Letztes Mal bei Nuri:
Das Wunderland, Teil 2
Der Jagdverein von Fauna und Flora ist ein Club für besser betuchte Personen, die die Jagd über alles liebten und in den extremsten Formen zu erfüllen versuchten. Um das zu erreichen, sondierte der Club die Welt auf der Suche nach der gefährlichsten Beute. Tiere und auch Menschen mit unerhörten Fähigkeiten, vor den Flinten dieses Menschenschlags nicht mehr als ein Hirsch mit einem stattlichen Geweih.
Louis Louro, ein drahtiger junger Kerl mit einem Mohawk aus schwarzem, lockigen Haar, stritt im Vereinshaus, einem aus Naturstein gefertigten Bau mit reihenweise Tischbänken und einem gewaltigen Kamin mit Mario Pestana, einem untersetzten Mitsechziger mit grauer Halbglatze und einem Schnurrbart wie eine Schuhbürste. Dieser ältere Mann war einer der Veteranen des Vereins, von dem zahlreiche der ausgestopften Tier- und Menschköpfe stammten, die an den Wänden der großen Halle hingen. Louro hingegen war mit nichtmal einem Jahr Mitgliedschaft noch ziemlich neu. Und das war der Grund des Streits. Alt gegen Neu.
"Pff! All dieser technische Schnickschnack", sagte der alte Jäger gerade. "Ich sag' dir was, Junge, früher, da sind wir nur mit einer Büchse und ordentlichem Schuhwerk losgezogen. Alle Technologie, die wir sonst noch hatten, waren ein Kompass, die Karte und unsere Hunde."
Bei den letzten Worten fuhr er Leo, seiner polnischen Bracke, die diszipliniert neben seinem Herrchen auf dem Boden saß und hechelte, über den Kopf.
"Geh mit der Zeit, alter Mann", erwiderte Louro grinsend und nahm die Hände hinter den Kopf, um selbigen anzulehnen. "Klar, ein Hund kommt immer gut, aber mit einem ordentlichen GPS-Computer und einem ordentlichen Gewehr sparst du dir jede Menge unnötige Arbeit. Neben anderen Annehmlichkeiten der Moderne."
"Pah!", machte Pestana. "Ihr Jungspunde wisst offenbar immer alles besser, hm?"
"Absolut", grinste sein Gegenüber.
"Ich sehe schon, mit einer gepflegten Diskussion kommen wir nicht weiter", grummelte der Alte.
"Was schwebt dir vor?", fragte Louro.
"Wir regeln das nach alter Tradition. Wir gehen gemeinsam auf die Jagd", schlug der Veteran vor. "Und wer die Beute zuerst erlegt, der gewinnt. Und, was viel wichtiger ist, er hat Recht."
"Hm, das klingt fair", stimmte der junge Jäger zu. "Aber ich hoffe, du schummelst nicht, indem du mich behinderst."
"Hmpf. Ich bin vielleicht alt, aber ich bin immer noch ein Sportsmann. Pass' du lieber auf, dass du mir nicht die Jagd mit deinem neumodischen Kram vergeigst."
Die beiden grinsten sich gegenseitig an. Sie vertraten grundverschiedene Positionen, aber hier einte sie der Nervenkitzel der Jagd. An diesem Tisch saßen nur Ehrenmänner. Na gut, und ein Hund.
"Wo wir das jetzt hinter uns haben, Junge, was jagen wir eigentlich? Und wo?"
Louros Augen leuchteten auf.
"Oh, da habe ich was ganz Besonderes in peto. Wir müssten allerdings nach Südkorea dafür."
"Südkorea?", wiederholte Pestana. "Hm, war ich bisher nur einmal. Was gibt es denn dort so supertolles?"
Louro beugte sich vor.
"Diese Info habe ich von einem Mitglied der Serpent's Hand, das diese Kreatur offenbar ausgelöscht wissen will. Ist dir die Kumiho ein Begriff?"
Nuri war mulmig zumute. Elli hatte gesagt, sie würde ein neues Zuhause für sie finden, aber sie mochte sich nicht so recht mit der Idee anfreunden. Sie hatte Waisenhäuser in Filmen gesehen und beschlossen, dass sie da nicht hinwollte.
Der Ort an dem sie Ellis Nexus aber nun entließ, erschien nicht wie ein Waisenhaus. Nuri fand sich auf einer bunt beleuchteten Straße wieder. Exotische Gerüche stiegen ihr in die Nase und die Passanten, die an ihr vorübergingen, sprachen kein Deutsch. Zu ihrem Erstaunen verstand Nuri trotzdem, was sie sagten, zumindest soweit es einer Vierjährigen möglich war. Hier wurde die Sprache ihrer Eltern gesprochen, die sie ihr zu Hause beigebracht hatten.
Elli und Dean traten hinter ihr aus dem Nexus. Das Portal, das sich im Rahmen einer Feuertür gebildet hatte, schloss sich.
"Wo sind wir, Elli?", fragte Nuri. "Die Leute hier sprechen meine Sprache."
"Das hier ist Mujin City", erklärte Elli lächelnd. "Eine Stadt in Südkorea, dem Heimatland deiner Eltern."
"Meine Eltern kommen von hier?", wiederholte Nuri und sah sich aufgeregt um.
Man hatte ihr von diesem Land erzählt, aber sie war noch nie hier gewesen.
"Nicht direkt hier", präzisierte Elli. "Soweit wie ich es in Erfahrung bringen konnte, kommen deine Eltern aus Seoul, das ist eine andere Stadt."
"Aber was machen wir dann in Mujin?", fragte Nuri verwirrt.
"Wir treffen eine alte Bekannte von mir", erklärte Elli geduldig. "Ich schätze, sie weiß am besten, wo ein kleiner Fuchs wie du unterkommen kann."
Nuri zog eine Grimasse. Elli hatte sich seit dem Tod ihrer Eltern besser um sie gekümmert als die Bösen und die Doktoren vom doofen I-EM-BEH-WEH. Nuri wollte eigentlich keine neuen Aufpasser, aber Dean und Elli waren unnachgiebig. Sie wollten Nuri nicht behalten. Sie fragte sich, ob sie irgendwas angestellt hatte …
"Wo ist sie?", fragte Dean, der sich ebenfalls umsah.
"Sie wartet etwas außerhalb der Stadt. Weniger Leute, die lauschen", gab Elli an. "Aber wir haben noch ein wenig Zeit, wir benehmen uns erstmal wie Touristen. Hast du jemals koreanisches Streetfood gehabt, Nuri?"
"Ist das sowas wie Fastfood?", fragte die Dämonenfüchsin neugierig. "Ich will einem Hamburger! Mit Pommes!"
Dean und Elli wechselten einen belustigten Blick. Nun, zumindest Elli wirkte belustigt.
"Diese Art der Ketzerei werden wir dir aber mal ganz schnell austreiben."
Mujin City war ein Gebiet mit erhöhtem Aufkommen anomaler Ereignisse und daher von normalitätserhaltenden Organisationen unterwandert. Das interessierte den Jagdverein von Fauna und Flora aber nur wenig. Die Jäger hätten sich sogar auf andere Planeten begeben, wenn es dort etwas gab, das man erschießen und über den Kamin hängen konnte.
Über die Autobahn raste ein gemieteter Geländewagen mit einem großen Anhänger der nebelverhangenen Stadt entgegen. Louro fuhr.
"Was für eine Hechtsuppe", bemerkte Pestana kopfschüttelnd. "Keine guten Bedingungen."
"Kalte Füße?", fragte Louro mit einem selbstgefälligen Grinsen.
"Hmpf, das hättest du wohl gern, Grashüpfer", grummelte der alte Mann. "Ich komme schon zurecht, ist nur nicht das schönste Wetter zum Jagen."
"Der Fairness halber, unsere Beute ist meinen Recherchen nach ziemlich gewieft. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Viech erwartet, dass man ihm auflauert", warnte der Fahrer. "Der Nebel ist perfekt, sobald es einen in seine Illusion gezogen hat."
Pestana brummte zustimmend.
"Ich habe mich da auch ein wenig belesen. Anscheinend können die stärksten von diesen Füchsen einem den Verstand rauben, einfach indem sie dir in die Augen schauen."
"Tja, da weißt du schon mal, was du nicht tun solltest", merkte der junge Jäger an. "Wenn du ihrer Gedankenkontrolle zum Opfer fällst und versuchst, mich umzunieten, wäre das sehr ungeil."
"Ich habe meine Rückversicherung dabei, pass auf, dass du nicht zu simpen anfängst, Grünschnabel."
"Ich bin ehrlich gesagt erstaunt, dass du weißt, was simpen ist …"
Der Wagen fuhr mittlerweile in die Stadt ein. Das Navigationsgerät zeigte die Route zum angegebenen Zielpunkt, allerdings würden die Beiden nicht direkt mit dem Auto dorthin fahren. Nur ein Idiot nähert sich Wild im bewaldeten Gebiet mit einem motorgetriebenen Untersatz.
"Hrm", machte Pestana. "Ich gebe zu, dieses Navigationsgerät ist ein Segen. Ich weiß noch, wo ich das letzte Mal in diesem Land war. Selbst unsere Landkarte hat uns nicht geholfen, da keiner von uns dieses Gekrakel lesen kann, das die Koreaner als Schrift benutzen. Wir haben dadurch fast drei Stunden verloren."
"Tja, heutzutage ist nicht alles Scheiße."
Der Wagen hielt am Rand der Stadt auf einem Parkplatz. Beide luden ihre Ausrüstung aus. Pestana für seinen Teil werkelte eine Weile am Anhänger herum, bis er endlich seine fünf Hunde befreit hatte. Die Hunde, allesamt polnische Bracken, schauten sich neugierig um, entfernten sich aber nicht vom Wagen.
"Extra das ganze Rudel eingepackt, hm?", kommentierte Louro.
"Ja selbstverständlich, ich habe eine Wette zu gewinn- Was ist das denn alles?"
Pestana hatte sich in einfaches Waldmannsgrün gekleidet und trug einen Filzhut mit der Feder eines seltenen Vogels dran, den er irgendwann mal selbst vom Himmel geholt hatte. Er sah so ähnlich aus wie ein handelsüblicher Jäger. Louro hingegen sah aus wie ein Soldat aus der Zukunft. Das fing bei seiner Waffe an, die weniger wie eine Jagdflinte und eher wie etwas wirkte, mit dem man etwas aus zwei Kilometern Entfernung treffen konnte und hörte bei der merkwürdigen Brille auf, die er sich aufgesetzt hatte. An seinem Gürtel hingen neben seiner Feldtasche mehrere tellerförmige Vorrichtungen an Carabinern. Erschien Pestana ziemlich dämlich, wenn man bedachte, dass Louros Kleidung komplett in Tarnfarben war.
"Das, Oldtimer, ist die Zukunft", erklärte der junge Jäger.
"Wie viel hat denn der Spaß gekostet?", fragte Pestana stirnrunzelnd.
"Bestimmt weniger als der Unterhalt deines Rudels", gab Louro mit zurück und klappte den Kofferraum zu, während Pestana seinen Rucksack schulterte und nach seiner Jagdflinte griff. "Weidmannsheil."
Nördlich der Stadt gab es eine Aussichtsplattform, die einen Blick über die bewaldete und nebelverhangene Landschaft von Mujin gewährte. Eine Person stand dort, als Elli, Nuri und Dean dort eintrafen.
Nuri war mittlerweile pappsatt aufgrund all der tollen Sachen, die man in den Straßen der Stadt erwerben konnte. Es war leckerer gewesen als das Fastfood, das sie kannte, auch wenn sehr merkwürdige Dinge wie etwa Tintenfisch angeboten worden waren. Aber es schmeckte merkwürdig nostalgisch, obwohl Nuri diese Dinge zum ersten Mal gegessen hatte.
Trotz des leichten Fresskomas, in dem sie sich gerade befand, bemerkte sie sofort, dass mit der Frau, die da auf sie wartete, etwas nicht stimmte, auch wenn sie nicht wusste, was.
Was auch immer es war, die Frau erhielt von Nuri gleich den ersten Minuspunkt, denn sie rauchte mit einem langen Zigarettenhalter und das trotz Rauchverbot. Nuri mochte keine Raucher, es stank fürchterlich in ihrer Umgebung.
Mit dem Halter zwischen den Zähnen begann die Füchsin zu grinsen, als sich Elli näherte.
"Schnapsdrossel!"
"Schornstein!", beleidigte Elli freundlich zurück und streckte die Hand zum Gruß aus.
Die Unbekannte schlug ein.
"Dean", begrüßte sie denselben danach. "So, es ist das erste Mal, dass du mich einbestellt hast, was ist denn so wichtig, dass du-"
Erst jetzt bemerkte sie Nuri. Und ihr Puls schien sofort auf hundertachtzig zu springen. Sie packte Elli an den Schultern und schüttelte sie rigoros.
"Warum gerade du? Seit über zehn Jahren suchen wir nach Dämonenfüchsen und haben gerade mal einen gefunden, der uns beinahe umgebracht hätte und dann kommst du Tunichtgut daher und hast einen, der dir folgt wie ein Hündchen!"
"Ich bin kein Hund!", widersprach Nuri erbost. "Ich bin eine Kuh-Mih-Hoh."
Sie hatte das letzte Wort vorsichtig ausgesprochen, es war noch ziemlich neu für sie. Ihre Artgenossin beruhigte sich inzwischen wieder und ließ Elli los, die einen Moment brauchte, um sich zu fangen.
"Äh, Nuri, das ist Hoya1, wahrscheinlich die führende Expertin in Sachen Dämonenfüchse, größtenteils, weil sie selber einer ist."
"Echt?", fragte Nuri skeptisch und beäugte Hoya.
Die Frau bemerkte ihren Blick und stieß einen Seufzer aus. Sechs Fuchsschwänze waberten in die Existenz und unter ihrer Ballonmütze bewegte sich etwas, wahrscheinlich Ohren.
"Zufrieden?", fragte sie.
Nuri blieb Stumm aus dem Stauen heraus, zum ersten Mal einer Artgenossin zu begegnen. Elli ergriff das Wort.
"Hoya, das ist Nuri, ich habe sie in Deutschland aufgegabelt."
"Deutschland?", echote Hoya überrascht und schaute kurz auf ihre Jacke, die einst einem Mitglied der Marine des Landes gehört hatte. "Was macht ein Dämonenfuchs so weit im Westen, soweit ich weiß, ist Indien das höchste der Gefühle."
"Ausgewanderte", erklärte Dean. "Wir mussten Nuri aus einer Laboreinrichtung befreien, offenbar hat man mit ihrer Murmel experimentiert."
"Sie hat sie noch, oder?", fragte Hoya und betrachtete Nuri kritisch.
"Zumindest hat sie sie nicht wieder hochgewürgt, seit sie sie das letzte Mal verschluckt hat", antwortete Elli schulterzuckend.
Hoya blieb kurz still und zog an ihrer Zigarette. Nuri nutzte die Gelegenheit, um eine Frage zu stellen, die ihr seit geraumer Weile auf der Zunge brannte.
"Warum hast du sechs Schwänze, Hoya?"
Hoya machte einen merkwürdigen Gesichtsausdruck. Dean hatte einen ähnlichen Eindruck gemacht, als er Nuri zum ersten Mal begegnet war, als wüsste sie nicht, wie sie mit ihr umgehen sollte.
"Sie geben mein ungefähres Alter wieder. Ein Dämonenfuchs kriegt alle hundert Jahre einen zusätzlichen Schweif, bis er insgesamt neun hat."
"Du bist hundert Jahre alt?", staunte Nuri, die von Multiplikation keine Ahnung hatte und sich unter der Zahl hundert nichts außer 'viel' vorstellen konnte.
Hoya holte Luft, um etwas zu erwidern, wandte sich aber dann an Elli, während das Mädchen sie weiter mit leuchtenden Augen betrachtete.
"Du weißt, ich bin keine Babysitterin", sagte sie dann. "Ich nehme an, du willst sie unserem Projekt zur Rettung unserer Spezies überlassen?"
"Das war der Plan, offenbar sucht ihr fiebrig nach Dämonenfüchsen?"
"Wovor müssen wir denn gerettet werden?", fragte Nuri verwirrt.
"Dem Aussterben", erklärte Dean. "Die Anzahl der gegenwärtig existierenden Dämonenfüchse kannst du an den Fingern abzählen, so wenige sind es."
Nuri sah ihn verständnislos an.
"Es sind weniger als zehn", präzisierte er.
"Oh", machte Nuri überrascht und war froh, dass sie sich unter der Angabe etwas vorstellen konnte.
Sie konnte gerade mal bis neunzehn zählen …
"Hrm", sagte Hoya und betrachtete Nuri nachdenklich. "Wir werden für sie einen Platz in der Wanderer's Library finden, bei Nuri hier ist wenigstens nicht Hopfen und Mals verloren, wie bei bestimmten anderen Individuen …"
Hoya runzelte plötzlich die Stirn. Hastig warf sie ihre Zigarette zu Boden, trat sie aus und verstaute den Halter. Nuri hörte es ebenfalls. In der Ferne erklang irgendein mechanisches Klicken, dass hier außerhalb der Stadt fehl am Platze war.
Nuris Körper machte sich plötzlich ohne ihr Zutun selbstständig und warf sich zu Boden. Hoya folgte ihrem Beispiel mit wenigen Augenblicken Verzögerung, nur Elli und Dean blieben verwirrt stehen.
DONK!
Alle Anwesenden schauten stumm auf die rauchende Gewehrkugel, die plötzlich in Deans Schulter steckte. Dann kam der Gewehrknall bei ihnen an.
"DECKUNG!", brüllte Elli.
Dean klemmte sich Nuri unter den Arm, während Hoya bereits den nächstbesten Abhang hinunter stürzte, der außerhalb der Reichweite des Schützen lag. Dean schien durch die Kugel nicht beeinträchtigt zu sein und sprang hinterher. Während er das Geröll hinunterschlitterte, kugelte Elli schreiend an ihnen vorbei, die offenbar weiter oben ausgerutscht war.
"Freunde von euch?", fragte Hoya trocken eine Elli, die vor Schmerzen wimmernd, aber erstaunlich unversehrt am Boden lag.
"Dann hätten sie zuerst auf mich geschossen", stieß sie hervor. "Der Schuss hätte dir den Kopf weggeblasen, wenn du nicht reagiert hättest."
"Und dass der Schütze einfach nur grottenschlecht ist?", schob die Kumiho hinterher.
"Nicht mit dem Gewehr", erwiderte Elli und rappelte sich auf.
Sie zog Dean die Patrone aus der Schulter und betrachtete sie eingehend.
"R.T.I.-Ware, ich kenne den Namen von diesem Gewehr nicht, aber normalerweise kann man damit einer Mücke auf zweihundert Meter das rechte Hinterbein wegschießen, wenn man halbwegs ordentlich zielt."
"Darüber sollten wir uns später unterhalten", warf Dean ein. "Elli, da ist eine Mulde, ruf den Nexus auf!"
"Jaja", wiegelte Elli ab.
Es dauerte etwa drei Sekunden, ehe sie die Stirn runzelte.
"Äh …"
"Wenn du jetzt sagst, du kannst kein Portal erzeugen, dann hau' ich dich!", warnte Hoya.
"Ich mach' mit", stimmte Dean zu.
"Das Problem ist folgendes", begann Elli. "An sich sollte es keine Probleme geben, Mujins Realität ist sogar niedriger als normal für den Planeten, aber der metaphorische Schalter in meinem Hirn legt nicht UMMM-"
Hoya und Dean hatten gleichzeitig zugeschlagen und Elli zu Boden geschickt.
"Auch das noch", murrte Hoya. "Kommt, wir nehmen einen Weg in die Wanderer's Library."
"Okay …", röchelte Elli am Boden.
Derweil versank die Sonne hinter dem Horizont.
Louro schnalzte genervt mit der Zunge, während er sich aus dem Liegen wieder in die Senkrechte begab und sein Gewehr schulterte. Er hätte getroffen, wenn sich die blöde Füchsin nicht bewegt hätte.
"Schlecht abgekommen", bewertete Pestana , der inzwischen bei ihm ankam, den Schuss.
Er war nicht mehr der Schnellste.
"Kleiner Tipp am Rande. Nächstes Mal ein kleineres Kaliber. Mit sowas zerplatzt der Schädel wie eine Melone und die Trophäe ist hinüber."
Louro verdrehte genervt die Augen. Die Beine des Mannes waren offenbar durch das Alter schon eingeschränkt, aber sehen konnte der Kerl offenbar noch wie ein Adler. Louro hatte sicherlich aus hundert Metern Entfernung geschossen. Pestana musste das Geschehen anhand der Körperbewegungen der Leute abgelesen haben.
"Wir hätten noch die Kleine gehabt."
"Oh ja, du beweist großes Können damit, indem du den Hauptpreis zerlegst", bemerkte der Alte trocken.
Louro wusste nichts darauf zu erwidern …
"Du musst noch viel lernen, Grashüpfer. Jetzt lass mal den Profi ran"
Pestana brüllte irgendwas, das Louro nicht verstand, und das Hunderudel, das er bei sich hatte, begann in der Luft zu schnuppern und die Fährte aufzunehmen.
"Was machen wir mit dem Jungtier", wollte Louro wissen. "Das war nicht Teil meiner Infos."
"Was mich eher erstaunt ist, dass der Mann, den du getroffen hast, nicht geschrien hat", erwiderte der Veteran. "Möglicherweise haben wir mehr Beute, als wir dachten. Extrapunkte für alle, würde ich sagen."
"Wir können nicht einfach auf Menschen feuern", widersprach Louro leicht erschrocken.
Pestana gluckste.
"Ha! Das ist die Serpent's Hand, mein Freund. 'Normal' gibt's da nicht. Und sieh das Ganze mal positiv."
Seine Hunde fanden endlich die Spur und setzten sich bellend in Bewegung.
"Mehr Trophäen, die wir uns über den Kamin hängen können."
Das nächste Mal bei Nuri:
Die Fuchsjagd, Teil 2