Doppelt Gemoppelt, Teil 2

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Das letzte Mal bei Nexus:
Doppelt Gemoppelt, Teil 1

"Und dann hat ihm der General den Kopf abgeschlagen", beendete Mang ihre kleine Anekdote.

Sie war in keiner Weise betroffen oder schockiert. Sie hätte davon erzählen können, wie sie ein Haus gekauft hatte und der Ton wäre nicht anders gewesen.

Elli und Dean hörten ihr aufmerksam zu und dachten beide Folgendes:

Ein Glück war Chloe nicht geblieben, um sich das anzuhören …

Ein Diener watschelte heran und verbeugte sich.

"Herrin, Sie haben einen weiteren Gast."

Mang runzelte die Stirn.

"Wer denn noch? Tut mir leid, Elli, aber um den muss ich mich wohl kümmern. Versuche, unentdeckt zu bleiben. Du weißt ja, was dein Aussehen für Fragen auslösen kann."

Sie stand auf und folgte dem Bediensteten.

Elli drehte sich zu Dean.

"Hat sie mir gerade gesagt ich soll mich vor dem Besuch verstecken?"

"Du bist hier unangekündigt reingeschneit, Elli", gab Dean zu bedenken.

Elli verdrehte die Augen.

"Schon, aber das ist schon etwas unfreundlich. Bin ich ihr etwa peinlich?"

"Ich kann nur für mich selbst sprechen", begann Dean. "Aber ich glaube, das lässt sich mit einem uneingeschränkten Ja beantworten."

"Du kleiner-"

Ein Schrei ertönte.

"Das war Chloe, oder?", fragte Elli den leeren Raum, den gerade noch Dean beansprucht hatte.

Er selbst war aufgesprungen und beeilte sich bereits, zum Ursprung des Geräuschs vorzustoßen. Elli folgte ihm, musste aber nach dem ganzen Knien erstmal wieder lernen, wie man lief.

Sie folgte den Geräuschen eines andauernden Gerangels, bis sie Dean fand, der offenbar nicht so recht wusste, was er von der Situation halten sollte.

Sie war im gleichen Maße verstörend wie auch absolut putzig.

Chloe lag auf dem Boden und versuchte mit Leibeskräften eine andere Chloe auf ihr davon abzuhalten, ihre Wange mit der eigenen zu rubbeln. Die oben befindliche Chloe schien merklichen Spaß dabei zu haben.

"Rrrrrrrrr!", säuselte die obige.

"Dean, jetzt steh da nicht rum und hilf mir bitte!", keuchte die untere Chloe.

Ihre Doppelgängerin schien erst jetzt zu bemerken, dass weitere Personen anwesend waren und verwandelte sich in einen großen Hund. Es war merkwürdig anzusehen. Es war, als würde sich das Wesen erst in etwas gänzlich anderes verwandeln, bevor es seine gewünschte Gestalt annahm, etwas weißes, pelziges mit definitiv mehr als vier Beinen.

Der Fluchtversuch scheiterte jedoch an Deans absoluter Unbeeindrucktheit. Er packte das Ding, noch während es wegrennen wollte, von hinten am Hals und hob es hoch. Es verwandelte sich ein einen riesigen Aal, was nur dazu führte, dass Dean den Griff festigte. Das Wesen biss ihn anschließend in den Arm. Er verzog nicht mal eine Miene.

Elli derweil half Chloe auf die Beine und starrte den Gestaltwandler an wie ein Kind, das nach einem anstrengenden Zoobesuch endlich bei den Elefanten ankam, die es unbedingt sehen wollte.

"Ein Nun-Di!", hauchte sie entzückt.

Sie kitzelte den Aal versuchsweise. Er zuckte ziemlich heftig, bevor er sich nach hartnäckigem Kitzeln abermals verwandelte.

Dieses Mal nahm er eine Erscheinung an, die Elli erwartet hatte. Der keilförmige Kopf mit den schwarzen Knopfaugen und dem langen Hals erinnerte an einen Vogel, auch wenn Vögel immer über einen Schnabel und nicht über ein kaum sichtbares Maul verfügten. Und sie hatten keinen weißen Pelz. An den Hals schloss sich ein spindelförmiger Körper an, von dem fünf lange Beinpaare ohne sichtbare Gelenke und Füße abstanden. Das Wesen endete in einem kurzen Schwanz, der es ungefähr anderthalb Meter lang machte. Die Beine hingen allerdings noch weiter nach unten als der Schweif.

"Elli, was ist das?", fragte Chloe.

"Eine ausgezeichnete Frage", lobte Elli. "Das hier ist ein Nun-Di, auch Doppelmoppel genannt."

"Und warum kann er sich in Chloe verwandeln", fragte Dean, der versuchte, die freie Hand unter die Kreatur zu schieben, damit sie es etwas bequemer hatte.

"Das ist seine natürliche Verteidigungsstrategie", erklärte Elli. "Sie sind nahe mit Kopffüßern verwandt und können das Aussehen von jedem Tier annehmen, was sie einmal gesehen haben. Die ultimativen Verkleidungskünstler, fähig die Form von allem anzunehmen, mit dem sich Fressfeinde nicht anlegen wollen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen in Natura zu sehen kriege."

"Dieses Ding ist ein Tintenfisch!?", fragte Chloe angeekelt.

"Es ist ein amphibisches Weichtier", korrigierte Elli. "Aus irgendeinem Grund haben sie neben Kiemen auch Lungen entwickelt. Eigentlich leben sie tief im Meer, aber die Jungen werden nahe der Oberfläche aufgezogen. Dieses hier wurde wohl von seiner Mutter getrennt."

Chloe trat demonstrativ hinter Elli, während Dean es endlich schaffte, den Nun-Di so zu packen, dass er ihn nicht mithilfe der Schwerkraft enthauptete. Das Tier dankte es ihm, indem es ihn ohne großen Erfolg mit den Tentakeln, denn nichts anderes konnten diese Beine sein, umschlang und erfolglos versuchte, ihn zu erdrücken.

"Jungtier?", fragte Dean. "Wie groß sind diese Viecher, wenn sie ausgewachsen sind?"

"Das weiß ich nicht", gab Elli zu. "Man nimmt an, dass sie ihr Leben lang wachsen."

Elli hatte vergessen zu erwähnen, dass Nun-Di ausgesprochen intelligent waren. Dean bemerkte zu spät, was das Tier eigentlich vorhatte, denn nun, da es sich an Deans Körper verankert hatte, zog es plötzlich den Kopf aus seinem Griff, als es sich scheinbar zusammenzog und die Form eines Kraken annahm, bevor es von seinem Körper herunterglitt und auf dem Boden wieder zu einem Hund wurde.

Der sich hinter Chloe zu verstecken versuchte.

Elli wusste, dass Chloe Schnecken und andere Weichtiere nicht leiden konnte. Muscheln und Tintenfische gingen noch, aber nur, solange sie verzehrbereit vor ihr auf einem Teller lagen. Entsprechend versuchte sie mit Abscheu im Gesicht, von dem Nun-Di wegzukommen, der ihr aber einfach folgte.

"Rrrrrrrruuuuuh!", machte er mitleiderregend.

Dann verwandelte er sich in Elli.

Das hieß, fast.

Man konnte den Doppelgänger vom Original unterscheiden, denn Ersterer reichte Letzterem nur bis zur Brust.

"Was zum-", entfuhr es Chloe.

"Ich glaube er kann sich nur als Wesen tarnen, die ungefähr seine Größe haben", mutmaßte Elli.
Dann ging ihr ein Licht auf.

"Chloe, ich glaube er hält dich für einen Artgenossen. Wegen deiner weißen Haare."

"Oh, wirklich?", entgegnete Chloe, der offenbar wegen der Verwandlungen allmählich übel wurde. "Und warum verwandelt er sich dann in dich?"

"Ich schätze mal, er möchte, dass du ihm dasselbe Vertrauen entgegenbringst wie mir."

Chloe betrachtete den Nun-Di weiterhin mit Ekel. Das wurde auch nicht besser, als er sich wieder in sie verwandelte.

"Iih …", kam es von Chloe.

"Hunn?", machte der Nun-Di und setzte einen fragenden Ausdruck auf.

"Was macht der eigentlich hier?", fragte Dean. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie weit verbreitet sind, sonst hätten sie sicher Geschichte geschrieben."

"Frag mich was Leichteres …", erwiderte Elli schulterzuckend. "Normalerweise meiden sie menschliche Siedlungen, wahrscheinlich weil sie wissen, dass wir sie durchschauen können."

Hinter ihnen näherten sich Schritte.

Eine kleine Dienerin kam heran.

"Oh, hier seid ihr. Wenn ihr mich entschuldigen würdet, Madam Mang lässt ausrichten, dass-"

Erst jetzt fiel ihr auf, dass es zwei Chloes gab.

"Ähm, Sie werden entschuldigen, aber hattet ihr nicht nur ein Kind dabei?"

Die Fake-Chloe hatte sich sofort hinter dem Original versteckt und lugte neugierig über ihre Schulter.
"Rrruuh?", gurrte es verwirrt.

Der Dienerin schliefen die Gesichtszüge ein.

"Oh- Oje …"

Sie wollte sich umdrehen, aber Elli legte ihr mit einem freundlichen Lächeln die Hand auf die Schulter.

"Du scheinst was zu wissen", sagt sie freundlich, während sie die Bedienstete daran hinderte, den Ort zu verlassen.

Die Frau biss sich auf die Lippen. Ellis Lächeln änderte sich um eine winzige Nuance, wodurch es weniger bittend und mehr bedrohlich wirkte.

"Also?"

"Äh … Wenn ich mit Ihnen rede, versprechen Sie dann, es nicht meinem Herrn zu erzählen? Ich bin tot, wenn Meister Hé das rausbekommt."

"Unsere Lippen bleiben versiegelt, solange du uns nicht hinters Licht führst", versprach Elli. "Einen besseren Deal bekommst du nicht."

Die Dienerin schluckte.

"Wie heißt du denn überhaupt?", fragte Elli aufmunternd.

"Äh, ich bin- Ich bin Min, ich diene unter dem Gelehrten Hé."

"Sehr gut, Min. Und was genau beunruhigt dich gerade an unserem kleinen Freund hier?"

Min öffnete und schloss den Mund ein paar Mal verzweifelt und wirkte dabei wie ein Fisch auf dem Trockenen.

"Ich, äh … Ich hab ihn freigelassen. Meister Hé hatte ihn eingefangen, um ihm seine Essenz zu entziehen."

"Essenz?", fragte Elli, bevor sie richtig schaltete. "Oh … Das meinst du … Typisch …"

Chloe und Dean schauten sie an wie zwei Fragezeichen. Elli deaktivierte ihr Übersetzungspflaster.

"Es gibt einen obskuren Mythos zu den Nun-Di, so alt und irrelevant, dass er in Chloes Zeit vollständig vergessen wurde", erklärte sie. "Die alten Chinesen glaubten, dass sein Blut, die Essenz des Nun-Di, dem der es trinkt ewige Jugend schenkt. Sie berufen sich dabei darauf, dass noch nie ein toter Nun-Di gefunden wurde, weshalb sie annahmen, dass sie ewig leben, anstatt etwa in tausenden Metern Tiefe zu verenden."

Sie aktivierte ihr Pflaster wieder.

"Ähm, Entschuldigung?", fragte Min, die offensichtlich versuchte, sich aus Ellis Deutsch gerade eben einen Reim zu machen.

"Aufgrund deiner Anwesenheit hier nehme ich an, dass Hé ein gutes Verhältnis zur ehrenwerten Mang pflegt", sagte Elli sachlich. "Weiterhin nehme ich an, dass was auch immer wir Mang erzählen früher oder später auch an Hés Ohren dringt. Ist das korrekt?"

"Ihre Beobachtungsgabe ist beachtlich", schleimte Min mit dem Pflichtbewusstsein, das nur lebenslange Diener besitzen. "Ja, der ehrwürdige Meister Hé ist ein guter Freund von Frau Mang. Er ist ihre Verbindung zum Abnormalitäten-Institut, sie seine in den Hofstaat."

"Abnormalitäten-Institut?", fragte Chloe.

"Eine Forschungseinrichtung des alten Chinas, es studierte übernatürliche Phänomene", erklärte ihr Dean.

Elli zog die Augenbrauen hoch.

"Dann riskierst du deinen Kopf, wenn du den Nun-Di freilässt, oder? Warum?"

"Würdet Ihr so ein faszinierendes Wesen sterben lassen?"

"Hrm …"

"Was hast du vor, Elli?", fragte Dean lauernd.

"Ich möchte den Nun-Di wieder ins Meer zurückschicken. Allerdings gibt es ein Problem …"

Sie deutete auf den Teich, in dem … nichts geschah …

"Ich kann den Nexus hier nicht öffnen. Wenn Hé hier im Haus ist, hat er vermutlich irgendwas dabei, was die lokale Realität stabilisiert, einen Talisman oder sowas, die Chinesen waren recht pfiffig bei sowas."

"Na dann gehen wir halt", schlug Dean vor.

"Ihr kommt vielleicht raus, ich aber nicht", entgegnete Elli. "Wenn wir alle plötzlich unangemeldet verschwinden, nachdem wir unangemeldet aufgekreuzt sind, wird Li bestimmt misstrauisch. Oder zumindest sehr, sehr beleidigt. Ich meine, richtig hart angepisst, Hals-durchtrennend beleidigt, gewissermaßen, du verstehst?

"Aber sie war doch so nett", verteidigte sie Chloe.

"Ich weiß, aber es gibt in der altchinesischen High-Society Sachen, die dich wortwörtlich den Kopf kosten können, Chloe, unabhängig davon wie dicke man miteinander ist. Das hier ist eine davon."

"Was machen wir also?", fragte Dean.

"Ich bleibe hier und versuche Hé abzulenken. Ihr verschwindet kurz und werft den Nun-Di ins Meer. Alles klar?"

"Sollte ich nicht vielleicht allein gehen?", fragte Dean.

"Chloe ist die Einzige, in deren Nähe sich der Nun-Di freiwillig aufhält, sie muss mitkommen. Und bei dir ist sie sowieso sicherer als hier."

"Ich muss ebenfalls hierbleiben", sagte Min. "Ich kann meinen Meister nicht einfach verlassen, aber ich werde Euch unterstützen."

"Dann sei es so", knurrte Dean wenig begeistert. "Komm, Chloe, bringen wir das hinter uns."


Zhèng und Wu liefen planlos durch die Straßen, wie Leute, die im Angesicht des Todes vor eine schier unlösbare Aufgabe gestellt werden.

"Aber Zhèng, warum müssen wir denn-", begann Wu mittlerweile zum vierten Mal.

Seinem Kollegen platzte langsam der Kragen. Schon wieder.

"Nochmal, Wu, es ist völlig egal was wir oder das Institut davon halten, wenn Hé sagt, dass Köpfe rollen sollen, dann rollen welche. Schau, es ist eine beschissene Nacktschnecke, da wirst du doch wohl mal-"

"Bitte um Entschuldigung", bat ein Mann, der Zhèng in aller Eile angerempelt hatte.

Der Wächter war entgegen aller chinesischen Gepflogenheiten kurz davor, dem Kerl was zu husten, bevor er merkte, dass ihn der Kerl vermutlich mit einem Kopfstoß in den Boden rammen konnte. So ein blöder Ausländer.

Grummelnd sah er dem Mann nach, der seine beiden Töchter hinter sich herzerrte. Komisches Haar hatten die.

"Dämliche Portugiesen", murmelte er.

"Äh, Zhèng?", fragte Wu vorsichtig.

"Bei meinen Ahnen, Wu, geht dir das immer noch nicht in den Schädel? Wir-"

"Äh nein, Zhèng, hast du schonmal weißhaarige Mädchen gesehen?"

Der kleine Mann rollte mit den Augen.

"Wu? Ist das den wirklich so wichtig, wenn irgendeine Ausländerin hier mit weißen Haaren rumrennt?"

"Aber zwei, die genau gleich aussehen?", hakte Wu nach und hob die Arme, um die folgende Explosion abzuwehren.

Nur, die kam nicht. Zhéng klappte die Kinnlade herunter, bevor er sich wieder fing.

"HINTERHER, WU! HINTERHER!"

Die beiden rannten sofort hinter dem Trio her. Der große Portugiese schien die beiden zu bemerken, denn er klemmte sich die beiden Kinder plötzlich unter den Arm und begann zu sprinten.

Es entstand eine Verfolgungsjagd quer durch die Straßen Macaus. Zwei alte Frauen sahen dem Treiben von ihren Stickarbeiten aus zu.

"Ach, seitdem diese Ausländer hier sind, wird das Leben immer hektischer."

"Ja, wenn das so weiter geht, kommen demnächst sogar Karren, die ohne Pferd schneller sind."

"Mach dich nicht lächerlich."


Manch einer der wusste was er gerade tat, hätte wohl gezittert wie Espenlaub. Elli war dafür zum Glück zu multidimensional unterwegs und außerdem zu betrunken. Damit das auch so blieb, nahm sie noch einen kräftigen Zug aus ihrem Flachmann, bevor Min sie in das Zimmer geleitete, in dem sich Li aufhielt, zusammen mit zwei Wachen, die die Tür flankierten. Außerdem mit ihr im Raum befand sich ein Mann in der Tracht eines chinesischen Beamten. Er schien eine Glatze unter seinem Trapezhut zu verbergen und von ihm ging eine ansteckende Art der Balance und des inneren Gleichgewichts aus, mit der er vermutlich auf einer Speerspitze hätte stepptanzen können. Vorausgesetzt, er trug die richtigen Schuhe.

"Ah, Elli", begrüßte Li sie erzwungen herzlich und sah kurz beunruhigt zu ihrem anderen Gast. "Darf ich dir Hé vorstellen? Er ist ein Gelehrter vom kaiserlichen Hofe."

Der Mann musterte Elli skeptisch, bis Min an ihn herantrat, sich vor ihm verbeugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Seine Miene nahm einen verdutzten Ausdruck an.

"Na sowas", entfuhr es ihm.

Dann sagte er, wieder in aller Seelenruhe: "Nehmt sie fest!"

Elli wurde zu Boden gestoßen und niedergehalten, bevor sie reagieren konnte.

"Hé!", donnerte Li erbost. "Was erlauben Sie sich! Diese Frau ist mein Gast!"

"Sie ist auch der Grund unseres kleinen … Problems …", erwiderte der Gelehrte unbeeindruckt. "Sie versteckt den Nun-Di."

Li schliefen die Gesichtszüge ein. Elli ihrerseits schaute verwirrt auf Min.

Sie sagte nichts, aber Elli erkannte, dass sie angelogen worden war.

"Was ist ein Nun-Di", fragte sie versuchsweise. "Ich hab keinen Alkohol von hier angerührt, ehrlich."
"Hé! Ist das wahr?", fragte Li alarmiert.

"Min hat mich noch nie enttäuscht, ich würde die Hand für sie ins Feuer legen", meinte Hé nur.
Dann halt schauspielern …

"Was ist ein Nun-Di?", fragte Elli mit gespielter Panik. "Li, du wirst doch wohl diesem Sesselfurzer nicht mehr Glauben schenken als mir!"

"Tut mir leid, Elli", sagte die Konkubine gefasst. "Ich kenne ihn länger als dich. Und ich frage dich, wo sind Chloe und Dean?"

"Sich die Beine vertreten, die kommen-"

Li trat vor sie.

"Außerhalb des Gartens? Mir wurde zugetragen, dass sie das Grundstück verlassen haben."

"Klingt eher nach einer Verschwörung unter der Dienerschaft, wenn du mich frag-"

Elli brach ab, als Li ein langes Messer aus dem Ärmel zog.

"Weißt du was wir aufwenden mussten, um dieses Tier zu fangen?"

Sie rammte die Klinge vor Elli in den Boden.

"Äh, Li?", fragte Elli etwas verwirrt.

Die Konkubine schien erst wütend zu werden, bevor sie sich plötzlich wieder beruhigte.

"Dir mag das vielleicht nichts ausmachen aber der Rest von uns altert, er stirbt. Würdest nicht auch du alles in Bewegung setzen, um das Unvermeidliche zumindest hinauszuzögern?"

Oh, darauf lief das also hinaus …

"Nein", entgegnete Elli bissig. "Früher habe ich mal so gedacht wie du, aber inzwischen weiß ich, dass man manche Dinge nicht ändern kann. Der Nun-Di wird dir keine ewige Jugend schenken. Im Gegenteil."

"Ho?", machte Li, wieder leicht zornig. "Hé, geh ihre Kumpanen einfangen, bestimmt sind sie auf dem Weg zum Meer. Und du, Elli, hältst besser eine Lösung für mein Problem parat, wenn du deinen Kopf auf den Schultern behalten möchtest, Unsterblichkeit hin oder her."

Das nächste Mal bei Nexus:
Doppelt Gemoppelt, Teil 3

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