Am 29.04.2022, einen Tag vor der geplanten Überführung zum Standort-DE9, wurde um 11:38 Uhr ein Alarm im Eindämmungsgehege von SCP-364-DE ausgelöst. Dr. Honigmann begab sich in Begleitung der Sicherheitsfachkräfte Schlesing und Möcker zum Eindämmungsbereich, um den Grund für den Alarm zu überprüfen. Im Gehege fanden sie SCP-364-DE in seinem normalen Zustand vor. Zu diesem Zeitpunkt war weder Dr. Honigmann noch den beiden Sicherheitskräften bewusst, dass die Sprachanlage des Geheges eingeschaltet und mit der Sprachanlage der Standortleitung verbunden war.
<Beginn der Audio-Aufnahme>
Dr. Honigmann: Verdammte Scheiße, was ist hier los? Warum ist der Alarm ausgelöst?
Schlesing: Ich habe keine Ahnung, Herr Doktor. Es sieht alles ganz normal aus.
Dr. Honigmann: Das sehe ich selber, dass alles normal ist, Sie inkompetenter Schwachkopf! Rufen Sie die Technik an, sie soll den Alarm…
Möcker: Dr. Honigmann! Sehen Sie!
Dr. Honigmann: Was zur…?
Schlesing: Was macht SCP-364-DE da? Versucht es gerade, Männchen zu machen?
Möcker: Ahh, schon richtig niedlich. Wie ein kleines Baby. Das kann es richtig gut.
Dr. Honigmann: Lassen Sie Ihre unprofessionellen Kommentare, Möcker! SCP-364-DE ist ein durchtriebenes Viech. Es heckt bestimmt gleich was aus. Schlesing! Ihren Taser!
Es ist erst ein fuchstypisches Japsen von SCP-364-DE zu vernehmen, anschließend ein Husten, ehe eine weibliche, ältere Stimme zu hören ist. Die zum Zeitpunkt anwesenden Sicherheitskräfte gaben später beim Verhör an, dass die Stimme von SCP-364-DE stammte.
SCP-364-DE: Ich würde dir das nicht raten, Honigschnucki. So ein Strom-Dingbums kann schnell eine Fehlschaltung haben.
Dr. Honigmann: Was zur…? Du kannst sprechen?
SCP-364-DE: Sicher kann ich das. Mache ich nur nicht gerne, geht mir zu sehr an den Hals. Muss wohl nachher ein paar Gräser dafür futtern.
Dr. Honigmann: Warum redest du? Und vor allem warum jetzt?
SCP-364-DE: Aus reiner Höflichkeit. Weißt du, Honigschneckchen, es war ganz erholsam hier so eine kleine Abwechslung von der Straße und so zu haben. Schön ruhig für eigene Gedanken und etwas Meditation und leckere Verpflegung. Ein Lob an die Küche; so gutes und frisches Hähnchen findet man nicht in Mülltonnen. Außerdem hatte ich lange genug Mitleid mit dir. Aber die Zimmer hier sind ziemlich eintönig und langweilig nach den vier Wochen. Ich denke, ich würde gerne wieder zurück auf die Straße. Mir fehlt die Bewegung und ich hab Bock auf Imbissfutter. Man, wenn jetzt jemanden sein Dürüm auf den Boden fallen würde, das wäre was. Aber da ihr so gute Gastgeber seid, wollte ich euch die Chance geben, mich zu verabschieden, ehe ich hier rausgehe.
Dr. Honigmann: Ein bisschen Respekt, SCP-364-DE! Wie kommst du darauf, dass wir dich hier raus lassen? Du bist hier in der Eindämmung!
SCP-364-DE: Ach, Honigmäuschen… Ich hätte jederzeit hier rausspazieren können. Ich wollte dir doch nur einen Gefallen tun nach all den Mühen, die du dir gegeben hast, um mich zu fangen.
Dr. Honigmann: Und das soll ich dir glauben? Du bist nichts weiter als ein sprechender Fuchs!
SCP-364-DE: Bist du sicher, Honigpupsi? War es nicht merkwürdig für dich, dass all die Tests, die du mit mir machen wolltest, an irgendwas gescheitert sind, bevor du überhaupt anfangen konntest? Oder warum all die Versuche, mich vorher aufzunehmen, geschweige denn zu fangen, immer an „Zufällen“ gescheitert sind? Ich lenke diese Zufälle und führe die Fäden des Schicksals. Aber nicht nur zu meinem Gunsten. Liest du Zeitung? Uhhh, du solltest mal schauen, was aktuell in meinem Revier los ist. Wahrscheinlich die Hölle ohne mich.
Dr. Honigmann: Dass ich nicht lache! Wenn du das wirklich könntest, dann hätten wir dich gar nicht einfangen können.
SCP-364-DE: So, bist dir sicher? Hast du den Narkosepfeil überprüfen lassen, bevor er meinen Po erwischt hat? Da war nur eine Kochsalzlösung drin.
Dr. Honigmann: Was?
SCP-364-DE: Natürlich. Deine Assistentin Lehmann, die sich darum kümmern sollte, hatte die falsche Flasche erwischt gehabt. Das arme Mädel war total verschlafen und mit den Gedanken ganz woanders, nachdem ihr Freund sie vor die Türe gesetzt hatte, wegen einer angeblichen Affäre. Konnte doch keiner ahnen, dass zufällig ein Blumenstrauß mit Liebesbekundungen mit ihrem Vornamen ans falsche Haus geliefert wurde, weil der Bote die Adressen vertauscht hatte, nachdem das Navigationsgerät einen Aussetzer hatte, da er während der Fahrt Kaffee darauf verschüttet hatte. Schon blöd, dass er während der Fahrt mit dem Kaffee in der Hand abbremsen musste, weil eine Katze über die Straße gelaufen ist, die von einer heruntergefallenen Topfpflanze erschreckt wurde, nur weil Oma Gisela aus Versehen diese beim Fegen des Balkons mit dem Besenstil vom Balkon gehauen hatten, da sie niesen musste, weil sie eine Erkältung hatte, die sie vor ein paar Tagen von einem Jungen in einem Bus erhalten hatte. Und das nur, da er neben ihr gesessen und gehustet hatte, weil der andere freie Sitz im Bus von einer Frau besetzt war, die den Bus zuvor verpasst hatte, weil ihre Tochter zu spät zur Schule gekommen ist, weil diese von einem Schmetterling abgelenkt war, der vor ihr gelandet ist, nachdem ich diesen von einer Blume gepustet hatte und er daraufhin weg geflattert ist… ich hoffe du konntest mir folgen. Ich konnte es ahnen, nein, ich wusste ich. Schließlich brauchte ich nur an einigen Fäden ziehen, um alles zu meinen Gunsten zu drehen. Der Rest war einfach. Etwas schmerzhaft, der Pfeil im Po, aber was macht man nicht für eine beeindruckende schauspielerische Leistung und freie Versorgung.
Dr. Honigmann: Sei still, du rothaariger Bastard! Du bist nichts als ein elender Lügner!
SCP-364-DE: Achte auf deine Wortwahl, Honigmäulchen, und unterschätzte mich nicht. Ich hätte deine Karriere vor eine Woche beendet, wenn ich die Tage vorher in der Mülltonne den Apfelgriebsch statt das alte Sandwich gegessen hätte. Ich hätte dich zu einen O4 machen können, wenn ich am Mittwoch das Ei als erstes und nicht als letztes gefressen hätte. Wenn ich gewollt hätte, wäre ich drei Tage vor meiner "Gefangennahme" die Seitenstraße rechts statt links gegangen und diese Einrichtung hier wäre nur noch ein Loch in der Landschaft gewesen, aus dem ich einfach rausgekommen wäre. Doch ich bin ein gutmütiges Füchslein. Und nun lass mich hier raus, bevor es schlimm für dich endet.
Dr. Honigmann: Oh nein, nein! Du wirst hier bestimmt nicht rauskommen. Und du wirst es bereuen, dass du die Aufnahmegeräte in deinem Gehege sabotierst hast. Du wirst dich gleich an deine eigenen Worte verschlucken, wenn ich mit dir fertig bin.
SCP-364-DE: Jetzt bin ich neugierig. Was hast du vor, Honighasi? Du wirst mir doch nicht wehtun wollen, oder?
Dr. Honigmann: Ohhhh doch! Du wirst jeden Moment bereuen, indem du mein Leben fast ruiniert hast. Ich werde jetzt jeden Test nachholen, den du sabotiert hast! Nein, ich denke, ich werde noch ein paar weitere hinzufügen. Elektroschocks, eiskaltes Wasser, Pfefferspray, ein paar Hunde hinten, die auf dich warten…
Möcker: Doktor, ich denke, Sie sollten nicht…
Dr. Honigmann: Seien Sie still, Möcker! Oder ich sorge für Ihre Runterdegradierung, so dass Sie nicht einmal mehr die Behindertentoiletten bewachen dürfen! Hier kann uns niemand hören. In diesem Fall… Schlesinger, Ihre Waffe!
Schlesinger: Herr Doktor, ich weiß nicht…
Dr. Honigmann: IHRE WAFFE!
Das Klacken einer Waffe ist zu hören.
Dr. Honigmann: Ohhh, ich werde dem ganzen jetzt ein Ende setzen. Ich werde einfach behaupten, du hättest uns angegriffen und ich musste aus Notwehr schießen. Die beiden Männer hinter mir sind die einzigen Zeugen. Niemand wird das Gegenteil herausfinden! Soll sich das Autopsie-Team darum kümmern, herauszufinden, was in deinem verdammten Kopf vor sich geht.
SCP-364-DE: Oh, Honighäppchen. Bist du etwa sauer, weil wegen mir dein Leben ruiniert ist? Deine Frau mit den Kindern weg ist, nachdem du sie immer angeschrien hast, da du es wieder mal nicht geschafft hast, mich zu fangen? Oder weil jeder Versuch, einen Test zu beantragen, durch die Verwaltung gescheitert ist? Und schon der ganze Standort über dich lacht? Oder weil die Standortleitung dir so sehr im Nacken sitzt, dass du sie leise von deiner Kündigung flüstern hören kannst?
Der Schuss einer Waffe erklingt.
SCP-364-DE: Uff, daneben. Gut, dass ich genau hier saß, 5,429 Zentimeter entfernt von der Einschussstelle.
Dr. Honigmann: Hältst dich für ganz schlau, was? Die nächste Kugel wird aber treffen! Irgendwelche letzten Worte?
SCP-364-DE: Nein, wird sie nicht.
Möcker: Doktor, ich erhalte gerade eine Meldung der Standortleitung.
Dr. Honigmann: Was will er?
Möcker: Moment. Hm? Ja… Ja… Verstanden… Wird gemacht…
Geräusche eines Kampfes sind zu vernehmen.
Dr. Honigmann: Was zur Hölle…? Was machen Sie da? Lassen Sie mich los, verdammt!
Möcker: Tut mir leid, Doktor. Befehl von oben. Wir sollen Sie festnehmen, weil Sie SCP-364-DE schaden wollen.
Dr. Honigmann: Was? Wer? Woher weiß er… Oh, du verfluchter roter Bastard!
SCP-364-DE: Nächstes Mal die Tonanlage überprüfen, Honigbärchen. Oh, Verzeihung, bald ja nicht mehr. Keine Sorge, du wirst dir nie wieder Gedanken um mich machen müssen. Oder besser können…
Dr. Honigmann: Lasst mich los! Schlesinger! Möcker! Finger weg! Lasst mich los! Ich bringe dich um! Ich drehe dir deinen pelzigen Hals um! Lasst mich los!
SCP-364-DE: Wir werden uns wohl nicht mehr wiedersehen. Hat Spaß gemacht, Honigtöpfchen. Oh, und nicht vergessen: Besser niemals mit dem Schicksal anlegen. Ups, du wirst wohl vergessen.
Für den Rest der Aufnahme hört man nur noch das Fluchen von Dr. Honigmann sowie die Versuche, sich vom Griff der Agenten zu befreien. Danach verstummt die Sprachanlage wieder.
<Ende der Aufnahme>
Zu diesem Zeitpunkt wurde Dr. Honigmann von den Sicherheitskräften Schlesinger und Möcker abgeführt und in Richtung der Arrestzellen geführt, wo er später bezüglich der Vorkommnisse befragt werden sollte.
Fünf Minuten, nachdem die drei Personen den Sicherheitsbereich von SCP-364-DE verlassen haben, kam es am Standort zu plötzlichen Stromausfällen in mehreren Bereichen sowie zum Versagen mehrerer Alarm- und Sicherheitsanlagen, die zu einem massiven Eindämmungsbruch führten. Mehrere SCPs brachen innerhalb des Standorts aus und griffen Personal an, was am Ende zu 34 Toten und 136 Verletzten führte. Erst nach einer Stunde konnten der Eindämmungsbruch durch Sicherheitsteams und der stationierten MTFs unter Kontrolle gebracht werden, wobei diese berichteten, dass mehrere zufällig wirkende Ereignisse die Eindämmung erleichterten, z.B. Deckenteile, die auf aggressive SCPs stürzten und sie somit unschädlich machten oder Sicherheitsanlagen, die plötzlich sich wieder reaktivierten.
Fast alle SCPs konnten zwei Stunden später sicher zurück in ihre Eindämmung überführt werden. Mit Ausnahme von SCP-364-DE, welches zu dem Zeitpunkt bereits verschwunden war. Bei einer späteren Untersuchung des Geheges von SCP-364-DE fand man eine Patronenhülse, die Dr. Honigmann abgefeuert hatte. Sie hatte sich im Türrahmen des Geheges verkeilt und verhinderte so das vollständige Verschließen der Sicherheitstür, was zum Ausbruch von SCP-364-DE führte. Die Forscher nehmen an, dass SCP-364-DE den Eindämmungsbruch verursacht hatte, um eine Ablenkung für den eigenen Ausbruch zu haben. Auch wird vermutet, dass es für die Zufälle sorgte, die zur sicheren Wiedereindämmung der anderen Objekte und Subjekte führte. Die Suche nach SCP-364-DE in der näheren Umgebung war ohne Erfolg.
Dr. Honigmann wurde aufgrund seines grob fahrlässigen Verhaltens sowie dem Versuch einer unerlaubten Terminierung von SCP-364-DE aus dem Dienst der Foundation entlassen und mit Amnesika behandelt. Die Sicherheitskräfte Möcker und Schlesinger wurden aufgrund ihres fahrlässigen Verhaltens diszipliniert und zu anderen Standorten strafversetzt.
Nach der Auswertung der Audioaufnahmen überprüften Forscher Zeitungsberichte und lokale Nachrichten der letzten drei Wochen, die über die Stadtviertel, die von SCP-364-DE vor seiner Eindämmung patrouilliert hatte. Es stellte sich heraus, dass es innerhalb dieser Zeit zu mehreren schweren Unfällen und Verbrechen in diesen gekommen war. Unter anderem kam es zu einem Hausbrand, mehreren Einbrüchen, drei Verkehrs- und mehreren Hausunfällen sowie zwei Morden.
SCP-364-DE wurde am 12.05.2022 wieder in seinem alten Revier gesichtet. Bisher konnte nicht geklärt werden, wie SCP-364-DE wieder den Weg dorthin zurück fand. Nach seiner Rückkehr endeten die Serien an Unfällen und Verbrechen in den Stadtvierteln, die sich innerhalb seines Reviers befinden, und kehrten auf ein normales Niveau zurück. Forscher nehmen daher an, dass die Nähe von SCP-364-DE direkten Einfluss auf dessen Umfeld hat.
Sein Verhalten gegenüber SCP-Personal, welches es jetzt beobachten sollte, hatte sich danach verändert. Wenn es dieses wahr nahm, sah es dieses direkt für mehrere Sekunden an, ehe es sich abwendete. Versuche, es zu fangen oder Tests an diesem auszuführen, führten zu Ereignissen, die für das Personal teilweise schweren Verletzungen zur folge hatte.
Der O4-Rat beschloss daraufhin, SCP-364-DE als Archon zu klassifizieren, da eine Eindämmung unmöglich und vor allem zu riskant sei und die Sicherheitsmaßnahmen auf regelmäßige Überwachung von Außenagenten zu beschränken wäre.