Weltenzerstörer, Teil 2

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Das letzte Mal bei Nexus:
Weltenzerstörer, Teil 1

Elli entstammte dem Staat Logos, der eigentlich keinen Namen mehr brauchte. Denn er war überall. Und er war ein Utopia.

Krankheiten waren ausgerottet oder nur noch eine unwichtige Kleinigkeit, die Ressourcen waren endlos, niemand lebte in Armut oder hungerte. Die Menschheit hatte ihren Planeten verlassen und ganze Galaxien und sogar andere Realitäten besiedelt. Dabei hatten sie Planeten und sogar Universen urbar gemacht, denen man nie zugetraut hätte, Leben zu unterstützen. Lichtgeschwindigkeit, Entropie, Relativität, Energieerhaltung, Tod und Zeit waren nur nervige Hindernisse, die schon vor Jahrmilliarden überwunden worden waren.

Elli war zwar einer ihrer Bürger, aber als Wissenschaftlerin konzipiert worden, als Kloneinheit, ein Ding ohne Seele, mit dem einzigen Ziel, sich das Wissen über die Welt anzueignen und es zu mehren. Der menschliche Fortsatz mächtiger KIs, die Tag und Nacht damit zubrachten, neue Wunder zu ersinnen, mit ihr selbst dazu bestimmt, ihre Ergebnisse für die Menschen zu interpretieren und umzusetzen, denn den Computern wurde zu viel Misstrauen bezüglich ihrer Fähigkeit entgegengebracht, sich in Menschen hineinzuversetzen. Folglich trug sie als bloßes Objekt auch keinen Namen, sondern nur die Kennung I773.

Aber anders als ihre Schöpfer glaubten, besaß I773 trotz ihrer Herkunft Menschlichkeit, denn bei ihrer Erschaffung war durch ein Computerversagen ein fataler Fehler unterlaufen. Der Austausch einer einzigen eins durch eine null hatte dafür gesorgt, dass schon von klein auf I773 Empathie und Neugier fühlte. Ihre Schöpfer ließen sie nur am Leben, weil sie bei den Qualitätskontrollen besser abschnitt als jeder andere. Sie wurde zu einer Kuriosität.

Und so lernte I773 in einer kleinen weißen Zelle in einer Klonfabrik auf einem Planeten, dessen Name nur eine zwanzigstellige Kennnummer war, das mehr als Tausendfache von dem Wissen, das in einem normalen Menschenhirn Platz fand. Zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen war etwas, das ihr nie beigebracht wurde, denn Klone, denen sowieso von Design wegen jeder Sinn für soziale Gerechtigkeit fehlte, waren in der Gesellschaft von niederem Stand. Alle akzeptierten das. Sogar die Klone selbst, denn wer es nicht tat, selbst wenn unbewusst, wurde noch während der Fertigung als defekt eingestuft und entsorgt. Wie kaputte Maschinen.

I773 schloss Frieden mit ihrer Rolle. Durch ihr Lesen philosophischer Texte und der Geschichtsbücher, wurde sie sogar dazu motiviert, alles für ihre Schöpfer zu geben. Aber sie fand vor allem Interesse an den Geschichten anderer Welten. Niederer Welten, die bei Weitem nicht an Logos’ technologischen Stand heranreichten. Die faszinierten sie mehr als alles, was Logos ihr an technischen Wundern zu bieten hatte. Eines Tages, so sagte sie sich, wollte sie diese Welten besuchen und die Leute kennenlernen, denen solcher Einfallsreichtum innewohnte, dass sie ihre Völker auf immer neue technologischen Höhen hievten. Durch den aus diesem Traum resultierenden Enthusiasmus übertraf sie alle bisherigen, nur instinktgetriebenen Produkte bei Weitem.

I773 wurde nach Erreichen des vierzehnten Lebensjahres von Lawrence gekauft und ihr wurde eine Wohnung und eine KI zugewiesen, deren Forschungsergebnisse sie überprüfen und auswerten sollte.

Diese KI hieß Nexus. Eine KI von der Größe eines Zwergplaneten, mit einer Rechenleistung und Kapazität, alle anderen KIs der Zeit um den Faktor zehntausend übertraf.

Dieser Computer war gebaut worden, um das einzige Übel auszumerzen, dass Logos noch plagte, das Ende der Universen. Ihres stand noch etwa zweihundert Jahre in der Zukunft, aber die Regierungs-KIs mit ihren menschlichen Interpreten hatten befunden, lieber jetzt schon diese letzte Grenze anzugehen, denn wer wusste, ob sich dahinter nicht noch mehr versteckten.


I773, nun neunzehn Jahre alt, lief aufgeregt durch die Gänge des Administrationsgebäudes von Door, der Raumstation, die Nexus umkreiste. Auf Nexus selbst waren außer ihr nur wenige Menschen und Klone zugelassen, daher konzentrierte sich das Personal mit seinen Familien auf diese topmoderne Station, die mittlerweile als Teil einer Handelsroute auch jede Menge Kommerz beinhaltete.

Aus einem Seitengang stieß Lawrence, ihr jetziger Aufseher, zu ihr. Er trug, wie I773 einen weißen Ganzkörperanzug, seiner hatte aber das Logo der Aufseher auf der Brust, ein Kreis, in dessen Mitte drei Pfeile zeigten. I773 trug als Ausgleich dafür einen weißen Kittel als Zeichen ihrer Funktion als Wissenschaftlerin.

"I773, du hast gemeldet, Nexus wäre der Durchbruch gelungen?", fragte er.

"Ja, das hat er mir jedenfalls gesagt. Das Protokoll schreibt vor, dass mindestens ein Aufseher dabei sein muss, wenn Nexus seine Ergebnisse vorträgt und interpretieren lässt."

"Ich kenne das Protokoll und ärgere mich trotzdem über mein stehengelassenes Mittagessen. Warte, hast du was an deinen Lippen gemacht?"

I773 grinste triumphierend.

"Ja, warum?"

Lawrences kritischer Blick wischte ihr das Grinsen allerdings sofort wieder aus dem Gesicht.

"Ich weiß nicht, das mit deinen Genetikänderungen läuft langsam etwas aus dem Ruder", sagte Lawrence mit einem kritischen Blick auf I773s Anzug, der an einigen strategischen Stellen inzwischen einiges an Spannung auszuhalten hatte. "Du bist ein Forschungsklon, warum versuchst du dich attraktiver zu machen?"

"Nun, das Gesetz schreibt vor, dass ein Klon seinen Phänotyp auch per Genetikänderung verändern kann, solange es seinen Einsatzzweck nicht beeinträchtigt", verteidigte sich der Klon. "Außerdem gibt es kein Gesetz, das Klonen verbietet Spaß zu haben mit wem auch immer sie wollen."

Lawrence stöhnte bei den Bildern, die sie provozierte, qualvoll auf.

"Ich hab sie wenigstens nur für meine Realitätsbeugerkräfte benutzt, damit ich mich weit genug verbessern kann, um gedanklich mit euch Forschungsklonen mithalten zu können, aber das hier …"

"Als würdest du alles auf Anhieb verstehen, was ich dir sage."

"Übertreib es nicht, I773!"

Sie blieb sofort still.

Sie erreichten den Portalgenerator, ein ringförmiger Apparat, der sie direkt zum Mainframe der KI brachte.

Der Raum mit Nexus’ Mainframe war ein großer, weißer Würfel, groß genug, um ein Sportstadion darin unterzubringen. An einer Wand hing ein großer schwarzer Bildschirm, auf dem im Moment nur eine blaue Linie zu sehen war.

"Hallo Nexus", begrüßte I773 den Computer. "Du hast was für uns?"

In die Linie auf den Bildschirm kam Bewegung, als Nexus mit einer mechanischen und emotionslosen Stimme zu sprechen begann.

"Ich grüße dich, Hauptadministratorin. Ich habe eine Möglichkeit entdeckt, die Existenz unserer Universen fortdauern zu lassen. Schaut euch das an."

Das Licht im Raum dunkelte sich ab und in der Mitte erschien eine gewaltige 3D-Projektion einer Galaxie.

"Diese Galaxie, es ist übrigens die Milchstraße, die Heimat eurer Spezies-"

"Möge die Galaxie in Frieden in ihrem schwarzen Loch ruhen", witzelte I773.

Lawrence haute ihr eine runter.

"Kannst du einmal die Klappe halten?"

"Aua, bin ja schon ruhig …"

"-soll hier stellvertretend für ein Universum stehen. Ich habe herausgefunden, dass Universen ein temporales Bewegungsmoment besitzen, dass sich immer weiter abschwächt, bis es erlischt und das Universum als logische Folge daraus aufhört zu existieren. Aus diesem temporalen Moment ergeben sich sämtliche vergangenen und zukünftigen Zeituniversen auf der temporalen Achse."

"Das hätte auch Gigas drüben in der Hela-Galaxie herausfinden können", murrte Lawrence.

I773 verkniff sich ihren Spott aus Angst vor weiteren Schlägen. Ihr Computer war nicht so simpel und einfach.

"Dieses Statement ist objektiv korrekt", kommentierte Nexus, bevor er fortfuhr. "Ich glaube allerdings, dass es möglich ist, anderen Universen ihr Moment zu entziehen, um es den unseren hinzuzufügen."

Eine zweite Galaxie näherte sich der ersten von rechts, kollidierte mit ihr und blieb stehen, während sich die andere in Bewegung setzte, und nach links aus dem Bild verschwand.

"Ich habe bereits die entsprechenden Schemata vorbereitet. I773, würdest du bitte?"

Die Abbildung wechselte abrupt zu einem für den Laien chaotisch wirkenden Konstruktionsplan. I773 aber erkannte die Schönheit hinter den ganzen Skizzen und Formeln.

"Oh, das ist ein Realitätsbeschleuniger. Genial!“

Lawrence, der wie bereits angemerkt nicht ganz auf der Höhe mit I773s Intellekt war, runzelte die Stirn.

"Ich sehe, dass dieses Ding irgendwas beschleunigt, aber was?"

"Es beschleunigt Bruchteile der Realitätsmatrix und lässt sie mit sich selbst kollidieren. Wenn diese Kollision innerhalb eines sphärischen, interrealen Portals passiert, dem ein normaler Xyank-Zeitbeschleuniger zugeschaltet wurde, dann wird die Zeit des Zieluniversums in unsere Realität integriert. Emissionsfrei."

"Das Teil wird ja riesig, das sind gigantische Energiemengen!", merkte Lawrence an.

"Jap", entgegnete I773, "Den werden wir um eine Dyson-Sphäre herum bauen müssen."

"Vergiss die Sphäre, das ist was für einen Testlauf, wenn wir das serienreif machen wollen, brauchen wir für das Ding ein ganzes Sonnensystem, damit es genug Platz hat."

"Das ist korrekt", bestätigte Nexus.

"Hm", machte I773 besorgt. "Nexus, Risikoanalyse!"

"Das Risiko für unser Universum liegt bei der Standardbedienung durch Forschungsklone bei 7,7 x 10-25 Prozent. Ich habe bereits einen Analysebericht verfasst."

"Klingt wirklich ziemlich sicher", murmelte Lawrence. "Aber es ist so riesig. Mal sehen, ob wir das überhaupt genehmigt kriegen …"


"Das Lifeline-Projekt wurde also hiermit genehmigt", verkündete Leutnant Shaw feierlich, vor dem versammelten Publikum, allesamt Vertreter verschiedener involvierter Vertretungsbehörden.

Shaw war ein kurz geratener Mann mit schmalem Gesicht und militärisch kurzem Haarschnitt. Er war es, der zusammen mit der KI Judge bei Programmen wie diesen das letzte Wort hatte. Anders als Elli war er einer der wenigen echten Menschen, denen eine KI untergeordnet war. Klone wurden nicht mit Regierungsaufgaben betraut.

Um I773 herum wurde nach dieser Nachricht Jubel laut. Keiner gratulierte I773, die in dem großen Saal in der vordersten Reihe saß, denn man bedankte sich beim Geschirrspüler schließlich auch nicht für gereinigtes Besteck. Der Applaus galt eher Lawrence, der ob dessen sehr verlegen wirkte. I773 störte das nicht. Das war die Norm für Klone.

Außerdem durfte sie mit einem Kosmoskop ein paar Testuniversen aussuchen.

Ihr Ziel waren tote Welten, Universen, in denen nie Leben existiert hatte und in denen es nichts von Wert gab. Für die brauchte man weniger Aufwand.

Manchmal aber hielt sie inne, um in anderen Universen auf einer kleinen, blaugrünen Welt weit in der Vergangenheit dabei zuzusehen, wie das Leben dort heranwuchs, intelligent wurde und Zivilisationen erschuf. Ihr wurde dabei warm ums Herz.

Es freute sie aber auch, als sie den ersten Realitätsbeschleuniger der Geschichte in Aktion erleben durfte.

Das Stück Realitätsmatrix wurde in einer Null-Dimension isoliert, die von außen wie eine kleine, polierte Metallkugel aussah. Diese wurde dann mit Lichtgeschwindigkeit einmal durch den Beschleuniger geschossen, der wie ein Planetenring um einer vollständig von einer Dysonsphäre eingeschlossenen Sonne lag und kollidierte wie vorgesehen innerhalb eines Portals.

Das Ergebnis war ein relativ antiklimaktisches "Flupp!", und das tote Universum auf der anderen Seite des Portals hörte auf zu existieren.

I773 selbst führte die Neuberechnungen der zu erwartenden Lebenszeit des Universums durch und kam zu einem überraschenden Ergebnis. Die zu erwartende Zeit hatte sich gleichmäßig auf alle Universen verteilt, die zu dieser Realität hier mit einem Portal verbunden waren, sprich, I773s Heimatrealität erhielt also Netto nur etwa ein Sechsundzwanzigmillionstel.

Dennoch, ein Erfolg war ein Erfolg, denn das bedeutete, dass man anstatt mehreren Tausend solcher Beschleuniger nur einen bauen und ständig laufen lassen musste.


"Beeindruckend, wirklich beeindruckend", lobte Leutnant Shaw.

Er war einer der wenigen, denen es erlaubt worden war, Nexus zu betreten, und er kam aus dem Staunen nicht heraus, während Lawrence ihm oberflächlich die Einrichtung zeigte.

I773 war Teil der Einrichtung, wurde aber kurz abgehandelt.

"Nexus’ Erkenntnisse haben uns weit gebracht", sinnierte Shaw nach seiner Führung vor Nexus’ Mainframe. "Damit wir sie auch so schnell wie möglich abschließen können, haben wir uns entschlossen, ihn an die Kontrollen des großen Beschleunigers anzuschließen, bis wir eine passende KI gebaut haben, damit er so bald wie möglich seine eigentliche Arbeit wieder aufnehmen kann. Wir haben sogar bereits einige Universen ausgesucht. Nexus kann die Maschine doch kontrollieren, oder?"

Shaw reichte Lawrence mit fragendem Blick ein paar Papiere.

"Nun, äh, I773?", fragte er in I773s Richtung.

I773 nahm ihm lächelnd die Papiere ab.

"Nexus hat die Maschine entworfen, natürlich kann er sie steuern."

"Dieses Statement ist korrekt", bestätigte Nexus.

I773 überflog die Blätter, eine Liste mit zur Auswahl stehenden Universen und stockte.

"Äh, Leutnant? Darf ich sprechen?"

Shaw maß sie abschätzend.

"Ich höre … I773 war der Name, richtig?"

I773 nickte zur Bestätigung.

"Sir, alle Universen auf dieser Liste enthalten intelligentes Leben. Ganze Zivilisationen."

"Ja natürlich", entgegnete Shaw schulterzuckend. "Je komplexer das Leben, umso komplexer die von der Zeit vorbestimmten Vorgänge. Wie du sicher weißt, dehnt und mehrt sich Zeit mit steigender Zahl an Vorgängen, die gleichzeitig in ihr stattfinden müssen. Ergo haben wir doch mehr davon, wenn wir Universen abernten, in denen möglichst viele biologische und künstlich hinzugefügte Prozesse ablaufen werden, meinst du nicht?"

I773 dachte kurz darüber nach und kam mit einem flauen Gefühl im Magen zu der Erkenntnis, dass Shaw recht hatte.

"Das stimmt schon, Sir, aber-"

"Na also, keine weiteren Einwände", würgte sie der Leutnant ab.

Seine Uhr piepste.

"Oh, verflixt, ich werde in ein paar Minuten in einer anderen Realität erwartet. Ihr kommt hier zurecht, ja? Bekommt ihr das mit Nexus hin?"

"Wenn I773 Nexus entsprechend anpasst, sehe ich keine Hindernisse", entgegnete Lawrence freundlich.

"Wunderbar", freute sich Shaw. "Na dann, ich empfehle mich."

Er schritt durch das Portal und verschwand.

"I773?", fragte der Aufseher. "Bekommst du es hin, Nexus für alles vorzubereiten, inklusive dieser Liste?"

I773 druckste angstvoll herum.

"Hey, was ist los, Klon?"

"Nun, ähm, Lawrence, wäre es nicht besser, wenn wir uns auf, nun, tote Universen beschränken? Ich meine, die Maschine würde mit einem Schlag ganze Kulturen nicht nur vernichten, sondern löschen und-"

"-damit ganzen Kulturen helfen, fortzubestehen", schloss Lawrence. "Ich habe es durchgerechnet, auf die zeitreichsten Universen kommen je zehn tote. Reine Geschwindigkeitsfrage, unsere Universen werden schließlich nicht jünger.

"Ja, aber-", begann sie zaghaft.

Eiserne Fesseln schlossen sich aus dem Nichts um ihre Gliedmaßen und zogen. Die Spannung drohte den Klon zu vierteilen. Sie keuchte auf vor Schmerz. Lawrence hatte die Realität manipuliert.

"I773, ich glaube du verstehst nicht so richtig, wo du in der Hackordnung stehst", brauste Lawrence auf. "Ja, du bist die Administratorin der stärksten Rechenmaschine in Logos. Ja, du bist auch der beste Forschungsklon, den wir je eingesetzt haben. Aber das heißt nicht, dass jemand anders deinen Job nicht auch machen könnte. Mit nur einer Unterschrift kann ich dich durch ein anderes Modell ersetzen und dich in die Evaluierung schicken. Dir sollte also unser Wohl am Herzen liegen, nicht das irgendwelche Realitäten, deren Namen sich sowieso keiner merkt."

I773 brach der kalte Schweiß aus…

"Also, ja schon, aber-"

Die Ketten zogen weiter an und ließen I773 erneut vor Schmerz aufstöhnen.

"Soll ich dich evaluieren lassen?", fragte Lawrence genervt.

Sie schüttelte heftig den Kopf.

"Wundervoll."

Die Ketten verschwanden und I773 klatschte unsanft auf den Boden.

"Um sicher zu gehen, werde ich ein Diagnoseprogramm starten, wenn du fertig bist", fuhr ihr Aufseher fort. "Damit du nicht doch noch auf die Idee kommst, irgendwelche leblosen Universen mit Priorität anzugeben. Verstanden?"

I773 stand schwankend wieder auf und nickte niedergeschlagen. Lawrence verschwand durch das Portal, welches sich hinter ihm schloss.

I773 wurden nicht nur vor Schmerz die Knie weich. Die Papiere in ihren Händen flogen durcheinander, während sie wieder zusammensackte.

"Nexus?", flüsterte sie verzweifelt. "Simuliere was passiert, wenn man zwei Universen zu zwei verschiedenen Zeitpunkten auslöscht."

Es dauerte kurz, bis Nexus antwortete.

"Sollte der Große Beschleuniger zweimal auf dasselbe Universum angewendet werden, würde das dabei entstehende Fragment der Zeitachse aus Gründen der Zeitkorrektur mit anderen Universen verschmelzen, was in diesen zu temporaler Instabilität und möglicherweise zum Zeitkollaps in unserer Realität führt."

"Simuliere, was passiert, wenn der Enthropiefluss zuvor umgekehrt wird, bis das Universum wieder beim Urknall anlangt."

"Eine künstliche Veränderung der Entropie hat auf das temporale Moment eines Universums keinen Einfluss."

"Simuliere den Ertrag bei einer direkten Umkehrung der Zeit."

"Eine Umkehr der Zeitrichtung ändert nicht das temporale Moment. Wenn ich anmerken darf, Shaws Vorgehen ist bei Weitem das Effizienteste, um Zeit für Logos zu gewinnen. Und wird es voraussichtlich auch immer sein."

"Voraussichtlich?", wiederholte I773.

Es klang wie ein Angstschrei.

"Nexus, projiziere den Verlauf des Universumskonsums unter Einbeziehung aller anderen Mächte, die dieselbe Technologie benutzen. Gib mir einen Graphen. Zeit zu konsumierten Realitäten."

Es dauerte kurz, aber dann bekam sie das geforderte 3D-Hologramm.

Die Formel hatte vier Grade …

"Da sich Logos ständig auf andere Universen erweitert, um der wachsenden Bevölkerung Platz zu bieten, wird es mit der Zeit einen erhöhten Bedarf an Zeit geben, um immer mehr Universen zu erhalten", erklärte Nexus. "Von den etwa fünfundzwanzig Sextillionen anderen bekannten Interrealitätsstaaten mit der notwendigen Technologie kommen meinen Berechnungen zufolge mindestens rund zwanzig Trillionen auf dieselbe Idee. Weitere Universen, die hierher oder in andere Welten kommen, um die Technologie für sich zu stehlen, sind hierbei nicht miteinberechnet. Eine weitere Technologie, die das Leben von Universen verlängert, existiert nicht, ich habe das sorgfältig überprüft. Dies wird zu einer rapiden Abnahme der Universumsvielfalt führen, bis um die verbleibenden Realitäten Krieg ausbricht, wobei Technologien wie der Große Beschleuniger als Waffe eingesetzt werden. Ich könnte eine Spaltung bestehender Universen durch Zeitreisen empfehlen, aber künstliche Spaltungen machen beide Hälften mit jeder weiteren Spaltung immer instabiler, bis ihre Existenz schließlich kollabiert, wenn man es überhaupt schafft, die Geschichtsstabilität zu überwinden, um sie zu teilen."

"So oder so. Es wird ein Krieg", flüsterte I773. "Der niederste aller Kriege, geführt von den höchsten aller Zivilisationen. Ein Krieg nur um der Zerstörung willen …"

"Dieses Statement ist korrekt", bestätigte Nexus.

Seine absolute Abwesenheit von Emotion ließ es I773 kalt den Rücken runterlaufen.

"Nexus, was würde passieren, wenn wir diese Technologie vernichten?"

"Eine Vernichtung ist ob der abgeschlossenen Testläufe nicht mehr möglich. Aber selbst wenn es möglich wäre, würde das Volk von Logos sie in spätestens zwölf Jahren erneut entdecken. Ihr Einsatz ist in diesem Universum nicht zu vermeiden. Und auch nicht in mindestens 17 Trillionen anderen. Vermutlich allen."

I773 starrte mit leeren Augen wieder all die Liste. All diese Welten …

All diese Welten?

"Nexus, mit wie vielen Realitäten ist dieses Universum verbunden und wie ist der Beziehungsstatus zu ihnen?"

"Wir sind mit 26.792.417 anderen Realitäten verbunden … Korrektur, 26.792.418. Alle von ihnen stehen unter der Herrschaft von Logos und werden nur von seinen Bürgern bewohnt.

I773 stiegen die Tränen in die Augen, als sie eine Entscheidung traf.


Nexus wurde per Raumsprung zum Großen Beschleuniger transportiert. Viele Würdenträger waren gekommen, aus allen Winkeln von Logos.

Der Große Beschleuniger verdiente den Namen, denn wie von Lawrence vorhergesagt, benötigte man ein ganzes Sonnensystem, um ihn zu bauen. Der Beschleuniger war fünfhunderttausend Kilometer dick und bildete einen Ring mit siebenhundertachtzig Milliarden Kilometern Durchmesser. Um ihn zu bauen und sein Inneres realitätsfrei zu machen, hatte Logos nur zwei Jahre gebraucht.

Da es keine Strahlung in irgendeiner Form gab, war der Kontrollraum direkt neben der Portalgenerationsstelle gebaut worden. Nexus lieferte nur die nötige Rechenleistung, um das Gerät zu betreiben.

Lawrence seufzte glücklich in dem mit allerlei Pulten, Schaltern und Hebeln vollgestopften Raum, während I773 die letzten Einstellungen vornahm. Sie war tottraurig.

"Was hast du? Heute ist ein großer Tag", versuchte Lawrence Stimmung in die Bude zu bringen.
"Es ist Mord", war die bloße Antwort.

Lawrence runzelte die Stirn. I773 wusste, dass sein Programm keine toten Universen in Nexus’ Speicher hatte finden können.

Ein Portal öffnete sich an einem Ende der Kammer und Leutnant Shaw stieß zu ihnen.

"Was ist denn das für ein trauriges Gesicht", fragte er fröhlich.

An Lawrence gewannt, fügte er leise hinzu, "Ich würde sie mal evaluieren lassen …"

Lawrence nickte nachdenklich.

"Na dann", sagte der Leutnant. "Alles bereit? Judge verspricht sich viel gute PR von diesem Ding. Das hier stellt jede Dyson-Sphäre, jedes Bauwerk das wir jemals geschaffen haben, in den Schatten."

Er untermalte seine Worte mit entsprechenden Handbewegungen.

"Der Präsident hält gerade noch eine Rede. Sobald er fertig ist, kriegt ihr das Signal zum Start, okay?"

"Okay", kam es von Lawrence.

I773 nickte nur.

Es dauerte ein wenig, aber dann piepste Shaws Uhr.

"Es geht los, Leute."

"Gut, äh, I773, habe die Ehre."

Sie seufzte und legte die Hände an den Beschleunigungshebel.

"Null-Dimension geschaffen. Starte Auslöschung in fünf … vier … drei … zwei … … eins!"

Sie riss den Hebel förmlich herum. Sie fühlte sich wie ein Henker.

Mit einem gewaltigen Donnern wurde die mondgroße Nulldimension mit ihrer abstrakten Fracht auf die Reise geschickt. Sie brachte den Beschleuniger dort wo sie entlangfauchte zum Leuchten.

"Die Dimension erreicht gleich Lichtgeschwindigkeit", sagte Lawrence. "Das dauert ein paar Minuten bis sie, wiederkommt.

"Aktiviere Portalgenerator und Zeitbeschleuniger", meldete I773.

"Bestätige", meldete Lawrence. "Portal öffnet sich."

Vor dem Fenster öffnete sich eine gewaltige interreale Sphäre, die den ganzen Rohrdurchgang ausfüllte. Sie war so groß wie ein Planet.

"Okay, jetzt heißt es warten …", murmelte Lawrence. "Realitätsdurchgang ist stabil zu- Was sind denn das für Wert- ACH DU KACKE!"

Shaw war alarmiert.

"Was ist los? Gibt es ein Problem?"

Anstatt zu antworten, rannte der Aufseher wutentbrannt zu seinem Klon und packte ihn am Kragen. Seine Kräfte konnte er wegen all der ontokinetischen Gerätschaften hier drin nicht anwenden.

Mittlerweile brachte die Null-Dimension das erste Viertel ihrer Reise hinter sich.

"Was hast du angestellt? Das ist ein simples Raumportal! Schließe es sofort wieder!"

I773 schüttelte unter Tränen den Kopf.

"Ich kann es nicht mehr schließen. Nexus hat die Anweisung, jeden meiner Befehle zur Schließung zu ignorieren und auf Notstrom zu schalten. Sämtliche Sicherungssysteme wurden heruntergefahren. Nichts kann das hier noch aufhalten."

Lawrence sagte nichts, sondern rannte durch das Zutrittsportal hinfort.

"Was hat er", fragte Shaw. "Was wird passieren?"

"Das Matrixfragment wird mit seiner eigenen Matrix kollidieren", erklärte I773 mit der Ruhe einer Person, die mit dem Unausweichlichen Frieden geschlossen hatte. "Zusammen mit dem Großen Beschleuniger wird unser Universum und jedes, das an uns hängt, zusammen auf die Nullte Dimension komprimiert und für immer im selben Moment gefangen sein."

Die Hälfte der Reise war geschafft …

Shaw packte sie an der Gurgel und presste I773 gegen das Sichtfenster. Dabei kam er versehentlich an den Hebel, der den Portalradius regulierte. Normalerweise hätte Nexus diese Schwankung korrigiert, aber er reagierte mangels aktiven Sicherheitsprotokollen auf keinen Input vom Großen Beschleuniger mehr. Darum weitete sich das Portal ein kleines Stück in den Raum hinein aus und begann I773 die Luft abzusaugen.

"WARUM HAST DU DAS GETAN!?", brüllte der Leutnant in seiner Verzweiflung. "DU HAST UNZÄHLIGE ZUM TODE VERURTEILT!"

"Wie … unterscheidet mich das … von euch?", würgte sie hervor. "Ich opfere uns … um … Millionenfach mehr … zu retten … Und wenn auch nur für … ein paar Jahre …"

Die dreiviertelste Runde war geschafft.

Shaw schlug zu. Trotz der entweichenden Luft bot das Glas genug Widerstand, um I773 gleich an zwei Stellen den Schmerz spüren zu lassen.

Und er schlug wieder zu. Und wieder, und wieder.

"Es tut mir so leid …", weinte I773.

"DU JÄMMERLICHER KLON! DU HAST UNS NICHT EINFACH GETÖTET! DU WIRST UNS VOLLSTÄNDIG LÖSCHEN! ICH WERDE-"

Die Null-Dimension kam zurück und erschuf ein schwarz erscheinendes Nichts, das alles das war über Dimensionsgrenzen hinweg in sich aufsog, während es weiter und weiter wuchs und schließlich in sich selbst kollabierte.

Logos schrumpfte mit all den Dimensionen mit denen es verbunden war zu einem einzigen, infinitesimal kleinen Punkt zusammen.


I773 war schwarz vor Augen. Dann fiel ihr auf, dass sie gar keine Augen hatte. Sie hatte gar nichts!

Sie wollte ihren Körper zurück! So wie er war, so wie-

Irgendwo in ihrem metaphorischen Hinterkopf liefen mit Überlichtgeschwindigkeit Berechnungen durch. Und plötzlich hatte sie wieder einen Körper.

Nur sehen konnte sie nichts … Und nicht atmen.

Letzteres löste sich aber nach demselben Geflimmer in ihrem Hinterkopf von selbst auf.

I773 begann zu verstehen …

"Es werde Licht!"

Und es ward Licht …

I773 schuf sich eine eigene kleine Welt, während sie zu verstehen versuchte, was da in ihr vorging.

Das hier war auf jeden Fall das, was von Logos übriggeblieben war. Dadurch, dass sie sich innerhalb des Portals befunden hatte, war das Konzept ihres Seins wohl nicht zerschmettert worden, eher hatte sie sich mit dem Universum verknüpft und bildete nun seine lenkende Kraft. Die Göttin ihres eigenen toten Kosmos, auf ewig in sich selbst gekrümmt, in einem Augenblick, der sich stetig wiederholte. Und das in ihrem Kopf, das war Nexus! Er war mit ihrem Hirn quantenverschränkt, also musste er noch irgendwo sein. Wenn er nicht sogar überall war, zerquetscht von gefalteter Realität. Und doch erhörte er ihre Befehle und half ihr bei der Formulierung von Schöpfungswünschen.

Sie beschloss, diese Dimension ihm zu Ehren Nexus zu nennen. Dieser Dimension, in der sie über der Zeit stand.

Es dauerte ein wenig, aber dann merkte sie, dass sie irgendwas in der Nähe Kraft ihrer Gedanken pieken konnte. Wie eine Art Membran, die man nur denken, aber nicht wahrnehmen konnte …

I773 legte etwas mehr Kraft hinein …

Und brachte einer völlig unbeteiligten Realität den Weltuntergang, als sie ein Portal in es öffnete. Das Portal öffnete sich, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, innerhalb von Minuten immer weiter, bis es eine solche Größe erreichte, dass beide Universen miteinander verschmolzen.

I773s aus mehreren Millionen komprimierten Universen bestehende Dimension übte allerdings ähnlich wie ein schwarzes Loch einen gewaltigen Sog aus und zog die fremde Realität in sich hinein. In I773s Welt gab es kein Vakuum, keinen sich endlos erstreckenden Raum und so rückte die ganze Schöpfung zu nahe zusammen. Über I773 sausten Planeten und Sterne hinweg und kollidierten in prächtigen Explosionen. Trümmer gingen um sie herum nieder, darunter Ruinen, Artefakte und die Toten einer fremden Welt.

Sie übergab sich vor Reue, aber sie hatte nichts, was sie hätte erbrechen können.

Sie beschloss, sich ein Kosmoskop zu erschaffen und experimentierte mit einigen toten Universen, bis sie einen Weg fand, ein sicheres Portal zu schaffen und Universen und sichere Orte für eine Portalerstellung zu erfühlen. Sie stattete ihre Portale mit einer Sicherung aus, mit der sie sich vom Nexus aus nur an Orten öffnen ließen, an denen sie von fester Materie beschränkt werden konnten. So weit, so gut.

Das Hindurchgehen durch eins hätte sie dann aber beinahe umgebracht.

Da ihre Dimension in einem sich widerholenden Moment gefangen war, so schloss sie, existierte alles, was sie hier drin schuf auch nur für den Moment, es lief auf falscher Zeit. Es dauerte eine Weile, bis I773 sich zu einer schweren Entscheidung durchrang, aber schließlich rekonstruierte sie ihren eigenen Körper extrem schmerzhaft aus eingeschleuster Materie und ersetzte auch alles, was sie bisher erschaffen hatte mit Importmaterial, einschließlich der Luft.

Es war ein scheußliches Gefühl, sie kam sich vor wie ein Grabräuber, der seine Beute benutzte, um abstoßende Kunst daraus zu machen. Und so schwor sie sich danach, nie wieder neue Dinge aus der fremden Materie hier drin zu kreieren …

Dann machte I773 ihren lange gehegten Traum wahr. Sie besuchte fremde Welten, besah sich ihre Wunder und wurde zu jeder Zeit von ihrer erdrückenden Schuld verfolgt.

Sie legte ihren Namen ab, denn sie lernte, dass es keinen Unterschied zwischen natürlichen und künstlichen Lebewesen gab, von ihrer Herkunft einmal abgesehen. Sie drehte ihre Kennung einfach auf den Kopf und nannte sich von da an Elli.

Sie reiste in die Vergangenheit, in die Zukunft und schließlich an die Enden der Universen.

Die nicht natürlich passierten.

Elli wurde schmerzlich bewusst, dass sie nur eine von einer unzähligen Menge an Mächten vernichtet hatte, die die Realitäten des Multiversums nutzen wollten, um ihren eigenen Untergang hinauszuzögern.

Aber sie hatte die Waffe, um sie alle zu zerschlagen …

Sie war ein Monster. Sie war schuld.

Also musste sie es tun, damit es kein anderer tun musste …

Sie besuchte die anderen Supermächte, noch bevor sie ihre Realitätsbeschleuniger das erste Mal einsetzen konnten und ließ sie vom Nexus verschlingen und zerquetschen. So allumfassend war der Vorgang, dass ihre Ziele nichtmal Spiegeluniversen erschaffen konnten, in denen Elli nie aufgetaucht war. Sie zwang sich, immer hautnah dabei zu sein, damit sie sah, was sie tat, selbst wenn das bedeutete, dass sie allen alternativen Versionen ihrer Selbst in die Augen sehen musste. Dann spürte sie die Überlebenden auf, um sicherzustellen, dass niemals wieder jemand auch nur auf die Idee kam, dass der Erhalt von Universen möglich war.

Und dann tat sie es wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder.


Es ist nicht falsch, von Äonen zu sprechen, in denen Elli von Zivilisation zu Zivilisation reiste, sie alle auslöschte und anschließend alle Flüchtlinge bis zum Tod jagte und ihre Seelen im Nexus einschloss. Viele der von diesen Überlebenden mitgenommenen oder auch nur durch die Raumzeit geschleuderten Artefakte wurden von ihr ebenfalls aufgespürt und vernichtet, wenn sie den Verlauf der Geschichte eines Universums zu verändern und damit zu vernichten drohten, wenn die historische Abweichung so groß wurde, dass sich Realitäten in instabile Spiegelwelten aufteilten, die sofort in sich zusammenfielen. Denn dadurch, dass sie, die aus der Perspektive des Multiversums heraus von Nirgendwo kam, war es schrecklich einfach für Elli, universumszerstörende Paradoxa auszulösen. Historische Zeitwiderstände existierten für sie nicht. Das galt auch auf alle Überbleibsel ihrer Opfer.

Folglich bekamen Menschen, die von schrecklichen Superwaffen getötet wurden, von Elli ihr Leben zurück. Personen, die diesen Dingen vom Ende aller Zeiten ihr Leben verdankten, wurden von ihr wieder in ihre kalten Gräber geschickt, so wie es die Geschichte vorgesehen hatte. Sie brachte Wohlstand in zahlreiche Leben, doch zu ebenso vielen auch Ruin. Alles, um die zugehörigen Welten zu retten.

Dank Logos Klontechnologie konnte sie nach ihrem dreiundzwanzigsten Lebensjahr nicht weiter altern und war somit biologisch unsterblich. Das erlaubte ihr, zu sehen wie sich das Multiversum durch ihre Aktionen neu strukturierte.

Eigentlich abgeerntete Universen erhielten ihre Zeit zurück und brachten neue Zivilisationen und immer neues Leben hervor. Eigentlich durch Aufspaltung vernichtete Realitäten ploppten in die Existenz zurück, als die Geschichte den ihr vorbestimmten Lauf wieder aufnahm. Die Zeit der durch den Nexus vernichteten Universen, die Elli's Welt von Natur aus nicht aufnehmen konnte, wurde auf andere Realitäten verteilt. Darunter waren aber wieder einige, die sich an Realitätsbeschleunigern versuchten. Doch diese fielen Elli ebenfalls zum Opfer.

In der Bilanz hatte Elli am Ende billiardenfach mehr Leben gerettet als vernichtet, auch wenn sie nicht alle Realitäten hatte retten können, aber die Zahl der Toten ließ sich trotzdem mit keinem existierenden Numeral ausdrücken.

Und sie erinnerte sich immer daran. An die Zerstörung, an die Schreie aus unzähligen Kehlen, als Abermilliarden von Welten tosend untergingen. Die furchtvollen Gesichter all jener, die sie gejagt hatte. Völker, die sie in von ihr geschaffenen Einöden und Todeswelten zurückgelassen hatte. Sie verfolgten sie am Tag und verhinderten, dass sie schlief.

Als Forschungsklon konnte sie nicht vergessen. Auch große Mengen Alkohol vermochten es nicht, ihrem Hirn, oder irgendeinem einem anderen Organ ihres Körpers bleibenden Schaden zuzufügen, aber er half ihr zu verdrängen.

Zu schlafen.

Elli versuchte, sich außerhalb des Nexus ein neues Leben aufzubauen, doch ihre Hoffnungen wurden immer zerstört. Sei es durch eine Rebellion, Räuber, Kriminelle, die ihre Kräfte nutzen wollten oder völlig unabhängig dunkle Machenschaften, Elli wurde immer darin verwickelt.

Sie bemerkte, dass sie ein Fremdkörper sein musste, da ihre Heimatwelt faktisch nicht mehr existierte. Nie existiert hatte. Sie war eine Unbekannte in der Raumzeit, als Einzige von allen temporalen Gesetzen ausgenommen.

Und das Multiversum mochte keine Unbekannten. Universen stießen sie ab, wie einen Virus, der gekommen war um sie zu infizieren und verdammten Elli dadurch dazu, niemals außerhalb des Grabes namens Nexus ein Zuhause zu finden. Wo immer sie auch war. Sie fühlte sich wie ein Schmetterling, der im Netz einer Spinne gefangen war.

Und so reiste sie, Göttin ihrer eigenen, leeren Welt, von da an durch den Kosmos, um zu büßen und, so hoffte sie, eines Tages dabei zu sterben.


Die Macht dieser Erinnerungen war zu viel für Chloes Kopf, wohl auch für den von Lawrence. Elli, inzwischen nur noch ein vor Krämpfen zuckender und wimmernder Haufen am Boden, war wie ein Ultrabreitbandsender, der alle anderen Frequenzen einfach plattwalzte und nur ihren eigenen Sender zuließ. Nur mit Mühe gelang es Chloe, sich im letzten Moment aus ihrem Gedächtnis zu lösen, bevor sie unter dessen Last zu zerbrechen drohte. Erschöpft sackte Chloe neben ihr auf den Boden. Lawrence hatte ähnliche Schwierigkeiten, war aber schneller wieder fit.

"Also war es doch Empathie", spie ihr ehemaliger Aufseher mit Abscheu. "Du warst nichts weiter als ein defektes Produkt!"

Lawrence zwang sich unter dem Druck von Ellis psionischer Verbindung an der zusammengesackten Chloe vorbei und trat seinem ehemaligen Schützling so hart in den Magen, dass er vom Boden abhob.

Die wahrscheinlich größte Massenmörderin in allen Welten.

Die seit Jahrtausenden versuchte, Ihre Schuld zu begleichen, wohl wissend, dass es unmöglich war …

Chloes eigene Erinnerungen an ihre Abenteuer mit Elli fluteten in ihren Kopf.

Das hatte sie nicht verdient.

Nicht nach all dem …

Chloe schleppte sich zu ihr und legte sich schützend über sie.

"Was?", entfuhr es Ellis ehemaligen Aufseher zornig. "Du nimmst sie immer noch in Schutz, nachdem du das gesehen hast? Sie hat die größte Zivilisation vernichtet, die jemals existiert hat. Und dann noch mehr!"

"Und sie bereut es jeden Tag", hielt Chloe dagegen. "Sie hat euch vernichtet, um uns vor euch zu retten."

"Erspar mir die Moralpredigt …"

Er steckte seine Pistole ein, griff nach Chloe und warf sie durch den Raum.

Chloe keuchte vor Schmerzen, Elli ebenfalls, als Lawrence sie an den Haaren hochzog.

"Weißt du, der Tod wäre viel zu gut für dich", sinnierte er gefährlich ruhig. "I773, du hast bei Weitem nicht genug verloren, um zu wissen, wie ich mich fühle. Aber ich weiß schon, was ich dafür in Zahlung nehme …"

Er ließ Elli unsanft los und packte stattdessen die sich windende Chloe am Handgelenk, um sie mitzuschleifen. Sie werte sich nach Kräften, aber der Mann war einfach zu stark, jetzt, wo die Wirkung des Links nachzulassen begann.

"Nein!", presste Elli hervor, war aber unfähig sich zu erheben, da ihre Gliedmaßen ihr offensichtlich nicht gehorchten. "Was … hast du … vor?"

Lawrence schenkte ihr ein zufriedenes Grinsen.

"Das SKP hegt bestimmt Interesse an der göttlichen Macht in diesem Mädchen. Ich werde sie extrahieren, damit sie nutzbar wird. Keine Ahnung, wofür die sie benutzen, vermutlich irgendwelche Waffen, oder als Raketentreibstoff, wer weiß. Was mir aber wichtig ist, ist das deine kleine Freundin hier inzwischen zu stark mit dieser Macht vernetzt sein dürfte. Weißt du, was das heißt? Ich werde sie nicht einfach umbringen, I773, ich werde sie und ihre Seele komplett auslöschen. Und das nur, um es dir heimzuzahlen. Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt."

Elli streckte kraftlos die Finger nach Chloe aus, während diese kreischend aus der Zelle gezogen wurde.

Die Tür schloss sich mit lautem Krachen.

Das nächste Mal bei Nexus:
Weltenzerstörer Teil 3

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