Ein Vortrag über Psionik, Teil 2

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Sind wir vollständig? Ja? Gut, dann willkommen zurück, meine Damen und Herren!

Da wir jetzt über die Grundlagen der Psionik bescheid wissen, können wir über Einheiten reden. Im Falle der psionischen Energie wäre das der "White", abgekürzt als kleines Omega. Ein White ist dabei die Menge an psionischer Energie, die minimal benötigt wird, um zum Beispiel ein kurz gehaltenes Gespräch telepathisch über eine Distanz von einem Meter zu führen.

Und wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Gegenstand in meiner Hand hier richten würden, können Sie einen White-Detektor sehen; ein Messgerät für psionische Felder und Energie. Dieser kleine graue Kasten ist einer der meistgenutzten Dinge in der Psionik-Abteilung, mit Abstand.

[…]

Eine gute Frage, "Wie funktioniert er?"! Auch wenn Sie mich bitte nicht unterbrechen sollten.

Also, ich habe Ihnen ja zuvor gesagt, dass psionische Energie durch Informationen entsteht …
Entsteht Sie aber nur im Gehirn? Nun, nein, Maschinen können sie auch erzeugen. Oder, um genau zu sein, elektronische Speicher, wie in Computern. Natürlich, die psionischen Matrixen, die davon ausgehen, sind wesentlich schwächer, und auch etwas eigenartig aufgebaut, weshalb viele Psionikern Probleme hat, mit Maschinen stabilen Kontakt aufzubauen oder überhaupt ihre Felder präzise lokalisieren zu können.

Jedenfalls, der White-Detektor wurde erfunden von dem Kanadier Doktor Charles White. Doktor White ist 1832 geboren worden, hat Elektrodynamik an der Universität Toronto studiert und war finanziell weitestgehend von seinem wohlhabendem Schwager abhängig, einem Unternehmer, aber das nur nebenbei. Wichtig ist, dass Dr. White sich sehr stark für Spiritismus und ähnliche okkulte Praktiken interessierte und dass er selbst Mitte 1881 telepathische Kräfte in sich entdeckt hatte. Der Herr Doktor begann daraufhin, mit diesen Kräften zu experimentieren und entwickelte so 1882 den White-Detektor. Oder zumindest einen Prototypen dafür.

Doktor Whites Detektor bestand eigentlich nur aus einem Telegraphen mit aufgewickeltem Kabel, das durch ein auf Relais basierendem System eine Nachricht in sich selbst speisen konnte. Der Detektor hatte im Normalfall eigentlich nur konstant ein SOS an sich selbst gesendet.

Der Trick, um eine Messung zu bekommen, war dann aber, dass ein Psioniker, Dr. White in diesem Fall, sich mental auf die Kabeltrommel fokussiert hat, und damit unkontrolliert psionisch die Übertragung veränderte. Das war selbstverständlich sehr krude und in keinster Weise genau, insbesondere deshalb, weil eine solche Telegraphenschleife ein mikroskopisch schwaches Feld erzeugt.

Aber, und das war das wichtige: Der Detektor konnte dennoch eine Abweichung in seiner Nachricht feststellen; logischerweise keine sinnvolle, es war keine neue Nachricht im Morsecode, sondern im besten Fall ein Kauderwelsch. Aus dieser Abweichung lies sich aber anhand von ihrer Größe die ungefähre Feldstärke ermitteln.

White begann daraufhin einerseits seinen Detektor weiter zu verbessern, etwa, dass er sich automatisch nach einer Veränderung zurücksetzen konnte und andererseits daran eine Messskala zu entwickeln.

Im Winter 1883 war so dann die Einheit "White" geboren, mit 100 ω die psionische Energie, die Dr. White für ein Gespräch auf 100 Meter Distanz als nötig ansah, und eben 1 ω ein hundertstel davon. Also, auf einer technischen Ebene ist der White präziser definiert und kalkulierbar, was aber für ein Grundlagenseminar wie dieses hier etwas den Rahmen sprengt.

Daraufhin hatte Doktor White sich selbst als bereit angesehen, um seine Erkenntnisse der Welt mitzuteilen, und plante eine Präsentation an der Universität von Toronto. Eine Präsentation, die Psi-Phänomene zum wissenschaftlichen Konsens hinzugefügt hätte.

Aber, wie Sie sich sicher denken können, ist es zu dieser Präsentation nie gekommen. Wir, also die damals noch junge Foundation, waren kurz zuvor auf Dr. White aufmerksam geworden, und, da telepathische Kräfte als anomal galten, dämmten wir ihn ein und beschlagnahmten seine Forschung.

Was folgte … Nun, war ein weniger rühmlicher Teil von Foundation-Geschichte. Sehen Sie, Whites Detektor war insofern revolutionär, da er übersinnliche Phänomene messen konnte; etwas, was es bisher nicht gegeben hatte. Das einzige Problem war, dass Psioniker willentlich einen Detektor anvisieren mussten, um ihre Kräfte zu messen.

Dieses Problem konnte aber von der Foundation bereits gelöst werden: Einige Jahre zuvor waren wir an ein paar Aufzeichnungen alchemischer Formeln gekommen, die unter anderem eine Legierung beschreiben, die Hellseher für einen kurzen Moment dazu zwang, sich auf die Legierung zu fokussieren. In der Praxis löste diese Legierung in ihrem Zentrum eine psionischer Verbindung aus, aber das wusste man damals ja nicht.

Ich glaube, Sie verstehen, worauf das zuläuft: Wir kombinierten diese Fokus-Legierung mit Whites Detektor und schafften uns eine Möglichkeit, bestimmte anomale Phänomene zu messen.

Die Anwendungen waren aber … nun, nicht sonderlich ansehnlich. Zu diesem Zeitpunkt gab es nämlich noch keine Methode, psionische Phänomene abzudämpfen oder zu stören. Was wir stattdessen taten, war, dass wir die Konzentration von Psionikern brachen. Mittels Elektroschocks …

"Psionikabwehr" hieß das System: Zwei Dioden an beiden Schläfen, verbunden mit einer starken Batterie und einem White-Detektor - welche damals in etwa die Größe eines Nachtschranks hatten, nebenbei bemerkt. Wenn der Detektor eine Veränderung der lokalen psionischen Felder maß, dann löste er einen Stromschlag aus. Problematisch war damit aber, dass manche Psioniker Felder ohne tieferen Inhalt projizieren, wenn sie sich zum Beispiel etwas stark vorstellen, oder einschlafen.

Natürlich, wir testeten damals auch bessere Methoden, wie etwa Medikamente; die aber nie die Effizienz von Psionikabwehr erreichten, oder ungewollte Nebenwirkungen brachten.

Was uns die Psionikabwehr aber erlaubte, war die Masseneindämmung von Psionikern, insbesondere die Siedlungen der Verdammten in Nordamerika konnten aufgelöst werden.

Verdammte, für diejenigen von Ihnen, denen der Name nichts sagt, sind übrigens eine dämonische Subspezies der Menschheit, die aus Süddeutschland stammt. Alle von ihnen sind Telepathen und Hellseher, und sie haben Krallen.


In den folgenden Jahren änderte sich auch nicht viel an der Psionik, außer vielleicht, dass wir den White-Detektor weiter verbesserten, insbesondere dadurch, dass durch besserer Fokusse Psioniker die Messung seltener bemerkten und dass durch die Erfindung der Elektronenröhre Messungen auch präziser wurden.

Die Unifizierte Thaumatologie, die Memetik und Geasa-Technologie und die Dämonik

Nein, Moment, Dämonik wurde in den 1870ern von Tesla entdeckt … Aber da war sie noch mechanisch …

Pardon, die Dämonik wurde weiterentwickelt.
Was ich aber sagen wollte, war, dass einige andere Parawissenschaften in der Zwischenzeit entstanden.

Die Psionik stand deshalb für die nächsten Jahre weitestgehend im Schatten. Zwar sickerten Dr. Whites Erkenntnisse nach einiger Zeit auch zur anomalen Gesellschaft durch, es gab aber nur wenig Fortschritt.
Es brauchte schließlich tatsächlich den Zweiten Weltkrieg, oder, korrekter, den Siebten Okkulten Krieg, um diese Wissenschaft wieder hochzubringen. Die sowjetische Regierung damals wollte auch anomale Streitkräfte hochziehen, sah aber die damalige britisch-deutsche Thaumatologie als zu ideologisch suspekt an. Außerdem war es für sie eine tolle Gelegenheit, die Überlegenheit ihres sozialistischen Systems zu zeigen, indem sie die Führung in einer Parawissenschaft übernahmen.

Die GRU-Division "P" konnte auch tatsächlich eine kleine Menge an Psionikern ausbilden und im Gefecht einsetzen. Was aber viel relevanter ist, war ihre Forschung: Die Division entwickelte viele der noch heute benutzten Trainings- und Ausbildungsmethoden, entdeckte die Wirkweise der Hellseherei und schuf die Grundlagen für die Anwendung von Psionik in Paratechnologien - gerne auch "Psychotronik" genannt, wofür auch das "P" im ihrem Namen stand.

Nach der deutschen Kapitulation bildete sich aber die UNGOC, der unter anderem die meisten europäischen Verdammten angehörten, die wie bereits gesagt Psioniker sind, und das ICSUT, eine Universitätsverband für Thaumatologie. Die beiden begannen kurz darauf, stärker zu kooperieren, und viele ICSUT-Universitäten begannen, Psionik als Studienfach anzubieten.

Das bildete natürlich eine Konkurrenz zur GRU-P, die sich zudem durch den Kalten Krieg im Clinch mit dem US-amerikanischem PENTAGRAM und der UIU befanden. Tatsächlich interessierten sich diese beiden weniger für Psionik, sondern eher an dessen Abwehr.

Jedenfalls, 1952 schafften die Sowjets den psychotronischen Verstärker - eine Apparatur, die psionische Kräfte verstärken kann, 1958 entwickelten die Amerikaner die psychische Isolierung - ein alchemisches Material, das auf sehr kleiner Skala schwache Psionik ablenken kann - und 1961 baute das ICSUT München den psionischen Dämpfer.

Die letzten beiden Erfindungen sind besonders wichtig: Psionische Isolierungen waren das erste Mittel, psionische Verbindungen zu verhindern. Leider können sie aber keine stärkeren psionischen Kräfte abhalten, sondern sind eher geeignet, um einzelne Dokumente kurzzeitig zu schützen oder Gebäude vor zufälliger Hellseherei zu schützen.
Psionische Dämpfer hingegen waren die wohl bedeutsamste Erfindung der Psionik seit dem White-Detektor.

Dämpfer basieren auf künstlichen psionischen Strömen, die sich mit umliegenden Strömen verbinden und sie mit belanglosen Daten überladen. Den genauen Aufbau kann ich Ihnen aufgrund operativer Sicherheit nicht mitteilen, aber Dämpfer enthalten unter anderem einige anomale Materialien und einen Computer, der an einen Zufallsgenerator angeschlossen ist.
Psioniker unter Einfluss eines Dämpfers bekommen fast buchstäblich einfach nur Rauschen in ihren Verstand gespielt. Das einzige Problem an Dämpfern ist aber, dass sie ab einer gewissen Feldstärke einfach nichts mehr anrichten können; zu starke Psioniker brechen Dämpfer.

Dennoch, die Foundation führte so schnell wie möglich die Dämpfer-Technologie ein, welche logischerweise die Psionikabwehr fast komplett ablöste.

Über die 80er hinweg wurde aber die sowjetische Führungsrolle in der Psionik komplett überholt, als der Freihafen Eurtec Fahrt aufnahm. Kurzgesagt, Eurtec ist eine Taschendimension samt Stadt, die von den Dienern der Silizium Nornen, einem Mitglied der GOC, gegründet wurde, damit Paratech-Firmen in Ruhe entwickeln und forschen können.
Die Diener lieferten zum Beispiel den psionischen Disruptor, welcher die Psionikabwehr vollkommen obsolet gemacht hat.

Disruptoren, auch wenn sie sehr teuer und groß sind, können auch stärkere Psioniker abwehren, indem sie sich aktiv mit den Strömen von Psionikern verbinden und sie verzerren, also Ausdehnung, Energiedichte, et cetera manipulieren. Psioniker unter Disruptoren-Einfluss fühlen sich recht unwohl, weil ihnen buchstäblich der Verstand durchgeschüttelt wird, wenn sie versuchen, eine Übertragung zu tätigen.

Ich will aber aus Sicherheitsgründen auch anmerken, dass ein geübter Psioniker auch einen Disruptor überlisten kann. Diese Maschinen senken das allgemeine Risiko, sie schließen es nicht aus.

Aber zurück zur Geschichte der Psionik: Die GRU-P ging schlussendlich mit der UdSSR zusammen unter und beendete damit nicht nur das paranormale Wettrüsten, sondern überschwemmte auch den Schwarzmarkt mit ihrer Technologie. Ein paar Jahre später ging zudem Prometheus Laboratories, der größte Paratech-Konzern der Welt, bankrott und crashte so die amerikanische Parawirtschaft.

Und, nun, damit landen wir eigentlich am heutigen Tag. Verstehen Sie mich nicht falsch, es wurde und wird immer noch weiter an Psionik geforscht, aber dies waren die "Grundlagen", die man wissen muss.

Aber, um moderne Entwicklungen zu zeigen, sehen Sie hier meinen White-Detektor:

Die Messung geschieht auf einem Mikrochip, der in einer hauchdünnen Metallkapsel - dem Fokus sitzt, und bei dem Psioniker praktisch nicht merken können, dass sie vermessen werden. Der Messwert wird automatisch aus der Datenveränderung verrechnet und, naja, das ganz passt auf meine Handfläche.


Aber, um mit diesem Vortrag fortzu-

Moment bitte … Ich brauche … Moment …



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