Das letzte Mal bei Nexus:
Letzter Wille, Teil 1
Das Heimdall-System ist ein Array von Satelliten, das es dem SKP ermöglicht, starke Veränderungen der Realität auf der Welt auszumachen. Wenn sie im Weltraum oder in den oberen Atmosphärenschichten stattfanden, konnten sie sogar auf solche Ereignisse reagieren und mit eingebauten Realitätsstabilisatoren gegensteuern.
Einer der Satelliten, Heimdal-7, um genau zu sein, registrierte nun eine solche Veränderung. Einen plötzlichen, sehr starken Abfall der Realität. Es dauerte nur Nanosekunden, bis er die anderen Satelliten in der Nähe darauf aufmerksam gemacht hatte und gemeinsam versuchten sie, den Normalzustand wiederherzustellen.
Das Ganze funktionierte nur bedingt. Die Satelliten beschlossen daher, Alarm zu schlagen.
Die Soldaten um Oberst Wolf und auch die Truppen an der Oberfläche der Erdenkopie schauten mit offenen Mündern gen Himmel, wo sich ein gigantisches, zuckendes Portal zu bilden begann. Kurz darauf fielen alle Einheiten des SKP durch Portale zu ihren Füßen und landeten als große Leiberhaufen an verschiedenen Punkten in Sondereinrichtung-12. Ein Haufen Gewühl entstand, als die Soldaten versuchten, sich zu befreien. Wolf, der am Boden eines solchen Haufens gelandet war, schaute katatonisch ins Leere.
In Sondereinrichtung-1 war der Teufel los. Menschen redeten aufgeregt durcheinander, während K5-1 missgelaunt mit einem Professor für angewandte Ontokinetik einen Videoanruf führte. Auf dem Bildschirm waren zahlreiche Echtzeitdaten eingeblendet, die das SKP zu dem Phänomen sammelte. Eines davon war die Aufnahme des Portals, das sich in der Atmosphäre über Niedersachsen bildete.
"Also, Professor Ulbricht, was haben wir hier?", fragte K5-1.
Der glatzköpfige Gelehrte rückte seine Hornbrille zurecht, während er auf die Werte starrte.
"Also sowas habe ich noch nie gesehen …", murmelte er.
"Wissen Sie, was es ist?", drängte K5-1. "Das Ding ist seit zehn Minuten da oben und breitet sich trotz des Heimdall-Systems und der Anstrengungen dutzender Realitätsbeuger immer weiter aus. Was können wir tun?"
"Nun", begann der Professor. "Sowas existierte bisher nur in der Theorie, aber es scheint ein Portal zu einem Universum zu sein, das eine um mehrere Zehnerpotenzen dichtere Realität besitzt als unseres. Der Rand ist in einem ganz dünnen Bereich wie ein normales Portal, mit niedriger Hume-Zahl und allem. Das ist, damit es sich ausdehnen kann. Der Rest allerdings verankert sich durch die höhere Realität in unserer Existenz, darum können Ihre Realitätsbeuger nichts dagegen machen. Im Gegenteil, sie beschleunigen das Ganze nur noch. Und im Bezug darauf was wir tun sollen … Dieses Konstrukt ist das erste seiner Art, das diese Welt je gesehen hat. Also kurz gesagt, keine Ahnung. Wenn das Heimdal-System versagt, und das wird es, so wie es aussieht, dann wird sich dieses Portal immer weiter öffnen und seine so unglaublich dichte Realität wird uns vereinnahmen, bis uns die andere Realität verschlingt wie ein schwarzes Loch. Und dann können wir nur hoffen, dass wir nicht von irgendeinem ziellos rumfliegenden Planeten oder Stern getroffen werden."
"Also sind wir …", schloss K5-mit leichtem Beben in der Stimme.
"Ja", bestätigte der Professor trocken. "Wir sind am Arsch."
Chloe sah sich panisch um. Sie war nicht mehr in dem Krankenzimmer, sondern in Kus Reich innerhalb ihres Verstandes. Doch es schien in der Auflösung begriffen zu sein. Möbel und Mauerwerk hatten begonnen, sich nach oben weg in ihre Einzelteile zu zerlegen und verschwanden in einem komplett weißen Himmel. Der Prozess geschah unheimlich langsam, aber nach längerem Hinsehen merkte man, dass sich die Objekte alle bewegten.
Ku sah sie traurig lächelnd an.
"Tja. Da sind wir. Am Ende aller Dinge."
"Was passiert hier?", fragte Chloe. "Träume ich?"
"Nein", entgegnete der Exgott. "Meine Macht wurde in diese Höllenmaschine gesaugt. Dabei wurde deine Seele offenbar mitgenommen. Durch den Schock hat dann wohl auch noch dein geschwächtes Herz endgültig ausgesetzt. Dein Körper ist tot, und sobald wir fertig raffiniert sind, wirst du es auch sein und ich werde zu nichts weiter als einer potentiell universumzerstörenden Menge an göttlicher Macht. Alles nur, weil deine Freunde nicht schnell genug geschaltet haben. Möchtest du noch einen letzten Blick auf die Welt werfen?"
Chloe musste nicht lange überlegen. Kus Visage war sicherlich nicht das, was sie als Letztes in ihrem Leben sehen wollte.
"Ja."
Der große Bildschirm sprang an und offenbarte eine offenbar katatonische Elli, wie sie Chloes leblosen Körper in Händen wiegte. Dean stand in einiger Entfernung und hielt Lawrence an der Gurgel gepackt.
Der Boden erbebte.
"Was ist da los?", fragte Chloe.
Als Antwort wechselte das Bild und offenbarte einen Himmel, der fast vollständig von einem Nexusportal verdeckt wurde.
"Der Nexus hat begonnen, diese Realität zu verschlingen", offenbarte ihr Ku. "Bald wird Elli in der Lage sein, überall auf dem Planeten ihre Allmacht auszuüben. Und wer weiß, was sie in ihrem Zorn und ihrer Trauer anstellen wird … Mit einem Meteorschauer wird es nicht getan sein. Davon abgesehen, dass dieses Universum Verbindungen zu hunderten anderen Realitäten besitzt, die ebenfalls mitgerissen werden, deine Heimat miteingeschlossen …"
Chloe sank das Herz in die Hose.
Und wenn I773 sie doch vernichtet, dann, so bin ich mir sicher, wird sie das brechen. Eine leere Hülle, für immer weggeschlossen in ihrer eigenen Welt, über das Ende der Zeit hinaus.
Lawrences Worte durften sich auf keinen Fall bewahrheiten. Das hatte Elli nicht verdient, ganz egal was sie getan hatte.
"Ku?", fragte sie. "Ich weiß jetzt, was mein Wunsch an dich ist."
"HA!", lachte die Leiche des Gottes. "Nachdem dein Körper schon tot ist. Was für ein Schlitzohr. Aber ich glaube, das kriegen wir noch hin, solange du noch nicht komplett durch den Mixer gedreht wurdest. Sag an."
Chloe holte tief Luft.
"Ich will einen Weg finden, um zurückzuzahlen, was sie mir gegeben hat. Ich will Elli retten, und Dean, mit allem, was möglich ist."
Ku grinste.
"Elli kann sich glücklich schätzen, dich zu haben", lachte Ku. "Die besten Freunde sind immer noch die allmächtigen. Also, schlag ein."
Er streckte die Hand aus. Chloe ergriff sie.
Und vor ihrem Geist breitete sich das Universum aus.
Elli war komplett auf Autopilot. Was sie als Mensch ausmachte, hatte sich tief in sie zurückgezogen, um dem Teil von ihr Platz zu machen, der mit dem, was sich in ein paar Minuten ereignen würde, besser fertig wurde.
Der Raum, in dem sie sich befanden, wurde unablässig von Truppen des SKP umschwärmt, aber ein Eindämmungsfeld ihrer Rüstung war aktiv, welches das Innere dieses Raums abschottete und für jegliche Waffen und übernatürlichen Phänomene unantastbar machte.
Sie würde in diesem Raum hier warten, bis diese Realität vernichtet war. Weiter dachte sie gar nicht mehr. Chloe war ihr von Lawrence geraubt worden, alles andere war ihr egal.
Moment mal, merkte da ein analytischer Teil in ihrem Inneren an, der vorsichtig nach draußen gelugt hatte, leuchtete Chloe etwa?
Bevor sie weiter ihre Aufmerksamkeit darauf richten konnte, wurde ihr der Leichnam durch eine Schockwelle aus den Händen gerissen. Elli wurde einige Meter weggeschleudert.
Während sich da eine unheilige Verwandlung vollzog, versagten die Heimdall-Satelliten einer nach dem anderen und schalteten sich ab. Das bisher nur zuckende Portal brach endlich frei und begann, sich mit Überlichtgeschwindigkeit im ganzen All auszubreiten, auf der Suche nach den Grenzen des Universums.
In Sondereinrichtung-1 fingen alle an zu schreien und griffen sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf. K5-1 versuchte sich einen Reim darauf zu machen, doch auch er wurde von Krämpfen geschüttelt, während er zu Boden fiel. Hunderte Kilometer weiter südlich schrie Chloe Winter ebenso, wie auch jeder andere in ihrem Klassenzimmer, während ihr Körper sich mit Leibeskräften dagegen wehrte, von etwas übernommen zu werden, das so viel größer war als sie selbst.
Chloe sah alles. Die tiefsten Geheimnisse aller Menschen, die Gedanken der höchsten Wesen des Kosmos. Alles Wissen, das irgendein intelligentes Wesen im Universum besaß, lag vor ihr ausgebreitet. Sie sah durch die Augen unfassbarer Entitäten, wie das Portal des Nexus in Minuten eine Größe zu erreichen begann, neben der die Milchstraße und andere Galaxien wie kleine weiße Sterne im Nachthimmel erschienen.
Chloe musste an sich nicht lange überlegen. Wenn alle Grenzen des Nexusportals feste Materie berührten, würde es aufhören sich auszubreiten. Nur wusste sie nicht, wie sie das in den verbleibenden Minuten, die die Realität noch hatte, anstellen sollte.
Sie spürte, wie Ku ihre geistigen Hände ergriff.
"Denke nicht, mach einfach. Du hast alle Macht dieses Universums!"
Unter Kus sanfter Führung begann Chloe zu erschaffen. Es würde ein gigantischer Ring aus Stein werden, der das Portal aufhalten würde.
Die ersten Versuche waren zu hastig. Der Lichtjahre durchmessende Ring bröckelte, wieder und wieder, weil Chloe in astronomischen Dimensionen denken musste. Das Portal, freilich, ließ sich davon nicht beeindrucken. Doch dann rastete es mit einem kosmischen Donnern in einem perfekten Ring ein.
Chloe atmete erleichtert aus.
Und stellte mit aufkommender Panik fest, dass sie mehr als einen Mund hatte …
Elli schlug benommen die Augen auf. Sie spürte, dass der Nexus in irgendeinem Rahmen steckte. Die Zerstörung der Realität war aufgehalten worden …
Mit Bestürzung merkte sie, was sie beinahe getan hätte.
Elli beschloss, das Portal wieder zu schließen, während sie sich in einem plötzlichen Anfall von Übelkeit übergab. Die Planeten, die sie dabei mitgenommen hatte, würde sie später wieder freigeben müssen … Derweil eilte ein verwirrt wirkender Dean zu ihr.
"Alles okay bei dir?"
Elli sah an sich runter, als sie nichts mehr hatte, das ihren Magen verlassen konnte. Durch den Aufprall tat ihr alles weh, aber bis auf ihre Übelkeit ging es ihr ansonsten ganz gut. Leider begann ihr Adrenalin abzuflauen, wodurch sich wieder ihre Unterzuckerung bemerkbar machte. Und das Beruhigungsmittel ließ nach …
"Ging mir schon mal besser …", röchelte sie, während sie versuchte, einen Tinnitus aus Schreien zu verdrängen. "Was ist mit Chloe passiert?"
Dean gab ihr einen undeutbaren Gesichtsausdruck.
"Das solltest du sie selbst fragen", sagte er mit einem Nicken nach rechts.
Elli runzelte die Stirn und schaute in die angegebene Richtung. Und musste sofort beginnen, sechsdimensional zu denken …
Chloe war wieder lebendig, aber sie hatte sich verändert. Sie schien nun auf einer höheren Ebene zu existieren, denn man konnte als normaler Mensch weder ausmachen wie groß sie eigentlich war, ob sie sich einem zugewandt hatte oder wo und wann genau sie eigentlich stand. Elli hatte damit dank ihrer Ausbildung in Logos keine Probleme.
Chloe trug ein schwarzes, loses Gewand, das zusammen mit ihren jetzt hüftlangen Haaren in einer nicht vorhandenen Brise wallte. Ihre Haut schien von innen heraus weiß zu leuchten.
Und sie hatte ein drittes Auge auf der Stirn, es stand senkrecht zu den anderen beiden und teilte sich mit ihnen die Farbe.
Silbern, silbern als hätte sie drei Metallkugeln im Schädel.
Elli setzte sich auf und rannte zu ihr. Sämtliche Schreie und Szenen der Zerstörung verschwanden aus ihrem Geist. Beim Näherkommen sah sie tiefe Furcht in ihrem Blick.
"Chloe", platzte es aus ihr heraus. "Du lebst! Und du bist ein … ein Gott?"
Chloe versuchte erst, Elli nicht anzusehen, bevor sie sich endlich dazu durchrang, etwas zu sagen.
"ELLI. HILF MIR!"
"ELLI. HILF MIR!"
"ELLI. HILF MIR!"
"ELLI. HILF MIR!"
"ELLI. HILF MIR!"
"ELLI. HILF MIR!"
"ELLI. HILF MIR!"
"ELLI. HILF MIR!"
"ELLI. HILF MIR!"
"ELLI. HILF MIR!"
Der Satz kam dumpf aus zehn Richtungen gleichzeitig, in einer davon befand sich der am Boden liegende Lawrence, der haargenau denselben panischen Gesichtsausdruck wie Chloe hatte. Der Rest war aus den umgebenden Wänden gedrungen. Er war von anderen Menschen gekommen …
"Äh, Moment", bat Elli. "Du kontrollierst diese Leute?"
"ICH BIN DIESE LEUTE! ICH BIN ALLES UND JEDER! BITTE HILF MIR! ICH KANN NICHT- ICH WILL NIEMANDEM WEH TUN!"
"ICH BIN DIESE LEUTE! ICH BIN ALLES UND JEDER! BITTE HILF MIR! ICH KANN NICHT- ICH WILL NIEMANDEM WEH TUN!"
"ICH BIN DIESE LEUTE! ICH BIN ALLES UND JEDER! BITTE HILF MIR! ICH KANN NICHT- ICH WILL NIEMANDEM WEH TUN!"
"ICH BIN DIESE LEUTE! ICH BIN ALLES UND JEDER! BITTE HILF MIR! ICH KANN NICHT- ICH WILL NIEMANDEM WEH TUN!"
"ICH BIN DIESE LEUTE! ICH BIN ALLES UND JEDER! BITTE HILF MIR! ICH KANN NICHT- ICH WILL NIEMANDEM WEH TUN!"
"ICH BIN DIESE LEUTE! ICH BIN ALLES UND JEDER! BITTE HILF MIR! ICH KANN NICHT- ICH WILL NIEMANDEM WEH TUN!"
"ICH BIN DIESE LEUTE! ICH BIN ALLES UND JEDER! BITTE HILF MIR! ICH KANN NICHT- ICH WILL NIEMANDEM WEH TUN!"
"ICH BIN DIESE LEUTE! ICH BIN ALLES UND JEDER! BITTE HILF MIR! ICH KANN NICHT- ICH WILL NIEMANDEM WEH TUN!"
"ICH BIN DIESE LEUTE! ICH BIN ALLES UND JEDER! BITTE HILF MIR! ICH KANN NICHT- ICH WILL NIEMANDEM WEH TUN!"
"ICH BIN DIESE LEUTE! ICH BIN ALLES UND JEDER! BITTE HILF MIR! ICH KANN NICHT- ICH WILL NIEMANDEM WEH TUN!"
Es gab wenige Momente, die Elli so absolut sprachlos gemacht hatten wie jetzt. Wie ein Fisch öffnete und schloss sie ein paar Mal den Mund, bevor sie die Stimme wiederfand.
"Äh, gut, äh, komm mit, ich - ich brauche meine Instrumente. Lass solange alle das machen, was sie vorher gemacht haben. Und wenn du gerade jemanden gebärst, pressen!"
Ellis Tasche war zum Glück unangetastet in Germania verblieben. Im selben Atemzug hatte sie Lawrence in einer Zeitblase im Nexus eingekerkert, ungefähr drei Liter Schnaps getrunken, eine ganze Packung Zuckerwürfel und einen Eimer Cookie Dough verdrückt und dann mehrere Würmer auf den Datenbanken des SKP und anderer Institutionen geparkt, um alle Infos zu ihrem Nexus, Lawrence, ihrer Heimat und den Errungenschaften zu löschen, die Lawrence der Welt beschert hatte.
Interessanterweise hatte er sich in den meisten Fällen nur auf Mithilfe beschränkt, wohl um keine Spaltung der Universen und Instabilität zu riskieren. Der Rest, um den es ihr ging, war auf streng geheimen Servern hinterlegt, in die Ellis viel weiter fortgeschrittene Software spielend leicht einbrach, trotz mehrerer KIs, die was dagegen hatten. Lawrences geschichtliche Erwähnungen wurden durch den Einsatz der Realitätsbeuger der Welt unter Chloes Aufsicht ausgelöscht. Sein Gesicht und Name verschwanden vollständig aus dieser Zeit.
Chloe hatte sich nach etwas Überzeugungsarbeit außerdem bereiterklärt, etwaige Prototypen, Artefakte von Logos und anderen vergleichbaren Zivilisationen und weitere Aufzeichnungen zu beschlagnahmen und in den Nexus zu befördern. Sie selbst ließ Elli aber nicht hinein, solange sie nicht wusste, was dann mit all den Geistern passieren würde, deren Platz sie im Moment einnahm.
Die Untersuchungen hatten nämlich ergeben, dass Chloe offenbar nicht einfach jeden Verstand übernommen, sondern ihren eigenen mit einem omipräsenten, psionischen Puls hineinkopiert und den anderen entfernt hatte. Die Erinnerungen aller Opfer waren noch vorhanden und bereiteten dem Mädchen sichtliches Unbehagen. Elli hatte sie trotzdem bitten müssen, mit den Gehirnen aller Lebewesen, metaphysischen Entitäten und teilweise sogar Maschinen das zu tun, was sie mit den Datenbanken getan hatte. Lawrence musste so gut es ging ausradiert werden. Da Chloe sogar Zugriff auf kosmische Götter hatte, versiegelte sie sogar unter Ellis Anleitung die letzten Wochen temporal, damit ihr hier nie wieder jemand nachstellen konnte, indem er in die Vergangenheit sah oder sogar reiste.
"Wie hast du das denn geschafft?", fragte Elli, während sie auf einer Leiter die Maschine untersuchte, die Chloe zuvor umgebracht hatte. "Du warst tot."
"ES WAR KU", donnerte Chloe mit ihrer Stimme, die größer war als das Leben selbst. "ODER JEDENFALLS DAS, WAS VON IHM ÜBRIG WAR. SEINE MACHT ERHIELT IN MIR EINE NEUE IDENTITÄT DURCH MEINE WAHRNEHMUNG. ICH KONNTE MIR SO EINEN WUNSCH ERFÜLLEN. DAS HABE ICH GETAN, NACHDEM ICH IN DIESE MASCHINE GESOGEN WORDEN WAR."
"Verstehe", nickte Elli. "Von deinem Geist war noch genug vorhanden, um seine Macht zu lenken."
Dann schlief ihr das Gesicht ein, als sie plötzlich bemerkte, wie eine Veränderung durch die frischgebackene Göttin lief.
"Äh, Chloe, dein Arm …"
Chloes rechter Arm machte sich in diesem Moment selbständig und fiel einfach zu Boden.
Sofort wuchs ein neuer nach.
Sie machte erschrocken einen Satz rückwärts. In den umliegenden Räumen war ein kurzes, synchrones Aufstampfen zu hören.
"Kus Existenz findet in dir keinen Platz, aber jetzt, wo du beginnst zu zerbrechen, versucht sie alles, um dich genau daran zu hindern", schloss Elli. "Eigentlich hätte es dich sofort zerreißen müssen. Chloe, was hast du dir gewünscht?"
"ICH WOLLTE- ICH WOLLTE DICH RETTEN. IRGENDWIE."
Chloe sah traurig aus.
"Verstehe. Da Kus Überreste keine Lösung kannten, hat es dich kurzerhand zu einer göttlichen Schwarmintelligenz gemacht. Wahrscheinlich mit deinem Körper als Ankerpunkt, denn du bist die Einzige, die sich verwandelt hat. Und deine Macht kommt daher, dass du auch in anderen Göttern steckst, stimmt das?"
Chloe nickte. Und erschien angeekelt.
"BITTE SAG MIR, WAS ICH MACHEN SOLL. ES GIBT EINIGE ECHT EKLIGE ALIENS DA DRAUẞEN …"
"Hm, du hast mich zwar vor mir selbst gerettet, indem du das Portal aufgehalten hast, aber Ku lässt dich nicht los. Warum?"
"Vielleicht legt er 'retten' etwas breiter aus", mutmaßte Dean.
"Vermutlich", stimmte Elli zu.
"ABER ICH KANN BEIM BESTEN WILLEN NICHTS MEHR FINDEN, WAS ICH FÜR DICH TUN KÖNNTE", warf Chloe ein. "WARUM DANN DIECHECH-"
Ihr Unterkiefer wurde abgestoßen. Er wurde zwar sofort ersetzt, aber der Vorgang war nicht schön anzusehen.
"Mein Problem ist vermutlich irgendeine Strafe oder sowas, irgendwas, das mir von etwas auferlegt wurde, das sich nicht auf ein einziges Universum beschränkt. Wie sonst würden wir sonst ständig in solche haarsträubenden Situationen geraten? Auf jeden Fall ist es etwas, das Kus Macht nicht erreichen kann. Du hängst also in einer Endlosschleife fest."
Chloe fielen alle drei Augen aus dem Schädel. Wortwörtlich.
Elli konnte das nicht auf sich beruhen lassen. Sie konnte Chloe nicht als regenerierenden Zombie für immer vor sich hin vegetieren lassen. Gerne hätte sie ihr diese Bürde abgenommen, aber … Moment, abnehmen?
Elli sah nachdenklich zu Lawrences Maschine. Die Entscheidung, die sie traf, würde für sie alle drei schwere Konsequenzen haben. Und doch fiel sie ihr so leicht …
Elli Das nächste Mal bei Nexus:
Letzter Wille, Teil 3