Objekt-Nr.: SCP-280-DE
Klassifizierung: Euclid
Sicherheitsmaßnahmen: SCP-280-DE ist in Standort-DE5 im Zentrum eines 20 m x 20 m x 10 m abmessenden Raum auf einem 5 m hohen Podest zu verwahren. Die Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen regulierbar sein und sind so einzustellen, wie es die Kuratoren des Objekts empfehlen, um seinen Zustand zu erhalten. Experimente mit den Fähigkeiten des Objekts dürfen nur tagsüber von Juli bis August durchgeführt werden und auch nur dann, wenn bereits verifiziert wurde, dass sie tatsächlich stattgefunden haben. Vorher sind außerdem historische Ereignisse in der Zielzeit zu überprüfen, um temporale Paradoxa oder ähnliche Zeitreiseunfälle zu vermeiden. Sämtliche zu versendenden Objekte müssen mit Daten über ihr genaues Absendedatum und die Umstände ihres Versands ausgestattet werden, vorzugsweise in geschriebener Form. Menschenversuche mit dem Objekt sind wegen unvorhersehbarer Einwirkungen auf den Lauf der Geschichte und den vermeidbaren Verlust von Personal untersagt.
Sollten sich in SCP-280-DEs Umgebung Objekte manifestieren, ist zu überprüfen, ob ihnen Daten beiliegen, aus denen sich die genauen Umstände ihres Versands erkennen lassen. Die in dieser Zeit befindliche Iteration des erhaltenen Objekts ist anschließend zu beschaffen und genauso zu versenden, wie es die erhaltenen Daten vorschreiben. Sollten Instruktionen für einen Weiterversand in die Vergangenheit vorliegen, ist dieser durchzuführen, sobald verifiziert wurde, dass er stattgefunden hat.
Objekte und Personen, die sich in der Nähe von SCP-280-DE materialisieren sind einzusammeln, zu untersuchen und falls sie noch lebendig und ansprechbar sind, zu verhören.
Historische Aufzeichnungen von Ereignissen, bei denen die Involvierung von SCP-280-DE nachgewiesen wurde, sind durch die Foundation so zu editieren, dass sie normal erscheinen.
Update: Die Benutzung von SCP-280-DE ist seit dem 21.09.2018 nur noch unter Aufsicht von zwei Sicherheitskräften von Standort-DE5 durchzuführen. Diese sind instruiert, jeder Person mit tödlicher Gewalt zu begegnen, die unerlaubt in SCP-280-DEs Transportkammer steigt.
Beschreibung: SCP-280-DE ist ein Apparat mit den Abmaßen 5 m x 4 m x 3 m. Das Gerät besteht aus zahlreichen Riemenmechanismen sowie einen Motor mit bisher nur unzureichend verstandenen Wirkprinzip und einem Metallschrank mit einem Innenraum von 2 m x 1 m x 1 m.
Das Objekt ist dazu gebaut worden, Materie im Inneren des Metallschranks in die Vergangenheit zu schicken. Dabei wird der Inhalt des Schranks mit der Materie ausgetauscht, die am Zielort verdrängt werden würde. Der Zeitreisemechanismus besitzt einige Makel, unter anderem ist der genaue Austrittspunkt, auch wenn das Innere der Kammer dafür vorgesehen ist, nicht festlegbar, was dazu führt, dass SCP-280-DE seine Fracht häufig in seiner Umgebung innerhalb anderer Objekte, im Erdboden oder in mehreren Metern Höhe freigibt, woraus die Maße seiner Isolierzelle resultieren, um ungewollte Schäden zu minimieren. Allerdings hat das Gerät dabei noch nie vergangene Iterationen seiner selbst beschädigt. Weiterhin haben Experimente gezeigt, dass SCP-280-DE nicht in der Lage ist, Zeiträume zu überwinden, die mehr als vier Jahre in der Vergangenheit liegen.
Untersuchungen haben ergeben, dass mit SCP-280-DE unternommene Zeitreisen stabile Zeitschleifen erzeugen, das bedeutet, dass in der Vergangenheit geschehene Ereignisse durch zurückgereiste Personen nicht abgeändert werden können. Derartige Versuche enden in aller Regel damit, dass das Subjekt entweder dabei mitwirkt, das entsprechende Ereignis so ablaufen zu lassen wie in den Aufzeichnungen aufgeführt oder durch verschiedene Faktoren daran gehindert wird, darunter etwa Pannen, Verletzungen, Verhaftung durch Sicherheitskräfte oder Versterben. Versuche mit dem Objekt sind dennoch streng reguliert, da davon auszugehen ist, dass das Erzeugen von Zeitschleifen keine inhärente Eigenschaft von SCP-280-DE sondern der Zeit selbst ist, wobei Foundationwissenschaftler von Standort-DE24 davon ausgehen, dass Ausnahmen zu dieser Regel bestehen.
Bisher ist unbekannt, wie genau SCP-280-DE funktioniert, jedoch lassen Analysen darauf schließen, dass das Objekt in einem Minireaktor Tachyonen1 erzeugt und diese auf bisher ungeklärte Art in Leitungen speist, die die Transportkammer umgeben. Welche physikalischen Gesetze sich die Maschine dabei zunutze macht um Zeitreisen zu ermöglichen wird gegenwärtig noch erforscht. Bekannt ist allerdings, dass das Objekt dabei enorme Mengen an Energie verbraucht. Bei Versuchen in Standort-DE5 etwa müssen für die Dauer von SCP-280-DEs Betrieb bei voller Leistung 75% des standorteigenen Reaktors und zusätzlich dazu 20% der zugeschalteten Leitungen des Kraftwerks Chemnitz Nord abgezweigt werden, was in aller Regel für mehrere Minuten zu Stromausfällen in Chemnitz und Umgebung führt. Verbindungsmänner bei Eins Energie in Sachsen GmbH, der Betreiberfirma von Chemnitz Nord, haben daher darum gebeten, Experimente mit der Anomalie nur tagsüber in den Sommermonaten durchzuführen.
Das Objekt wurde im Jahre 1990 während des Abrisses des Kernkraftwerks Stendal entdeckt. Da die Foundation mit der Treuhandanstalt einen Handel geschlossen hatte, um den Reaktordruckbehälter für die damals noch unter Renovierungsarbeiten stehende Bunkeranlage von Standort-DE13 zu requirieren, wurde der Abbau besagter Konstruktion von Unterhändlern der Foundation überwacht. Dabei kam es zu einer Panne, als unter dem Behälter unerwartet ein Hohlraum freigelegt wurde. Dieser war auf den Bauplänen des Gebäudes nicht verzeichnet und stellte sich als Zugang zu einem Kellergeschoss heraus, in dem sich ein vollständiger, allerdings nicht mehr einsatzfähiger Reaktor und SCP-280-DE befanden.
Das ungewöhnliche Design des Geräts ließ die Unterhändler vermuten, dass das Gerät anomal sein könnte, weswegen ein Untersuchungsteam der Foundation einberufen wurde, das den Verdacht durch zahlreiche Analysen bestätigte. Daraufhin wurden die Bauarbeiter, die von dem Fund wussten amnesiziert und der Abriss des Reaktordruckbehälters von der Foundation selbst weitergeführt. SCP-280-DE wurde zum Transport in Einzelteile zerlegt und wegen Vermutungen im Zusammenhang mit Nukleartechnologie in Standort-DE3 wieder zusammengesetzt. Etwa drei Tage später erschien unvermittelt ein quadratisches Loch vor der Anomalie im Boden, in dem sich ein USB-Stick mit Daten zum ersten Versuch befand, der mit SCP-280-DE durchgeführt wurde. Nach dem Anschluss an den standorteignen Kernreaktor wurde das Experiment "wiederholt" und mit weiteren Experimenten erste Daten gesammelt.
Aufgrund der Platzverhältnisse unter denen SCP-280-DE in Standort-DE3 eingedämmt wurde2 und wegen neuen Erkenntnissen, die durch Rechercheteam 25 gewonnen worden waren, wurde SCP-280-DE 2009 nach Standort-DE5 verlegt. Laut wiederhergestellten Aufzeichnungen von Abteilung XXV wurde SCP-280-DE von der Stasi für Sabotage und Spähaktionen in Auftrag gegeben und stellt damit historisch den ersten Versuch temporaler Kriegsführung dar.
Aufzeichnungen von Abteilung XXV belegen, dass SCP-280-DE eine große Rolle bei der Spionageabwehr und Langzeitplanung der Stasi gespielt hat, denn damit konnten Informationen aus der Zukunft in die Vergangenheit übertragen werden, teilweise durch Mehrfachtransfer eines Datenträgers oder einer Person über mehrere Iterationen des Objekts, um seine begrenzte Zeitsprungkapazität zumindest teilweise zu umgehen. Es folgt eine Auswahl von Operationen von Abteilung XXV und der Stasi unter Mithilfe des Geräts.
- Aktion "Semperoper" (1985)
- Eine Geheimoperation der Stasi zur Sicherung der Einweihungsfeier der neu aufgebauten Dresdner Semperoper durch den DDR-Staatschef Erich Honecker. Die Stasi hatte vor der Feier einen Drohbrief erhalten, in dem die Widerstandsbewegung "Die Gerechte Sache" ihr mitteilte, dass in der Semperoper eine Bombe versteckt worden war. Es wurde gedroht, sie zu zünden, falls die Einweihungsfeier tatsächlich stattfinden würde. Öffentlich wurde dieser Vorfall als leere Drohung bekannt, allerdings hatte eine zukünftige Version von Abteilung XXV Daten zum Standort der Bombe geschickt, was eine diskrete Entschärfung ermöglichte. Die Wahrheit über den Vorfall wurde nie bekannt, da man um das internationale Ansehen der DDR fürchtete.
- Operation "Hamster" (1988-1989)
- Operation "Hamster" war eine Spionageabwehroperation der Abteilung III des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Dabei ging es um das Aufspüren eines Spionage-Geräts, dessen Funksignal nur einmal pro Woche für etwas 300 ms erfasst werden konnte. Abteilung XXV von 1989 ließ Abteilung III von 1988 die Sendefrequenz und den aufgezeichneten Sendeplan des Geräts zukommen, wodurch eine Erfassung und Ortung möglich wurde. Von einer direkten Angabe der Position wurde abgesehen, vermutlich um kein Aufsehen innerhalb der Geheimdienste der Welt zu erregen. Der Erhalt der Daten wurde als simples Ergebnis von mathematischen Berechnungen verkauft, obwohl das Pentagon, dem der Sender gehörte, der Foundation gegenüber zu Protokoll gegeben hat, dass der Sender von ihrer für Anomalien zuständigen Abteilung PENTAGRAM entwickelt worden und so eingestellt war, dass er zwar immer am gleichen Wochentag, aber zu komplett zufälligen Zeiten sendete. Die Foundation konnte das Gerät 1990 sicherstellen, bevor seine anomale Natur offenkundig wurde.
- Operation "Zwiebel" (1979)
- Eine Operation, bei der rückwirkend Oberleutnant Werner Stiller von der Stasi eliminiert werden sollte, bevor er zur BRD überlaufen und mehrere Undercover-Stasiagenten enttarnen konnte. Die gesendeten Informationen waren auf Papier festgehalten worden und wurden an das Stasi-Hauptquartier weitergeleitet, allerdings geriet der überbringende Agent auf dem Weg in einen Autounfall, bei dem die Dokumente zerstört wurden. Vor Ort war zudem unsaubere Aktenaufzeichnung vorgenommen worden, sodass die Akten nicht mehr ordnungsgemäß rekonstruiert werden konnten. Stiller entkam im späten Januar 1979 aus der DDR und überbrachte dem westdeutschen Geheimdienst eine Liste von DDR-Spionen, zuvor hatte aber Markus Wolf, der Leiter der Hauptabteilung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit auf Grundlage von erhalten gebliebenen Informationen zahlreiche im Einsatz befindliche Spione in die DDR zurückberufen, um sie vor dem Zugriff zu schützen. Dennoch kam es zu sechs Festnahmen durch die Polizei der BRD.
Der Einsatz von SCP-280-DE als Mittel der Aufklärung und Eindämmung wurde diskutiert, jedoch vom O4 verworfen, sie führten unter anderem den viel zu hohen Energieverbrauch des Gerätes sowie die Zeitschleifennatur seines Einsatzes an.
Nachtrag 280-DE-1: Am 18.09.2018 kam es während einer planmäßigen Versendung von Testgegenständen in die Vergangenheit zu einem Vorfall, als Dr. Hallervorden, der den Versand vorgenommen hatte, sich ebenfalls mit in die Versandkammer stellte. Es war dem Projektleiter von SCP-280-DE zwar bekannt gewesen, dass Dr. Hallervorden zusammen mit dem Testobjekt in die Vergangenheit versandt worden war, allerdings war das Hallervorden nicht mitgeteilt worden, um die Retrokausalität von SCP-280-DE und ihre Wirkung auf Menschen zu testen. Dr. Hallervorden wehrte sich bei seiner Ankunft gegen alle Versuche, ihn festzunehmen. Die Standortsicherheit überwältigte ihn aber schließlich und sperrte ihn bis zur Abreise seiner gegenwärtigen Iteration in eine Isolierzelle ein. Dr. Hallervorden hatte einige Tage vorher seine Frau und seine beiden Kinder bei einem Autounfall verloren, während er selbst auf Arbeit gewesen war und hatte SCP-280-DE laut eigener Aussage benutzen wollen, um den Vorfall ungeschehen zu machen. Die Standortleitung sah zwar von einer Degradierung ab, entfernte Dr. Hallervorden aber aus dem SCP-280-DE-Projekt und löschte seine Erinnerungen an das Objekt.
Ich würde Sie alle gerne daran erinnern, dass SCP-280-DE kein Spielzeug ist. Es ändert nicht das geschehen ist, im Gegenteil, es macht nur schlimmer, was Ihnen widerfahren wird. Hallervorden war vor seiner Amnesizierung in Depression verfallen und hatte einen Hass gegen uns aufgebaut, nachdem er offenbar zu dem Trugschluss kam, dass es nur unserem Protokoll geschuldet war, dass seine Familie gestorben ist. Aber fragen Sie sich selbst. Was wäre passiert, wenn wir ihn hätten gehen lassen? Wäre er selbst in einen Unfall geraten? Wäre er anderweitig aufgehalten worden? Oder hätte er den Unfall gar ausgelöst? Sie kennen die Aufzeichnungen besser als ich. Was geschehen ist, bleibt geschehen. Die Zeit lässt sich nicht hinter's Licht führen.
Dr. von Waldenburg, Standortleiter von Standort-DE5