Zeichnung von SCP-292-DE, gefertig nach der Beschreibung eines Zeugen, der SCP-292-DE am 03.04.1999 gesehen haben soll.
Objekt-Nr.: SCP-292-DE
Klassifizierung: Keter Nicht eingedämmt
Sicherheitsmaßnahmen: Zum Zeitpunkt dieses Berichtes gilt SCP-292-DE als nicht eingedämmt. MTF DE6-𝔈 (6-Emil „Elmar Fudd“) ist damit beauftragt, in der Zeit nach Ostersamstag Medienberichte und Meldungen von medizinischen Einrichtungen, die ländliche Dörfer, Siedlungen und Vororte versorgen, zu überprüfen und nach Berichten suchen, die unerklärliche medizinische Veränderungen erwähnen, insbesondere, wenn diese zuckerhaltige Materialien beinhalten. Auch Meldungen von unerklärlichem, plötzlich auftretendem Gestank sind zu überprüfen.
Wenn diese Meldungen die Aktivität von SCP-292-DE oder SCP-292-DE-A bestätigen, sind Einsatzkräfte der MTF zu den betroffenen Orten zu schicken, die Opfer von SCP-292-DE-A in Gewahrsam nehmen und sämtliche Schokoladeneier im Ort zu beschlagnahmen, um mögliche Verwechslungen auszuschließen. Die Bewohner sind anschließend mit Amnesika zu behandeln.
Opfer von SCP-292-DE-A müssen, nachdem sie SCP-292-DE-A konsumiert haben, für drei Tage zum nächsten Stützpunkt in Quarantäne gebracht werden, um dort in dieser beobachtet, untersucht und ärztlich versorgt zu werden. Nach drei Tagen werden die betroffenen Subjekte, je nach Art der körperlichen Veränderung, entweder mit Amnesika behandelt und zurück in die Gesellschaft eingegliedert oder als anomale Personen zum Standort-DE17 zur permanenten Eindämmung transportiert. Alle Zeugen und näheren Verwandte der betroffenen Subjekte werden anschließend mit Amnesika behandelt.
Beschreibung: Nach derzeitigem Forschungsstand und Zeugenberichten handelt es sich bei SCP-292-DE um eine Gestalt, die an einen Kuscheltier-Hasen aus dunkelgrauem Sackleinen erinnert. Die Körperteile sollen mit dicken braunen Fäden zusammengenäht sein, mehrere Stellen am Körper sind mit bunten, eiförmigen Flicken versehen, die Ostereier darstellen sollen. Im Gesicht besitzt es nur links ein schwarzbraunes Knopfauge, das rechte Ohr ist teilweise abgerissen und der Mund von SCP-292-DE ist zugenäht worden. Die Größe von SCP-292-DE variiert, je nach Zeugenaussage teils extrem, zwischen 20 cm und 2,30 m. Ob es sich um dasselbe Objekt handelt oder ob es weitere Exemplare von SCP-292-DE gibt, ist derzeit unbekannt.
SCP-292-DE ist selbstständig in der Lage, sich bevorzugt auf seinen Hinterbeinen fortzubewegen, auch wenn der Schritt als relativ torkelnd beschrieben wird. Ist es auf seinen vier Pfoten unterwegs, kann es Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h erreichen, um das Dreifache seiner aktuellen Körpergröße hoch- und sogar um das Fünffache weit springen, um im Notfall schnell zu entkommen. SCP-292-DE besitzt einen gewissen Grad an höherer Intelligenz und wahrscheinlich eine Art Präkognition, mit der es potentielle Gefahren wahrnimmt.
Am Abend vor Ostersonntag erscheint SCP-292-DE in der Nähe unterschiedlicher ländlicher Siedlungen, Dörfer oder Vororte nördlich des 51. Längengrades in Deutschland, in denen das Osterfest gefeiert wird. An welchen Orten SCP-292-DE auftritt, ist nach aktuellem Wissensstand, willkürlich.
Während des Abends vor Ostersonntag materialisiert sich SCP-292-DE in der Nähe seines Zielortes, wo es versucht, in einen der Gärten oder Häuser am äußeren Rand der Siedlung einzudringen, in denen die Tradition der österlichen Eiersuche zelebriert wird.
Am gewünschten Zielort angekommen wird es einen seiner Flicken aufreißen und aus diesem ein Exemplar aus SCP-292-DE-A entnehmen, welches es entweder vor Ort direkt versteckt oder in ein vorhandenes Osternest schmuggelt. Nachdem es dies erfolgreich vollzogen hat, wird es sich hinter dem nächsten größeren Gewächs verstecken und dematerialisert sich kurz darauf.
Bei SCP-292-DE-A handelt es sich um ein gefülltes Vollmilch-Schokoladenei, das mit einfarbigem Aluminium ummantelt ist. Die Farbe der Folie variiert wie auch die Füllung, die in der Schokolade enthalten ist. Optisch unterscheiden sich die Eier nicht von herkömmlichen Schokoladeneiern. Der allgemeine Geschmack von SCP-292-DE-A wurde von betroffenen Subjekten als gewöhnlich, sogar teils als fade oder alt beschrieben.
Werden SCP-292-DE-A nicht innerhalb von drei Tagen gefunden und konsumiert, entwickelt sich ein starker Geruch, der an faule Eier erinnert und die Schokolade ungenießbar macht. Der Geruch verstärkt sich so lange, bis SCP-292-DE-A entweder vollständig zersetzt ist oder es mittels Verbrennung zerstört wurde.
Der eigentliche anomale Effekt tritt nach dem Konsum von SCP-292-DE-A ein. Subjekte, die SCP-292-DE-A konsumiert haben, erleiden, je nach Geschmack der Füllung, eine zweistufige Veränderung ihres Körpers.
Innerhalb der ersten Stunde beginnen Teile des Körpers schleichend damit, ihre Struktur oder ihre Eigenschaften den Inhaltsstoffen oder Eigenschaften der zugeführten Inhaltsstoffe anzugleichen.
Obwohl dies für gewöhnlich tödlich für die betroffenen Subjekte sein sollte, laufen die Körperfunktionen wie gewöhnlich weiter und bisher sind keine Todesfälle von betroffenen Subjekten bekannt. Diese empfinden die Veränderungen jedoch als unangenehm, psychisch belastend, beängstigend und teils extrem schmerzhaft. Die erste Phase dauert etwa zwei Tage.
Am dritten Tag nach dem Konsum beginnt die zweite Phase der Veränderungen. Dabei lösen sich die Veränderungen der ersten Phase auf und legen so das manipulierte oder neue Körperteil frei. Dieses ist vollständig gesund und erweist sich sogar als deutlich verbessert, im Vergleich zum Zustand, der vor dem Konsum von SCP-292-DE-A vorhanden war. Teilweise sind diese auf eine Weise verbessert, die für normale Menschen unmöglich zu erreichen sind. Betroffene Subjekte fühlen sich nach Abschluss der Transformation vitaler und besser als zuvor. Die Effekte der zweiten Phase sind bisher permanent und unumkehrbar.
Betroffene Subjekte verspüren jedoch auch eine starke Abneigung gegenüber Schokolade und spüren eine starke Übelkeit in der direkten Nähe von dieser. Betroffene Subjekte zeigten starke körperliche Abneigung gegenüber der Füllung, die sie konsumiert haben, und die bloße Nähe von Substanzen, die sie an diese erinnert, sorgt bei ihnen für starke Übelkeit. Ob diese permanente Abneigung gegenüber dieser auf eine psychologisch-traumatische durch das Erlebte beruht oder ob sie zu den anormalen Effekten von SCP-292-DE-A gehören ist derzeit Bestandteil weiterer Forschungen.
Tests ergaben, dass die anfängliche Abneigung gegenüber Schokolade auf der Angst beruht, dass diese mit der Füllung, die sie konsumiert haben, gefüllt sein könnte.
Entdeckung: Berichte über SCP-292-DE gibt es seit 1946, welche jedoch aufgrund der abgelegenen Lage von dessen Erscheinungen eher ungenügend waren und erst 1967 bestätigt werden konnten. SCP-292-DE-A gelangte erst 1971 in das Interesse der SCP-Foundation, die das Objekt als SCP-███-DE listete.
Für die nächsten Jahre versuchten Forscher herauszufinden, wie die Objekte in die Ortschaften gelangten, jedoch ohne nennenswerte Erfolge. Erst 1990 konnte SCP-292-DE zufällig mittels einer privaten Sicherheitskamera aufgenommen werden, wie es eine Instanz von SCP-292-DE-A in ein vorhandenes Osternest legte. SCP-███-DE wurde daraufhin zu SCP-292-DE-A umklassifiziert und mit SCP-292-DE zusammengelegt.
Zusammenfassung einiger bedeutenderen SCP-292-DE-Ereignisse
Datum: 15.04.1979
Ort: ██████, Sachsen
Betroffenes Subjekt: Mädchen, 13 Jahre
Angegebene Füllung: Zuckerwatte
Verlauf Stufe 1: Das Subjekt hatte innerhalb einiger Minuten erst ein Kribbeln in ihrem Zahnfleisch gespürt, welches mehr und mehr zunahm und später stark zu schmerzen begann. Die Zähne des Subjektes nahmen innerhalb von Stunden eine kristalline Gestalt an, welche sich als Zuckerkristalle herausstellten. Diese begannen ohne Einwirkungen von außen mehr und mehr zu splittern, was die Schmerzen für das Subjekt unerträglich machte.
Durch den Bruch der kristallisierten Zähne blutete das Subjekt stark aus dem Mund, jedoch schien etwas zu verhindern, dass es ausblutete. Nachdem alle Zähne nach einem Tag zerstört waren, spürte das Kind einen schmerzhaften Druck in ihren Kieferknochen, die gegen das Zahnfleisch pressten.
Ergebnis Stufe 2: Am dritten Tage sind bei dem Subjekt neue Zähne nachgewachsen. Das Subjekt fühlte keine Schmerzen und empfand ein stark angenehmes Gefühl im Mundbereich, sowie starken Hunger, nachdem es die vorherigen zwei Tage gehungert hatte. Die Zähne erwiesen sich als widerstandsfähiger und stärker. Möglich macht dies eine zusätzliche Schicht, die die Zähne überzieht und auch vor Zahnerkrankungen wie Paradonthitis oder Karies schützt. Versuche, Proben der Zähne und der sich darauf befindlichen Schicht zu entnehmen, scheiterten, da sämtliche zahntechnischen Geräte, inklusive mehrer Zahnbohrer und -zangen, während der Operation zerbrachen. Die Zähne blieben dabei unbeschädigt.
Aktueller Status: Subjekt und Familie wurde mit Amnesika behandelt. Das Subjekt wurde wieder in die Gesellschaft integriert, da keine akute Gefahr für die Geheimhaltung vorlag. Halbjährliche zahntechnische Untersuchungen werden von einem Arzt durchgeführt, der verdeckt für die Foundation arbeitet.
Datum: 21.04.1981
Ort: █████████, Brandenburg
Betroffenes Subjekt: SCP-292-DE-A wurde nicht rechtzeitig konsumiert
Angegebene Füllung: Nicht verfügbar, Objekt wurde erst nach dem Verfallsdatum von SCP-292-DE-A gefunden
Ergebnis: Im Garten von Familie ███████ hatte sich ein starker Geruch von verfaulten Eiern gebildet. Trotz intensiver Suche konnte die Familie den Ursprung des Gestankes nicht finden. Der Gestank wurde im Verlauf der folgenden Tage stärker und breitete sich weiter aus. Innerhalb von drei Tagen musste die Familie ihr Haus verlassen, da die Luft nicht auszuhalten war. Eine Woche später war das komplette Dorf vom Gestank betroffen, welches daraufhin evakuiert werden musste.
Die zum Ort geschickte MTF konnte SCP-292-DE-A in einer Baumhöhle des im Garten befindlichen Apfelbaums finden und das Objekt mittels Einäscherung in einem Spezialcontainer vernichten. Als Grund für den Gestank wurde eine Tarngeschichte über ein defektes Abwassersystem entwickelt. Nach nachgestellten Restaurierungsarbeiten konnten die Bewohner eine Woche später wieder einziehen.
Datum: 20.04.1990
Ort: █████ nahe Berlin
Betroffenes Subjekt: Junge, 7 Jahre
Angegebene Füllung: Nougat
Verlauf Stufe 1: Das betroffene Subjekt zeigte innerhalb einer halben Stunde nach dem Verzehr zunehmende Schmerzen im Bauch- und Brustbereich, gefolgt von starker Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die auf diese Weise ausgeschiedenen Endprodukte hatten eine andere Konsistenz und einen anderen Geruch als gewöhnlich. Bei genaueren Untersuchungen wurde es als flüssiges Nougat identifiziert. Untersuchungen konnten die Existenz von abnormen Darmbakterien nachweisen, welche aus unbekannten Gründen die konsumierte Nahrung zu Nougat konvertieren. Trotz der starken körperlichen Beschwerden und der extremen Veränderung zeigte der Körper selbst keine Schäden.
Ergebnis Stufe 2: Am dritten Tag nach dem Konsum und dem vollständigen Entleeren des Magen-Darm-Traktes, fühlte sich der Junge wieder vollkommen gesund. Untersuchungen des Darmtraktes zeigten eine mutierte Version von Darmbakterien, die die Verdauung stark verbesserten und regenerative Eigenschaften auf dem Darmtrakt zeigten.
Aktueller Status: Der Familie wurde Amnesika verabreicht. Das Subjekt wird zweimal jährlich von einem Landarzt untersucht, der undercover für die Foundation arbeitet.
Besonderheit: Eine Sicherheitskamera nahm das erste Mal auf, wie SCP-292-DE SCP-292-DE-A in einem Osternest versteckte. Es konnte somit bestätigt werden, dass beide Objekte im Zusammenhang zueinander stehen. Die Aufnahmen wurden beschlagnahmt.
Datum: 04.04.1999
Ort: ███████████████, Schleswig-Holstein
Betroffenes Subjekt: Erwachsener Mann, 43
Angegebene Füllung: Eierlikör
Verlauf Stufe 1: Das betroffene Subjekt zeigte innerhalb einer halben Stunde erste Anzeichen von Trunkenheit wie gesteigertes Selbstwertgefühl, gesenkte Hemmschwellen und gesteigerte Aggressivität, Schwindel, unklare, lallende Aussprache sowie eine euphorische Stimmung..
Im Laufe des Tages verschlimmerten sich die Symptome. Es folgten der Verlust der körperlichen Koordinierung, Übelkeit, Erbrechen, Orientierungslosigkeit, starker Harndrang und Kopfschmerzen. Blutuntersuchungen ergaben, neben Spuren von Zucker und Eiern, einen Alkoholwert, der für gewöhnlich tödlich für den menschlichen Körper wäre, doch bis auf die typischen Symptome einer einfachen Alkoholvergiftung, zeigte der Körper keine größeren Auswirkungen. Dieser Zustand hielt für zwei Tage an.
Ergebnis Stufe 2: Nach einem starken Kater am dritten Tag fühlte sich das Subjekt besser als je zuvor. Untersuchungen der Blutwerte sowie der Organe ergaben, dass Leber, Nieren und Milz deutlich effektiver arbeiteten und das Blut besser filterten. Dadurch hatte das Subjekt eine Immunität zu Giften und anderen Schadstoffen, die das Blut betreffen, inklusive Alkohol, entwickelt. Das Subjekt spürte die berauschende Wirkung von Alkohol oder anderen Rausch- und Schmerzmitteln nicht mehr. Aber auch andere Medikamente, die vom Blut aufgenommen werden, zeigten sich absolut wirkungslos.
Aktueller Status: Aufgrund seiner Immunität gegenüber Amnesika befindet sich das Subjekt am Standort-DE17 in der Verwahrung. Als Tarngeschichte wurde eine Affäre genannt, mit der er heimlich durchgebrannt wäre.
Datum: 16.04.2017
Ort: █████, nahe Bremen
Betroffenes Subjekt: Junge, 10 Jahre
Angegebener Geschmack: Weiße Milchcreme
Verlauf Stufe 1: Innerhalb einer halben Stunde nahm das Subjekt knackende Geräusche in seinen Fingern wahr, die sich langsam, aber stetig, weiter ausbreiteten und starke Schmerzen verursachten. Im Laufe des Tages breiteten sich mit jeder Bewegung die Schmerzen weiter aus und die knackenden Geräusche nahmen an Intensität zu. Die Gliedmaßen verbogen sich dabei auf eine unnatürliche Art und Weise und wurden kurz darauf wieder steif. Die Eltern, die das nicht erklären konnten, fuhren das Kind daraufhin zum nächstgelegenen Krankenhaus.
Am Ende konnte sich das Subjekt nicht mehr bewegen, ohne dass irgendein Körperteil knackte und schmerzte.
Untersuchungen der Knochen im Krankenhaus ergaben, dass diese durch milchige Zuckerkristalle ersetzt worden waren, die bei Bewegungen brachen und innerhalb weniger Sekunden wieder zusammenwuchsen. Trotz der theoretisch daraus resultierenden Schäden blieben die restlichen Teile des Körpers aus unbekannten Gründen unbeschädigt.
Ergebnis Stufe 2: Am dritten Tag hatte sich der Körper des Subjektes wieder normalisiert. Bevor die Foundation jedoch eintreffen und das Subjekt in Gewahrsam nehmen konnte, ist es aus seinem Zimmer geflohen und aus dem Klinikum gerannt. Auf der Straße vor dem Klinikum ist das Subjekt von einem heranfahrenden Krankenwagen angefahren worden. Trotz der enormen Wucht, die das Subjekt erwischt hatte, erlitt das Subjekt nur einen Schock sowie blaue Flecken und einzelne Schürfwunden.
Eine anschließende Untersuchung ergab, dass die Knochen des Subjektes mit einer unbekannten Schicht überzogen waren, die den Knochen zusätzliche Stabilität und Härte verlieh, ohne dass diese an Flexibilität einbüßen. Es konnte sogar herausgefunden werden, dass diese Schicht Schäden an den Knochen innerhalb von Sekunden regenerieren kann.
Aktueller Status: Subjekt wurde zum Standort-DE17 gebracht. Den Eltern wurde ein Amnesikum verabreicht und eine Deckgeschichte erzählt, dass ihr Kind an unentdeckten inneren Verblutungen gestorben sei, die es sich bei dem Unfall zugezogen hatte.
Zum Zeitpunkt dieses Dokumentes wird beraten, ob sich das Subjekt aufgrund seiner anomalen Eigenschaften und seinem sportlichen Talent für eine foundationinterne Ausbildung und späteren Einsatz in einer mobilen Einsatztruppe eignen würde.
Audio-Log SCP-292-DE
Vorwort: Der Audiolog beinhaltet die Aussage von Egon Meiß, ein Zeuge, der, laut eigener Aussage, am 21.04.1946 der Erste war, der Augenkontakt mit SCP-292-DE aufgenommen und als Erster ein Exemplar von SCP-292-DE-A konsumiert hatte. An dem Tag der Begegnung war er sieben Jahre alt und lebte mit seiner Tante und seinen Geschwistern in █████, Mecklenburg.
Laut seiner Aussage hätte er es bis vor wenigen Jahren noch geheim gehalten, jedoch erzählte er in letzter Zeit seiner Familie sowie den Bewohnern und Mitarbeitern des Altersheimes in █████, in dem er zurzeit lebt, öfters über seine „Begegnung mit dem Osterhasen“. Keiner glaubte seinen Erzählungen und man nahm an, dass dies Anzeichen einer Demenz sind, bis Agentin Schüllers, die im Heim nur ihre Mutter besuchen wollte, darauf aufmerksam wurde. Agentin Schüllers, die für MTF DE6-𝔈 arbeitet, wurde stutzig, da die Beschreibung des „Osterhasens“ sowie die darauf folgenden Ereignisse starke Ähnlichkeiten mit SCP-292-DE aufwiesen.
Mit der Genehmigung ihres Vorgesetzten und Dr. Heuyer, dem leitenden Forscher von SCP-292-DE, nahm Agentin Schüllers am 21.04.2019 die Aussage von Herrn Meiß auf.
<Beginne Log>
„Ich erinnere mich an diesen Tag so gut als wäre es erst gestern gewesen. Die Zeiten waren hart. Der Krieg war erst seit kurzem vorbei. Ich kam mit meinen Geschwistern zu meiner Tante, mein Vater wurde in die Sowjetunion geschleppt und meine Mutter ist während des Krieges an einer Krankheit gestorben.
Wir mussten damals auf den spärlichen Feldern die restlichen Rüben und Kohl sammeln. Die Ernte war schlecht und der Großteil wurde von den Sowjets beschlagnahmt. Die Zeiten waren wirklich hart, wir hatten Hunger und wir hatten nichts weiter als zerstörte Felder, eine Ruine zum Wohnen und die zerrissene Kleidung am Leib. Aber wir hatten den Willen zum Leben.
Wir wussten, dass es Ostern war, aber wir haben aufgegeben, dass wir wie früher bunte Eier suchen konnten. Wir hatten nicht mal ein Huhn, welches Eier legen könnte, von Süßigkeiten ganz zu schweigen. Und Schokolade erst recht nicht. Wir konnten froh sein, wenn wir den nächsten Winter überleben könnten, im Gegensatz zu meiner kleinen Schwester Anne.
Dann, in der Nacht vor Ostern, bin ich aufgewacht. Ich musste raus und Pipi machen. Wir hatten nur das Plumpsklo draußen. Also bin ich aufgestanden, hab mich leise raus geschlichen und bin aufs Klo gegangen. Nachdem ich fertig war, hörte ich von draußen ein komisches Rascheln. Ich hatte Angst, dass es ein Wolf oder ein Roter war. Gleichzeitig war ich aber auch sehr neugierig gewesen. Also habe ich die Tür nur einen kleinen Spalt aufgemacht und vorsichtig rausgelinst.
Da sah ich ihn! Im Licht des Mondes! Nur wenige Meter entfernt! Den Osterhasen persönlich, auch wenn er ganz anders aussah, als ich ihn mir vorgestellt habe. Eher wie ein altes Kuscheltier als ein echter Hase. Und der Mund, der bei ihm zugenäht war, war schon gruselig. Aber es war bestimmt der Osterhase! Nie in meinem Leben werde ich ihn vergessen. Ohne Ohren war er sicherlich so groß wie ich gewesen, mit Ohren ein Kopf größer. Der Leinenstoff war fast weiß. Nicht ganz, eher so wie dreckiger Schnee. Mit Augen aus schwarzen Knöpfen. Und er lief auf seinen dicken Beinchen wie ein angetrunkener Sowjet.
Aber das auffälligste war der große Flicken auf seiner Brust, der wie ein buntes Osterei aussah! Da wusste ich, dass es nur der Osterhase sein konnte! Ich beobachtete ihn eine Weile und sah, wie er den Flicken abzog und in seine Brust griff. Er zog daraus ein dunkles Ei, welches er hinter einen Baumstumpf legte.
Dann schreckte ihn anscheinend etwas auf. Sein Blick drehte sich zu mir und er schaute mit seinen schwarzen Knopfaugen in meine Richtung. Ich sah noch, wie er seine Pfote zu seinem zugenähten Mund führte, als wollte er mir sagen, dass ich nichts sagen soll. Dann setzte er sich auf alle seine vier Pfoten und… WUSCH! Wie der Wind rannte er davon!
Als er weg war, rannte ich natürlich zum Baumstumpf, wo er das Ei versteckt hatte. Es war aber kein normales Ei. Es war aus Schokolade! Ich habe es sofort aufgegessen. Es war für mich das Süßeste und Beste, was ich je gegessen habe. Und das letzte Süße.
Nachdem ich mich zurück geschlichen und wieder eingeschlafen war, hatte mein Herz plötzlich wie wild gepocht. Es fühlte sich an, als ob es gleich aus der Brust platzen würde. Ich hatte nur heftig atmen können. Mir war ganz schwindelig. Ich hatte geschwitzt und danach kaum was mitbekommen. Es war verschwommen. Meine Brust hatte geschmerzt. Ich wollte schreien, aber dafür fehlte mir die Luft. Ich sah alles verschwommen. Mir war so heiß und übel. Ich sah für zwei Tage teilweise nur verschwommen. Ich sah verschwommen meine Tante und meine Geschwister, wie sie mich besorgt ansahen. Sie hatten Angst. Ich hatte Angst.
Und ich hatte gehustet. Immer wieder. Aber es war kein Blut oder Speichel. Es sah aus wie… Wie Schokolade. Wie geschmolzene Schokolade. Und es schmeckte auch so. So braun, dickflüssig mit kleinen festen Bröckchen. Dieser Geschmack, der im Mund kleben bleibt. Das Gefühl, wie es im Hals steckte. Wie es sich anfühlte, als ob meine Brust voll damit war und es überall klebte. Es war für mich so ekelig. Ich werde es nie vergessen. Seither wird mir immer schlecht, wenn ich nur Schokolade rieche.
Doch drei Tage später wachte ich morgens früh auf. Der Geschmack und das Gefühl waren weg. Ich war gesund! Es ging mir gut. Es ging mir so gut wie nie zuvor! Ich konnte richtig tief einatmen. Die Luft war so frisch und köstlich. Meine Tante kam gerade mit dem Arzt, der drei Tage von hier weg wohnte, zu uns, doch ich war wieder gesund. Der Arzt hatte meine Tante und mich für verrückt erklärt und ist wieder gegangen.
Seither hatte ich nie wieder Probleme mit dem Atem gehabt. Nie eine Lungenentzündung, kein Krebs, obwohl ich geraucht habe wie ein Schlot. Nicht mal eine Erkältung hatte ich je gehabt. Hatte ich nie! Ich konnte immer und überall atmen. Ich konnte laufen wie der Wind, ohne dass die Luft in mir brannte. Und ich konnte sogar unendlich lange die Luft unter Wasser halten. Damals, als wir schwimmen lernten, nannten mich daher alle „Fisch“.
Ich habe es so lange geheim gehalten. Es hätte mir eh keiner geglaubt, nicht mal mein Sohn, meine Tochter oder die Enkel.
Aber es ist so lange her. Und ich merke, dass meine Erinnerungen langsam schwinden. Aber ich werde niemals den Osterhasen vergessen können. Auch wenn er die schlimmste Zeit meines Lebens verursacht hatte, hatte er mir vielleicht auch das Leben gerettet.
Wenn ich noch einen Wunsch haben könnte…
Ich würde ihm danken…“
<Ende des Logs>
Nachtrag: Medizinische Untersuchungen, die im Anschluss an das Gespräch an Herrn Meiß gemacht wurden, bestätigten eine anomale Effizienz der beiden Lungenflügel sowie sämtlicher für die Atmung zuständigen Körperteile. Er war unter anderem in der Lage gewesen, bis zu 30 Minuten die Luft anzuhalten.
Da es jedoch aufgrund seiner restlichen körperlichen Gebrechen nicht möglich gewesen wäre, ihn unbeschadet zum Standort-DE17 zu transportieren, wurde mit Absprache mit Dr. Heuyer und dem Ethikkomitee beschlossen, Herrn Meiß an seinem aktuellen Aufenthaltsort zu belassen. Ihm wurde ein starkes Amnesikum verabreicht, welches ihm in einen Zustand ähnlich einer Demenz zurückließ, um die Geheimhaltung zu gewährleisten.
Ein halbes Jahr später verstarb Herr Meiß an einer akuten Hirnhautentzündung.