Objekt-Nr.: SCP-986
Klassifizierung: Sicher
Sicherheitsmaßnahmen: SCP-986 wird derzeit im Archiv für anomale Dokumente in Standort-11 gelagert. Der Inhalt von SCP-986 ist wöchentlich vom Forschungspersonal auf Veränderungen zu untersuchen. Alle Änderungen am Inhalt von SCP-986 sind nach Benachrichtigung des Forschungsleiters vom Personal aufzuzeichnen. Auf eine Liste der Nachrichten und Erzählungen von SCP-986 kann mit Erlaubnis des Forschungsleiters zugegriffen werden.
Personal mit einem Bildungshintergrund in Literaturkritik und/oder Kryptografie ist bei der Personalzuweisung zu SCP-986 zu bevorzugen.
Beschreibung: SCP-986 ist ein unveröffentlichtes Manuskript mit dem Titel The Absent Willows (z. Dt. Die fehlenden Weiden), das wahrscheinlich vom amerikanischen Schriftsteller William Faulkner geschrieben wurde. Das Manuskript besteht aus 1208 gebundenen Seiten, die ein Originalwerk der Belletristik und einen Anhang enthalten. Weder wurde es von Faulkner in seiner persönlichen Korrespondenz erwähnt noch wurde es von Literaturwissenschaftlern als eines der möglichen unveröffentlichten Werke des Autors angeführt.
In unregelmäßigen Abständen manifestiert sich maschinengeschriebener Text auf unbekannte Weise im 850-seitigen Anhang von SCP-986. Während der Text von The Absent Willows in Schrift geschrieben ist, die mit der tragbaren Underwood-Standard-Schreibmaschine übereinstimmt, die während Faulkners Leben verwendet wurde, entspricht der Text im Anhang keiner bekannten Standardschrift. Der Inhalt des Textes, der in SCP-986 erscheint, besteht ausnahmslos aus einem sich wiederholenden Sechs-Zeichen-Format, das beim ersten Betrachten keinen verständlichen Inhalt zu haben scheint (z. B. "GQCCKD OVNFSP QXXHAE"). Dieser Text füllt derzeit 58 % des Anhangs aus, der Rest besteht aus leerem Papier.
SCP-986 erregte die Aufmerksamkeit der Foundation im Jahr 1964, nachdem ein Vertreter von Random House, der mit der Prüfung von Faulkners Papieren betraut war, versuchte, es an ein literarisches Auktionshaus in Luxemburg zu verkaufen. Eine erste Analyse nach der Bergung von SCP-986 ergab, dass der anomale Text, der sich in SCP-986 manifestierte, eine Reihe von verschlüsselten Nachrichten war. Kryptoanalytiker erkannten das Verschlüsselungsmuster bald als Buchchiffre, aber es fehlte der Schlüssel. 1972 identifizierte das Büro für Kryptoanalyse von Standort-11 unter Verwendung von computergestützten mathematischen Analysemodellen eine Passage in der ersten Ausgabe von Go Down, Moses von 1942 als Schlüssel zur Chiffre. Nachrichten, die in SCP-986 erscheinen, wurden anschließend entschlüsselt und transkribiert.
Forschungsprotokoll 986-1: Inhalt von SCP-986
Seiten 1–358
Zusammenfassung: Ein Roman mit dem Titel The Absent Willows, der hauptsächlich im ländlichen Mississippi spielt und in drei verschiedenen Zeitabschnitten spielt (Amerikanischer Bürgerkrieg, 1910er- und 1950er-Jahre). Der Roman befasst sich hauptsächlich mit den Erfahrungen von Mitgliedern der afroamerikanischen Familie Wilpher auf der Jesperson-Plantage und der fiktiven Stadt Muskogee, Mississippi. Im Gegensatz zu vielen früheren Faulkner-Romanen spielt dieses Werk weder in Yoknapatawpha County noch verwendet es irgendwelche Charaktere aus seinem etablierten Kanon.
Synopse: Teil zwei ist eine Ich-Erzählung, die von Slumber Wilpher erzählt wird, einem älteren Afroamerikaner in der Gegenwart (die 1960er-Jahre nach der Chronologie des Buches). Slumber (der sich später als Thomas Sooters Enkel herausstellt) erzählt die Geschichte einer Begegnung mit einem reisenden Prediger in den Wäldern außerhalb von Muskogee, Mississippi. Einer kryptischen Ermahnung des tauben Predigers folgend, "zwischen die Bäume zu schauen", begibt sich Slumber auf eine Reise tief in den Wald. Nach einem Angriff eines Wildschweins, der Slumber seinen rechten Zeigefinger kostet, wird er durch Blutverlust ohnmächtig und wacht auf einer Lichtung weit im Inneren des Waldes auf. Ihm wird von einer halluzinatorischen Gestalt mitgeteilt, dass er die letzte Ruhestätte seines Vaters gefunden hat.
Teil drei ist eine poetische Transkription einer Vision, die Tyrus Murtry, Slumbers Neffe, erlebt. Tyrus, der als Hafenarbeiter in New Orleans lebt, erhält einen Brief von einer Person, die behauptet, seine Tochter im Teenageralter zu sein. Beim Lesen zieht sich Tyrus in sein gemietetes Zimmer in einem Schrotflintenhaus1 im Neunten Bezirk zurück und verfällt in ausgedehnte Träumereien. Geladen mit metaphorischen Bildern und Erzählungen, die den Leser manchmal direkt anzusprechen scheinen, konzentriert sich der abschließende Teil von The Absent Willows auf eine Frau, die nur als "Hec'ba" bekannt ist, und ihre verschiedenen Zwischenspiele in Tyrus' Leben. Der Roman endet damit, dass Tyrus sich daran erinnert, einen weiblichen Säugling an einem mit Schilf bewachsenen Flussufer ertränkt zu haben, ein Ereignis, das in der Erzählung metaphorisch sein kann oder nicht.
Anmerkungen: Es wurden keine anomalen Eigenschaften beobachtet. Die literarische Analyse bestätigt, dass die thematische Auswahl und Handlungsschauplätze nicht mit früheren Werken übereinstimmen. Die Wortwahl, der Stil, die Syntax und der erzählerische Fokus weisen jedoch alle darauf hin, dass Faulkner mit ziemlicher Sicherheit der Autor dieses Werks ist.
Seiten 359–491
Zusammenfassung: Dieser Abschnitt besteht aus entschlüsselten Nachrichten, die unmittelbar nach The Absent Willows erscheinen. Die Botschaften bilden eine unbenannte Erzählung, die anscheinend eine Passage aus dem zweiten Teil des Romans nacherzählt.
Synopse: Eine nicht näher bezeichnete indianische Frau betritt eine Lichtung in einem Wald, der dem in Teil 2 von The Absent Willows sehr ähnlich ist. Sie erinnert sich an die Geschichte des Stammes ihres Vaters in der Region und insbesondere an das Abschlachten einer europäischen Jagdgesellschaft Tage vor ihrer Geburt. Nachdem sie namenlose Geister gebeten hat, über ihre Familie zu wachen, führt sie Bestattungsriten für ihren totgeborenen Sohn durch.
Anmerkungen: Diese Erzählung wurde aus Text entschlüsselt, der während eines Zeitraums, der 1968 endete, spontan in SCP-986 auftauchte. Aufgrund früherer Teile des Textes, die vor der Bergung durch die Foundation existierten, ist das Anfangsdatum dieses Teils des SCP-986-Eintrags unbekannt.
Seiten 492–656
Zusammenfassung: Die Seiten 492–656 sind eine offensichtliche Autobiographie von William Faulkner. Zu beachten ist, dass Faulkner zu Lebzeiten keine Autobiografie veröffentlicht hat.
Synopse: Ein Erzähler (vermutlich William Faulkner, obwohl sich der Erzähler zu keinem Zeitpunkt namentlich nennt) liefert einen Bericht über die Ereignisse seines Lebens als angesehener Schriftsteller im amerikanischen Süden. Die ersten drei Kapitel dieser Erzählung stimmen mit bekannten Informationen über das frühe Leben von Faulkner überein. Beginnend mit Kapitel 4 werden jedoch größere Abweichungen von den dokumentierten Berichten über Faulkners Leben deutlich. Dazu gehören mehrere wichtige Ereignisse, von denen bisher nicht bekannt war, dass sie Faulkner widerfahren sind:
- Eine zweijährige Verpflichtung in der Willoughby-Heilanstalt in Jackson, Mississippi im Alter von 14 Jahren aufgrund einer nicht näher bezeichneten Geisteskrankheit.
- Eine homosexuelle Affäre mit einem verheirateten Professor an der Yale University.
- Eine neunmonatige Gefangenschaft in einem deutschen Kriegsgefangenenlager während des Ersten Weltkriegs.
- Ein Treffen mit Arthur Findlay während einer Vortragsreise in Großbritannien im Jahr 1937.
Im weiteren Verlauf der Erzählung weichen die in der Autobiografie dargestellten Ereignisse zunehmend von der etablierten Auffassung von Faulkners Leben ab. In den Schlusskapiteln des Buches überspringt der Erzähler bedeutende Zeiträume ohne Erklärung von Ereignissen zwischen den Kapiteln, und Ereignisse, die mit Faulkners Leben nichts zu tun zu haben scheinen (wie ein Aufenthalt als Wasserträger im Punjab, ein Testflug mit einem Versuchsflugzeug und der Prozess wegen Mordes), beziehen sich auf den Leser.
Nachforschungen von Foundation-Mitarbeitern haben ergeben, dass einige der in dieser Erzählung beschriebenen Ereignisse (wie die Einlieferung in die Willoughby-Heilanstalt2 und das Treffen mit Findlay) tatsächlich stattgefunden haben und nie von offiziellen Biographen dokumentiert wurden, während sich andere (der Mordprozess und die Behauptung, sich einen Fall von Malaria zugezogen zu haben) als nachweislich falsch erwiesen haben. Der Wahrheitsgehalt eines Großteils der Erzählung ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt weder zu bestätigen noch zu leugnen.
Anmerkungen: Nach einer langen Zeit der Inaktivität begann sich der verschlüsselte Text, der diesen Abschnitt der Erzählung umfasste, 1975 zu manifestieren und erschien bis zu seinem Abschluss im Jahr 1982.
Pages 657-678
Zusammenfassung: Dieser Teil von SCP-986 (mit dem Titel "Was ist zu tun?" in Übereinstimmung mit der ersten eingetragenen Textzeile) ist ein Dialog zwischen zwei (möglicherweise drei) namenlosen Charakteren.
Synopse: Zwei unbenannte Charaktere sprechen über einen längeren Zeitraum miteinander. Der Dialog folgt einem Muster, bei dem der erste Charakter eine Frage stellt oder eine Aussage trifft, gefolgt von dem Satz: "Was ist zu tun?" Der zweite Charakter bietet eine unsinnige Lösung an, gefolgt vom ersten Charakter, der eine weitere Frage stellt.
AUSZUG AUS SCP-986, SEITE 661
"Wie würdest du einen Freund davon überzeugen, dass er sich auch um sich selbst kümmern muss? Was ist zu tun?"
"Füttere seine Taschen mit Vierteldollarmünzen."
"Tante Marta hat mir heute einen Brief geschrieben. Was ist zu tun?"
"Warte."
Ab Seite 669 wird der zweite Charakter dem ersten Charakter immer antworten, indem er einen Akt der Selbstverletzung, z. B. Selbstverstümmelung, eine demütigende Handlung oder irgendeine Form von Selbstmord vorschlägt. Eine mögliche Interpretation dieser Entwicklung ist, dass der zweite Charakter durch einen anderen Sprecher ersetzt wurde.
Anmerkungen: "Was ist zu tun?" wurde von 1982 bis 1984 in SCP-986 eingetragen. Es ist das erste Beispiel für einen von SCP-986 erstellten Text, der eindeutig nicht zu Faulkners Schreibstil passt. Kryptoanalytiker analysieren diesen Abschnitt derzeit auf Hinweise auf zusätzliche Chiffren.
Seiten 679–798
Zusammenfassung: Die Seiten 679–798 stellen die aktuelle "Erzählung" dar, die in SCP-986 eingetragen wird, und bestehen aus einer Exegese des Thomasbuchs, einem nichtkanonischen Dokument, das sich auf das Neue Testament der Bibel bezieht.
Synopse: Der größte Teil dieses Abschnitts besteht derzeit aus einer Wiedergabe von Passagen aus dem Text des Thomasbuchs, gefolgt von ausführlichen Kommentaren zu jeder Passage. Der in SCP-986 angebotene Kommentar hat sich als schwierig zu interpretieren erwiesen, da er oft in poetischen Versen, bedeutungslosen Buchstabenfolgen, die der ursprünglichen Buchchiffre ähneln, aus der der Text entschlüsselt wird, oder einem Dialog zwischen Charakteren geschrieben ist, der denen in "Was ist zu tun?" ähnelt (das Thomasbuch selbst ist zum Großteil ein Dialog).
Auf Seite 796 ändert sich der Stil des Abschnitts abrupt und wird durch Satzfragmente ersetzt, die normalerweise aus 1–3 Wörtern bestehen. Seit dem 02.11.2010 ist dies die Modalität der SCP-986-Eintragungen.
AUSZUG AUS SCP-986, SEITE 796
"Der Verfasser dieser Passage scheint sich nicht entscheiden zu können, ob das niedere oder das höhere Selbst spricht. Es hängt möglicherweise mit einer unsachgemäßen Übersetzung zusammen, ein häufiges Problem unter den frühen gnostischen Gelehrten. Was ist zu tun?"
Setze es auf den vierten Platz. Die Straße wird weniger sein,
Wer.
Diese Augen.
Keine Hände.
Wer.
Fliehe.
Fliehe jetzt.
Wer.
Keine Ahnung.
Nein.
Hinweise: Dieser Abschnitt wird seit 1998 eingetragen. Seit dem 02.11.2010 haben sich alle 36 Tage kurze Ausbrüche von zehn bis fünfzehn Textzeichen in SCP-986 manifestiert.