprechanlage. Garland schaute auf den anderen Monitor und sah seine Ablösung. Er ließ sie hinein.
"Mann, du siehst ja schrecklich aus. Also, noch mehr als sonst. Warum so trübsinnig?" Doktor Kanade betrachtete Garland, während sie ihren Rucksack auf den Tisch stellte, eine Flasche Wasser und einen Apfel herrausnahm, ein Stück abbiss und geräuschvoll kaute. Doktor Garland gab ihr nur einen wissenden Blick und schaute dann zu Boden.
"Oh… ja, Tag Eins… Bruce, du darfst dich nicht so sehr mit ihr beschäftigen. Was wir machen, sichert unser aller Leben. Deines, das deiner Verwandten, Scheiße, sogar das von irgendwelchen armen Kindern in Timbuktu oder sonstwo. Lass es nicht an dich heran."
"Du hast Glück die Nachtschicht zu haben, Amy." antworte Bruce und ging zur Tür der Sicherungseinheit. "Wir sehen uns in zwölf Stunden."
Doktor Kanade salutierte ihm scherzhaft mit ihrem halbgegessen Apfel bevor er sich umdrehte und den Raum verließ; die Tür schloss sich zischend hinter ihm. Zwölf Stunden vergehen sehr schnell, wenn man sich ständig vor dem nächsten Tag fürchtet.
Ich weine immer noch. Vier Stunden nach der schrecklichen Erfahrung. Ich weine immer noch. Mein Hals tut so weh. Sie haben mein Baby getötet. Es mir genommen. Ich möchte meinen nun flachen Bauch reiben, er tut so weh. Ich kann meine Arme nicht bewegen. Kann meine Beine nicht bewegen. Ich verdiene das nicht. Ich verdiene das nicht. Ich verdiene das nicht. Ich verdiene das nicht…
Tag Zwei
Eine Ärztin kam heute Morgen und stopfte mehr Essensbrei in meinen Schlauch. Sie wechselte meine Bettpfanne und reinigte mich kurz mit einem Schwamm. Sie wissen es. Sie wissen, was passiert ist. Das sehe ich. Wieso unternehmen sie nichts? Ich will nach Hause. Ich… Moment, was ist das für eine Beule in meinem Bauch? Ich dachte…War das nur ein schlechter Traum? Vielleicht irgendeine Halluzination durch die Medikamente? Das muss es sein, aber es hat sich so echt angefühlt. Ich seufze erleichtert. Es tut immer noch weh, aber das ist sicher nur psychoso- psychsonstwas. Phantomschmerzen. Aber andererseits, wieso war da Blut im Wasser, nachdem die Ärztin mich gewaschen hat? Merkwürdig. Oh, da kommt wieder der traurige Arzt. Er gibt mir Abendessen, oder ist es das Mittagessen? Ich weiß es nicht, es gibt hier keine Uhr. Ich kann nichts schmecken, aber wahrscheinlich ist das auch besser so. Hoffentlich kann ich bald meine Familie sehen. Nach dem Essen beschließe ich zu schlafen. Viel anderes kann ich in diesem verdammten Bett ja nicht machen.
Tag zwei ist ein wenig besser als Tag eins, aber nur ein wenig. Sie hat heute immer noch Hoffnung. Sie kann immer noch lächeln. Sie glaubt, die letzte Nacht wäre nur ein verrückter Alptraum. Das würde jeder denken. Es ist zu grauenvoll, um es für echt zu halten. Es ist eine natürliche Abwehrreaktion des Verstandes, sich vom Schmerz und dem Trauma zu lösen.
"Beginnt die Prozedur."
Danach wird es leichter. Das ist es immer. Halte nur noch heute durch. Er sah, wie die Männer ihre Arbeit begannen und ließ den Ton ausgeschaltet.
Oh, die Tür geht wieder auf. Vielleicht kann ich endlich meine Eltern sehen.
Die Beule in meinem Bauch ist definitiv größer als vorher. Irgendetwas stimmt hier nicht.
Moment… sechs Leute. Orangene Overalls
Oh Gott.
Es war kein Alptraum. Es passiert wieder.
Doktor Garlan beobachtete, wie angeordnet, die Prozedur erneut. Er beobachtete, wie sie sich in schrecklichem Schmerz wand, wie sie vor Qualen zuckte und wie sie unkontrolliert weinte. Die D-Klassen wechselten täglich die Rollen, so dass jeder einmal jeden Teil der Prozedur durchführte. Nur noch vier Tage und heute…die Minuten zählen. Er würde seinen wohlverdienten Urlaub bekommen und dann eine Zuordnung zu einem anderen Projekt erhalten. Alles würde besser sein als das hier.
"Zeit: 2259. Prozedur wurde mit 100% Effektivität ausgeführt. Zeit bis zur nächsten Prozedur: 22,5 hours"
Seine Ablösung kam heute sehr früh. Vielleicht, um ihm nach dem vorherigen Tag eine Pause zu geben. Er ließ sie hinein, packte seine Sachen und ging.
Tag Drei
Ich wachte heute weinend auf. Nur weinen. Mein Bett muss jetzt mit Tränen vollgesogen sein. Sie wissen alle, was sie mir antun.—mein Bauch hat wieder diese Beule. Ich bin wieder schwanger. Aber sie haben letzte Nacht wieder mein Baby getötet. Sie haben es mir wieder weggenommen. Aber ich bin wieder schwanger. Wieder. Ich bin wieder schwanger. Sie werden heute abend wiederkommen, und es wieder machen. Alles. Jede Sekunde. Ich möchte nicht essen. Ich möchte sterben. Lasst mich bitte sterben. Ich möchte sterben…ich möchte sterben…ist es Morgen oder Nacht?…Ich werde einfach versuchen zu schlafen…
"Beginnt die Prozedur."
Oh Gott… Sie sind wieder da. Es passiert wieder. Ich möchte sterben. Bitte, tötet mich! Tötet mich!
Tag Vier
Ich muss in der Hölle sein. Genau! Ich bin in der Hölle! Ich bin schon gestorben, und ich bin in der Hölle. Deswegen werde ich immer wieder schwanger, deswegen wächst es so schnell. Deswegen macht es ihnen solchen Spaß, es jeden Tag wieder zu töten.
Ich bin in der Hölle.
Tag Fünf
Sie sind wieder da. Sie machen es wieder. Einfach nur ertragen, und dann kann ich wieder schlafen. Schlaf ist meine einzige Möglichkeit, all dem zu entfliehen. Das einzige bisschen klaren Verstand, das ich noch habe. Beeilt euch einfach, damit ich wieder schlafen kann.
Tag Sechs
Doktor Garland zählte die Minuten, dann die Sekunden. Nur noch ein paar kurze Minuten, und dann würde er diesen Ort verlassen, die Amnesia nehmen und diesen Ort vergessen. Er nahm einen kleinen Schluck aus seinem Kaffeebecher, sah ein letztes Mal die Prozedur. Er fragte sich vage, mit was sie wohl den Monat ersetzen würden. Er hoffte, es würde etwas langweiliges sein.
"Aufgewacht, Bruce." Endlich, es war geschafft. Amy war da, um ihn abzulösen. Er ließ sie hinein, packte hastig seine Sachen und stopfte sie in seine Tasche. Amy klopfte ihm auf die Schulter und zeigte ihm ein breites Grinsen, während sie in eine Birne biss und laut kaute.
"War ein harter Monat, hm? Nun, für mich hat der Dreck auch ein Ende. Morgen senden sie mir deinen Ersatz, und dann bin ich auch draußen.
"Ich kann nicht sagen, dass ich hier gerne mit dir zusammen gearbeitet habe, denn so war es nicht.", antwortet Doktor Garland, wofür er ein herzhaftes Lachen erntete, während er zum letzten Mal den Sicherungsbereich verließ.
Bruce Garland stellte seinen Rucksack auf den Tisch in seinem Wohnheim und sank ins Bett. Auf dem Nachttisch lag ein brauner Umschlag. Er enthielt zwei Pillen und einen Brief. Er schluckte die Pillen sofort und ohne Wasser, bevor er den den Brief öffnete, um ihn zu lesen.
Dr. Bruce Garland
POST-PROJEKT-ANWEISUNGEN
Zusammen mit diesen Anweisungen erhalten Sie eine (1) Dosis Klasse-A-Amnesia und eine (1) Schlaf-Pille der Marke Ambien. Nehmen Sie beide gleichzeitig ein. Sie erhalten Erinnerungen an eine Unterstützung der MTF Lambda-P ("Whisperers") bei der Wiederergreifung eines ausgebrochenen SCPs. Sie enthält die Behandlung von Verletzungen der verwundeten Mitgliedern dieser Einheit. Ihr diensthabener Vorgesetzer hat festgestellt, dass Ihr Verhalten unter Streß vorbildlich ist. Ein entsprechender Eintrag wurde in Ihre Akte aufgenommen. Weiterhin wurde Ihr Jahresgehalt deswegen um $6,000 USD erhöht. Sie werden hiermit angewiesen, vier Wochen (31 Tage) Erholungsurlaub zu nehmen und sich danach beim Personalverantwortlichen der Einheit, Direktor Bright zwecks Neuzuordnung zu melden.Damit enden die Post-Projekt-Anweisungen.
Zum ersten Mal seit einem Monat lächelte Doktor Garland, zerknüllte den Brief und warf ihn in seinen leeren Papierkorb. Er nahm eine Flasche Whiskey aus seinem Beutel, nahm einen tiefen Schluck und fiel in einen friedlichen Schlaf, gespannt auf den Beginn seines Urlaubs.
Doktor Garland erwachte mit Kopfschmerzen. Das war ein gewaltiger Kater. Er hätte am letzten Urlaubstag nicht soviel trinken sollen. Aber er hatte sich eine gute Zeit verdient nach der Zusammenarbeit mit dieser MTF-Einheit. Es erging ihnen sehr schlecht. Der Skip war nicht leicht wieder einzufangen. Er öffnete seine müden Augen und streckte sich. Er stand auf, griff sich seine Hose vom Boden und suchte in den Taschen nach der Telefonnummer der heißen Forscherin, mit der er letzte Nacht gesprochen hatte. Sie war nicht da. Mist, dachte er. Er musste sie verloren haben, als er auf seinem Heimweg betrunken durch die Wohnheimflure gestolpert war. Egal, er würde ihr sicher noch einmal über den Weg laufen, versicherte er sich.
Er ging zur Tür und sah, dass ein braunen Briefumschlag unter der Tür durchgeschoben worden war. Wieso konnte die einem die Projektzuordnung nicht persönlich miteilen? Nun ja, so ist eben das Leben in der Foundation. Im Umschlag befand sich lediglich eine kurze Mitteilung zu seiner neuen Aufgabe.
Dr. Bruce Garland
PROJEKT-ANWEISUNGEN
Dr. Garland hat sich sofort bei der Transportzentrale von Site-19 zu melden, zwecks Zuordnung zu einem einmonatigen Projekt betreffend SCP-231-7. Bei Projektabschluss wird ein Klasse-A-Amnesia gestellt. Jede Rückfrage ist an Ihren Einheitsleiter zu richten.Danke.
Dr. Jack Bright
231, na sowas. Garland hatte die Gerüchte darüber gehört. Irgendwas von schrecklichen Prozeduren. Egal, es war ja nur für einen Monat. Er zerknüllte die Nachricht und warf sie in seinen leeren Papierkorb, schwang sich seinen Rucksack auf die Schulter und machte sich auf zu seinem neuem Projekt.