Also, ich schreibe das hier, um meinen, wie ich annehme, plötzlichen Sturz in den Wahnsinn festzuhalten. Ich kann doch wohl kaum einen SO schlechten Orientierungssinn haben - und trotzdem hänge ich schon seit 2 Tagen in diesem IKEA fest. In der ganzen Zeit, die ich jetzt hier bin, habe ich keine Menschenseele gesehen. Zuerst hab ich gedacht, das wäre nur ein Streich, den man mir spielt. Macht das Geschäft zu einem Labyrinth, schickt alle Leute raus und schaut, wie lange es dauert bis ich mich verlaufen habe und dann haben wir alle mal so richtig was zu lachen. Habe dann festgestellt, dass das nicht der Fall ist, als ich versucht habe, den Weg zurück zu gehen, den ich gekommen bin. Alles um mich herum hatte sich verändert, also habe ich mich so richtig verlaufen. Anstelle des Ausgangs fand ich nur Reihen um Reihen von Bücherregalen vor.
Also, jetzt bin ich im IKEA gefangen. Klingt nach dem Auftakt eines schlechten Witzes. Die Lichter gingen um 22 Uhr aus. Hatte fast einen beschissenen Herzinfarkt von dem lauten, elektrischen KLACK-Geräusch und dann pechschwarze Dunkelheit. Wenigstens ist hier alles voller Betten und mein Handy hat eine Taschenlampe - aber kein verdammter Empfang hier - also hab ich mir ein Bett gesucht und bin schlafen gegangen. Hab den nächsten Tag hauptsächlich damit verbracht, nach einen Weg nach draußen zu suchen, aber kein Glück gehabt. Hab zumindest ein Restaurant gefunden, in dem es diese Fleischbällchen gibt, also werde ich wenigstens nicht verhungern. Das ist wahrscheinlich die Pointe dieses Witzes. Jedenfalls waren sie noch warm und frisch, aber ich habe niemanden gesehen, der die gekocht haben könnte. Bin dann zurück zu den Betten gegangen bevor die Lichter ausgingen, weil es zu dunkel ist, um die zu finden, wenn sie ausgeschaltet sind.
Es ist jetzt 9:10 Uhr, die Lichter sind vor Kurzem wieder angegangen. Ich bin sicher, dass ich jetzt die komplette Gegend, wo ich reingekommen bin, abgesucht habe und der Ausgang ist eindeutig nicht hier, also werde ich in irgendeine Richtung weitergehen und auf das Beste hoffen.
Tag 3 meines magischen, geheimnisvollen IKEA-Abenteuers. Ich war zuerst nicht ganz sicher, dass hier etwas wirklich Seltsames an Laufen ist - jetzt bin ich es. Bin 3 Stunden mehr oder weniger geradeaus (hier IKEA-Witz einfügen) gegangen, dann fand ich eine Leiter neben einem von diesen riesigen Lagerregalen, die sie hier haben. Bin hochgeklettert um mir einen Überblick zu verschaffen und es sieht so aus als würde das hier unendlich so weitergehen. Wie in dieser Szene von König der Löwen, außer dass hier statt Bäumen und Gras nur Regale und Betten und so ein Mist herumstehen. Ich habe nicht allzu weit entfernt jemanden sehen können, also bin ich da rüber gegangen.
Dachte zuerst es wäre jemand vom Personal - es trug die Uniform. Und Scheiße, vielleicht war es das auch, vielleicht sind 7 Fuß (2,14 m) große Monster mit langen Armen genau das, was im Super-IKEA arbeiten sollte. Das verdammte Ding hat mich aber komplett ignoriert und ohne jegliche Augen und Ohren kann es vielleicht auch gar nicht wissen, dass ich überhaupt da bin. Dachte darüber nach, es anzustoßen oder irgendwas anderes zu tun, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, aber seine Hände waren groß genug, um eine Wassermelone zu zerquetschen, also hab ich mich dagegen entschieden. Es lief einfach nur weiter und am Ende hab ich es aus den Augen verloren, deswegen hab ich beschlossen, weiter in die Richtung zugehen, in die ich vorher schon gegangen war.
Jedenfalls: heute Nacht kein gemütliches Bett. Schaut so aus als wäre ich in der Unglaublich-harte-und-spitze-Tische-Abteilung des Ladens gelandet. Nehme an, ich muss mit ein paar zusammengeknüllten Tischtüchern vorliebnehmen. Der Handyakku ist heute auch leer geworden. Hat ja sowieso nicht funktioniert, aber ich fühle mich, als hätte ich eine lebensnotwendige Rettungsleine verloren.
Habt ihr je einen von diesen Zeichentricks gesehen, in denen Leute durch Türen in einen Gang kommen und, wenn sie durch die nächste Tür gehen, einfach nur wieder im selben Gang landen? Genauso fühle ich mich jetzt. Ich habe jetzt seit 2 Tagen nichts gesehen als die immer gleichen Bücherregale. Reihe um Reihe von Regalen. Also, wirklich. Ich liebe Bücher wie jeder andere auch, aber das hier ist einfach übertrieben. Offensichtlich komme ich aber schon weiter voran, denn ich kann an der Decke immer wieder Schilder sehen. Blöderweise steht auf keinem davon "Ausgang ".
Ich bin nicht sicher, wem ich nun diese Frage gestellt habe. Sagen wir einfach mal, es ist eine Übung für die Autobiografie, die ich schreiben werde, wenn ich hier raus komme. Ich werde sie "Mein total normaler Ausflug zu einem gewöhnlichen alten IKEA" nennen.
Falls ich jemals hier raus
Hab endlich ein paar andere Leute gefunden! Ja, hat sich herausgestellt, dass ich nicht der einzige Pechvogel bin, der hier festsitzt. Gut für mich, denke ich. In meiner 6. Nacht hier sind mich zwei von diesen Angestellten-Viechern angegangen. Andere als der erste Angestellte, den ich gesehen hatte, aber trotzdem auch so seltsam. Hab sie kommen gehört, sie sagten, dass der Laden nun geschlossen habe und dass ich das Gebäude verlasse solle - in ganz nettem und freundlichen Tonfall. Ich weiß nicht, ob es seltsamer war, dass sie keine Münder hatten, oder dass sie mich allem Anschein nach versuchten umzubringen, während sie das sagten. Sie haben mich angegriffen wie tollwütige Hunde.
Also hab ich die Beine in die Hand genommen. Bin wie ein Verrückter im Dunkeln durch den IKEA gerannt. Als ich an einer Reihe von diesen riesigen Lagerregalen vorbei war, hab ich sie dann gesehen. Lichterloh mit Flutlichtern und Taschenlampen beleuchtet. Sie haben hier eine ganze Stadt gebaut! Mit einer massiven Wand aus Regalen und Betten und Tischen und was weiß ich was. Ich schwöre, das war das Schönste, was ich je gesehen habe. Jedenfalls haben die mich wohl kommen sehen (oder vielleicht haben sie auch meine kleine-Mädchen-Schreie äußerst männlichen Angst-Schreie gehört, weil ihr Tor offenstand und 2 Leute mir gewunken haben. Hab gehört wie hinter mir dann diese Angestellten-Viecher gegen das wieder geschlossene Tor hämmerten - und dabei teilten sie uns immer noch höflichst mit, dass das Geschäft nun geschlossen sei. Irgendwann sind die dann aber von dannen gezogen.
Sie nennen ihr Städtchen "Umtausch", weil das auf dem Schild steht, das direkt an der Decke darüber hängt. Umtausch und Rückgabe. Es wird nachts mit Lichtern beleuchtet, die sie gefunden und an die Stromversorgung angeschlossen haben. Und es gibt Betten und Nahrungsmittel und Menschen. Über 50 wundervolle Menschen mit normal großen Extremitäten und mit vollständigen Gesichtszügen. Es ist mittlerweile meine 7. Nacht hier und die erste, die ich nicht in absoluter Finsternis verbringen muss. Eine ganze Woche schon im IKEA. Darüber gibt es wahrscheinlich irgendwo eine Fernsehsendung.
Jetzt da ich wieder unter Menschen bin, fange ich an, mich wieder normal zu fühlen. Vielleicht ist normal nicht das richtige Wort. Aber nach einer Woche, in der meine Gesellschaft nur aus dem Geräusch meiner eigenen Fußschritte bestand, wurde ich immer überzeugter davon, dass ich schlicht und einfach den Verstand verloren hatte. Dass ich irgendwo in einer Gummizelle in einer Zwangsjacke stecke und mein Kopf gegen die Wand schlage. Fühle mich jetzt wieder vollkommen geistig gesund, danke der Nachfrage.
Scheinbar gibt es hier noch mehr Siedlungen. Manche mit mehr Bewohnern, manche mit weniger. Das zerbricht mir ganz schön den Kopf, wie können so viele Leute einfach verschwinden, ohne dass es jemand bemerkt. Es muss doch jemandem aufgefallen sein, dass jeder, der zu IKEA geht, sich einfach in gottverdammte Luft auflöst. Oder vielleicht ergeht es nicht jedem so. Vielleicht sind einfach nur wir die, die Glück gehabt haben.
Die Leute hier nennen diese gruseligen Angestellten-Viecher das Personal.
Scheinbar sind sie tagsüber ungefährlich und kümmern sich um ihre eigenen Angelegenheiten, während sie in den Gängen herumlaufen. Aber sobald die Lichter ausgehen, drehen sie total durch. Also gehen die Leute am Tag raus, um Nahrung, Wasser und was sie sonst noch so brauchen zu suchen. Und es scheint Restaurants und diese Schweden-Shops zu geben, die sich hin und wieder neu auffüllen. Niemand weiß wie. Vielleicht macht das das Personal. Aber sie scheinen nicht sehr gut in ihrem Job zu sein, weil es manchmal ziemlich lange dauert, bis es wieder was zu Essen gibt, deswegen müssen die Nahrungsmittel rationiert werden. Wenn sie nicht so damit beschäftigt wären, Menschen im Dunkeln zu verfolgen, würden sie das vielleicht besser hinkriegen.
Jedenfalls mit Einbruch der Nacht flippt das Personal aus und jeder verschanzt sich hinter den Wänden. Es ist hier überall das Gleiche - was auch immer „hier“ sein soll. Der Ur-Ikea, aus dem alle anderen Ikeas heraus entstanden sind. Oder vielleicht sind wir alle immer noch in einem normalen Ikea und das ist alles nur ein Fiebertraum, der von abstumpfender Langeweile herrührt. Wer weiß das schon.
Bin jetzt seit 10 Tagen hier. Die meisten Leute, die ich gefragt habe, sagen, sie haben schon lange aufgehört die Tage zu zählen und ein Typ, Chris, sagt er ist hier schon seit Jahren.
Jahren.
[UNLESERLICHES GEKRITZEL]
Es gibt Gerüchte von Leuten, die es schaffen, hier raus zu kommen. Und von Leuten, die den Ausgang sehen, nur, um ihn auch gleich wieder vor ihren Augen verschwinden zu sehen. Ich habe das Gefühl, nicht jeder hier kann das glauben, aber ich tue es. Würde auch erklären, wie viele von uns überhaupt hier gelandet sind (irgendwie zumindest). Und ganz ehrlich Personal-Monster, endlose Reihen von Schwedischen Qualitätsmöbeln. Ich weiß nicht, was an einer verschwindenden Tür dann so schwer zu glauben sein sollte.
Jedenfalls war ich heute mit Sandra und Jerry draußen unterwegs, um Nahrungsmittel in einem nahegelegenen Schweden-Shop zu sammeln. Sobald man hier mal die Orientierungspunkte gelernt hat, findet man sich ganz gut zurecht. Die Schilder an der Decke helfen sehr, aber es gibt auch andere Orientierungshilfen; nicht allzu weit weg sieht man eine ganze Menge von riesigen umgestürzten Lagerregalen und weit weg im Osten (wir gehen einfach davon aus, dass es Osten ist - IKEA verkauft ja keine Kompasse) sieht man eine Art Turm, der aus Holz zu sein scheint und bis zur Decke reicht. Vielleicht haben sie dort versucht, durch das Dach zu entkommen. Nachts sind dort Lichter zu sehen, also muss dort jemand sei, aber es müssen mehrere Tage Fußmarsch dorthin sein (was bedeutet, er ist Meilen entfernt), deswegen weiß es niemand wirklich. Ich hatte anscheinend ein riesiges Glück als ich da draußen so lange schutzlos geschlafen habe, dass mich das Personal nicht zu Kleinholz gemacht hat. So bin ich. Ein Glückspilz, Glückspilz. Glückspilz.
Wir haben ein paar Nahrungsmittel im Schweden-Shop gefunden. Ich nehme an, dass ihn das Personal nachts wieder aufgefüllt hat, was sehr nett von ihnen war. Dort gab es ein Telefon und ich habe gedacht, ich probiere es mal aus. Und da war tatsächlich eine Stimme am anderen Ende, aber die redete nur Unsinn. Zufällige Wörter, die ohne jegliche Bedeutung aneinandergereiht waren. Habt ihr jemals ein Video von jemanden gesehen, der an Aphasie leidet? So hat das irgendwie geklungen. Und die Stimme hat auch nicht auf mich reagiert als ich versuchte, mit ihr zu reden. Sandra sagt, die Telefone sind hier alle so.
Hupps, ich stelle meinem Tagebuch schon wieder Fragen.
Letzte Nacht habe ich ein wenig nachgedacht. Die Decke hier ist ziemlich hoch und - soweit man es sagen kann - ist sie unendlich weit weg. Sollte es hier nicht eine Art eigenes Wetter geben? Ich bin ziemlich sicher, dass ich mal davon gelesen habe, dass die NASA ein Gebäude hat, das so groß ist, dass es dort eigene Wetterlagen gibt, Wolken und so ein Zeug. Dieser Ort hier ist viel größer als das, aber jetzt wo ich darüber nachdenke, habe ich hier nicht einmal auch nur eine Temperaturveränderung bemerkt.
Ich setze es auf die Große Liste komischen Scheißdrecks.
Das Personal hat letzte Nacht den Umtausch angegriffen. Es müssen 20 oder 30 von denen gewesen sein, sie haben uns äußerst ruhig gebeten, das Gebäude zu verlassen, während sie versucht haben, unsere Wände mit bloßen Händen niederzureißen.
Anscheinend passiert das hier immer wieder, deswegen sind alle darauf vorbereitet. Messer aus den Restaurants, Rasenmäherklingen, die zu Beilen umfunktioniert sind, eine Feueraxt. Der eine Typ, Wasim, hat sogar eine funktionierende Armbrust gebaut. Jedenfalls hatte ich bisher nicht bemert, dass unsere Wände Löcher haben, extra so, dass wir auf das Personal einstechen können, wenn sie uns angreifen. Ein paar von ihnen habe ich selbst niedergemacht. Sie bluten scheinbar nicht, was ich seltsam finde, aber sie gehen genauso wie jeder andere zu Boden, in den man Löcher sticht.
Am Morgen mussten wir die Leichen wegschaffen. Scheinbar ziehen die Toten weitere von ihnen an, wenn es Nacht wird, also mussten wir sie aus dem Umtausch wegschaffen. Wir haben ein paar von diesen Hubwagen-Dingern, die man benutzt, um große Kartons zu bewegen, also haben wir die beladen und zur Warenausgabe geschafft. Scheinbar benennen die Leute hier alles nach dem, was auf dem Schild darübersteht.
Die Warenausgabe war furchtbar. Da waren hunderte, vielleicht tausende tote Angestellte auf Haufen geschmissen. Was ein Segen, dass es dort nicht stank. Sie scheinen nicht nur nicht zu bluten, diese Viecher verrotten auch nicht. Mich überkam meine Neugier als wir sie abluden, deswegen habe ich mir einen von denen angesehen, die ziemlich aufgeschnitten waren. Sie bestehen nur aus Haut oder irgendwas, das wie Haut aussieht, durch und durch. Keine Muskeln, keine Knochen, keine Organe. Sind sie überhaupt lebendige Wesen? Sie scheinen schon Knochen zu haben, wenn Sie herumgehen und an die Wände schlagen. Und ich bin sicher, dass ich mehr Widerstand gespürt habe, als nur Haut allein ihn bieten würde, als ich heute Nacht welche niedergestochen hab. Vielleicht passiert irgendwas mit ihnen, wenn sie sterben. Also, noch ein Punkt für meine wachsende Liste von Komischen Scheißdreck, der hier ist so passiert.
Mir kam ein Gedanke, als das Personal uns letzte Nacht wieder angegriffen hat. Jedes Mal, wenn man eine Situation wie diese im Fernsehen oder in einem Film sieht, also so Weltuntergangsszenario oder alle sind auf einer einsamen Insel gefangen, oder was auch immer, dann scheinen sich die Leute immer gegeneinander zu wenden, sobald sich Gruppen wie unsere bilden. Die kämpfen dann um Nahrung oder um Vorherrschaft oder irgendetwas anderes. Das ist hier nicht passiert. Scheinbar kommen Leute aus anderen Städtchen ab und an zu uns, um einfach vorbei zu schauen oder manchmal auch, um zu handeln, wenn Ihnen irgendetwas ausgeht. Aber es geht immer freundlich zu, oder sogar eher freundschaftlich. Vielleicht liegt es an der gemeinsamen Bedrohung durch das Personal oder vielleicht gibt es nicht viel, um das man kämpfen muss, weil die Vorräte in den Shops immer wieder aufgestockt werden.
Vielleicht sind die Menschen einfach besser als man normalerweise annimmt. Das ist ein schöner Gedanke. Bei dem bleibe ich.
Heute Nachmittag kamen ein Dutzend Leute aus einer Stadt namens Einkaufswägen. Scheinbar ist das Personal durch ihre Mauern gebrochen und hat sie heute Nacht dem Erdboden gleichgemacht. Diese 12 sind die einzigen Überlebenden von ursprünglich 100 Leuten. Natürlich haben wir sie hineingelassen. Eine Stufe weiter auf der Skala menschlichen Anstands. Später fragte ich sie, ob jemand von ihnen wüsste, wie viele solcher Städte es hier gebe. Wir und die neuen Leute sind zusammen auf über 20 Namen gekommen. 20 Städtchen gefüllt mit Leuten und keiner weiß wie viele darüber hinaus.
Das Motto sollte hier lauten "Wie ist das überhaupt möglich". Sicherlich muss irgendjemand irgendwo nach den tausenden Leuten, die wohl hier sind, suchen.
Ich bin jetzt seit etwas mehr als zwei Monaten hier. Es hat sich herausgestellt, dass sich hier nicht viel ändert. Ein paar neue Leute sind dazu gekommen, mit der gleichen Geschichte wie wir anderen auch. Netter kleiner Ausflug zu Ikea und plötzlich sind sie im Billy-Bücherregal-Haus der gesichtslosen Verrückten gefangen. Das Personal greift den Umtausch ein oder zweimal in der Woche an. Wir bringen Sie um die Ecke und räumen die Leichen weg, manchmal schaffen sie es, jemanden von uns zu verletzen. Vor ein paar Wochen haben sie einen Typ namens Jared gekillt. Ehrlich gesagt war es furchtbar. Es stellt sich nämlich heraus, dass normale Menschen hier sehr wohl bluten, auch wenn es das Personal nicht tut. Wir haben unser Bestes gegeben, aber niemand von uns ist hier Arzt.
Jared war ein guter Kerl. Er hat Besseres verdient. Wir alle verdienen Besseres.
Vor ein paar Tagen kam mir, dass niemand hier nach einem Ausweg sucht. Ich wüsste auch gar nicht, wo wir mit der Suche beginnen sollten.
Heute ist so ein Quadrocopter-Ding mit Kamera drauf am Umtausch vorbeigeflogen. Ich dachte zuerst, das bedeutet, dass endlich jemand nach uns sucht, dass Hilfe unterwegs sei. Scheinbar ist das aber auch nicht das erste Mal, dass das passiert. Das Gleiche ist hier schon mal vor ein paar Monaten passiert und trotzdem sind noch alle hier.
Keine Ahnung, ob sie uns gesehen haben, falls ja hat es trotzdem nicht angehalten. Ist einfach weitergezogen bis wir es nicht mehr sehen konnten.
Notiz: Es ist aufgrund des Zeitpunkts, zu dem dieses Tagebuch gefunden wurde, anzunehmen, dass dieser Eintrag mit unserem ersten erfolgreichen Drohneneinsatz innerhalb von SCP-3008-1 übereinstimmt. Die Analyse des Videomaterials zeigt eine von Wänden umgebene Siedlung unter einem Schild, auf dem "Umtausch und Rückgabe" steht. Versuche, diese Siedlung wiederzufinden schlugen fehl. Der Ursprung der früher gesichteten Drohnen ist unbekannt.
Beim Abendessen habe ich heute begonnen, mit den Leuten über Zeug zu reden, das sie von zu Hause vermissen. Wahrscheinlich nicht die beste Idee, die ich je hatte, denn danach waren alle ziemlich traurig. Einige der Leute hier haben Familien. Ehemänner und Ehefrauen, Kinder. Hunde. Franklin scheint ein zahmes Lama zu haben, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ihm das abkaufe.
Aber offensichtlich haben manche von den Leuten hier total seltsame Wissenslücken. Drei von ihnen haben nie von der internationalen Raumstation gehört, zwei von ihnen scheinen zu denken, dass █████ ███████ Premierminister wäre, und eine von ihnen scheint niemals von der Freiheitsstatue gehört zu haben.
Je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto mehr erklärt das ein paar Sachen. Was, wenn der Grund dafür, dass niemand nach uns Vermissten sucht, ist, dass wir nicht alle vom selben Ort hierhergekommen sind. Das wird jetzt komisch klingen (vielleicht sollte das das Motto hier sein) aber was wenn alle Leute hier aus verschiedenen Dimensionen gekommen sind? Realitäten? Wie auch immer man es nennen will. Ich habe genügend Fernsehsendungen gesehen, um zu wissen, wie das abläuft. Sarah kommt von einem Ort, an dem es keine Freiheitsstatue gibt. Dort, wo Wasim herkommt, wurde keine Raumstation ins All geschickt. Wenn jeder hier von verschiedenen Orten kommt, sogar von nur scheinbar identischen Orten, dann gäbe es keine Panik über die Vermissten-Masse. Keine Suche nach Vermissten-Massen. Wir wären nur ein kurzes Aufblitzen, eine einzelne vermisste Person in einer Welt, in der die Nachrichten nonstop laufen.
Nun ja. Das war ein spaßiger Gedankenstrom.
Mir ist gerade bewusstgeworden, dass gestern das sechsmonatige Jubiläum meiner Ankunft hier war. Ich frage mich, ob IKEA Partyhüte verkauft. Der Alltag hier ist mehr oder weniger unverändert. Alle paar Wochen kommt jemand Neues zu uns. Die Nahrungsmittelvorräte werden mal mehr und mal weniger, aber wir hatten eigentlich nie einen ernstzunehmenden Engpass. Manchmal bekommen wir Besuch von einer der benachbarten Städte, meistens von Kassen oder von Gang 630. Ab und an schauen wir beieinander vorbei, manchmal handeln wir mit Vorräten, wenn sie bei jemanden besonders knapp werden. Das ist irgendwie beruhigend. Es erinnert einen daran, dass wir hier nicht alleine sind, ein kleiner Schimmer von Zivilisation. Manchmal bringen sie Medikamente und Verbandsmaterial. Ein paar Städte von der Kasse entfernt scheint es eine Apothekenabteilung zu geben, die ab und zu wieder aufgefüllt wird, deswegen teilen sie mit uns so viel sie können. Ich habe noch nie von einem Ikea mit einer Apotheke gehört, aber mittlerweile wäre ich nicht mehr überrascht, wenn jemand auf ein IKEA-Organe-Entnahme-Labor, stoßen würde. Das würde auf alle Fälle das Personal erklären.
Wenn ich schon von unseren gesichtslosen Gefängniswärtern spreche, ihre Angriffe sind in letzter Zeit schlimmer geworden. Drei oder vier Mal in der Woche jetzt, mit doppelt so vielen Angestellten wie früher. Keine Ahnung, woher die alle kommen, oder warum sie uns häufiger angreifen. Vor ein paar Wochen haben Sarah und ich versucht einem von ihnen zu folgen. Er schien einfach nur planlos durch die Gänge umherzugehen. Wir mussten aber umdrehen bevor wir irgendetwas von Interesse finden konnten.
Wir haben die Wände verstärkt und versuchen uns besser zu bewaffnen. Wenigstens fehlt es nicht an Material, das wir dafür verwenden könnten. Wasim hat noch ein paar Armbrüste gebastelt, aber das geht langsam voran.
Nur schade, dass Ikea keine Schusswaffen verkauft.
Notiz: Kein zusätzlichen Personen haben Standort ██ SCP-3008 innerhalb der Zeitspanne, die in diesem Eintrag beschrieben wird, betreten.
Die Angriffe werden nun wirklich schlimm. Sie kommen fast jede Nacht und mit so vielen Angestellten, dass ihre Leichen sich so hoch stapeln, dass die anderen über die Wände klettern können. Ich glaube, wir sitzen in der Tinte.
Umtausch ist
Umtausch ist erledigt. Letzte Nacht hat es uns wirklich böse getroffen. Nicht viele Opfer, aber die Wände sind zerstört. Wir haben jetzt auch endlich rausgefunden, warum die Angriffe so häufig geworden sind. In einem Karton mit Vorräten fanden wir ein kleines Stück von einem der Angestellten. Jedenfalls ist es jetzt zu spät, es liegen zu viele Leichen herum, um sie wegzuschaffen und auch noch die Wände zu reparieren bevor die Nacht hereinbricht. Candace hat eine Krisensitzung einberufen. Ich nehme an, wir werden darüber reden, Umtausch hinter uns zu lassen und dann vielleicht zu versuchen, bei den Kassen Zuflucht zu suchen oder sowas.
Es wird jetzt aber schon spät. Ich glaube wir schaffen das nicht rechtzeitig. Vielleicht manche von uns. Immerhin ist mir in der ersten Woche alleine ja auch nichts im Dunkeln passiert. Aber andererseits, wie oft kann ich schon Glück haben.
Ich glaube, ich schreibe das hier nur für das Gefühl, einen Schlussstrich ziehen zu können. Für mich oder für jeden, der das hier findet. Falls dies der letzte Eintrag ist, hoffe ich, dass derjenige, der ihn liest, das dann draußen tut.
Meine größte Angst? Falls ich heute Nacht hier sterbe, dass ich morgen früh einfach nur wieder hier aufwache.
Notiz: Dies ist der letzte Eintrag. Es wird angenommen, dass der Mann aufgrund der Verfolgung durch eine Instanz von SCP-3008-2 vom Rest der Gruppe getrennt wurde, als sie versuchten die Kassen-Siedlung zu erreichen und er dabei den Ausgang fand.
Notiz: Es wird vermutet das die anderen Drohnen von der Foundation aus einer alternativen Dimension geschickt wurden.