SCP-265-DE

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SCP-265-DE, dokumentierter Teilausschnitt vom 17.10.19██

Objekt-Nr.: SCP-265-DE

Klassifizierung: Nicht eingedämmt

Sicherheitsmaßnahmen: Bei sämtlichen periodisch auftretenden Meteoritenschwärmen, insbesondere der Orioniden, sind von verschiedenen Punkten überall im deutschsprachigen Raum Videoaufnahmen sowie Bilder der in die Atmosphäre eintretenden Objekte anzufertigen. Hierbei ist besonderes Augenmerk auf aus exotischen und unerwarteten Winkeln eintretende Meteoriten zu richten. Sämtliche Daten eines 24-stündigen Dokumentationszeitraumes (stets zu berechnen von 00:00 bis 24:00 Uhr) sind KIRA zur Überprüfung bzw. Bearbeitung bereitzustellen. KIRA wird im Anschluss selbstständig verschiedene serielle Bilder übereinanderlegen, Modelle erstellen, die nicht abgedeckte Gebiete simulieren, und die Datensätze auf sinnvolle Buchstabenkombinationen überprüfen. Sollte zweifelsfrei festgestellt werden, dass sich aus den überlagerten Aufnahmen zusammenhängende Sätze ergeben, ist das Areal, von welchem aus die Botschaften theoretisch "lesbar" sind, durch ein Team von Feldagenten zu überwachen. Ggf. sind dann alle Subjekte, welche Kenntnis über die Schrift am Himmel erlangt haben, festzunehmen, und zu Standort-DE4 zu überführen, etwaiges Beweismaterial ist sicherzustellen.

Beschreibung: SCP-265-DE stellt ein bisher nur singulär aufgetretenes Phänomen während des Eintrittes von Teilen eines Meteorstromes, in diesem Fall der Orioniden, in die Atmosphäre dar. Das Ereignis fand in einem Zeitraum vom 15.10.19██ bis zum 18.11.19██ in H████, Nordrhein-Westfalen statt, dabei stets zwischen 03:00 und 05:00 Uhr morgens. SCP-265-DE sind zeitversetzt erscheinende Meteore, deren Schweife von einem bestimmten Punkt aus betrachtet Buchstaben, Worte und zusammenhängende Sätze in deutscher Sprache formen. Dabei formt jeder Meteor eine Linie, was zu einem kantigen, runenähnlichen Erscheinungsbild der Lettern führt. SCP-265-DE wurde mittels einer handelsüblichen Digitalkamera dokumentiert, es handelt sich um vier separate Aufnahmen, deren Dauer zwischen sechs und acht Stunden schwankt.

Die Anomalie ist eng verknüpft mit PoI-6362-DE, einem 46-jährigen Mathematiklehrer aus H████. Alle vier registrierten Botschaften scheinen ausschließlich für das Subjekt bestimmt gewesen zu sein, zum einen wegen der außerordentlichen Komplexität und der Ortsgebundenheit der Informationsübertragung, zum anderen aufgrund der Tatsache, dass die ersten "Striche" über längere Zeit als Nachbilder für den Mann wahrnehmbar blieben. SCP-265-DE wurde außer von PoI-6362-DE von niemandem im betreffenden Gebiet wahrgenommen. Der genaue Wortlaut der Botschaften kann am Ende dieser Akte eingesehen werden.

Die Foundation wurde durch einen Webcrawler am 21.10.19██ auf das Subjekt aufmerksam, das sich selbst in eine Nervenheilanstalt eingewiesen hatte, wo es von außerirdischen Botschaften erzählte. Bei der Überprüfung der Aussagen wurde das Videomaterial der vier Nächte sowie die Notizen von Paul W██████ sichergestellt. Als sich nach einer mehrtägigen Untersuchung der Wahrheitsgehalt bestätigte, wurde PoI-6362-DE am 29.10.19██ unter dem Vorwand einer Verlegung zu Standort-DE4 gebracht.

Befragung von PoI-6362-DE vom 31.10.19██

Anmerkung:

Bei dem nachfolgenden Protokoll handelt es sich um eine Video/Audio-Transkription aus Aufnahmegeräten in der Unterbringung von PoI-6362-DE. Der Raum wurde als Krankenhauszimmer ausstaffiert, um das Subjekt in dem Glauben zu lassen, es befinde sich weiterhin in einer Nervenheilanstalt. Das Interview wurde von Dr. Ginster, dem Leiter der Abteilung für anomale Semiotik geführt.


[Dr. Ginster betritt den Raum, zieht einen Stuhl an das Krankenbett des Subjekts, nimmt Platz und öffnet sein Notizbuch]

Dr. Ginster: Wie fühlen Sie sich, Herr W██████?

P.W.: Es ist nicht angenehm, nicht zu wissen, ob man verrückt wird. Und dass die Alternative vielleicht bedrohlicher als das ist.

Dr. Ginster: Lassen Sie uns einmal darüber sprechen. Das ist sicherlich besser als Schwarzmalen, was meinen Sie?

P.W.: Wenn Sie meinen, Doktor …

Dr. Ginster: Ginster. Schön, warum erzählen Sie nicht frei von der Leber weg? Oder besser noch, vom Ende her. Warum sind Sie hier?

P.W.: Ich habe mich selbst eingeliefert. Das war nur logisch. Denn entweder bin ich verrückt, dann gehöre ich hierher, oder es gibt sie und dann will ich nicht alleine sein. Ich suche Schutz. Wenn mich viele Menschen umgeben, kommen sie vielleicht nicht so leicht an mich ran.

Dr. Ginster: Machen wir es kurz, Sie sprechen von den Außerirdischen.

P.W.: Wie das schon klingt. Zum Lachen, eigentlich. Aber ich fürchte mich. Doktor, die schreiben Dinge in den Nachthimmel. Mit Sternschnuppen! So absurd, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte … Strich für Strich, Buchstabe für Buchstabe.

Dr. Ginster: Mich würde interessieren, wie Sie die Buchstaben überhaupt erkennen konnten. Ich meine …

P.W.: Nachbilder. Drei Linien reichen für ein "D". Ein Dreieck. Normalerweise halten Nachbilder wie lange? Eine, zwei, drei Sekunden? Aber das "D" glühte immer weiter auf meinen Netzhäuten.

Dr. Ginster: Sehr interessant. Und wie ging es weiter?

P.W.: Endlich verblasste das Ding und ich sah auf die Uhr. Ich wollte mir den ungefähren Zeitpunkt der Sache merken. Im Morgengrauen packte ich mein Zeug zusammen und fuhr nach Hause. Zum Spaß hab' ich das Videomaterial gesichtet und mit den Einzelbildern herumgespielt. Kombiniert und so weiter. Ich konnte es nicht fassen, da kam ein kompletter Satz raus!

Dr. Ginster: Das muss eine Heidenarbeit gewesen sein.

P.W.: Ich bin … [lacht] war Mathematiklehrer. Methodik war mein Metier. Zu dem Zeitpunkt hatte ich Spaß an der Sache und war mehr als fasziniert.

Dr. Ginster: Wie lautete der Satz?

P.W.: "Du bist bekannt."

Dr. Ginster: Seltsam. Und wie ging es weiter?

P.W.: Ich wollte ja sowieso in der nächsten Nacht wieder zum Beobachten raus auf die Felder. Bis dahin hielt ich das Ganze für den absurdesten Zufall der Geschichte. Scheiße, ich habe sogar probiert, stochastische Wahrscheinlichkeiten zu berechnen. Aber in dieser Nacht kam wieder eine Botschaft. Und in der nächsten auch. Und in der vierten. Jedes Mal bedrohlicher als die vorherige. Und da bin ich geflohen.

Dr. Ginster: Ich verstehe Ihre Beunruhigung vollkommen, Herr W██████.

P.W.: Und? Was glauben Sie, Herr Doktor? Kommen die und entführen mich? Oder habe ich einen heftigen psychotischen Schub?

Dr. Ginster: Ich will ehrlich sein. Sie machen einen durchaus vernünftigen Eindruck auf mich. Aber zu Ihrem Zustand kann man jetzt noch nichts sagen. Zu Ihrer Beruhigung kann ich aber garantieren, dass Sie hier absolut sicher sind.

P.W.: Danke. Sind wir dann fertig?

Dr. Ginster: Sind wir, ja. Sie sind erschöpft, ruhen Sie sich aus. Wir sehen uns bald wieder.

[Dr. Ginster verlässt den Raum]


Nachtrag:

Bedauerlicherweise verstarb das Subjekt in der Nacht zum 1.11.19██ an einem Herzinfarkt, die Obduktion ergab keinerlei Fremdeinwirkung, so dass als Ursache vermutlich eine nicht erkannte Herzschwäche vorliegt. Der Infarkt wurde wahrscheinlich begünstigt durch die wochenlang anhaltende psychische Anspannung des Subjekts.



Rekonstruierte, von SCP-265-DE empfangene Botschaften

Datum Zeitraum Text
15.10.19██ 04:27 - 05:02 Uhr Du bist bekannt
16.10.19██ 03:49 - 04:33 Uhr Du bist gefunden
17.10.19██ 03:17 - 03:51 Uhr Du bist gewählt
18.10.19██ 04:08 - 04:48 Uhr Du wirst geholt



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