Hallo? Hallo!? Ich möchte um Ihre Aufmerksamkeit bitten!
So, guten Abend dann, meine Damen und Herren und willkommen zu dem Grundlagenseminar für Psionik. Mein Name ist Doktor Reuht und ich bin leitender Wissenschaftler in der Abteilung für Psionik hier am Standort-DE4. Wie Ihnen der Titel dieses Vortrags sagen sollte, wird Ihnen heute ein allgemeiner Überblick über die Parawissenschaft der Psionik gegeben.
Aber zuerst einmal: Was ist Psionik überhaupt? Wie ist sie definiert?
Das ist tatsächlich relativ genau definiert. Psionik ist die Studie und auch die Anwendung von übernatürlichen Phänomenen allein durch die Kraft der eigenen Gedanken. Dabei ist Psionik unabhängig von Realitätsbeugung oder ähnlichen Praktiken, sondern stellt sein eigenes Gebiet dar.
Dafür müssen wir zuerst definieren, was ein Gedanke ist. Natürlich, es sind neurale Prozesse im Gehirn, die Informationen verarbeiten und in Nervenzellenverknüpfungen speichern. Das ist aber nicht die volle Geschichte.
Gedanken existieren zusätzlich als etwas vollkommen einiges. Jedes Bild, jedes Wort, jede Erinnerung, alles was Ihnen durch den Kopf geht … Geht Ihnen wortwörtlich durch den Kopf. Sehen Sie, Informationen existieren immer in zwei Formen: Einer materiellen und einer psionischen. Die materielle ist das, was ich zuvor gesagt habe: neurale Prozesse zum Beispiel. Die psionische … Nun, sie besteht aus einer anomalen Energieform, die wir psionische Energie nennen. Einfallsreich, ich weiß.
Psionische Energie erzeugt Felder. Psionische Felder. Ähnlich wie elektrischer Strom ein Magnetfeld erzeugt oder Masse Gravitation. Das Feld enthält dabei ebenfalls die Information ihres zugehörigen Gedankens. Die Stärke der Energie und damit auch die des Feldes hängen dabei davon von zwei Dingen ab: Wie viel Informationen ein Gedanke enthält und wie viel das Gehirn ihn verarbeitet. Also, wenn Sie viel über etwas nachdenken oder Ihnen einen Gedanken wichtig ist, hat er auch mehr Energie. Ihre Hochzeit ist relevanter als das, was Sie vor zwei Wochen zu Mittag hatten, zum Beispiel.
In Ihrem Verstand überlappen diese Felder natürlich. Solche komplexen Kombinationen verschiedener Felder werden als psionische Matrix bezeichnet, und können vereinfacht gesagt auch als ein großes Feld gesehen werden. Und ja, jeder von Ihnen hat eine solche Matrix. Jeder!
Jedenfalls kommen hier Psioniker ins Spiel. Eine psionisch begabte Person ist in der Lage, psionische Felder, damit auch psionische Energie, zu spüren und zu manipulieren. Dabei hängt es von dem psionischem Potential einer Person ab, wie viel Energie er mobilisieren und aus seiner Matrix hinaus auslagern kann. Und Training. Viel Training. Manche Psioniker sind auf einem Niveau mit Leistungssportlern, nur um ihr volles Potential ausschöpfen zu können.
Telepathie ist für psionische Aktivität das beste Beispiel. Ein Psioniker manipuliert dafür Felder so, dass sie sich mit denen einer anderen Matrix überschneiden, sodass der Telepath auf den Verstand eines anderen zugreifen kann. Hier wird aber zwischen kommunikativer Telepathie und kontrollierender Telepathie unterschieden. Bei ersterem werden lediglich Informationen ausgetauscht, beim zweiteren kann der Psioniker Gedanken umschreiben, also, Gedankenkontrolle ausüben. Beachten Sie dabei bitte, dass kommunikative Psioniker und kontrollierende Psioniker zwei unterschiedliche Arten von Psionikern sind. Beide greifen zwar auf psionische Matrixen zu, tuen dort aber grundlegend andere Dinge; Kommunikative lesen Daten aus und bringen neue ein, während Kontrollierende Daten umschreiben. Es kann zwar Überschneidungen geben, aber in erster Linie sind beide Phänomene unabhängig voneinander.
Felder, die eine Matrix mit etwas anderem verbinden, werden im Übrigen als psionische Ströme bezeichnet. Merken sie diesen Term bitte - ich werde ihn noch häufiger nutzen.
Wie Ihnen aber sicherlich bekannt ist, sind Gedankenleser und -kontrolleure nicht die einzigen Psioniker; Hellseher, Präkognitive und Telekinetiker sind es auch. Das wirkt natürlich etwas seltsam, da keiner von Ihnen wirklich mit Gedanken arbeitet.
Lassen Sie mich also diese Phänomene erklären. Präkognitive, also Psioniker, die in die Zukunft sehen können, sind hier am einfachsten: Wir haben nämlich keine Ahnung. Andere Parawissenschaften, wie die Thaumatologie oder die Theologie können ihre Zukunftsprognosen erklären, die Psionik aber nicht. Traurig, aber wahr. Falls Sie aber durch Zufall mal herausfinden sollten, wie präkognitive Psionik funktioniert, sagen Sie mir bescheid. Das Preisgeld ist nicht zu verachten.
Hellsehen hingegen ist etwas besser verstanden; wir müssen aber zuerst über Aufmerksamkeit sprechen. Sehen Sie, wenn Sie Etwas wahrnehmen, verstrahlen Sie es. Ja, Ihre bloße Wahrnehmung hinterlässt psionische Energie! Also schneiden Sie sich die Augen raus und hören Sie auf, Ihre Umwelt anomal zu kontaminieren!
Kleiner Scherz, bitte machen Sie das nicht. Das mit dem "Verstrahlen" stimmt aber dennoch: Sobald Sie etwas wahrnehmen, hinterlassen Sie psionsiche Rückstände. Eine genaue Erklärung ist für Sie als Laien zu komplex, aber sagen wir einfach, dass Sie durch das Wahrnehmen von Etwas schwache Mengen an psionischer Energie zurücklassen, die mit dem wahrgenommenen Objekt verbunden sind. Die Energie, und damit auch ihr, logischerweise ebenfalls schwaches, Feld enthalten die betreffenden Informationen von dem, was wahrgenommen wurde. Wenn aber bereits ein Rückstand mit genau dieser Information besteht, wird diese nur verstärkt.
Wie Sie sich vielleicht jetzt schon denken können, können Hellseher einfach auf diese Rückstände zugreifen und sie auslesen. Genau wie eben Telepathen auch Gedanken lesen.
Uns bleiben damit nur noch Telekinetiker: Anomalien, die Objekte durch ihre Gedanken hindurch bewegen können. Nun, sie arbeiten ähnlich zu Hellsehern mit Aufmerksamkeitsrückständen. Nur das sie die Rückstände an einem Objekt nicht auslesen, sondern einen telekinetischen Effekt generieren. Ohne sie mit aufwendigen Konversationsrechnungen und den dafür nötigen Energiesequenzen belästigen zu wollen, wandelt sich das Feld an der Schnittstelle mit seinem Ziel in kinetische Energie um. Um es mit einem Beispiel zu erklären: Nehmen wir an ein Psioniker will einen Stuhl schweben lassen. Er bildet dazu einen psionischen Strom auf, der sich mit der Unterseite des Stuhls verbindet. Es kommt zu einem telekinetischem Effekt, und der Stuhl wird angehoben.
Vielleicht haben Sie ja auch schon mal von Pyrokinetikern gehört, also übersinnlich begabten, die Hitze erzeugen können. Das sind auch Telekinetiker. Telekinetiker, die keine kinetische Energie wirken, sondern thermische; einen pyrokinetischen Effekt also. Das sind zwar seltene Formen, aber es gibt für jede Energieform mindestens einen Telekinetiker, der sie wirken kann.
Das hier also waren die unterschiedlichen Formen von Psionik. Natürlich gibt es auch Mischformen; Telepathen, die sowohl mental kommunizieren und steuern können oder präkognitive Hellseher. Die häufigste Mischung ist übrigens kommunikative Telepathie und Hellseherei.
Ich möchte Sie hier aber an dieser Stelle informieren, dass es eine kurze Pause gibt. Gehen Sie auf die Toilette und holen Sie sich etwas zu trinken. Im Anschluss werde ich über Maßeinheiten, Technik, Geschichte und wie man mit den kleinen Psi-Scheißern fertig wird reden.
Teil 2 →