Der Bessere Mensch? Teil 3

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Das letzte Mal bei Nexus:
Der Bessere Mensch? Teil 2

Efeuranken zeichnen sich durch die Fähigkeit aus, sich auch an glatten und harten Flächen verankern zu können. Das, zusammen mit ihrer bemerkenswerten Zähigkeit, machte sie zu passablen Kletterhilfen, mit denen Elli gerade das Dach von de la Croix’ Villa erreichte. Pierre folgte kurz hinter ihr. Viel zu sehen gab es nicht, nur ein paar Türmchen, in denen einige Fenster eingelassen waren. Perfekt.

Elli musste Chloe so schnell wie möglich wiederfinden, damit dieser de la Croix sie nicht erwischen konnte. Das nächste Mal würde sie für ihren Trip ein Universum suchen, in dem man nicht sterben konnte, so viel war schon mal sicher.

"Wir müssen vorsichtig sein", mahnte Pierre. "Wenn man uns hört-"

Elli nutzte genau diesen Moment, um mit ihrer Bratpfanne ein Fenster einzuschlagen.

Pierre begann wild zu gestikulieren.

"Wa- Hml- Mh- Hast du sie noch alle? Jetzt wissen sie das wir hier sind!"

"Durchaus", stimmte Elli zu, während sie das Haus betrat und die Hand nach dem Untoten ausstreckte. "Aber das hier ist ein großes Haus und sie, wer auch immer "sie" sind, werden in ein paar Minuten nicht mehr wissen wo wir sind, wenn wir endlich in die Gänge kommen."

Pierre machte ein finsteres Gesicht, während er durch das Fenster stieg. Als Untoter fiel ihm das nicht sonderlich schwer.

Der Flur, in dem die beiden gelandet waren, war schnell durchquert und die Treppe zum unteren Stockwerk gefunden. Elli machte sich gerade daran, sie hinabzusteigen, als sie von Pierre plötzlich hinter einen sehr großen Wandteppich gezerrt wurde, der sich an einer Wand neben der Treppe befand.

"Was soll das denn?", zischte sie.

"Scht!", machte Pierre nur.

Dann hörte Elli es auch. Ein näher kommendes Klappern und Knirschen, als ob jemand unaufhörlich einen Würfelbecher schüttelte. Vorsichtig spähte sie durch den Spalt zwischen Teppich und Wand um die Quelle der Geräusche ausfindig zu machen.

Sie ließ nicht lang auf sich warten, als sie an der Treppe anlangte und diese langsam hinunterstieg.

Es war ein blankes Skelett, bewaffnet mit einem Messer. Es bewegte sich im fahlen Mondlicht, dass durch die Fenster schien als wäre es ein normaler Mensch, trotz seiner offensichtlich fehlenden Muskeln und Elli hatte den Eindruck, dass es auch über seine 5 Sinne verfügte. Er bemerkte sie nicht, da die Wand mit dem Teppich zum Gang, aus dem das Skelett kam, einen solchen Winkel aufwies, dass man ihn ohne sich umzuschauen nicht bemerkte. Wäre es allerdings die Treppe rauf gekommen …

Es dauerte eine ganze Weile, bis das Geklapper im unteren Stockwerk verklang.

"Sei vorsichtig bei dem Kerl", warnte Pierre "Er will sein Fleisch zurück und wird dir dafür deins von den Knochen schneiden, wenn er dich kriegt."

"Warum hat de la Croix so was gemacht?", fragte Elli, als sie hinter dem Teppich hervorkam.

"Das war sein ursprünglicher Plan vom perfekten Menschen, ein Mann ohne jeden Ballast. Nur scheint der arme Kerl durch sein Schicksal wahnsinnig geworden zu sein. Genau wie die anderen …"

"Es gibt noch mehr von diesen Skeletten?", erkundigte sich Elli lauernd.

Einige Alarmglocken in ihrem Kopf läuteten mit steigender Dezibelzahl. Größtenteils weil sich Chloe hier drin befand.

"Nein, keine Skelette", verneinte Pierre hastig, da er die Signale erkannte. "Aber er hatte noch andere Ideen …"

"Dann aber hurtig weiter! Wenn Ich Chloe entbeint vorfinde, wirst du dir wünschen du könntest richtig sterben."

Pierre beeilte sich hastig, nach unten zu gelangen und vergaß dabei eine Sache.

Die Treppe knarzte jämmerlich. Es war ein Ton, der in der Stille durch das ganze Haus zu hallen schien. Das Skelett hatte diesen Ton nicht verursacht, denn es war viel zu leicht dafür gewesen. Pierre drehte sich langsam zu Elli um, die den Zeitpunkt für gekommen hielt sich wieder zu betrinken.

"Was machen wir jetzt?" flüsterte er.

"Dafür sorgen, dass sie gleich nicht mehr wissen wo wir sind", entgegnete Elli und rutschte neben ihm das Geländer herunter, noch immer ihren Flachmann an den Lippen.

Der Untote folgte und schien die Treppe dabei zu foltern, so laut war sie. Glücklicherweise war der Flur an dem sie anlangten mit einem weichen Teppich ausgelegt, der die Geräusche ihres anschließenden Sprints, beziehungsweise Hochgeschwindigkeitsschlurfens, verschluckte.

Am Ende des Flures befand sich eine große Doppeltür, die in ein großes Arbeitszimmer führte. Bücher stapelten sich bis zur Decke.

Elli gebot Pierre, anzuhalten, während sie ihre Pfanne aus der Tasche holte und sich zu orientieren versuchte. Sie lehnte sich derweil an einem am Fenster stehenden Mannequin an, an dem de la Croix offenbar Akkupunktur studiert hatte. Erkennbar an den Nägeln. Was hatte er nur vorgehabt?

"Die Fenster hier sind zu hoch für Chloe", stellte sie fest. "Sie wird also in Richtung Eingangstür gelaufen sein. Kannst du mich da hinbringen, Pierre?"

"Ich denke schon. Solange wir nicht … erwischt … werden …"

Elli folgte stirnrunzelnd seinem Blick, der starr auf das Mannequin gerichtet war, dass seinerseits Elli anzustarren schien. Ansonsten war es aber völlig normal.

Genervt drehte sich Elli wieder weg, bevor ihr die Gesichtszüge einschliefen und sie langsam wieder zu der Puppe sah, an der sie noch immer lehnte.

Sie hatte vorher aus dem Fenster gesehen


Augenscheinlich war es ein sehr großer und zotteliger Wolfshund, der da zähnefletschend vor Chloe stand, die ihr Möglichstes tat um mit dem Holz der Tür zu verschmelzen. Nicht dass es irgendwas gebracht hätte.

Der Hund begann laut zu knurren, stieß dabei allerdings auch einen hohen Pfeifton aus, weil seine Kehle offen lag.

Der Kontrast war derart lächerlich, dass Chloe unwillkürlich glucksen musste. Das nahm das offenbar untote Tier zum Anlass, mit geöffnetem Maul auf sie zu zu springen.

Mit einem Quieken drückte sich Chloe von der Tür weg, wodurch ihr Angreifer mit vollem Karacho gegen die Tür knallte. Es war derart knapp, dass sie noch sein Fell berührte und den Verwesungsgeruch roch, der ihm anhaftete.

Während der Hund noch einzuordnen versuchte was gerade passiert war, rannte Chloe zu einem Tisch, auf dem ein einsamer Kerzenständer aus Messing stand. Nicht das Beste in dieser Situation, aber der Instinkt ihrer Vorfahren aus ferner Vergangenheit riet ihr, sich im Angesicht eines großen Tieres mit scharfen Zähnen mit irgendwas langem und stabförmigen zu bewaffnen.

Der Hund drehte bereits um und sprang auf Chloe zu, die nur hilflos mit dem Kerzenständer herumfuchtelte, während sie so schnell sie konnte zurückwich.

Natürlich was der Wolfshund schneller als sie.

Chloe machte sich bereit, ein scharfes Gebiss in ihrem Fleisch zu spüren, aber etwas Merkwürdiges passierte.

Der Hund kam vor ihr zum Stehen und legte seinen Oberkörper flach auf dem Boden. Die Hinterläufe blieben ausgestreckt und hielten damit den hinteren Teil in stehender Position, wodurch man deutlich sehen konnte, dass das Tier mit dem Schwanz wedelte.

Mit geradezu hypnotischer Aufmerksamkeit betrachtete es den Kerzenständer …

Es dauerte kurz bis Chloe verstand, was das Tier von ihr wollte. Dann warf sie den Kerzenständer durch den Saal. Der Hund schoss sofort los wie ein geölter Blitz und konnte gar nicht schnell genug abbremsen um den Ständer nicht zu verfehlen.

Chloe war eine miserable Werferin, aber das schien dem Spaß, den die Kreatur hatte, keinen Abbruch zu tun, denn sie brachte ihr Spielzeug wieder zurück und legte es mit erwartungsvoller Geste vor ihr auf den Boden.

Ihr kam der Gedanke, dass sie wahrscheinlich nur noch lebte, weil sie dem Zombiehund etwas Spaß verschaffen konnte. Sie mochte nicht daran denken was passieren könnte, wenn er anfing sich zu langweilen. Die Tür konnte sie nicht öffnen, so viel war klar, denn dann würde der Hund freikommen und wer wusste, was er in der Stadt anrichten würde. Chloes einzige Chance bestand darin, ihn wieder runter in die Waschküche zu lotsen, damit sie wieder durch das Fenster ins Freie kriechen konnte. Er war zu groß um durchzupassen.

Gedacht, getan. Chloe warf den Ständer immer vor sich und lief dem Hund dann hinterher, damit sie vorwärts kam und wiederholte den Vorgang, sobald Volvo, so hatte sie ihn vorrübergehend getauft, sein Spielzeug apportiert hatte. Unterwegs sammelte sie eine Kerze ein und zündete sie an einer weiteren an, die vermutlich dazu diente das Feuer im Haus zu erhalten.

Das Ganze lief gut, bis Chloe den Keller erreichte. Volvo fing plötzlich wieder an zu knurren. Chloe dachte erst, dass das an sie gerichtet war, doch dann sah sie in der Dunkelheit, wie sich ein massiger Schatten stampfend auf sie zubewegte.

Volvo bellte, aber seine Einschüchterungsversuche wurden von dem Quietschen aus seiner Kehle nichtig gemacht.

Der Neuankömmling war ein Mensch, oder zumindest etwas, das aus menschlichen Einzelteilen bestand. Man konnte wage den originalen Körper erkennen, aber jemand hatte extrem viel zusätzlich Muskelmasse und Haut aufgenäht. Das Wesen besaß alle Farbtöne zwischen Leichengrau und Fäulnisgrün und trug eine große, braune Lederjacke und Tuchhosen. Und es sabberte, während es Chloe mit demselben Interesse betrachtete, das ein Mann einem 5-Gänge-Menü entgegenbrachte, nachdem er seinen vierwöchigen Hungerstreik beendet hatte.

Langsam schlurfte dieses Frankensteinmonster näher …

Volvo beschloss offenbar, sich das nicht bieten zu lassen, denn er sprang den Neuankömmling urplötzlich an.

Der beförderte den Hund als Reaktion mit einem Rückhandschlag gegen die Wand. Chloe machte ein paar Schritte rückwärts, aber das sorgte nur dafür, dass der menschliche Flickenteppich sein Tempo erhöhte.

Volvo sprang von hinten an ihm hoch und biss ihm in die Schulter.

Sein Opfer gab keinen Laut von sich, drehte allerdings den Kopf um dann mit seiner Faust gegen die Schnauze des Tieres zu schlagen. Der Hund ließ von ihm ab, aber sprang ihn sofort wieder an um sich in seinem Bein zu verbeißen.

Chloe beschloss, das Ergebnis dieses ungleichen Kampfes nicht abzuwarten und machte, dass sie aus dem Keller verschwand. Irgendwo musste es einen anderen Ausgang geben.

Sie beschleunigte ihre Schritte, als sie hinter sich ein Übelkeit erregendes Knacken vernahm. Wiederholt …


"Dieser de la Croix hat eine ziemlich merkwürdige Vorstellung vom Besseren Menschen", schnaufte Elli, während sie vor einer weiteren von de la Croix's Schöpfungen davonliefen.

"Ich gebe Ihnen Recht, aber diesen Ansatz mit dem Uhrwerk hat er schnell wieder sein gelassen, wenn ich mich so anschaue", erwiderte ein Pierre, der schlurfte wie er noch nie geschlurft hatte.

Besagter Uhrwerkansatz befand sich ihnen dicht auf den Fersen. Es war wohl mal eine junge Frau gewesen, aber das sah man nur, wenn man sich die Schnitte, Nägel und Schrauben von ihrem Gesicht und den Gliedmaßen wegdachte. Haare hatte sie keine mehr. Irgendwer schien die Absicht gehabt zu haben, sämtliche Muskeln in ihrem Körper durch Federn und Metallschienen zu ersetzen, nur um kurz vor dem Ende aufzugeben. Das Konstrukt war vollkommen nackt, aber besaß nichts mehr ob dem ihm das peinlich sein konnte. Zuvor hatte es Elli nur den Rücken zugedreht, deswegen hatte sie den absolut verwirrenden Uhrwerksmechanismus nicht gesehen, den man in ihren Körper gebaut hatte. Es war allerdings vergessen worden, sämtliche Haut wieder an der Front anzubringen. Das Ding surrte und klickte während es ihnen hinterherjagte und bewegte sich unnatürlich ruckhaft. Rennen war dadurch unmöglich, wodurch ihm Elli entkommen konnte. Pierre allerdings nicht.

Bevor sie aus dem Raum mit den Büchern geflohen waren, hatte dieser Cyborg einen Schlag von Ellis Pfanne kassiert, worauf einige verbogene Nägel auf der rechten Seite seines Kopfes hinwiesen. Großartig gestört hatte ihn das jedoch nicht, da sofort sein Konzert aus klickenden Zahnrädern und schnappenden Federn eingesetzt und er die Verfolgung aufgenommen hatte.

"Was will sie überhaupt von uns?", fragte Elli, während sie um eine Ecke schlitterte.

Ihr Gleichgewichtssinn wurde besser, der Stress nüchterte sie viel zu schnell aus …

"Keine Ahnung, ich glaube sie ist hinter dir her", antwortete Pierre. "Mich hat sie immer ignoriert."

In dem Moment wurde er von dem mechanischen Alptraum eingeholt.

Und überholt …

Pierre hatte offenbar tatsächlich Recht gehabt …

Sie langte an einer Treppe an und rutschte das Geländer herunter, um das Skelett nicht versehentlich anzulocken.

Allerdings hätte sie sich das sparen können, denn ihre Verfolgerin lief nicht etwa die Stufen hinunter, sondern purzelte sie einfach zu einer Kugel zusammengerollt hinunter. Ihr Vorsprung schmolz dabei merklich zusammen, denn das Monstrum kam kurz nach ihr unten an. Um leichter zu sein, ließ Elli ihre Pfanne fallen, was sie ein klein wenig beschleunigen ließ. Sie flüchtete durch den festlich eingerichteten Saal in einen Raum mit einer Tür aus Eichenholz. Sie schloss geschwind die Tür und drehte den Schlüssel im Schloss. Auf der anderen Seite knallte etwas beruhigend dumpf gegen die Tür.

Elli sah sich um. Das hier musste de la Croix' Arbeitszimmer sein, es gab mehrere Bücherregale, einen großen Schreibtisch mit der in dieser Zeit gebräuchlichen Büroausstattung und zwei Fenster.

Leider keine weiteren Ausgänge.

Elli überlegte kurz, ob sie aus dem Fenster springen sollte, verwarf die Idee allerdings. Wenn sie sich recht erinnerte, und sie konnte sich absolut sicher sein, dass sie das tat, wuchsen dort unten Rosen …

Also half nur die Verteidigung gegen diesen Uhrwerkzombie, der inzwischen mit mechanischer Regelmäßigkeit gegen die Tür hämmerte.

Uhrwerke mochten keine Blockaden …

Elli bewaffnete sich kurzerhand mit einem Brieföffner, wartete das nächste Hämmern ab und öffnete die Tür kurz danach.

Ihre Verfolgerin schien ob dieser Wendung der Ereignisse etwas verdutzt zu sein, was es Elli erlaubte, den Brieföffner in einen wichtig aussehenden Mechanismus zu rammen. Das Ergebnis war langweiliger als sie gehofft hatte.

Eines der blockierten Zahnräder gab unter der plötzlichen Belastung nach und zersprang, was auf eine lausige Qualität hindeutete. Dadurch setzte sich ein anderer Teil des Apparates in Bewegung, der sich jetzt offenbar im Leerlauf befand. Die Untote wurde als Ergebnis immer langsamer, jeder Ruck, mit dem sie sich bewegte, erlaubte ihr weniger Spielraum. Dennoch schaffte sie es, Ellis Haar zu ergreifen und mit einem merkwürdig melancholischen Blick auf ihrem Gesicht durch die Finger gleiten zu lassen. Dann blieb sie endgültig stehen, als wäre sie mitten in der Bewegung erstarrt.

Elli trat einen Schritt zur Seite und besah sich ihr Werk mit Fachkenntnis. Wer auch immer dem Mädchen das angetan hatte, wusste um den Aufbau eines menschlichen Körpers, aber hatte keine Ahnung vom Ingenieurwesen. Die Konstruktion schien durch reines Probieren entstanden zu sein. Und für sowas tötete man …

Elli suchte ihren Flachmann und trank einen dringend nötigen Schluck.

Dann musste sie sich vom Verschlucken abhalten, denn hinter ihr erklang ein Knirschen.

Als träfe Knochen auf Knochen …

Dieses Mal drehte sich Elli schneller um und wurde dem Skelett gewahr, dass versucht hatte sich mit seinem Messer anzuschleichen und ob seiner Entdeckung plötzlich vorschnellte.

Mehr vor Schreck als aus Absicht prustete Elli ihren selbstgebrannten Fusel aus, der sich als Nebel sofort entzündete und den Angreifer in Flammen hüllte.

Knochen brannten jedoch nicht sonderlich gut, und so war das Einzige was diesen Untoten stoppte die Überraschung.

Leider hielt die nicht sehr lange, aber Elli erinnerte sich rechtzeitig, dass Knochen sehr leicht waren. Sie hob schützend die Arme vor das Gesicht, was den Skelettmann wirkungsvoll von dem Fuß ablenkte, der ihn am Becken traf und nach hinten katapultierte.

Normale Gegner taumelten nur ein wenig rückwärts, aber die waren auch wesentlich schwerer, trotzdem verbuchte Elli die Distanz als neuen Rekord, während sie nach etwas suchte, was sie dem Knochenmann über den Schädel ziehen konnte, denn diese Attacke hatte ihn nur etwas verlangsamt und sie war nicht scharf auf ein tatsächliches Kräftemessen, wenn man an Pierre dachte.

Der Saal war in ihrer unmittelbaren Reichweite leider völlig leer und so blieb ihr nur der Rückzug in das Arbeitszimmer, dessen Tür sie sofort wieder verrammelte.

Das war jedenfalls der Plan gewesen. Denn der Untote blockierte die Tür wie ein nerviger Staubsaugervertreter mit seinem Bein.

Und obwohl sich Elli mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür stemmte, zwang er sie unerbittlich auf …

Hektisch sah sie sich um, aber jeder Gegenstand den sie als hilfreich ansah, hätte für seine Beschaffung verlangt, dass sie die Tür losließ und diesen Luxus konnte sie sich bei einem Gegner mit einem so geringen Trägheitsmoment nicht leisten.

Denk nach, Elli!

Auf der anderen Seite der Tür knirschte plötzlich etwas hörbar und sie fiel auf den Rücken, als die Tür keinen Widerstand mehr bot und zuschlug.

Elli hatte zum Glück noch immer ihren Flachmann in der Hand und so begoss sie das Ganze erst einmal während sie auf Geräusche von draußen lauschte.

Nichts.

Vorsichtig öffnete sie die Tür und spähte nach draußen. Pierre war zu sehen, mit Ellis Pfanne in der Hand. Am Boden lag das Skelett mit zertrümmertem Schädel.

"Er hat mich nicht bemerkt während er versucht hat die Tür zu öffnen", erklärte der Untote, während Elli aus dem Zimmer trat.

"Wie viele von denen gibt es noch?", fragte sie.

"Soweit ich weiß nur noch zwei."

Elli zwang sich wieder runter zu kommen. Sie hatte sich mehrere Patzer geleistet, die jemandem der ruhig war nicht passieren konnten. Sie musste einfach davon ausgehen, dass sie Chloe lebendig wiederfinden würden. Und um Dean brauchte sie sich im Moment keine Sorgen zu machen. De la Croix war erwiesenermaßen zu dämlich um-

"Was machen wir jetzt", fragte Pierre.

"Dasselbe wie vorhin. Chloe ist durch den Keller rein, daher wird sie entweder dort oder im Erdgeschoss bei der Eingangstür sein, wo wir eigentlich auch hinwollen. Gib mir meine Pfanne wieder."


Die Eingangstür erwies sich als verwaist, aber Elli beunruhigten die leichten Kratzspuren am Boden. Sie schienen von einem sehr großen Hund zu stammen, der immer wieder losgesprintet war. Und sie waren frisch.

Die Spuren führten hinter in den Keller, wo sie mit dem Beginn des Steinbodens verschwanden. Elli entzündete mit ihrem Fusel eine Kerze um in den dunklen Gängen navigieren zu können.

Wo war Chloe? Sie musste hier irgendwo-

Unter einer Tür vor ihnen quoll Licht hervor.

"Was ist das für ein Raum?", flüsterte Elli nach hinten.

"Der Operationsraum. Hier hat er mich … umgewandelt …"

Vielleicht hatte er Chloe schon erwischt. Sie musste das überprüfen.

Langsam öffnete sie die Tür um einen Blick hineinzuwerfen.

Das war der Zeitpunkt, an dem sie von einer großen Pranke am Gesicht ergriffen, in den Raum gezerrt und mit Urgewalt gegen die Wand geschmettert wurde.

Sie konnte nur noch hören wie ein Gerangel zwischen Pierre und ihrem Angreifer entbrannte, während sie benommen zu Boden sank. Alles drehte sich …

Als die Welt endlich keine Lust mehr hatte um sie zu kreisen, sah Elli den Raum im Licht einiger Sturmlaternen in alle seiner Hässlichkeit. Überall lagen Operationsinstrumente und der Boden schien nicht gründlich genug sauber gemacht worden zu sein. Zum Glück war Dean da auf den Tisch außer Gefecht. Er hätte dem Mann in den mitgenommenen Anzug, der sich gerade über sie beugte wahrscheinlich die Finger gebrochen. Elli konnte sehen, dass sein Hemd hochgekrempelt war, aber nicht ob an seinem Körper herumgepfuscht worden war. Pierre war an den Händen an eine Stange in der Ecke gefesselt.

"Sie müssen wissen, ich habe ein ausgezeichnetes Gehör", erklärte de la Croix, denn niemand anders konnte das sein. "Pierre hat draußen zu laut geflüstert."

Elli hatte während des Angriffs ihre Pfanne nicht losgelassen, und ließ sie vom Boden hochschnellen. Der Kavalier packte mit erstaunlicher Geschwindigkeit ihren Arm und rang ihr das Küchenutensil aus der Hand.

"Ich weiß um Pierre, aber ich kann mich nicht erinnern, Ihnen schon mal begegnet zu sein", fuhr er fort, als wäre nichts passiert. "Sind sie zufällig der Besitzer von ihm?"

Er deutete auf Dean.

"Er gehört niemandem", entgegnete Elli leicht erzürnt ob dieser Frage. "Er läuft mir hinterher und führt sich wie meine Mutter auf, das ist alles. Und Sie lassen ihn sofort gehen!"

De la Croix kicherte kurz. Es klang ungesund.

"Es betrübt mich sehr, meine Teuerste, aber das werde ich nicht. Warum wurde sowas auch vor der Welt geheim gehalten? Mit ihm können wir die Menschheit auf eine neue Stufe heben."

Elli zog eine Augenbraue hoch.

"Sie hantieren mit Unsterblichkeit, wie soll Dean Ihnen da helfen?"

"Oh, ich war einfach die ganze Zeit in die falsche Richtung unterwegs. Aber wenn wir die Definition des Wortes "Mensch" etwas ausweiten, dann, so bin ich sicher-"

Plötzlich sah de la Croix stirnrunzelnd zur Tür. Er bewegte sich lauernd darauf zu. Elli beschloss derweil, ihre Pfanne wieder aufzuheben …

Nachdem er offenbar kurz gelauscht hatte, öffnete der Kavalier mit einer geschwinden Bewegung die Tür und ergriff Chloe an der Gurgel, die gerade damit beschäftigt gewesen war, an der Tür vorbeizurennen.

Er begann zu strahlen.

"Heute ist mein Glückstag!", johlte er, während sich Chloe in seinem Griff wandte. "Ich habe alles was ich für die nächste Stufe brauche, Pierre, das ist phänomenal! Wärst du nicht ausgebrochen, wäre ich niemals an die hier gekommen!"

Er begann zu lachen. Es war kein wohlklingendes Lachen. Es war ein Lachen, dass von einem Geist kündete, der sich in vollständigem Chaos befand.

Pierre in der Ecke schien vor Schock zu erstarren.

Elli stand langsam auf und hielt sich außerhalb von de la Croix’ Sichtfeld …

Der Kavalier derweil wollte Chloe zu Pierre an die Stange fesseln, doch als er sie losließ um umzugreifen, biss sie ihm sofort in die Hand. Er schrie vor Schmerz auf, für Elli das Kommando um ihn eins überzubraten.

Der Kopf ihres Opfers ruckte kurz in Richtung Boden, aber nur aufgrund der Wucht des Aufschlags. Anstatt umzufallen, schleuderte er Chloe, welche dabei seine Hand losließ, gegen Elli, was dazu führte, dass Elli einmal mehr unangenehme Bekanntschaft mit der Wand machte, dieses Mal mit Chloes Aufkommen als zusätzliche Komponente. Es trieb ihr die Luft aus den Lungen.

Chloe begann zu kreischen.

De la Croix, nun wutentbrannt, stürmte auf die beiden zu und schlug nach ihnen. Er traf jedoch nur die Wand, da sich Elli mit der immer noch kreischenden Chloe wegrollte.

"Hörst du wohl auf so einen Radau zu machen!", wetterte der Kavalier.

"Nein!", kam es von Chloe zurück, die sich prompt weiterbemühte, sämtliches Glas im Raum mit ihrer Stimme allein zu zerstören.

In Elli rasten die Gedanken. Warum schrie Chloe plötzlich? Schreien war ein Ausdruck des Gefühls von Bedrohung, aber das hätte vorausgesetzt, dass Chloe vollständig in Panik verfallen war, was sie offenbar nicht war, denn sie reagierte rational auf de la Croix und flitzte unter seinem Griff hinweg unter den Operationstisch hindurch zur gegenüberliegenden Wand. Und schrie immer noch, während sie den Kavalier im Auge behielt. Warum machte sie solchen Krach? Elli fiel plötzlich auf, dass Chloe den Punkt des Raumes gewählt hatte, der am weitesten von der Tür entfernt war. Hatte Pierre nicht gesagt, dass noch zwei Untote übrig waren? Dann erkannte sie den Plan.

Chloe schrie nicht vor Angst.

Sie schrie um etwas anzulocken.

Elli beschloss, es ihr gleich zu tun. Wenn man vor einem Bären floh, musste man nicht der Schnellste sein. Man durfte nur nicht der Langsamste sein. Und wenn de la Croix den Rest seiner Schöpfungen genauso schlecht im Griff hatte wie Pierre …

Das musste so sein, sonst wäre er deswegen nicht so in Rage verfallen.

Abgelenkt durch Chloe war es Elli ein Leichtes, dem Kavalier noch eins mit der Pfanne zu verpassen. Während der sich noch wütend umdrehte, war Elli schon an ihm vorbei.

Und die Tür explodierte in einem Splitterhagel. Herein kam ein Wesen, dass geradewegs aus dem Kopf von Mary Shelley zu stammen schien. Das Frankensteinmonster sah sich kurz im Raum um und nahm dann grinsend de la Croix ins Visier.

"Riskanter Plan, Chloe", kommentierte Elli. "Ich liebe riskante Pläne. Woher hast du das gewusst?"

Chloes einziger, staubtrockener Kommentar lautete: "Er hat ohne mit der Wimper zu zucken meinen Zombiehund getötet."

"Was?"

Weiter konnte die Konversation nicht geführt werden, denn das Patchwork-Ungeheuer ging auf seinen Schöpfer los. De la Croix verpasste ihm einen Kinnhaken, der es aber nur kurz ins Taumeln brachte, bevor es den Kavalier wieder zu packen versuchte.

Elli fragte sich kurzzeitig wie de la Croix es geschafft hatte, die Dinger ohne angegriffen zu werden frei gelassen hatte, aber vermutlich beinhaltete die Antwort Schlagwaffen.

Sie zog derweil Dean sein Hemd wieder runter und schlug ihm auf die Brust. Er schlug die Augen auf und rollte nach 5 Sekunden vom Tisch, um einem geworfenen de la Croix zu entgehen, der Kurs auf die Arbeitsfläche genommen hatte. Chloe machte inzwischen Pierre mit einem herumliegenden Skalpell los.

Elli machte sich bereit, zusammen mit ihren drei Begleitern den Raum zu verlassen, aber das Monster nahm auf einmal sie auf’s Korn. Um sich zu verteidigen packte sie einem seiner Arme und nutzte die Geschwindigkeit mit der es heranpreschte um es dann per Schulterwurf zu Boden zu schicken.

De la Croix kam inzwischen wieder auf die Beine und rannte sofort in Richtung Tür, um Pierre daran zu hindern mit Chloe den Raum zu verlassen.

Dean rammte ihn einfach durch den Rahmen hindurch gegen die Wand draußen auf dem Gang.

"JA, SO FÜHLT SICH DAS AN!", brüllte ihm Elli nach, während sie mit ihrer Pfanne und ihrem Flachmann in den Händen ebenfalls aus dem Raum rannte, dicht gefolgt von dem Monster, welches durch seine Trägheit nicht schnell genug die Richtung wechseln konnte und gegen den Kavalier an der Wand prallte. Und ihm dabei den Brustkorb brach.

Noch bevor es sich aufrappeln konnte, wurde es von Ellis Alkohol in Flammen gehüllt.

Das Wesen musste Faulgase in sich aufgestaut haben, denn es brannte erstaunlich gut, auch wenn es dem Umstand keine Beachtung schenkte und ihnen hinterherjagte.

Elli und Dean, der sich Pierre und Chloe unter die Arme geklemmt hatte, rannten hoch ins Erdgeschoss und zum Haupteingang. Nachdem die Tür entriegelt worden war, eilten sie nach draußen die Treppe hinunter und erwarteten die Ankunft ihres Verfolgers. Er durfte nicht in die Stadt gelangen. Wer weiß was er mit den Bewohnern anstellen würde. Dean ließ Pierre und Chloe herunter während sie warteten.

Es dauerte ein wenig, aber dann zeigte sich im Türrahmen eine arg zusammengeschrumpfte menschliche Gestalt, die noch immer lichterloh in Flammen stand. Elli packte ihre Pfanne fester. Beim Versuch die Treppe herabzusteigen fiel das Monster jedoch hinunter und klatschte mit dem Gesicht voran auf den Boden. Es stand nicht wieder auf.

"Ist es falsch, dass ich ein wenig enttäuscht bin?", fragte Elli.

"Ja", kam es einstimmig von den restlichen Anwesenden.

"Hm …"

"Könnten wir von hier verschwinden?", fragte Pierre. "Ich will nicht länger in der Nähe dieses Hauses sein."

"Dem kann ich nur zustimmen", kommentierte Dean.

Chloe nickte nur.

"Vermutlich besser", stimmte Elli zu. "Bald bricht der Morgen an und ich will hier nicht von Zeugen gesehen werden, wenn hier die Wache anrückt."

Das Quartett beeilte sich von dem Grundstück zu verschwinden und sah nicht nochmal zurück. Dadurch entging ihnen, wie eine weitere Gestalt aus dem Haus taumelte.


Paris verfügt über viele Seitengassen, eine Menge davon unbelebt in den frühen Morgenstunden. Das machte sich Elli zunutze, um ein letztes Geschäft abzuschließen.

"Pierre, nach reiflicher Überlegung muss ich sagen, dass mir nur ein Weg bekannt ist um dich 'zurückzuholen'. Und ich weiß nicht ob der wie geplant funktioniert."

"Mir egal", erwiderte Pierre entschlossen. "Alles ist besser als das hier."

"Sei dir da mal nicht so sicher", murmelte Elli und kramte in ihrer Tasche, bis sie schließlich eine Tablettenverpackung hervorzog.

Die Tabletten darin besaßen eine rote und eine weiße Hälfte.

"Das hier ist Panazee, auch bekannt als Allheilmittel."

"So was gibt es?", entfuhr es Pierre. "Aber wenn es alles heilt, warum soll es dann nicht funktionieren?"

"Weil sich deine Seele nicht mehr im Körper befindet. Entweder wird sie bei der Einnahme wieder eingesetzt wie vorgesehen oder aber abgestoßen und durch eine neue ersetzt, was dem Tod deines jetzigen Ichs gleichkäme, auch wenn wir wahrscheinlich keinen Unterschied bemerken würden, außer dass du wahrscheinlich alles nach deinem ersten Tod vergessen hast."

Elli sah Pierre streng an.

"Entweder du stirbst oder du lebst. Deine Chancen stehen 50-50."

"Das reicht mir", entgegnete Pierre und streckte die Hand aus.

"Gut, wie du willst", sagte Elli schulterzuckend und reichte ihm eine der Pillen. Eine weitere gab sie Chloe.

"Was soll ich damit?", fragte sie verwirrt.

"Du hast dich hier wahrscheinlich mit einem Haufen Krankheiten angesteckt, gegen die deine Impfungen nicht wirken. Nicht auf dem aktuellen Stand, verstehst du? Noch bist du in der Inkubationsphase, aber irgendwann werden sich wohl Symptome zeigen."

Chloe nahm hastig die Pille ein.

Pierre derweil zögerte noch, riss sich dann aber zusammen und nahm seine Medizin.


Die Humanistische Versammlung traf sich traditionell in einem festlich eingerichteten Saal. Es gab kaltes Buffet und viele der Anwesenden standen in Gruppen zusammen um Neuigkeiten auszutauschen.

Die Versammlung würde bald beginnen, dennoch waren noch nicht alle eingetroffen. Ambroise genehmigte sich gerade einen Sekt, als die Eingangstüren aufflogen und ein Mann eintrat, der einen Bediensteten allein mit seinem Anblick vor sich herschob.

"Äh, Herr, es tut mir außerordentlich leid, aber ich kann Sie so nicht einlassen. Denken Sie an Ihr Aussehen!"

Der Neuankömmling sah in der Tat sehr heruntergekommen aus. Seine einstmals vornehme Kleidung war zerrissen und offenbar feucht, das Haar zerzaust und der Mann sah unnatürlich blass aus. Seine Augen waren blutunterlaufen und es knackte übelkeiterregend bei jeder Bewegung, die er machte.

Dann holte er Luft, ein Geräusch, das man sich wie das Aufziehen eines verschnupften Blasebalgs vorstellen konnte, und sprach mit einer asthmatischen Stimme.

"Jetzt passen Sie mal auf, ja? Ich bin genauso eingeladen wie jeder andere in diesem Saal auch und ich habe damit jedes Recht hier zu sein!"

Ambroise klappte die Kinnlade herunter, als er merkte, dass das niemand anders als de la Croix sein konnte. Der Sekt darin tropfte ihm dabei ungeniert auf den Anzug. Zum Glück war er nicht der einzige, dem es so erging …

"De la Croix, sind Sie das?", fragte er ungläubig.

Der Angesprochene drehte sich ruckartig zu ihm und lief, nein, schlurfte hastig auf ihn zu.

"Ambroise, ein Glück, helfen Sie mir bitte diesen Schwachkopf da abzuschütteln."

Ambroise klappte ein paar Mal den Mund auf und zu bevor er etwas erwiderte.

"Herrgott, was ist Ihnen denn widerfahren? Sie sehen aus wie tot."

De la Croix bemühte sich um ein Lächeln, das wohl eher zu einem Serienmörder gepasst hätte.

"Nun, technisch gesehen bin ich das auch. Ich hab es geschafft, Ambroise!"

Das verwirrte ihn nur noch mehr.

"Geschafft, was geschafft? Ich dachte Sie hätten jemand anderen, um-"

"Lange Geschichte, aber ich habe mich kurzerhand selbst zum Vorführmodell gemacht. Zur nächsten Stufe des Besseren Menschen."

Ambroises Gesichtszüge schliefen ein.

"Ist das ein schlechter Scherz?"

"Wie bitte?"

"IST DAS EIN SCHLECHTER SCHERZ!", donnerte Ambroise. "Schauen Sie sich an! Sie sehen fürchterlich genug aus, um im Krieg die Feinde Frankreichs nur allein mit Ihrem Anblick in die Flucht zu schlagen. Was in drei Teufelsnamen bringt Sie dazu zu glauben, das sei der Bessere Mensch!?"

De la Croix trat einen Schritt zurück und sah sich hilfesuchend um. Aber er erntete nur Ekel von den anderen Anwesenden.

"Ich gebe zu, das Ergebnis ist noch nicht visuell ansprechend, aber mit mehr Zeit-"

Ambroise gebot ihm mit einer Geste zu schweigen.

"De la Croix, bei Ihren Forschungen haben Sie offenbar aus den Augen verloren warum wir uns die Humanistischen Kavaliere nennen. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass Ihr Haus untersucht und Ihre Ergebnisse beschlagnahmt werden. Sie schaffen keinen Besseren Menschen. Sie schaffen Monster. Helft mir, ihn festzunehmen!"

"Wa-", begann de la Croix, während einige der Kavaliere ihm mit einiger Anstrengung die Hände auf den Rücken bogen. "Meine Freunde, ihr macht einen furchtbaren Fehler! Ich habe das Geheimnis der Unsterblichkeit gefunden! Ich habe den Tod besiegt! Ich habe den Tod besiegt!"

Ambroise trat vor ihn.

"De la Croix, ich kann nur mutmaßen, aber ich bin mir sicher, Ihre Hände sind nach dem Ausbrüten dieser … Abscheulichkeit nicht mehr so rein wie sie sein sollten. Wir werden Ihren Wohnsitz untersuchen. Und wenn wir irgendwas finden, dass meinen Verdacht bestätigt", Ambroise trat hierbei so nah wie möglich an den Untoten heran, damit dieser den Ekel in seinen Augen sehen konnte, "Dann sehe ich mit Freuden unseren Versuchen entgegen, Ihre Behauptung zu beweisen."


Chloes Schrank knarzte, als sie in ihre eigenen Klamotten gekleidet herausstieg. Elli folgte ihr knapp und schaute auf die Uhr.

"HA! Zweiundzwanzig Minuten! Ist das was?"

Chloe fiel mit dem Gesicht voran auf das Bett.

"Yay", röchelte sie erschöpft.

Offenbar war sie inzwischen zu ausgelaugt, um sich überhaupt bewegen zu können.

Ellis Laune verschlechterte sich schlagartig. Hinter ihr trat derweil Dean aus dem Nexus und besah sich Chloes Hausaufgaben.

"Oh, das tut mir leid, Chloe", sagte sie traurig. "Ich weiß es war anstrengend, aber woher hätte ich wissen sollen, dass dort Zombies rumrennen?"

Chloe drehte ihr den Kopf zu.

"Wahrscheinlich durch nichts? Oder kannst du in die Zukunft sehen?"

"Ja natürlich, ich habe eine Zeitmaschine. Nur was das unmittelbare Schicksal betrifft …"

"Was meinst du was Pierre jetzt machen wird?"

Elli zuckte mit den Schultern.

"Keine Ahnung, er ist vorher auf der Straße zurechtgekommen, also wird er es auch jetzt können. Außerdem kann er ja jetzt lesen, schreiben und rechnen, das könnte ihm in seiner Zeit einige Vorteile verschaffen."

Eine Weile lange herrschte Stille, in der Elli überlegte was sie noch sagen könnte. Als sie den Mund aufmachte, sah sie aber, dass Chloe eingeschlafen war.

"Oooh …", flüsterte sie.

Dann drehte sie sich um und schlich zum Schrank zurück, was durch ihren beeinträchtigten Gleichgewichtssinn etwas komisch aussah.

Dean packte sie an der Schulter.

"Was?"

Dean warf nur einen Blick zu Chloes Vortrag.

"Oh Mist, das hatte ich völlig aus den Augen verloren."

"Red dich da mal wieder raus", kommentierte Dean leise.

"Muss ich nicht", wisperte Elli nach kurzer Überlegung. "Ich mach ihn selbst fertig."

"Deine Sauklaue sieht nicht mal entfernt so aus wie die von Chloe. Sie schreibt sehr schön."

"Dann ist es doch gut, dass du so gut Schriften fälschen kannst", griente Elli. "Ich diktiere, du schreibst."

Dean verdrehte die Augen.

Das nächste Mal bei Nexus:
Der Mörder der Unsterblichen Teil 1

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