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Artikel: SCP-235-DE - Das Fermi-Paradoxon
Autor: Pesti
Bild 1: "Sonnensystem-Grafik" - Beinahegut / Wkipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Sonnensystem-Grafik.pdf, Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“, bearbeitet von Pesti
Bild 2: "Bokeh Rainbow Falls" - Nicolas Raymond, CC BY 2.0, bearbeitet von Pesti, https://flickr.com/photos/82955120@N05/15952744992/
Bild 3: Cloudy Waves (False Color), NASA, bearbeitet von Pesti, CC BY-NC 2.0, https://flickr.com/photos/nasamarshall/35880500583/
Bild 4: "UltimaThule_CA06_color_20190516 - (486958) Arrokoth" - NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute/Roman Tkachenko / Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/(486958)_Arrokoth#/media/Datei:UltimaThule_CA06_color_20190516.png, Gemeinfrei
Bild 5: "This image of the Elephant Trunk nebula from NASA Wide-field Survey Explorer shows clouds of dust and gas being pushed and eroded by a massive star. Original from NASA. Digitally enhanced by rawpixel.", CC BY 2.0, https://flickr.com/photos/vintage_illustration/46364137741/in/photostream/
AUF BEFEHL DES O4-RATES
Die folgende Akte ist als Stufe 5/235-DE klassifiziert. Unautorisierter Zugriff ist strengstens untersagt!
235-DE
Sicherheitsmaßnahmen: Jegliches Wissen über SCP-235-DE unterliegt der Sicherheitsstufe 5 und darf unter keinen Umständen weitergegeben werden. Die Eigenschaften, seine Auswirkungen, sowie Beweise für die Existenz der Anomalie müssen umgehend restlos zerstört und beteiligte Personen amnesiziert werden. Sollte dies nicht möglich sein, darf zu letalen Mitteln gegriffen werden, um eine Weitergabe von Informationen zu verhindern. Dies bedarf keiner spezifischen Freigabe.
Da SCP-235-DE nicht zuverlässig eingedämmt werden kann und es bei einer Entdeckung durch die Öffentlichkeit eine Gefahr für den Fortbestand der Menschheit darstellen könnte, müssen stets alle verfügbaren Mittel verwendet werden, um tiefere Erforschungen außerhalb unseres Sonnensystems, ob bemannt oder unbemannt, zu verhindern.
Zu diesem Zweck müssen jegliche solche Operationen intern von der Foundation vorzugsweise geleitet oder alternativ überwacht werden. Etwaige Forschungsmissionen dürfen die Entdeckung von SCP-235-DE nicht begünstigen und müssen stattdessen davon ablenken, bzw. es versteckt halten. Im Zweifelsfall sind diese Missionen abzubrechen, selbst dann, wenn der Verlust von Maschinen und Menschenleben durch diesen Schritt unvermeidbar wird.
Die Einhaltung dieser Sicherheitsmaßnahmen ist durch für die Öffentlichkeit katastrophal laufende Missionen förderlich, um den Elan zu bremsen und die Gefährlichkeit dieser Operationen in den Vordergrund zu stellen. Hierzu können auch Protestgruppen verwendet werden, um auf die vermeintliche Sinnlosigkeit solcher Exkursionen hinzuweisen. Auch der Klimaschutz stellt hier einen sinnvollen Ankerpunkt dar und kann dazu verwendet werden, einen Vorwand darzustellen, um solche Unterfangen in Zukunft zu verhindern. Kreationismus ist ebenfalls ein mögliches Mittel, um die Öffentlichkeit abzulenken.
Die Gründung von Space-Y als ein von der Foundation kontrolliertes Unternehmen wird in Zukunft eine größere Rolle spielen, um eventuellen Aufträgen der NASA zuvorzukommen und stattdessen eigene, überwachte Operationen zu starten. Durch diese Vorgehensweise werden einige unberechenbare Variablen ausgeklammert.
Beschreibung: SCP-235-DE beschreibt den "Großen Filter". Diese halb-physische Barriere befindet sich rund 3 AE1 außerhalb der Umlaufbahn des Zwergplaneten Pluto und umgibt unser Sonnensystem in der groben Form einer Kugel.
Die Barriere für sich genommen bietet Fremdkörpern keinen Widerstand und kann ungehindert durchquert werden. Ob die Barriere für lebende Subjekte gefährlich ist, konnte aufgrund seiner Entfernung zur Erde noch nicht getestet werden. Es ist durchaus möglich, dass eine gewisse Verzerrung stattfindet, die lebende Subjekte nicht überstehen können, doch diese Vermutung konnte bisher weder bestätigt, noch widerlegt werden.
Solange SCP-235-DE nicht passiert wird, kann der Raum dahinter nicht in seiner Gänze wahrgenommen werden. Es bestehen begründete Annahmen, die vermuten lassen, es fungiere als eine Art optische Barriere, die jedoch auch dazu in der Lage ist, alle anderen Wellen des üblichen Spektrums abzuschirmen. So gehen keinerlei Kommunikationsversuche durch sie hindurch, egal in welcher Wellenlänge. Diese Eigenschaften scheinen, bezogen auf sichtbares Licht im Vergleich zu Signalen anderer Wellenstärken, entgegengesetzt zu wirken. So ist eine optische Wahrnehmung des "Inneren" der Barrierenkugel von außen möglich und die unverzerrte Realität unseres Sonnensystems ist für außenstehende Beobachter frei wahrnehmbar. Radio-, Mikro- sowie alle anderen Wellen des für Menschen nicht sichtbaren Spektrums werden nur nach innen gefiltert. Somit können Kommunikationsversuche von der Erde die Barriere passieren, jedoch nicht zur Erde hin.
Diese Filter-Aspekte negieren sich additiv. Sollte ein außenstehender Beobachter durch die Barriere in die Filterkugel hineinblicken, kann ebenso ungehindert hinausgeblickt werden. Anstatt dass der Filter doppelt wirkt, hebt er sich selbst auf. Strenggenommen könnten unwissende außerirdische Lebensformen in Richtung unseres Sonnensystems blicken und würden keinen Unterschied bemerken. Ob überhaupt Unwissenheit über SCP-235-DE außerhalb unserer Gesellschaft existiert, ist nicht bekannt.
SCP-235-DE ist direkt nicht sichtbar. Da es eine Verzerrung der optischen Realität darstellt, könnte argumentiert werden, die Barriere wäre "überzogen" mit einem beweglichen Abbild des Universums, wie es für die Menschen vorgesehen war. Die Form kann, genau wie eine etwaige Farbe, im normalen Wellenspektrum daher nur vermutet werden. Bisher konnte der kontrollierte Übergang nur einmal optisch in seinem vollen Umfang protokolliert werden. Genauere Informationen dazu finden sich in Anhang 235-DE-2.
Die grundsätzliche Beschaffenheit und Funktionsweise von SCP-235-DE legt die Vermutung nahe, sie sei die Erklärung des Fermi-Paradoxons.
Eine Einführung zum Fermi-Paradoxon:
Auszug aus einem internen Vortrag von Dr. ███████
[…]
Die Frage, ob die Menschen alleine im Universum sind, wird oft gestellt. Die allgegenwärtige "Goldilock-Zone", ein praktisch perfekter Abstand eines Planeten zu seiner Sonne oder einem sonnen-ähnlichen Stern, um eine Oberflächentemperatur zu realisieren, bei der flüssiges Wasser existieren kann, wird oft als minimales Kriterium genannt, damit Leben entstehen kann. Ausgehend von der schieren Größe der Milchstraße allein, sowie der umliegenden Galaxien, und den unzähligen darin enthaltenen Planeten in der Goldilock-Zone, erscheint es nicht nur wahrscheinlich, dass außerirdisches Leben existiert - es ist praktisch unmöglich, dass es nicht existiert.
Und dennoch gibt es keinerlei Anzeichen für fremdes Leben. Und es stellt sich die Frage, warum das so ist. Eigentlich müsste unsere Galaxie voller Leben sein. Voller fremder Zivilisationen, die genau wie wir versuchen, Kontakt aufzunehmen. Wo sind die Überreste vergangener Zivilisationen? Wo sind die Fußabdrücke, die raumfahrende Gesellschaften hinterlassen haben müssten? Wo sind die Kommunikationsversuche, die aus allen Richtungen auf praktisch alle Sonnensysteme einprasseln müssten? Die schiere Größe des Universums garantiert uns diese Begegnungen, rein mathematisch betrachtet.
Diesen Umstand, diesen Widerspruch, bezeichnen wir als Fermi-Paradoxon. Und eine Erklärung dafür ist der sogenannte "Große Filter".
Irgendwo in der Entwicklung raumfahrender Zivilisationen gibt es eine massive Hürde, die praktisch niemand zu überwinden vermag. Irgendein Umstand des natürlichen Fortschrittes ist so unglaublich unwahrscheinlich, dass alle fremden Lebewesen daran scheiterten. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten:
1. Der Filter liegt bereits hinter uns.
In diesem Fall müssen wir uns keine Sorgen machen und wir haben das Schlimmste schon überstanden. Vielleicht ist nicht nur das Entstehen des Lebens an sich unglaublich unwahrscheinlich, aber aufgrund der Größe des Universum unvermeidbar, sondern auch der Sprung von einzelligen zu mehrzelligen Organismen. Sollte dieser Sprung in der Evolution das praktisch unwahrscheinlichste Ereignis des Universums sein, kann uns jetzt so gut wie nichts mehr passieren. Dann werden wir eine raumfahrende, allbeherrschende Zivilisation, die früher oder später abermillionen Planeten finden wird, auf denen es vor einzelligen Organismen nur so wimmelt. Mehrzellige hingegen bleiben exklusiv auf unserem Heimatplaneten. Die andere Möglichkeit ist hingegen etwas beunruhigender.
2. Der Filter liegt noch vor uns.
Möglicherweise gibt es keine anderen raumfahrenden Zivilisationen, weil ein essenzieller Baustein, den eine Gesellschaft benötigt, um durch das Universum zu reisen, so gefährlich ist, dass er fast schon garantiert für ihre Auslöschung sorgt. Es könnte sein, dass es sich hierbei um eine Art künstlich erzeugtes Wurmloch handelt, welches für den Transport genutzt werde sollte aber alles Leben auf dem Planeten verschlingt. Vielleicht ist es auch die künstliche Superintelligenz (Artificial Superintelligence - ASI), die unweigerlich zu unserem Untergang führen wird. In diesem Fall wäre eine künstliche Intelligenz, die dem Menschen intellektuell in allen Punkten überlegen ist, dafür nötig, neue Transportmittel zu entwickeln, könnte sich aber selbst immer weiterentwickeln und exponentiell an Macht und Kontrolle gewinnen, bis sie, rein aus selbsterhaltungstechnischen Gründen und nicht aus Grausamkeit, die Menschheit und alles umliegende Leben vernichtet. Eine Superintelligenz ist pragmatisch, nicht bösartig. Für unser Überleben macht das aber keinen Unterschied.
[…]
Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass es noch die dritte Möglichkeit gibt, dass die Menschheit schlicht das erste Lebewesen ist, dass sich so weit entwickelt hat und es niemanden vor uns gibt. Dies wird aber generell als extrem unwahrscheinlich angesehen und daher wenig besprochen.
Anhang 235-DE-1: Die Voyager-Sonden
Noch bevor die erste Sonde der Menschheit technisch betrachtet so fortgeschritten war, um bis zum Großen Filter vordringen zu können, wurde von der Foundation bereits vermutet, dass es außerhalb unseres Planeten eine Art Barriere geben könnte - eine Erklärung für das Fermi-Paradoxon. Unwissend, was sich dahinter befindet und auf Sicherheit bedacht, wurde die Mission der Raumsonde "Voyager 1" teilweise infiltriert und deren Kommunikationseinheit mit der Foundation verbunden. Es handelte sich hierbei um eine absolute Abhängigkeit - sollte die Verbindung zur Foundation unterbrechen, würden auch keine Daten an die NASA und ähnliche Einrichtungen gesendet werden. Eine zusätzliche Verzögerung von mehreren Stunden bot die Möglichkeit, auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren.
Am 05.12.1991 schließlich erreichte Voyager 1 scheinbar als erstes menschengemachtes Objekt den Großen Filter. Die künstliche Verzögerung der Datenübertragung von der Foundation zur NASA war an dieser Stelle essenziell, um auf den plötzlichen Ausfall der Daten zu reagieren. Durch die Konstellation der Himmelskörper gab es keinen ersichtlichen Grund, warum die Kommunikation hätte abbrechen sollen, weshalb sich Forscher der Foundation dazu entschlossen, fiktive Daten zu übermitteln, um die Öffentlichkeit in dem Glauben zu lassen, die Sonde wäre nach wie vor unterwegs. Es wurde angenommen, dass diese Vortäuschung von Fortschritt dazu führte, dass zumindest etwas mehr Zeit vergeht, bis neue Sonden gebaut werden. So blieb mehr Zeit, um auf etwaige Missionen zu reagieren.
Voyager 2 schließlich unterstand größerer Kontrolle durch die Foundation, da die Annahme bestärkt wurde, dass eine Art Filter existiert, der die Kommunikation erschwert bzw. unmöglich macht. Aus diesem Grund wurden diverse experimentelle Sensoren an der Voyager 2 angebracht, um eventuelle Daten über SCP-235-DE erhalten zu können. Diese Sensoren waren aufgrund ihrer Beschaffenheit noch sehr fehleranfällig und sorgten im April 1978 für diverse technische Probleme. Da die Sonde zu diesem Zeitpunkt noch nicht weit genug von der Erde entfernt war, um auf Daten der Foundation umzustellen bzw. davon auszugehen, dass der Große Filter bereits passiert sei, wurden Desinformationskampagnen gestartet, die menschliches Versagen bei der Montage, diverse Ausfälle der Sendeeinheiten und Mitarbeiterknappheit als Ursache für die Probleme ausgaben. Durch die nur geringe Erfahrung im Bezug auf Sondenaktivität konnten diese Probleme und deren eigentliche Auslöser unter Verschluss gehalten werden.
Die experimentellen Foundation-Sensoren konnten jedoch ihren Betrieb wieder aufnehmen, bis sie schließlich am 18.04.2001 eine erste Aufnahme von SCP-235-DE erstellen konnten. Wie vermutet handelt es sich bei der Anomalie um eine Art Schleier, der sich praktisch kugelförmig um unser Sonnensystem legt. Die Sensoren an der Voyager 2 konnten diese Aufnahme nur aus relativer Nähe anfertigen, da die genaue Resonanz im anomalen Spektrum noch nicht komplett analysiert werden konnte. Dennoch war es möglich, einen bläulichen Schleier festzuhalten.
An dieser Stelle zeigt sich, dass SCP-235-DE im anomalen Spektrum keinerlei Transparenz besitzt. Der Filter an sich hat eine relativ feste Farbe und eine unregelmäßige Form, jedoch scheinbar, wie sich später zeigt, keinen physikalischen Widerstand. Weiterhin ist die Dicke des Filters im Bezug auf seine Oberfläche so marginal, dass ein Passieren praktisch augenblicklich geschieht.
Der genaue Abstand der Sonde zu SCP-235-DE konnte zu diesem Zeitpunkt nicht akkurat bestimmt werden. Die augenscheinlichen "Falten" sind aber bedeutend größer, als es den Anschein macht und sind beim Überqueren des Filters nicht von Bedeutung und werden kaum wahrgenommen. Die Raumsonde New Horizons konnte mit erweiterten Sensoren, sowie einer genaueren Bestimmung auf dem anomalen Spektrum, nicht nur ein besseres Bild von SCP-235-DE liefern, sondern auch die Kommunikation aufrecht erhalten, nachdem es den Filter passierte. Dies blieb der Voyager 2 ebenso wie der Voyager 1 verwehrt und die heutigen übertragenen Daten der Sonde sind auch komplett Foundation-intern generiert.
Anhang 235-DE-2: New Horizons
Die Raumsonde New Horizons wurde mit den fortschrittlichsten Sensoren für das anomale Spektrum ausgestattet, die bisher gebaut wurden. Die genaue Bestimmung der anomalen Wellenlänge und Frequenz erlaubt es der Sonde erstmals, klarere Bildaufnahmen anzufertigen. Außerdem sollte durch die Ausblendung der entsprechenden Frequenz und der Nutzung des restlichen anomalen Spektrums erstmals eine Übertragung von Daten durch den Filter hindurch möglich sein. Am 20.11.2017 passierte die New Horizons die Barriere unbeschadet.
Seit diesem Tag sendet die Sonde, wie bereits bei Voyager 1 & 2, lediglich von der Foundation generiertes Bildmaterial der angeblichen Umgebung an die Öffentlichkeit. So beispielsweise auch das Bild des transneptunischen Objektes "Arrokoth", welches außerhalb der Barriere nicht existiert und dessen optische Aufnahme getreu der vorangegangenen Berechnungen der NASA am 01.01.2019 veröffentlicht wurde. Die Grundlage für dieses Material bildeten Aufnahmen der NASA, welche aufgrund der Funktionsweise von SCP-235-DE keine Anzeichen fremden Lebens enthielten. Das echte, von der Sonde übertragene Bildmaterial, wurde von der Foundation archiviert. Hierzu wurde die softwarebasierte Backdoor der New Horizons genutzt, die von foundationeigenen Mitarbeitern bei der NASA ebenfalls vor dem Start installiert wurde.
Um einen eventuellen Ausfall der Kommunikation nach dem Durchqueren der Barriere als mögliches Hindernis auszuklammern, wurde die New Horizons dazu angewiesen, in fest vorgegebenen Intervallen Bildaufnahmen sowohl in Reiserichtung als auch in die entgegengesetzte Richtung anzufertigen und zur Erde zurück zu schicken.
Der Blick der New Horizon zurück auf unser Sonnensystem erbrachte die Erkenntnis, dass der Filter bei einer Überlagerung scheinbar aufgehoben wird und darüber hinaus grundsätzlich nur einseitig wirkt. Sobald er passiert wurde, konnte er, egal in welchem Spektrum, nicht mehr entdeckt werden. Von der Sonne abgewandt zeigt sich ein Bild, welches bisher von SCP-235-DE verschleiert wurde.
Nachdem die erste Aufnahme außerhalb von SCP-235-DE angefertigt wurde, vergingen nur wenige Minuten, bis der Kontakt zur New Horizons verloren wurde.
Anmerkung von Dr. Kunert
Sehr geehrte Kollegen,
der Ausfall der New Horizons hat uns alle überrascht und dennoch war diese Reaktion fast zu erwarten. Das von der Raumsonde aufgenommene Bild entspricht keiner Konstellation, die wir oder andere Organisationen je zuvor betrachtet haben. Die Farben sind besonders auffällig und sind in diesem Teil des uns bekannten Universums noch nie aufgetaucht. Und genau da liegt das Problem: Dieses Universum ist uns nicht bekannt. Nicht mehr.
Die aktuelle Situation erlaubt es uns lediglich, ein paar Schlussfolgerungen zu ziehen, die womöglich nicht jedem gefallen werden. Zunächst einmal: Der Große Filter existiert. Und er befindet sich vor uns. Doch anders, als es philosophisch oft angenommen wurde, handelt es sich tatsächlich um eine physische Barriere. Diese können wir zwar zumindest mit gewissen Gerätschaften passieren, doch was wirklich dahinter lauert, können wir nicht mit Gewissheit sagen. Da es keine Anzeichen dafür gab, dass die New Horizons komplett ausfällt, müssen wir davon ausgehen, dass die Sonde physikalisch von etwas getroffen wurde. Ein Objekt, das entweder schnell oder groß genug ist, hätte uns auffallen müssen. Es handelte sich also entweder um eine Art natürliche Strahlung, die auf unserer Seite des Filters nicht existiert oder von diesem blockiert wird oder es war ein gezielter Angriff.
Eine Strahlung halten wir aktuell für unwahrscheinlich, weil auch diese sich hätte anbahnen müssen. Wir haben keinerlei Effekte verzeichnen können, die wie bei z.B. Radioaktivität an Intensität zunimmt. Auch gab es keine Hindernisse, ein erschwertes Vorankommen oder dergleichen. Der Filter an sich hat die New Horizons physikalisch nicht beeinflusst. Zudem ist der Zeitpunkt des Ausfalls höchst verdächtig. Immerhin dauert es viele Stunden, bis ein Befehl bei der Sonde ankommt und sobald das Foto aufgenommen war, brach die Kommunikation ab. Das Bild ist buchstäblich das letzte Lebenszeichen, das wir erhalten haben.
Wenn wir von einem gezielten Angriff ausgehen, ist es ebenfalls sehr wahrscheinlich, dass die Voyager 1 und 2 Sonden auch nicht mehr existieren und bereits zerstört wurden. Wir haben aktuell keine Möglichkeit, dies zu überprüfen aber das ist auch nicht wirklich relevant. Worauf es wirklich ankommt, ist die Tatsache, dass da draußen irgendetwas auf uns reagiert hat. Und die Reaktion war nicht wirklich freundlich.
All das lässt uns vermuten, dass SCP-235-DE, der Große Filter, eine künstlich erzeugte Barriere ist, die uns als Zivilisation in unserem Sonnensystem "einsperren" soll. Könnten wir von der Erde aus sehen, was wir hinter dem Filter gesehen haben, hätte es mit Sicherheit mehr Expeditionen gegeben. Der Erkundungsdrang ist einfach zu hoch. Durch die relative Neutralität im Vergleich zu dem, was die Barriere versteckt, hat sich alles in etwas vernünftigeren Regionen bewegt.
Das Wissen über die Existenz des Großen Filters ist jedoch sehr gefährlich. Wir müssen davon ausgehen, dass, was auch immer dort auf uns lauert, bereits zum dritten Mal mit menschengemachten Objekten zu tun hatte. Und wenn wir die Reaktion auf die New Horizons auswerten, zeigt sich, dass sie darüber nicht erfreut waren.
Am Ende des Tages schützt uns der Große Filter. Er sperrt uns ein, verzerrt unsere Wahrnehmung, lässt unsere Wissenschaft auf Dingen beruhen, die nicht existieren. Und dennoch - es funktioniert. So lange wir uns von SCP-235-DE fernhalten, scheinen wir in Frieden leben zu können. Wir können und müssen Kontrolle über uns selbst ausüben. Wer weiß, wie viel Geduld das Universum mit uns noch hat.
- Dr. Kunert