SCP-320-DE
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SCP-320-DE-16

Objekt-Nr.: SCP-320-DE

Klassifizierung: Sicher

Sicherheitsmaßnahmen: Alle Instanzen von SCP-320-DE sind in Standort-DE14 in einem Hochsicherheitslabor der Stufe 4 in tiefgefrorenem Zustand eingedämmt. Die Proben befinden sich in einem 10 x 10 x 2 m messenden Raum, der nur auf einer Seite durch doppelt verstärktes Sicherheitsglas eingesehen werden kann. Von dort aus können die jeweiligen Instanzen über ein Greifarmsystem erreicht und in das angrenzende Labor verbracht werden. Sämtliche Behälter sind streng voneinander getrennt, bei Handhabung mit einem Spezimen werden sämtliche anderen Instanzen zusätzlich durch automatisierte Schots ein zweites Mal isoliert. Den einzigen direkten Zugang zur Aufbewahrungszelle stellt ein Drei-Kammer-System dar, welches eine Dekontaminationsdusche beinhaltet. Zur zusätzlichen Sicherung ist eine Absauganlage, die in ihrem Inneren eine Temperatur von 200 °Celsius erreicht, installiert. Diese muss im monatlichen Turnus von qualifiziertem medizinisch/technischen Personal überprüft und gewartet werden, dasselbe gilt für die angeschlossenen Geräte zur Flutung mit Flüssigstickstoff.

Die Forschung an den Instanzen von SCP-320-DE ist als abgeschlossen zu betrachten, momentan ist der Anomalie keinerlei Personal direkt zugeteilt, ein begründeter Zugriff erfordert mindestens eine Sicherheitsfreigabe der Stufe 3 sowie die ausdrückliche Genehmigung durch die Standortleitung.

Beschreibung: SCP-320-DE und somit die zugehörigen Instanzen, gelistet von SCP-320-DE-1 bis -16, sind mit verschiedenen gängigen modernen als auch mit anomalen Mitteln veränderte humanpathogene bakterielle Krankheitserreger. Dazu zählen Manipulationen der freiliegenden DNA im Zytoplasma, Bestrahlungen und die Behandlungen mit Proben verschiedener Anomalien aus Standort-DE14 sowie -DE6. Den 15 16 jeweiligen Instanzen wurden verschiedenste neue Eigenschaften angezüchtet, allen gemein ist allerdings eine rapide erhöhte Vermehrungsfähigkeit und eine quasi selbständige, zielgerichtete Mobilität, außerdem ein Verhalten, das in Ermangelung eines passenden Begriffes als aggressiv bezeichnet werden muss. (Nachtrag vom 9.9.2013: Nach Sicherstellung des von Dr. Voorhes entwickelten Bakteriums befinden sich nunmehr 16 Instanzen von SCP-320-DE in der Isolationseinheit.)

Am 19.3.2004 wurde eine Forschungsgruppe der Unterabteilung für anomale Mikrobiologie in Standort-DE14 mit einem neuen Projekt betraut ("Projekt Partisanen"). Verschiedene Bakterienstämme sollten mit den weiter oben erwähnten Maßnahmen derart verändert werden, um ggf. als Abwehr- und/oder Eindämmungsmechanismen fungieren zu können. Zu diesem Zwecke wurde einem ausgesuchten sechzehnköpfigem Team unter der Leitung von Dr. Voorhes ein äußerst geräumiges Labor zur Verfügung gestellt. Nach der entsprechenden Einrichtung und der Abnahme durch ein unabhängiges Spezialistenteam wurden schließlich dreißig verschiedene Erreger am 23.6.2005 zu Standort-DE14 geliefert und in den Sicherheitsbereich des Labors verbracht.

Nachdem in den ersten Jahren durchaus Erfolge zu verzeichnen waren, schwand die Fortentwicklung der behandelten Stämme signifikant, jedenfalls wurde diese Entwicklung so mit den übergeordneten Gremien kommuniziert. Etwa Anfang des Jahres 2011 stellte sich die Forschungsgruppe unter Dr. Voorhes um, zuvor arbeitete das Team überschneidend an einem einzigen Gesamtprojekt, ab diesem Zeitpunkt allerdings wird in den Aufzeichnungen ersichtlich, dass bei jedem Individuum nun ein persönlich präferierter Stamm in den Fokus rückte. Fortschritte und Neuentwicklungen verblieben entgegen allen Vorgaben bei den jeweiligen Forschern, gleichzeitig wurden nur oberflächliche und relativ belanglose Informationen nach oben weitergeleitet.

Offenbar hatte sich aus einem projektinternen Versuch ein organisierter Wettstreit zwischen den beteiligten Personen entwickelt. Aus wiederhergestellten Protokollen ergab sich, dass am 12.7.2011 zwei Kolonien von Bakterien in eine singuläre Nährlösung praktiziert wurden, um deren Verhalten untereinander zu prüfen. Spezimen SCP-320-DE-7 unterlag dabei SCP-320-DE-14 hoffnungslos und wurde vollständig vernichtet. Wo nun allerdings ziel- und ordnungsgerichtete, wissenschaftliche Vorgehensweise angezeigt gewesen wäre, entwickelten sich in der Gruppe sowohl Frustration als auch Ehrgeiz. Beinahe das gesamte Augenmerk der Forscher lenkte sich auf die individuelle Verbesserung der eigenen Bakterien. Ab einem gewissen Punkt wurde eine inoffizielle Sieges/Niederlagenliste geführt, später ein Punktesystem, was schließlich zu regelmäßigen Terminen für "Kämpfe" und einem Ligasystem auswuchs. Die jeweiligen Stämme wurden farblich markiert, Mikroskope mit Verbindungen zu Großbildschirmen wurden zur Beobachtung der Auseinandersetzungen missbraucht. Die Beteiligten ließen sich sogar dazu herab, sich für ihre jeweiligen Erreger Logos und absurde Spitznamen auszudenken. (Vgl. "Ausgewählte bearbeitete Spezimen von SCP-320-DE" weiter unten, eine komplette Auflistung kann in Dokument HKB-LST-1.1 eingesehen werden.)

Bei dem Wechsel der Standortleitung am 27.8.2013 wurde dieselbe auf die Unstimmigkeiten bei Projekt "Partisanen" aufmerksam. Bei Untersuchungen wurde das Vorgehen der Gruppe schnell entdeckt, die Kulturen sichergestellt und das Personal entsprechend diszipliniert. Die einzige Schwierigkeit stellte die Tatsache dar, dass der Dr. Voorhes zugeordnete Bakterienstamm unauffindbar blieb. Dieser konnte erst am 8.9.2013 sichergestellt werden. (Vgl. Gesprächsprotokoll HKB-LEG-1.4)

Ausgewählte Spezimen von SCP-320-DE

Anmerkung:

Es folgen zum besseren Verständnis der Instanzen eine Auswahl der zum Zeitpunkt der Untersuchungen sichergestellte Züchtungen durch das Forscherteam um Dr. Voorhes.


Vertigri$

Designiert als: SCP-320-DE-2

Ursprünglicher Stamm: Pseudomonas aeruginosa, v. lat. "aerugo", "Grünspan". Multiresistenter Krankenhauskeim.

Angezüchtete Attribute: Extreme Überlebensdauer, "Verschleimung" gegnerischer Bakterien durch toxisches Sekret.

Eggxsters

Designiert als: SCP-320-DE-5

Ursprünglicher Stamm: Salmonella enterica, bekannt vor allem durch Lebensmittelvergiftungen.

Angezüchtete Attribute: Stark vergrößerte Einzelbakterien, der Faktor liegt bei 8-15 fachen Volumina. Fähigkeit zum Verschlingen des Gegners.

Trip/\Teasers

Designiert als: SCP-320-DE-8

Ursprünglicher Stamm: Gonococcus neisseri, Geschlechtskrankheit, beim Menschen verantwortlich für Gonorrhoe bzw. Tripper.

Angezüchtete Attribute: Thermische Veränderung der Nährlösung, Gegner werden entweder "verbrannt" oder durch Schneisen von Nahrung abgeschottet.

Yersi:Devils

Designiert als: SCP-320-DE-9

Ursprünglicher Stamm: Yersinia pestis, Beulenpest, einer der geschichtlich bedeutsamsten und schrecklichsten bakteriologischen Erreger, auch unter dem Namen "schwarze Pest" bekannt.

Angezüchtete Attribute: Beim Primärbakterium nicht vorhandene Geißeln angezüchtet, welche als eine Art Harpune fungieren, die unverarbeitete Nährlösung in einen Gegner pumpt, bis dessen Zellwände nicht mehr standhalten.

VrLegion

Designiert als: SCP-320-DE-16

Ursprünglicher Stamm: Legionella pneumophila, Auslöser von Lungenentzündungen, in selteneren Fällen auch des "Pontiac-Fiebers". Bekannt unter der Bezeichnung "Legionärskrankheit".

Angezüchtete Attribute: Nochmals eine um ein Vielfaches gesteigerte Wachstumsrate, die ein blitzartiges "Überfallen" ermöglicht. Extrem aggressives Verhalten. Außerdem verfügt die Kultur über eine Art Sprachsteuerung.



Gesprächsprotokoll HKB-LEG-1.4

Anmerkung:

Bei diesem Interview handelt es sich um eine Video/Audiotranskription zwischen Dr. Voorhes, dem ehemaligen Leiter von Projekt "Partisanen" und Dr. Dahl, einem Seniorforscher der Abteilung für anomale Mykologie. Ziel war es, den Verbleib der als "VrLegion" bezeichneten Bakterienkultur festzustellen, welche bis zu diesem Zeitpunkt unauffindbar gewesen war. Dr. Dahl und Dr. Voorhes waren miteinander vertraut. Die Standortleitung setzte auf diese Intimität als Vorteil.


Dr. Voorhes: Na schau mal einer an.

[Dr. Dahl nimmt Platz]

Dr. Dahl: Dr. Voorhes.

Dr. Voorhes: Richard, was soll das? Musst du mich jetzt etwa siezen?

Dr. Dahl: Nein, aber das macht es leichter, dachte ich. Du kannst dir denken, warum ich hier bin?

Dr. Voorhes: Selbstverständlich. Kann ich eine rauchen?

Dr. Dahl: Du weißt genau, dass das nicht geht.

Dr. Voorhes: Aber als D-Klasse darf ich dann, oder?

Dr. Dahl: Herrgott, du hast selbst Schuld an der ganzen Misere! Warum hast du überhaupt diesen ganzen Quatsch mitgemacht?

Dr. Voorhes: Ich sag' es dir frei raus: Langeweile.

Dr. Dahl: Langeweile. In der Foundation. Ernsthaft?

Dr. Voorhes: Für mich schon, ja. Du verstehst das nicht, aber mich und das Team hat alles angeödet. Und was haben wir schon getan? Die Kulturen sind doch allen Ansprüchen gewachsen?

Dr. Dahl: Hör' bloß auf, du hast gegen zig Richtlinien verstoßen! Sag' doch einfach mal die Wahrheit, zu verlieren hast du ja nichts mehr, oder? Deine Frau? Lag es daran?

Dr. Voorhes: Sie ist tot, da kann man nichts machen. Sinnlos, wie alles hier. Alles gehört weg, zerstört.

Dr. Dahl: Therapie wäre besser für dich gewesen. Hattest du noch andere Dinge mit den Kulturen vor als ein kleines, privates Wettbüro zu betreiben?

Dr. Voorhes: [seufzt] Wie steht es mit meinen Leuten, Richard?

Dr. Dahl: Warum stellst du solche Fragen, wenn du die Antwort kennst? Sie reinigen Gänge. Ihr wart euch doch bewusst, dass so etwas einmal herauskommt. Markus, bitte sag' mir wo dein Erreger ist. Er ist gefährlich, wenn er ausbricht … das kannst du nicht wollen.

Dr. Voorhes: Ich wäre doch nur ein toter D-Klasse-Mensch. Völlig überrascht. Und VrLegion ist schnell, beinahe human, in seiner tödlichen Effizienz. Aber ich helfe gerne, unter einer Bedingung.

Dr. Dahl: Also?

Dr. Voorhes: Mit einer Degradierung erkläre ich mich einverstanden, aber nicht mit einer Amnesizierung. Ich will weiter ein Mitglied der Foundation sein. An Orten, wo es nicht langweilig wird.

Dr. Dahl: Aber das geht nicht! Es gibt einfach keine Extrawürste, nicht für dich, für niemanden!

Dr. Voorhes: Tja, so wie ich das sehe, bleibe ich der Alte, solange ihr nicht wisst, wo Legion steckt.

Dr. Dahl: Es gibt andere Möglichkeiten an die Information zu kommen.

Dr. Voorhes: Drohungen jetzt also?

Dr. Dahl: Hör zu, es gibt Zugeständnisse und deine Kollegen sind darauf eingegangen. Niemand wird später zu gefährlichen Tests eingeteilt, weder physisch noch psychisch. Das ist, was ich dir anbieten kann.

Dr. Voorhes: Trotzdem … von einem Gefängnis ins nächste … Nein, danke, da sterb' ich lieber.

Dr. Dahl: Sei doch vernünftig! Du wirst dich zwar an nichts erinnern, aber dir wird es besser gehen als vielen, vielen anderen!

Dr. Voorhes: Immer noch dagegen. Aber ich zeige dir, wo VrLegion ist. Weißt du, was ich Spezielles in die Kultur gezüchtet habe?

Dr. Dahl: Nein.

Dr. Voorhes: Spracherkennung. Und Sprachsteuerung. [schreit] Schnapp' ihn dir, Legion! Legionen, Aufmarsch!

[Beinahe sofort begann Dr. Vorhess' Körper konvulsivisch zu zucken. Dr. Dahl wich auf seinem Stuhl zurück, allerdings hatte er keine Möglichkeit mehr, dem ausgestossenem sputum aus Dr. Vorhess' Mund auszuweichen. Aus dessen Nase und Mund ergoss sich ein breiter, schwarzer Strahl aus vermeintlicher Flüssigkeit, der weit genug reichte, um Dr. Dahl am anderen Ende des Tisches zu erreichen und im Gesicht zu treffen. Die Kontrolle verschloss sofort sämtliche Zugänge zum Befragungsraum. Dr. Vorhess' Körper wurde innerhalb von wenigen Sekunden aufgezehrt, während Dr. Dahl noch etwa zehn Sekunden lang versuchte, die Tür zu erreichen. Dabei hustete er extrem, bis hin zum Lungenbluten. Nach dem Exitus wurde auch sein Leichnam von der Kultur vollständig zersetzt.
Etwa zwei Stunden später konnte eine Probe von "VrLegion" genommen werden, danach wurde der Befragungsraum mehrfach dekontaminiert.]


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