SCP-4643

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Objekt-Nr.: 4643
Level 2
Eindämmungsklasse:
neutralisiert
Sekundärklasse:
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Störungsklasse:
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Risikoklasse:
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Reverend William Wells (links) und Avery Dean (rechts).


Zugewiesener Standort Standortleiter Forschungsleiter Zugewiesene Task Force
USCALA Standort-103 Jared Blake Sylvia Morrison N/A

Sicherheitsmaßnahmen: Alle Aufzeichnungen von SCP-4643 befinden sich in Standort-103, in einem gesicherten, klimakontrollierten Tresor. Die Agenten der Foundation Information Control überwachen den Internetverkehr auf Diskussionen über SCP-4643. Alle zusätzlichen Aufzeichnungen sind zu sammeln und den RAISA-Technikern zur Überprüfung und Aufbewahrung zu übergeben.

Beschreibung: SCP-4643 war ein am 16. Januar 1966 aufgezeichnetes Interview zwischen dem Late-Night-Moderator Avery Dean und dem evangelisch-christlichen Geistlichen Reverend William "Willy" Wells. Das Interview, welches ursprünglich für die Sendung "Late Nights with Avery Dean" aufgezeichnet wurde, dauerte sechzehn Minuten und sechsunddreißig Sekunden. Eine anomale Aktivität gegen Ende der Aufzeichnung führte zum Verschwinden des Moderators, des Gastes, eines Großteils des Publikums und der meisten Crewmitglieder der Sendung.

Anhang 4643.1: Hintergrund

In der Sendung "Late Nights with Avery Dean" vom 16. Januar 1966 sollte ursprünglich Jason Robards zu Gast sein, der sich mitten in einer Pressetour für den Film Tausend Clowns befand. Als Robards jedoch krankheitsbedingt absagen musste, kontaktierte der Produzent der Sendung, Jack Coffman, den amerikanischen evangelisch-christlichen Missionar Reverend William "Willy" Wells, um stattdessen in die Sendung zu kommen.

Reverend Wells hatte gerade eine vielbeachtete Mission in Borneo abgeschlossen und war noch von keinem großen Nachrichtensender interviewt worden. Dies war zum Teil auf die Berichte über die Brutalität zwischen Wells' Missionaren und der lokalen Dayak-Bevölkerung zurückzuführen. Eine Woche vor der Aufzeichnung von "Late Nights" am 16. Januar hatte der Präsident von CBS, Michael Dann, eine Erklärung veröffentlicht, in der er die Mission verurteilte und erklärte: "…wir haben nicht die Absicht, Individuen eine Plattform zu geben, die glauben, dass es akzeptabel ist, die Art von rücksichtslosen Handlungen gegen ein indigenes Volk zu begehen, wie sie uns von Herrn Wells und seinen Anhängern berichtet wurden." Dennoch setzte Coffman den Termin mit Wells fort, der die Einladung annahm.

Anhang 4643.2: Abschrift des Interviews

Hinweis: Es folgt eine Abschrift der Aufzeichnung von "Late Nights with Avery Dean" vom 16. Januar 1966".

Die Kamera schwenkt über die Bühne, während Musik spielt. Der Moderator Avery Dean kommt aus dem Backstage-Bereich und begrüßt das Publikum, welches applaudiert.

Dean: Hallo hallo hallo, ihr da draußen! Danke, danke, sehr freundlich. Ich bin Avery Dean, und danke, dass Sie heute Abend bei Late Nights dabei sind. Wir haben etwas unfassbares für Sie heute Abend, etwas wirklich unfassbares. Pop Baxter und die Late Night Band ist heute mit von der Partie!

Zuschauerapplaus. Band spielt einen kurzen Stinger.

Dean: Und wir freuen uns, dass wir heute eine echte Persönlichkeit bei uns im Studio haben; ihr kennt ihn von seinem Buch Der Appell an die Nationen, warum Gott aufgehört hat zu berufen and seiner aktuellen, viel diskutierten Mission nach Borneo- (Zuschauer flüstern) -ja, ja, nun, heute Abend werden wir der Sache auf den Grund gehen. Legen wir los, meine Damen und Herren, Reverend Willy Wells!

Höflicher Publikumsapplaus. Die Band spielt ein kurzes Stück, während William Wells die Bühne von links betritt. Er lächelt und winkt dem Publikum zu, dann nimmt er links neben dem Schreibtisch von Avery Dean Platz.

Dean: Reverend Wells, ja, ich danke Ihnen, dass Sie sich heute Abend Zeit für uns genommen haben, wir schätzen das alles sehr.

Wells: Nein, nein, ich danke Ihnen, Avery. Es war mir ein echtes Vergnügen, Ihre Leute waren bis jetzt wirklich großartig. Einfach nur großartig.

Dean: Reverend Wells, wir fangen direkt bei ihrer Missionararbeit an. Sie waren jetzt schon überall auf der Welt-

Wells: Oh ja, and allen möglichen Orten.

Das Publikum lacht.

Dean: -und Sie haben nicht wenig Schwierigkeiten auf sich genommen, um das zu tun, was Sie tun, also ist meine erste Frage wohl ein einfaches - warum?

Wells: Nun, Avery, zunächst einmal glaube ich, dass Gott, der Vater, uns alle, jeden einzelnen von uns, dazu berufen hat, sich für die Verbesserung seiner Kirche hier auf der Erde einzusetzen. Ich glaube, die meisten Leute sehen diesen Ruf nicht so wie ich. Ich nehme das sehr ernst, es ist nicht nur eine Berufung für mich, es ist ein Auftrag. Ich tue es, weil ich weiß, dass Gott, der allmächtige Vater, mich dazu berufen hat.

Dean: Hat er angerufen, oder kam die Berufung per Post?

Das Publikum lacht.

Wells: (Lacht) Nun, wissen Sie, das ist lustig. Als ich jünger war, war ich ein wirklich unkontrollierter Rotzlöffel und geriet in alle möglichen Schlamassel. Ich erinnere mich, dass ich einmal mit ein paar anderen Jungs, die etwas älter waren als ich, unterwegs war, und wir sind in diese kleine Kirche eingebrochen. Wir wollten dort etwas aus dem Büro mitgehen lassen, aber als wir dort ankamen, wurden wir von einer Gestalt in der Dunkelheit aufgehalten, die uns sagte, wir sollten verschwinden, sonst würden wir von Gott verflucht. Die Jungs, mit denen ich unterwegs war, gingen eilig, aber ich blieb und bat um Vergebung. Ich wollte ein Werkzeug für Gott sein, kein Werkzeug für den Teufel. Also nein, nicht wirklich ein Telefonanruf.

Das Publikum lacht unbehaglich.

Dean: Sie sind der, äh, nun ja, Sie sind in letzter Zeit nach dieser Reise nach Borneo in die Kritik geraten, lassen Sie uns ein wenig über diese Reise hören.

Wells: Es war eine wirklich wundervolle Erfahrung, Avery. Eine wirklich wundervolle Erfahrung. Wir wurden von den Einheimischen freundlich empfangen, die nichts mehr wollten, als das Wort des Herrn zu sehen und zu hören. Es ist ein wunderschönes Land dort, Avery, wirklich sehr schön. Sie würden nicht glauben, wie schön Gottes Schöpfung sein kann.

Dean: Ja, sicher, Willy, aber ich glaube, was alle wissen wollen, ist, was da draußen im Dschungel passiert ist, das die Leute so- das die Leute so aufgeregt hat.

Wells: Nun, Avery, schauen Sie- (pausiert) Ich denke, dass ich nicht nur gegenüber den Menschen, denen wir das Wort Gottes verkünden, sondern auch gegenüber meinen Gemeindemitgliedern einen echten moralischen Imperativ habe, alles zu tun, um diese Menschen zu erreichen. Diese Menschen, Avery, suhlen sich in ihrem eigenen Dreck. Sie laufen nackt herum, sprechen in ihren zurückgebliebenen Zungen und fressen Dreck vom Boden. Sie sind ein unreines Volk. Im Buch des Jesaja, Kapitel eins Vers sechzehn ist geschrieben, "Waschet, reiniget euch, tut euer böses Wesen von meinen Augen, laßt ab vom Bösen;" Diese Menschen, Avery, diese Menschen werden von Gott aufgefordert, sich zu reinigen, und sie tun es nicht. Sie wollen es einfach nicht tun. Ein paar von ihnen haben wir dazu gebracht, eine Weile in die Bibel zu schauen, indem wir ihnen ein paar glänzende Schmuckstücke geschenkt haben, aber keiner von ihnen - keiner von ihnen hat sich dafür interessiert. Sie haben es nicht verstanden. Wir drückten jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind, das wir sahen, eine Bibel in die Hand, und sie sahen sich nicht veranlasst, ihr Leben dem Herrn zu übergeben. Wie kann ein Mensch so arrogant sein, dass er sich nicht durch das wörtliche, göttlich inspirierte Wort Gottes selbst dazu bewegen lässt?

Dean: Ich weiß ja nicht so genau Willy, es scheint mir einfach so als ob-

Wells: Nein, ich werde dir sagen, wie es aussieht, Avery. Wir sind da draußen und tun die Arbeit des HERRN, Avery, die Arbeit des HERRN, UNSERES GOTTES, jeden einzelnen Tag. Wir haben Geld ausgegeben, das wir nicht hatten, um… ( stöhnt leicht) …in diesen trostlosen Dschungel zu gehen, um diese Barbaren zu treffen, die nicht einmal auf dieses unmögliche Geschenk, das wir ihnen machten, eingegangen sind. Zweiter Korintherbrief Kapitel sechs, Verse vierzehn und fünfzehn, "Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial? Oder was für ein Teil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen?" Das ist das Wort Gottes, Avery. Nach allem, was wir ihnen angeboten haben, und nach all der Arbeit, die wir geleistet haben, um sie zu erreichen, haben sich diese Menschen uns widersetzt. Sie widersetzten sich Gott, dem Herrn, selbst. Und dann kommen wir nach Hause, und wie nennen sie uns? Wie nennen uns die Fernsehsender und Zeitungen? Schlächter. Was für ein Schlachten ist es, wenn ein Mann dem Ruf des lebendigen Gottes folgt?

Dean: Hey, beruhigen Sie sich, Willy. Wir wollen nur herausfinden… Wir wollen nur wissen, was Sie mit diesen Leuten gemacht haben?

Wells: Avery, wie können Sie das verstehen? Sie waren nicht dabei. Gott ist mir erschienen und hat mir gesagt, dass sie noch gerettet werden können. Wenn Sie all die Zeit und das Geld investiert hätten, um an einen Ort zu gelangen, nur um herauszufinden, dass all Ihre Bemühungen von einer Gruppe von… von Primaten abgelehnt werden würden, aber dann kam Gott selbst und sagte Ihnen, dass es noch eine Chance gäbe, würden Sie das nicht tun? Würden Sie nicht die Chance ergreifen, diese Menschen zu retten?

Dean: Ich verstehe einfach nicht-

Wells: Beantworten Sie die Frage, Avery.

Das Publikum murmelt unbehaglich. Dean blickt zur Seite der Bühne. Eine Schweißperle erscheint auf seiner Stirn.

Dean: Nun, ich weiß es nicht, Willy. Ich weiß es nicht, ich kann nicht behaupten, dass ich jemals in dieser Situation gewesen bin.

Wells: Nein. Nein, das haben Sie nicht, denn genau wie die Tiere im Dschungel haben Sie Gott widerstanden. Ihr alle habt es getan, ihr alle habt das Wort eures Schöpfers zu euch sprechen hören und euch entschieden, euch abzuwenden. Jeder von euch hat das getan. (Pausiert) Gott sagte, wenn wir Ihm ihre Körper geben, so wie es das Königreich Israel tat, als es das gemästete Kalb opferte, dann könnten sie… von den Feuern der Hölle verschont werden. Er versprach mir das, also bauten wir die Scheiterhaufen hoch hinauf-

Dean: Oh mein Gott, Sie-

Wells: -und die Männer, die sich wehrten, legten wir zuerst nieder, die Frauen und Kinder darüber, und sie-

Das Publikum beginnt zu schreien und erhebt sich von seinen Sitzen. Dean gestikuliert nun zum Bühnenrand hin.

Wells: -schrien, und sie schrien, und es war wie Musik, Avery. Das war die Musik der Vergeltung. Gott nahm dieses Feuer und steckte es in ihre Körper und brannte den ganzen Teufel in ihnen aus, um sie zu reinigen. Psalm einundfünfzig, Vers neun, "Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich weißer werde als Schnee." Wir haben das für sie getan, für sie alle. (Schreie im Publikum) Versteht ihr nicht? Versteht ihr das denn nicht? Sie sind jetzt im Himmel! Sie sind im Himmel! Sie sind alle im Himmel!

Dean: Ich denke, ich denke, wir sind fertig, Willy, ich denke, du musst jetzt-

Wells: Wir sind hier nicht fertig. Ich bin nicht hergekommen, damit ihr mich dazu bringt, zu singen und zu tanzen wie eine eurer Zirkusnummern oder Negerkünstler. Ich habe in diesem Wald etwas gefunden, Avery. Etwas, von dem ich mein ganzes Leben lang nur geträumt habe, seit ich in der Dunkelheit darum bettelte, von Gott verschont zu werden. Ich fand die Macht, sein Urteil zu sein. (Pausiert) Ich bin hierher gekommen, damit ich euch allen denselben Segen bringen kann und damit jeder sehen kann - jeder in diesem Land sehen kann, was der Herr von euch will. Ich werde euch retten.

Wells zieht sein Hemd aus und enthüllt ein großes, auf dem Kopf stehendes kreuzförmiges Brandzeichen auf seiner Brust. Das Publikum strömt auf die Bühne, als eine Feuerfahne aus dem kreuzförmigen Brandzeichen hervorbricht. Das Feuer breitet sich um ihn herum aus, bis es sich mit sich selbst verbindet und ein gewaltiges Flammenband bildet. Avery Dean wird von den Flammen erfasst, stolpert rückwärts und versucht verzweifelt, die Flammen zu ersticken.

Wells: Ich bin Elija! Ich bin Elija! Kommt, ihr Feuerwagen!

Die sich drehende Feuerwolke beginnt sich auszudehnen, während das Publikum in Panik zu den Ausgängen eilt. Die Flammen schlagen kaskadenartig über sie hinweg und setzen alles in Brand, was sie berühren. Während immer mehr Menschen zusammenbrechen und verbrennen, wird ein hoher Ton von den Aufnahmegeräten aufgezeichnet. Ein Mann stolpert ins Bild, sein Körper brennt und er zeigt mit einem Gegenstand auf Wells. Ein Schuss ertönt über dem Tosen der Flammen, und das Feuer erlischt augenblicklich. Wells stolpert rückwärts, Blut tritt aus einem Loch in seiner Brust über seinem Herzen aus.

Wells: Was-?

Der Mann bricht auf der Bühne zusammen, die Arme immer noch ausgestreckt. Der Mann mit der Waffe fällt nach vorne und bewegt sich nicht mehr. Wells zieht sich an einem Stuhlbein in eine sitzende Position hoch, seine linke Hand berührt untätig die Stelle auf seiner Brust, an der er angeschossen wurde. Er sieht sich im Raum um. Alle anderen im Studio haben aufgehört, sich zu bewegen.

Hinter Wells bewegt sich etwas, und eine Gestalt kommt ins Blickfeld. Sie ist groß und abgemagert, hat pechschwarze Haut und dunkelrote Augen. Sie bewegt sich nach ihrem Erscheinen nicht, obwohl Wells sich ihr zuwendet. Dabei deutet er mit der Hand auf seine Brust.

Wells: Herr?

Plötzlich tut sich unter Wells eine Grube auf, aus der helle Flammen auflodern. Er schreit und krümmt sich einen Moment lang in der Luft, bevor er in der Dunkelheit verschwindet. Als er verschwindet, verschwindet auch die Grube. Die Gestalt in der Dunkelheit verharrt noch einen Moment, dann verschwindet sie.

Die verbleibenden Kameras funktionieren noch weitere sechzehn Minuten, bevor die letzte funktionierende Kamera aufgrund von Brandschäden ausfällt.

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