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Ich bin nicht das Mädchen, das letztes Semester hinter dir saß.
Richtig, du kennst mich nicht.
Aber du musst dich an sie erinnern.
Erinnerst du dich an diese Szene: Sommer, strahlender Sonnenschein, sengende Hitze, aber in den kühlen Schatten immer noch angenehm. Du könntest länger schlafen, wirst aber trotzdem von deiner Inneren Uhr geweckt.
Damals gab es keine Smartphones oder Tablets, noch gab es Soziale Netzwerke. Du hast deine Freunde über Festnetztelefone angerufen. Als du zur Schule gingst, konntet ihr euch jeden Tag sehen, aber selbst in den Sommerferien wurdet ihr nicht davon müde, euch zu treffen, sondern bliebt in Kontakt. Es gab endlos viel, über das ihr reden konntet, die Erwachsenen nannten es die Drähte heiß laufenlassen und waren nur aus praktischen finanziellen Gründen gegen eure Anrufe. Wenn sie euch nicht aufhielten, konntet ihr für Stunden reden.
Ihr habt versprochen, euch draußen zu treffen und zu spielen. Du hattest mehr als einen Freund und hast sie einer nach dem anderen angerufen. Oder vielleicht hast auch nicht du die Initiative übernommen sondern warst schüchtern und sie haben dich immer zuerst angerufen, nach draußen zu kommen. Vielleicht kannst du dich schon nicht mehr an sie erinnern. Du kannst dich nicht an die Gesichter jedes Einzelnen erinnern, kannst dich nicht erinnern, was an ihnen sie hübsch machte, kannst dich nicht erinnern wie sie dein Herz zum Springen brachten. Aber du kannst dich noch an deine Gefühle während dieser Zeit erinnern. Eine Tages hast du unabsichtlich ein Leid, einen frühen Popsong, gehört und wurdest in diesem Moment in diese Jahre zurückgebracht, konntest sogar den Sommer riechen.
Das Hochsommerfest beginnt hier
Ihr seid das Flussufer entlang spaziert. Ihr habt Comics getauscht.
Ihr habt euch heimlich gegenseitig eure Geheimnisse erzählt.
Ihr habt euch als ihr Basketball gespielt damals beinahe gestritten.
Ihr habt euch gegenseitig die Nägel poliert. Ihr habt euch eure Tagebücher lesen lassen.
Du hast all deine Freunde in deine Geschichten geschrieben, jede hat einen ausgezeichnetes Setting. Du warst der melancholische Geheimagent, das Mädchen, das hinter dir saß hatte Superkräfte, dein bester Freund war dein Chef und der "Musterschüler" eurer kleine Gruppe war das klügste Genie der Geschichte. "Dein Chef" gab sich selbst den Befehl, alle zu bestrafen, die die Regeln brachen, aber ihr wart ihm nicht böse. Alles was ihr tat und erfuhrt hatte eine Bedeutung.
Ihr seid in Plattenläden gegangen. Habt gemeinsam Magazine gekauft und gelesen. Eure Lieblingstext in eure Tagebücher abgeschrieben.
Ihr seid ganze Nachmittage in Internetkaffees rumgehangen aber euren Müttern erzählt, ihr wart in der Bücherei. In der Bücherei gab es auch Computer, und manchmal wart ihr auch tatsächlich dort und habt auf den Computern Geschichten gelesen. Geschichten über Ritter, Geschichten über Helden, Geschichten über Fabelwesen, Geschichten über Monster, Geschichten über Jugendliebe, Geschichten über Rosen und Lilien, Geschichten über das Verbotene. Geschichten, die die Erwachsenen verschmähten, Geschichten die euch schockierten.
Ihr habt euch eure Zukunft vorgestellt. Die Zukünfte, die ihr euch aus ausgemalt habt, waren nicht sehr rigoros.
Ihr wart einkaufen und habt wie die Erwachsenen für euer Essen bezahlt, die Gaststätten eurer Wahl waren McDonald's oder KFC. Ihr wart keine Kinder mehr, ihr habt euch die Grundschüler angesehen und hieltet sie für kindisch.
Ihr habt nie daran gedacht, euch zu verändern.
Ihr habt euch die Straße entlang aufgestellt, standet Fußgängern im Weg und habt andere belästigt. Ein Haufen unhöflicher kleiner Idioten.
Freundschaft währt ewig, ihr habt nicht daran gezweifelt.
Du musst dich an diesen einen Nachmittag in den Sommerferien erinnert haben. Gestern hattest du einen verrückten Tag mit deinen Freunden und heute musstet ihr alle Zuhause bleiben. Du hast ein Mittagsschläfchen gemacht. Deine Katze lag auf der Matratze, ganz nah an dir, hat sich aber nicht von dir berühren lassen. Das Haus hatte sich verdunkelt, eine Gewitter donnerte am Himmel, und der schwere Regen weckte dich auf.
Hattest du eine Chance, dich mit deinen Freunden für einen Ausflug zu treffen? Würden deine Eltern das wollen? Du warst erwachsen, aber trotzdem noch ein Kind. Vielleicht könntest du deine Eltern überreden, dich beim Ferienlager anmelden. Das Ferienlager ist sicher, da gibt es Erwachsene und viele Gleichaltrige, deine Freunde würden auch da sein. Vielleicht waren deine Eltern erleuchtet, was in der heutigen Zeit als "starke Nerven haben" bezeichnet wird. Sie haben gefragt wohin du gehst, mit wem, ein paar Mädchen und Jungen, und dann gaben die Eltern euch Geld und ihr durftet aufbrechen.
Die oben beschriebenen Fälle waren selten. Immerhin wart ihr keine amerikanischen Teenager auf einem Roadtrip. Aber das war nicht wichtig, ihr hattet euer eigenes Glück und eure eigenen engen Freunde gefunden und hattet unvergessliche Sommerferien.
Das alles war gar nicht so weit weg. Du hast es selbst gefühlt. Es war nicht nur ein Ding der anderen.
Sie erinnern sich nicht mehr an ihre, aber du erinnerst dich noch an deine.
Ihr habt nie wirklich miteinander gespielt. Das Mädchen, das hinter die saß hat nie mit dir geredet. Der Junge, der vor dir saß erinnert sich nicht, wer du bist. Du hast nicht in das Ferienlager gehört. Du hast auf die geblickt, die im Wasser waren. In dieser Geschichte wurdest du von den Protagonisten vergessen. Sie standen bei einander wenn sie traurig waren und umarmten sich wenn sie fröhlich waren. Sie schwangen ihre Paddel und ruderten den Wogen entgegen, du warst ein Fisch Unterwasser, du lauschtest ihren freudigen Gesängen. Als sie alles kaputt machten, haben sie vergessen, dich mit hinzurichten. Wenn sie einen Gegenspieler brauchten, waren sie zu träge, deinen Namen zu benutzen.
Erinnerst du dich immer noch?
Dein Tagebuch ist verblasst. Ist das Foto darin ist verloren gegangen? Ist deine Schrift darin verschwommen? Hast du es bei einem Umzug verlegt?
Erinnerst du dich an den schönsten Sommer?
Hast du ihn je erlebt? Hast du je mit deinen Freunden gelacht? Erinnert sich irgendjemand an dich?
Wurdest du vergessen?
Erinnern sie sich noch an dich?
Die Namen im Jahrbuch, stehen sie noch da?
Sie erinnern sich nicht mehr an dich. Du bist noch da, aber sie sind weit weg. Sie erinnern sich nicht mehr an den angenehmen Sommer. Es ist, als ob sie von etwas gejagt werden, sie erinnern sich an nichts mehr.
Nur du erinnerst dich noch. Nur du kannst dich noch an den perfekten Ausflug erinnern.
Nur du erinnerst dich noch. Nur du kannst dich noch an die Tour durch die Vorstadt erinnern.
Nur du erinnerst dich noch. Nur du kannst dich noch an den Spaziergang um den See erinnern.
Nur du erinnerst dich noch. Nur du kannst dich noch an die Segelfahrt erinnern.
Das kleine Boot trieb leicht auf dem Wasser, eine kühle Brise wehte dir ins Gesicht.
Die Leichen im Wasser schauten uns an und lauschten unseren freudigen Liedern.
Ich
kann
mich noch
an dich
erinnern