Objekt-Nr.: SCP-027-DE-EX
Klassifizierung: Erklärt
Sicherheitsmaßnahmen: SCP-027-DE-EX befindet sich in einer isolierten Kernzone des [VERSCHLÜSSELT:Müritz Nationalparks, Nordrhein-Westfalen] und ist von jeglicher Zivilisation isoliert. Unbefugter Zutritt, der von der Foundation registriert wird, ist sofort an den zuständigen Förster zu melden, sollte jedoch Gefahr für die Geheimhaltung besteht, ist Eingreifen foundationeigenen Sicherheitspersonal möglich. Zeugen sind unverzüglich mit einem Klasse-A-Amnesikum zu amnesizieren. Das Habitat von SCP-027-DE-EX ist durch energieautarke, analog und passivinfrarot angesteuerten, mit dem Foundation-Intranet verbundenen Wildkameras zu überwachen. Feld-Missionen können bei der zuständigen leitenden Forscherin Fr. Dr. Stör beantragt werden.
Beschreibung: Bei SCP-027-DE-EX handelt es sich um einen dinosaurierähnlichen Organismus der Gattung Coelophysoide, Art Liliensternus liliensterni, Gruppe der Amphibien-Reptilien. Sein Phänotyp unterscheidet sich allerdings grundlegend von jeglichen bekannten Modellen und datierten Funden. Die Entitäten weisen eine Länge von durchschnittlich 5 m (von der Schweifspitzte bis zum Schädelende) und eine Höhe von 1,50 m auf, wobei beachtet werden muss, dass der Schweif rund zwei drittel der Körperlänge ausmacht. SCP-027-DE-EX Exemplare weisen eine schleimige, weiche, blau-schwarz-lila pigmentierte Haut auf, die dem für Schnecken arttypischen Mantel ähnelt, aber gleichzeitig auch der Haut von Lurchen. Das Abdomen ist weiß-schillernd pigmentiert, um die Entität im Wasser von Unten aus gesehen zu tarnen. Der Schädel scheint die typische Form aufzuweisen und kann seinem evolutionären Vorgänger zugeordnet werden, mit Ausnahme eines Fischfresserschnabels mit Hakenfortsatz am Ende des Kiefers. Die Reißzähne sind leicht zurückgebildet, sind aber noch vorhanden und dienen nach wie vor ihrer Funktion. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind die vier Fühler an der Schädelbasis, die aus den ehemaligen Augenhöhlen entspringen. Die großen Fühler, hier als Primärfühler bezeichnet, sind ca. 10 bis 15 cm lang und beherbergen die Augen. Die Sekundärfühler besitzen sowohl mechanische Sinneszellen, zur Wahrnahme von Strömungen, als auch Geruchs-, Geschmacks-, vereinzelt Licht- und empfindliche Termperatursinneszellen, die Vermutungen nach als "passivinfrarot" -sinn dienen. Die Sekundärfühler befinden sich unterhalb der Primärfühler. Alle lassen sich unabhängig voneinander bewegen und vollständig in die Augenhöhle zurückziehen. Die Augen verfügen über zwei Sehgruben und somit bessere Auflösung als beim Menschen1. Die Hornhaut weist einen höheren UV-Schutz auf, was vermutlich einen Blick unter die reflektierende Wasseroberfläche ermöglichen soll. Der lange Hals von SCP-027-DE-EX scheint ebenso unverändert und misst rund 90 cm. Die Vordergliedmaßen der Entität sind leicht verlängert und zwischen den Fingern befinden sich ausgeprägte Schwimmhäute, ebenso wie bei den Zehen. Die Krallen lassen sich ähnlich wie bei Raubkatzen bei allen Gliedmaßen einziehen. Der Schweif mündet in einem knöchernen, ca. 35 cm längen mit zahlreichen Wiederhaken, der Jagt dient.
Die Skeletstruktur ist der des prähistorischen Liliensternus nahezu identisch, mit dem Unterschied, dass das Tränenbein leicht nach außen gewölbt ist, die Orbita größer und der Schädel über einen Schnabel verfügt sowie der Schweif über einen Stachel. Die inneren Organe sind denen moderner Kriechtiere äquivalent. (Es ist anzunehmen, dass sich die beiden Schwimmblasen links und rechts der Wirbelsäule im Laufe der Evolution im hiesigen Gebiet entwickelt haben und nicht auf frühere Anlagen deduziert werden können. ~Dr. Franz). Die Lunge ist, wie für Kriechtiere und Lurche arttypisch, sackartig sowie einfach gekammert. Es konnten auch schwach ausgebildete Kiemen seitlich des Hinterhauptbeins aufgefunden werden, jedoch sind diese nur sekundäre Atmungsorgane, allenfalls Überbleibsel. Das primäre Atmungsorgan stellt hierbei die Haut selbst dar, durch die der Sauerstoff ins und Kohlenstoffdioxid aus dem Blut diffundiert. Dazu muss die Haut stets befeuchtet sein. SCP-027-DE-EX Exemplare weisen in der Regel keine äußeren Geschlechtsmerkmale auf. Sämtliche Individuen gehören dem Zwitter-Geschlecht an und besitzen somit sowohl männliche als auch weibliche Merkmale sowie das Attribut, dass beide Partner nach der Fortpflanzung träge werden. Die Entität verfügt über eine Kloake, die das Ausscheidungsorgan und primäre Geschlechtsorgan darstellt.
SCP-027-DE-EX verhält sich gegenüber Menschen friedlich und fühlt sich durch dessen Anwesenheit oft nicht einmal gestört, jedoch kann es im Fall einer Bedrohung für die Entität selbst oder dem Gelege sowie Jungtieren zu aggressiven Verhalten kommen. SCP-027-DE-EX meidet stehts die direkte Konfrontation und versucht, den Aggressor durch Drohgebärden zu vertreiben, nur in Notfällen setzt es seine Harpune zum Gegenschlag ein. Auch die Krallen, Zähne und der Schnabel können der Entität zur Verteidigung dienen. Jungtiere in der Pubertät können bei Hormonschüben Dominantzverhalten mit aggressiver Tendenz an den Tag legen. SCP-027-DE-EX präferiert, feuchtes gewässernahes Habitat2, zumeist Feuchtluftbiotope und Sümpfe, aber auch Flüsse und Seen. Instanzen sind äußerst soziale Tiere und bevorzugen Gruppen von acht bis zehn Artgenossen. Auch gegenüber anderen Organismen, die nicht in ihr Beuteschema fallen, verhalten sie sich passiv gegenüber. SCP-027-DE-EX ernährt sich von Fischen, Krebstieren, Lurchen, größeren Insekten, kleinen Wasservögel und Schnecken. Es konnten bisher zwei Jagdmethoden beobachtet werden. Zu einem die Lauer, bei der sich ein SCP-027-DE-EX Exemplar an das Ufer eines Gewässers setzt und auf seine Beute wartet, um sie dann mittels der Harpune am Ende des Schweifes einzufangen. Jene Technik wird zum Fischfang eingesetzt. Ebenso konnte ein aktives Jagt- und Sammelverhalten datiert werden. Zumeist jagt SCP-027-DE-EX unter Wasser nach Fisch, Krebstieren, Lurchen und Wasservögeln. Schnecken und manchmal auch Lurche werden meist vom Festland oder Sumpfgebiet eingesammelt. Eine SCP-027-DE-EX-Instanz hat eine Lebenserwartung von zehn Jahren und erreichen mit drei Jahren die Geschlechtsreife. Die Paarungszeit der Entitäten liegt im Frühjahr zwischen März und April. Zur Beeindruckung anderer auf Partnersuche befindlicher Instanzen, wachsen den Exemplaren farbige Schmuckfedern an Kragen und Kopf. Sollten sich zwei Individuen finden beginnt der Fortpflanzungsakt, bei welchem beide befruchtet werden. Das Paar wird dann beginnen, ein Nest für die Eiablage zu bauen, welches zumeist im seichten Wasser errichtet wird. Ein Gelege besteht aus zwei bis sechs Eiern. Der Zeitraum zwischen Befruchtung und Eiablage beträgt vier Wochen und nach zwei Monaten schlüpfen die Jungtiere, welche dann vier weitere Wochen im Nest von den Eltern genährt werden. In der Regel verweilen Jungtiere bis zum ersten Winter bei der Elterngeneration, anschließend werden sie im nächsten Jahr eigenständig. SCP-027-DE-EX Exemplare bleiben ihr Leben lang einander treu und werden in dessen Lauf bis zu dreimal erneut brüten. Die Eierschalen bestehen aus einer dicken, robusten Lederhaut. Des Weiteren stellte Fr. Dr. Stör die Annahme auf, dass das SCP-027-DE-EX in der Lage ist, ein Selbstbewusstsein zu entwickeln und Empathie für andere zu empfinden. Diese Hypothese ist Gegenstand neuer Forschungen.
Der Genotyp von SCP-027-DE-EX ist vielfältig. Es konnte eine Vielzahl an genetischer Diversität im Bestand erfasst werden, welche sich von einfachen Unterschieden im Phänotyp bis hin zur Ausprägung anderweitig individueller und geistiger Merkmale erstreckt. Der Zellkern eines gesunden SCP-027-DE-EX beinhaltet 45 Chromosomen und ein Geschlechtschromosom. Aufgrund eines Populationsrückgangs, resultierend aus Verlust des natürlichen Habitats, Kontamination der Gewässer durch mutagene Stoffe und klimawandel-bedingten Sterbens, wird allerdings Inzucht gefördert, welche die Ausbildung fehlerhafter, sich negativ auswirkender, Merkmale zur Folge hat. Durch diesen Effekt wird die genetische Vielfalt eingeschränkt und könnte zu einer Stagnation der Weiterentwicklung und somit zu einem Aussterben der SCP-027-DE-EX Spezies führen, insbesondere durch die Erderwärmung.
Kommentar: Ich möchte anmerken, dass Mutation ein fundamentaler Evolutionsfaktor, wenn nicht sogar der wichtigste, ist, um genetische Diversität zu schaffen und das Überleben einer Art durch Vererbung entstandener vorteilhafter Merkmale zu ermöglichen, aber Mutationen sind niemals zielgerichtet und haben daher meist negative Folgen. Die schiere Anzahl tödlicher Mutationen, die hier in letzter Zeit erfasst wurden, haben rund drei achtel des Nachwuchses gekostet. Wir haben die Ausbreitung von Krebs, PKU und sogar Trisomie 21 festgestellt. Auf Bitte von Fr. Dr. Stör haben wir diese eingeschläfert, um die Erbkrankheiten einzudämmen, aber wir wissen nicht, wie sich das in Zukunft entwickelt.
-Dr. Franz
Entdeckung: Die deutschsprachige SCP-Foundation wurde am 21.04.2016 auf die Existenz von SCP-027-DE-EX aufmerksam als der Webcrawler "Detecktiv Autonom" ein auf sozialen Netzwerken hochgeladenes Video als "potenziellen Anomalien Fund" einstufte. Foundationeigene Videoanalytiker stellten fest, dass es sich bei der Aufnahme tatsächlich nicht um eine Bearbeitung handelt. Daraufhin wurde eine EMT Fancopter Aufklärungsdrohne in das identifizierte Gebiet gesteuert sowie die Existenz von SCP-027-DE-EX nachgewiesen. Nachfolgend wurden Expeditionen initiiert, um SCP-027-DE-EX und dessen Habitat zu untersuchen. Diese sowie verwendetes Equipment können Sie im Anhang 1 "Expeditionsprotokolle" einsehen.
Professor Goldsteins Hypothese wird als "potenzille Entstehung" angesehen, kann momentan jedoch nicht als bestätigt betrachtet werden. Dr. Durands Antrag wird hiermit stattgegeben; SCP-027-DE(-EX) wird nun als "Erklärt" reklassiert. SCP-027-DE(-EX) weist keinerlei anomale Eigenschafften auf, ebenso wenig wie die Umgebung dort. Bei jenem Objekt handelt es sich ledeglich um ein nicht-anomales Tierwesen, dass Schulwissenschaftlich erklärt werden kann. Dementsprechend werden künftig keine Forschungs- und Eindämmungsbemühungen mehr für SCP-027-DE(-EX) getätigt.
~O4-12