Der Zornregulator, Teil 3

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Das letzte Mal bei Nexus:
Der Zornregulator, Teil 2

Beim Sushiblade wird das Sushi traditionell vor dem Kampf von den Kontrahenten angefertigt. Aura und Herr Maehara kneteten in einer Ecke auf einem Tisch ihren Reis zurecht, während Elli in der anderen Ecke zusammen mit einem Dean saß, der versuchte, dieser Situation irgendeine Form von Sinn abzuringen. Elli derweil hatte in ihrer Tasche ein Nexusportal geöffnet und holte sehr feinen Reis heraus.

"Also, um das nochmal klarzustellen, du hast den Zornregulator bei einem Wettkampf gesetzt, bei dem es darum geht, Sushi so zu drehen, dass man anderer Leute Sushi vom Tisch drängt."

Elli holte Lachsrogen aus ihrer Tasche.

"Mhm."

"Und er ist verloren, wenn du gegen zwei Leute verlierst, scheinbar Experten, die gleichzeitig gegen dich allein antreten."

Zum Lachsrogen gesellte sich ein Einmachglas Nordseemiesmuscheln.

"Genau."

"Was davon hältst du für eine gute Idee?"

Elli legte noch ein Blatt Seetang dazu und begann, den Reis zu formen.

Dean kannte Ellis Kochkünste, auch wenn er ihre Auswirkungen noch nie selbst zu spüren bekommen hatte. Wenn man sie dazu brachte, sich an Rezepte zu halten, gab sie eine passable Köchin ab.

Allerdings fand Elli das laut eigener Aussage "derbe langweilig", was dazu führte, dass sie mit Zutaten experimentierte, wenn sie die Gelegenheit hatte. Das Ergebnis war die kulinarische Form des russischen Roulettes. Es konnte so gut schmecken, dass die Konsumenten anfingen, Lieder darüber zu singen oder sie mit Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus befördern.

Was Elli nun mit durch einen Schluck aus ihrem Flachmann chirurgisch ruhigen Händen zusammenstellte, war Sushi gefüllt mit breitgequetschtem Muschelfleisch und Lachseiern, dazu derart fest gepresstem Reis, dass man wahrscheinlich Burgen damit bauen konnte.

Es erschien essbar. Elli machte sich sogar die Mühe, mit den Fischeiern eine kleine Krone auf der Rolle zu basteln.

Ob das reichen würde, um zu gewinnen, war fraglich.

Schließlich fanden sich alle an einem Tisch ein. Zu Deans maßloser Bestürzung hatte sich eine große Menge Schaulustige eingefunden.

Das scheint tatsächlich ein Volkssport zu sein!

Aura präsentierte eine sehr kleine Rolle gefüllt mit fermentierten Sojabohnen, Herr Maehara führte ein Modell mit Ei und öligem Lachs als Kern vor. Beide hatten sehr feinkörnigen Reis benutzt, ihn allerdings nicht so stark gepresst wie Elli.

Alle drei nahmen sich eine Teetasse und ein paar zusammenhängende Essstäbchen und brachen diese auseinander. Dann wurde das Sushi mit den Stäbchen aufgenommen.

Aura, Maehara und Elli schienen nun etwas anzustimmen, das offenbar Tradition beim Sushiblade war.
"Drei, zwei, eins, HEY RASSHAI!"

Sie schlugen mit der Tasse so hart wie möglich auf die Köpfe der Stäbchen und nahmen anschließend die Arme weit auseinander. Das Sushi verließ die Stäbchen und begann aller etablierten physikalischen Gesetze zum Trotz auf dem Tisch gegen den Uhrzeigersinn zu rotieren.

"Auf geht's, Sake Paradox!", rief Maehara.

"Mach sie fertig, Lightning Nattō Spider!", feuerte Aura ihr Sushi an.

Elli für ihren Teil schien sich damit abgefunden zu haben, dass sie hier die Böse war und befahl ihrer Mahlzeit mit der Autorität einer Königin: "Ikura Ocean Crown, zerquetschte sie!"

Sake Paradox und Lightning Nattō Spider umkreisten zunächst Ellis schwereres Sushi, das sich gemächlich drehte.

Um dann aus dem Stand in Richtung von Maeharas Sushi zu beschleunigen. Das kleinere Stück war schneller und wendiger, wurde aber von Ikura Ocean Crown gnadenlos über den Tisch gejagt.

"Was ist das?", sagte Maehara erschrocken. "Wie kann ein so großes Sushi so schnell sein!"

Elli kicherte.

"Genau wie geplant. Ich habe mir schon gedacht, dass einer von euch beiden versuchen würde, seine Drehreibung mit Fischöl zu reduzieren. Ikura Ocean Crown nutzt die entstandene Ölspur auf dem Boden aus, um sein Ziel mit gleichbleibender Geschwindigkeit zu verfolgen."

Der Koch keuchte erschrocken.

Dean fragte sich derweil, wann genau er die Ausfahrt Richtung Vernunft verpasst hatte. Er hing nun auf der Autobahn des Wahnsinns fest und es schien so, als ob so schnell kein Rastplatz kommen würde.

"Nicht, wenn ich ein Wörtchen mitzureden habe!", meldete sich Aura siegessicher zu Wort. "Lightning Nattō Spider, Klebefaden!"

Ihr Sushi schien einen Teil seines Sojabohnenkerns zu verlieren. Nattō, wie dieses Zeug auch genannt wurde, war klebrig, weil die Bohnen von zähflüssigem Schleim umgeben waren. Und der zog nun lange Fäden, die sich um Ikura Ocean Crown wickelten.

Bevor Dean Vermutungen über etwaige Psychokinese anstellen konnte, erreichte Ellis Sushi Sake Paradox. Seine Außenfläche war rutschig, sodass die Nattōfäden nicht an ihm kleben blieben.

Es blieb aber nur bei einem Rempler. Beide Sushis drehten sich weiter.

Neben Dean murmelte ein kleiner Junge mit Brille etwas zu einem älteren Spielkameraden.

"Das war doch ein direkter Treffer. Wie hat Sake Paradox das überstanden?"

"Oh, der Name kommt nicht von ungefähr", wurde ihm leise erklärt. "Der Inarireis, der verwendet wurde, ist sehr solide und kann die meisten Angriffe abfedern. Aber gegen solche Monster wie Ikura Ocean Crown kommt das flaumige Ei im Inneren zum Einsatz, denn der Reis gibt immer noch nach, wenn der Schlag zu groß ist. Das Ei fängt den Schock zusammen mit dem öligen Lachs ab, der den Aufprall durch Rutschen noch weiter abschwächt. Hart, und doch weich, standfest und doch wendig, vor jedem Angriff gefeit. Herr Maehara wird nicht umsonst die Eiserne Wand von Tokyo genannt."

Hätte Dean Tränendrüsen gehabt, er hätte vor Verzweiflung angefangen zu weinen. Er stieg einfach nicht dahinter, was hier falsch lief.

Ikura Ocean Crown führte weitere Angriffe gegen Sake Paradox und schaffte es tatsächlich, ihn etwas auszubremsen, allerdings machte sich langsam das Nattō bemerkbar, mit dem er von Lightning Nattō Spider unaufhörlich eingesponnen wurde. Ellis Sushi wurde langsamer.

"Clever…", murmelte sie und knirschte mit den Zähnen.

"Hmpf, Sie machen formidables Sushi", sagte Herr Maehara mit widerwilliger Anerkennung. "Aber Sie haben den Fehler gemacht, diesen Kampf schnell beenden zu wollen. Sie bringen nicht die Geduld mit, die Sushiblade verlangt."

"Und so jemand beschuldigt mich des Stehlens!", ereiferte sich Aura.

"Oh, haltet die Klappe, mein Sushi dreht sich noch", zischte Elli.

Dean bemerkte mit Entsetzen, wie gehetzt sie auf ihr langsamer werdendes Sushi blickte.

"Nein, nein, nein!", fluchte sie.

"Sag, was du willst, aber das war's", triumphierte Aura. "Meister, lasst es uns beenden. Sie soll ihr Sushi vom Boden und nicht vom Tisch essen."

Der Koch nickte mit ernstem Gesicht. "Sake Paradox! Gletscherschub!"

"Lightning Nattō Spider! Haul In!"

Sake Paradox begann, Ellis Sushi mit kurzen Stößen auf den Rand zuzudrücken, während das von Aura offenbar seine Nattōfäden benutzte, um es zu ziehen.

"Wartet, wartet, WARTET!", flehte Elli.

Ikura Ocean Crown war schon fast über den Rand…

"Und jetzt für den letzten Stoß!", jubelte die Meisterdiebin. "Los, Killing Bite!"

Lightning Nattō Spider gesellte sich zu Sake Paradox. Beide Sushis nahmen gemeinsam Anlauf und rasten auf Ellis geschwächte Schöpfung zu.

Sie selbst gab einen traurigen Ton von sich der ungefähr wie "GNNNNNGGGGG!" klang.

"Ich kann nicht hinsehen…", murmelte Dean und schirmte die Augen ab.

Elli grinste plötzlich sehr breit.

"Nur Spaß. CROWN COUNTER!"

Durch die Rotationsgeschwindigkeit von Ikura Ocean Crown lösten sich einzelne Lachseier aus seinem Aufbau und wurden weggeschleudert. Sie blieben auf der Oberfläche der gegnerischen Sushis kleben und veränderten dadurch ihren Schwerpunkt. Beide Mahlzeiten kamen so vom Kurs ab und rauschten an Ikura Ocean Crown vorbei vom Tisch.

Aura und auch Herrn Maehara klappte die Kinnlade herunter. Dean wollte zwar mitmachen, aber er hatte noch nicht nachgeguckt, was in seinem Mundraum lag. So ließ er den Mund zu und machte nur große Augen.

Elli grinste selbstzufrieden.

"Das nächste Mal solltet ihr euch zweimal überlegen, ob ihr euch wirklich mit dem Golden Fuchs anlegen wollt."

Dem Koch traten die Augen aus dem Schädel.

Es herrschte kurz Stille.

Um Dean herum fielen zu seiner grenzenlosen Verwirrung Leute auf die Knie.

"ES TUT UNS LEID, DASS WIR SIE NICHT ERKANNT HABEN!", schallte es aus zahlreichen Kehlen.

"Bist du wirklich eine so große Nummer in diesem Sport?", fragte Dean.

"Yup, hab zweimal in Folge die Weltmeisterschaften gewonnen", sagte Elli. "Ich hätte euch beide innerhalb von drei Sekunden plattmachen können, aber ich wollte den Leuten hier eine Show bieten. Also, ihr beiden, auszahlen."

Herr Maehara senkte das Haupt.

"M-Meister?", fragte Aura ängstlich.

"Es tut mir leid, Aura. Aber Regeln sind Regeln. Du hast von nun an auf Lebenszeit Hausverbot."

Aura keuchte erschrocken.

"Neeeiiiin!"

"Gut", knurrte Elli. "Und jetzt rück meinen Zornregulator ra-"

Dean war gerade noch schnell genug, um sie auf ihrem Stuhl zurückzuziehen, sonst hätte ihr der Schuss der Plasmakanone den Kopf weggeblasen.

Aura löste sich augenblicklich in Luft auf.

Dean und auch Elli drehten ärgerlich den Kopf zur Tür. Die silberhaarige Kopfgeldjägerin war hereingekommen, noch immer ihre Plasmapistole im Anschlag.

"Hände hoch!", brüllte sie.

Jeder im Raum kam der Aufforderung nach, außer den beiden, denen der Befehl eigentlich galt.

"Du hast mich gerade um meinen Gewinn gebracht!", ereiferte sich Elli. "Wo kommt ihr überhaupt her?"

Die Frau wechselte ihre Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen.

"Wir arbeiten auf einem ganz anderen Level, Bitch."

"Bist du sicher, dass du die beiden nicht kennst?", fragte Dean. "Apropos, wo ist-"

Nero brach durch die Decke direkt über Dean und begrub ihn unter sich. Dann sah er sich aufgeregt um.

"Oh, äh, Ferra, bin ich über der richtigen rausgeko-"

Erst jetzt bemerkte er, dass er Dean mit seinem Gewicht nur in die Knie, aber nicht zu Boden gezwungen hatte.

"Wow, wie viel hältst du aus?"

"Geh runter von mir!"

Dean schüttelte sich, sodass Nero von ihm heruntersprang. Er wollte zuschlagen, aber Nero fing seine Faust ab. Und die andere auch, als er nachsetzte. Und ließ sich zwei neue aus den Schultern wachsen, mit denen er Deans Gesicht bearbeitete.

"Nicht so toll, wenn's dir passiert, nicht wahr?", höhnte Nero. "Aber ich hoffe, das wird nicht zwischen uns stehen."

Dean versuchte frei zu kommen, aber seine Motoren versagten vor Neros schierer Muskelkraft.

Sollte dieser Körper nicht dieselbe Leistung bringen wie sein normaler?

"Beweg dich, Nero, du bist in meiner Schusslinie!", wetterte Ferra hinter ihm.

"Hoppla", sagte Nero und drehte sich trotz Deans Widerstand so, dass die Raucherin auf ihn feuern konnte.

"Moment!", sagte sie plötzlich. "Wo ist die Blonde?"

Nero und auch Dean sahen sich um.

Elli war nirgends zu entdecken.

Dann entstand zwischen Dean und Ferra ein Nexusportal, das die ganze Halle spaltete. Dean, der immer noch von Nero fixiert wurde, übertaktete seine Motoren und wuchtete ihn einfach zusammen mit sich durch das Portal.

Elli wartete auf der anderen Seite auf ihrem Rasen und hatte eine sehr merkwürdige Pose eingenommen.

"Kame … Hame …"

Zwischen ihren Händen bildete sich eine Lichtkugel…

"… HADOOOOOKEN!"

Sie änderte ihre Haltung nicht, aber Nero flog plötzlich wie von Geisterhand ergriffen aus dem Nexus. Deans Reibungskoeffizient wurde offenbar auf null gesetzt, denn er flutschte aus Neros Griff wie frisch geölt.

Der Nexus schloss sich.

"Geht der Move nicht anders?", fragte Dean.

"Schon", bestätigte Elli. "Aber ich greife ihn lieber auf eine Weise an, die er nicht kommen sieht. Komm, wir müssen Aura nochmal finden …"


Maehara, trotz des Chaos bestrebt, die Tradition des Sushiblade fortzuführen, war unter den Tisch gekrabbelt um sein geschlagenes Sushi zu essen. Plötzlich flog der dunkelhäutige Mann aus der Schwärze, doch er schien in dem Moment, in dem er vollständig draußen war, jegliches Bewegungsmoment zu verlieren und fiel zu Boden. Die Wand verschwand.

"Mist, nicht schon wieder!", ärgerte sich die silberhaarige Frau. "Komm, Nero, wir müssen sie einholen."

"Ich komm ja schon", keuchte Nero und stand schwerfällig vom Boden auf. Seine beiden zusätzlichen Arme zogen sich derweil in seine Schultern zurück.

Nachdem er aus der Sushibude gewankt war, kamen die anderen Gäste allmählich wieder aus ihrer Deckung.

"Was war das denn?", fragte einer verwirrt.


Irgendwo im australischen Outback, wo sich keine Menschenseele jemals hin verirrt, liegt ein kleiner Standort der Foundation. Es war ein Standort, der dazu diente, die blutrünstigsten Kreaturen einzusperren, die die Foundation kannte.

Agent Meyers, eine bis an die Zähne bewaffnete Wache, schaute sich gelangweilt in den Gängen um, die er patrouillierte. Sicherlich, Langeweile hieß, dass er vermutlich länger lebte, aber manchmal wünschte er sich schon, dass irgendwas passierte.

Der Ausbruchsalarm plärrte plötzlich los.

Scheiße!

Er hatte es ja herausfordern müssen …

Der Raum, um den es ging, war einer, den man im Falle eines Ausbruchs eigentlich auf keinen Fall betreten sollte. Komischerweise war die große Stahltür fest verschlossen, als er ankam.

"Was ist denn los? Hat sich die blöde Echse durch die Wand gegraben?

Das war insofern beeindruckend, als dass sie hier etwa fünfzig Meter unter der Erde und in jede Richtung von mehreren Metern Stahlbeton umgeben waren.

Agent Kennedy, der neben der Tür an einem Schaltpult herumfummelte, war leichenblass.

"Äh, nein. Es scheint eher, als ob irgendwas eingebrochen ist."

"Wer ist so wahnsinnig und bricht hier ein?", fragte eine weitere Wache.


Elli öffnete den Nexus in einem großen Stahltor und betrat den großen Raum. Hier drin gab es nichts außer einem riesigen Tank aus Stahl. Und Aura.

Sie malte gerade irgendwas an die Wand des Tanks.

"Aura, ich habe dich fair besiegt", mahnte Elli sie. "Jetzt gib mir endlich meinen Regulator!"

Hinter ihr trat Dean aus dem Nexus, der sich anschließend schloss.

Aura drehte sich um.

"Oh, na, wie fühlt sich das an, wenn man jemandem hinterherrennt, ohne je von ihm die Beachtung zu bekommen, die man verdient!", höhnte sie. "Also ich fühl' mich super. Endlich klebt mir mein Idol auf Schritt und Tritt an den Hacken."

Elli verdrehte die Augen.

"Aura, ich bin so kurz davor, dich einfach einzusacken und in eine Kerkerdimension zu schmeißen!"

"Hemmung!", lachte Aura. "Ich weiß, dass du mich zu gern hast, Elli. Aber weißt du, die da", sie deutete auf Dean, "Steht unserer Liebe im Weg. Du willst den Zornregulator für sie, oder? Schau nicht auf sie! Schau auf mich!"

"Äh, kannst du mich da rauslassen?", fragte Dean. "Ich bin normalerweise ein Kerl, auch wenn das für Elli keinen Unterschied macht."

"DU hältst die Klappe", zischte die Diebin. "Du bist auf meiner Shit-List. Und weil das so ist, gebe ich dir was zum dran knabbern."

Sie holte etwas aus der Tasche, das Elli als Miniatur-Realitätsanker erkannte. Gleichzeitig begann sie mithilfe ihres Anzugs unsichtbar zu werden. Elli spürte, wie die Realität um sie herum dichter wurde. Sie würde den Nexus nicht mehr öffnen können.

Und dann stellte sie fest, dass Aura mit explodierender Tinte auf den Tank geschrieben hatte.

Der Tank brach auf und etwas stampfte mit einem ärgerlichen Zischen heraus, während sich Salzsäure auf dem Boden verteilte. Dadurch, dass sie auf einer Stufe am Rand des Raumes standen, erreichte die ätzende Flüssigkeit sie zwar nicht, aber das dabei entstehende Chlorwasserstoffgas zwang Elli dazu, unaufhörlich zu husten.

Das Wesen, das in dem Tank eingesperrt war, war eine Art Krokodil mit langen Beinen, vielleicht zehn Meter lang. Es war durch die Salzsäure halb zersetzt, aber man konnte dabei zusehen, wie sich wieder Muskeln und Haut über die blanken Knochen zu spannen begannen.

"Oh Mist!", hustete Elli. "Einer von Draußen!"

In diesem Augenblick bemerkte das Wesen sie beide. Und Dean ließ seinen Ekel ob der freiliegenden Knochen und Organe freien Lauf.

"Oh, wie ekelhaft!", sagten er und das Reptil wie aus einem Mund.

Das Monster blinzelte kurz und brüllte dann zornig.

"Tschuldigung", nuschelte Dean.

Das Wesen rauschte auf ihn zu und klappte seinen halb verätzten Kiefer auf. Elli warf sich zur Seite und rannte zum Kontrollpanel neben der Tür. Sie konnte nicht mehr lange hier drin bleiben, die Salzsäure begann in ihren Lungen zu brennen.

Sie kannte die von Draußen aus anderen Dimensionen. Wenn eine Zivilisation das Pech hatte, einem zu begegnen, bevor sie ein bestimmtes technologisches Niveau erreicht hatte, waren sie eine Katastrophe und es war nur eine Frage der Zeit, bevor ihr Planet und nachfolgend ihr Sonnensystem vollständig sterilisiert wurden. An anderen Orten waren sie einfach nur Ungeziefer oder vollständig ausgerottet. Leider galt für Elli ohne den Nexus der Teil mit dem Ende des Lebens. Dean schaffte es mit seiner Körperkraft, den Kiefer des geschwächten Monsters aufzustemmen und dadurch nicht gefressen zu werden, aber mit jeder Sekunde, die er gegen es kämpfte, würde es stärker werden. Seine Zunge wurde bereits länger und bildete eine hässliche Klinge am Ende aus.

Bevor der von Draußen jedoch zustechen konnte, warf Dean seinen Kiefer zur Seite, der daraufhin zuschnappte. Das Ungeheuer biss sich dabei die eigene Zunge ab und brüllte schmerzerfüllt.

Elli machte sich derweil am Schaltpult zu schaffen und kramte ihren Hacker-Stick aus der Tasche. Das Panel hatte einen Port für Überprüfungsgeräte, wenn der Wartungsdienst wissen wollte, ob das Gerät noch funktionierte. Elli rammte ihr Gerät dort hinein und tippte hastig. Ihr wurde allmählich schwindlig, weil sie nicht aufhören konnte zu husten.

Das Tor öffnete sich mit einem lauten Klacken. Elli zog ihren Stick ab und huschte hinaus, als der Spalt groß genug war.

Auf der anderen Seite warteten einige Soldaten in Verteidigungsstellungen. Zahlreiche schwere Waffen wurde auf sie gerichtet.

"Äh… Der von Draußen ist noch drin", versuchte sich Elli zu retten und hustete ausgiebig, um die Salzsäure aus ihrem System zu bekommen.

Dean flog hinter ihr unter lautem Fluchen aus der Kammer und klatschte gegen die Wand gegenüber der Tür.

"Okay, bevor irgendeiner fragt, wir haben ihn nicht rausgelassen!", verteidigte sich Elli noch, bevor das Wesen hinter ihr aus der Kammer sprintete und das Maul öffnete, um Elli zu verschlingen.

Nur, um von Kugeln regelrecht durchsiebt zu werden.

Es dauerte nicht lange, bis die Echse begann, Panzerplatten und kevlarartiges Gewebe auszubilden, aber Elli brachte dem nicht viel Aufmerksamkeit entgegen. Sie schnappte sich Dean, der sich vom Boden aufsammelte und rannte zwischen den Soldaten hindurch, die viel zu beschäftigt damit waren, etwas ohnmächtig zu schießen, dass sie garantiert ausradieren würde.

"Elli, was machen wir?", fragte Dean.

"Aus dem Wirkungsbereich des Realitätsankers rauskommen, damit ich in den Nexus zurück kann", erklärte Elli.

Sie kamen an ein paar Truppen vorbei, die offenbar nachzogen. Hinter ihnen ertönte ohrenbetäubendes Gebrüll.

Ein Zehnertrupp im Look der australischen Kampftruppen hielt vor ihnen an.

"Hey! Was habt ihr denn hier verloren?"

"Wir wollen eigentlich gehen", versuchte ihm Elli zu erklären, aber mehrere Gewehrläufe richteten sich auf sie.

"Mitkommen!", knurrte der Anführer.

Der Trupp nahm sie in die Mitte und führte sie ab.

Ich muss von diesem Kontinent runter, dachte sich Elli mit Augenmerk auf den von Draußen.

Sie fühlte plötzlich ein Blatt Papier in der Hand.

Neben ihr stand niemand, aber sie meinte, ein kurzes Flimmern in der Luft wahrzunehmen.

Auras Tarnvorrichtung?

Sie faltete das Papier unbemerkt auseinander. Es zeigte das Profil einer grauhäutigen Kreatur, die wie ein Mensch mit zu langen Gliedmaßen aussah. Und zu großem Unterkiefer.

Oh … Scheiße …

Darunter stand eine Nummer.

"Wo ist SCP-096?", fragte sie.

Die Wachen drehten sich misstrauisch zu ihr um, während Dean neugierig das Foto studierte.

Dann wurden sie leichenblass.

Elli meinte, in der Ferne über das Brüllen des Monsters hinweg eine Art Kreischen zu vernehmen.
Definitiv zu nahe.

Die Wachen entfernten sich langsam von ihr.

"Es tut mir leid, meine Dame, aber Sie sind tot."

In dieser Nachricht war grenzenloses Bedauern zu hören.

Elli schaute an sich hinunter.

"Offensichtlich nicht", merkte sie an, auch wenn sie wusste, worauf der Soldat hinauswollte.

"Wenn der Kerl auf dem Foto Sie findet, schon", sagte die Wache trotzdem. "Und er hat bisher jeden gekriegt, der sein Gesicht gesehen hat. Tun Sie uns den Gefallen und gehen Sie irgendwo hin, wo wir das Biest später wieder leicht eintüten können."

"Hehe, ganz sicher nicht."

Elli rannte gefolgt von Dean los. Die Wachen machten keine Anstalten, ihnen zu folgen. Wahrscheinlich war ihnen der fast sichere Tod durch die Echse lieber als der sichere Tod durch diese graue Kreatur.

Das Kreischen hielt hinter ihr an. Sie hatte noch etwa zehn Minuten, in denen sie Vorsprung aufbauen konnte.

Sie musste nach oben gelangen. Am besten in einen Helikopter.

Zu ihrem Glück erreichten sie in der Anlage aus weißem Beton einen Fahrstuhl. Er benötigte ein Passwort, aber Elli überging das mit ihrem Stick. Und verdreifachte seine Geschwindigkeit.

"Dean?", fragte sie, nachdem sie beide eingestiegen waren. "Sei so gut und lauf mit rudernden Armen und Beinen umher. Beweg dich so unvorhersehbar wie möglich. Wenn sie dumm genug war, ist Aura mit eingestiegen."

Dean und auch Elli begannen in dem Frachtenaufzug eine Art Ausdruckstanz, der wahrscheinlich nur von Wesen aus der achten Dimension korrekt interpretiert werden konnte, während der Fahrstuhl weiter nach oben stieg.

Aura wurde von keinem der umherfliegenden Gliedmaßen getroffen, allerdings spürte Elli keinen Abfall der Realität. Der Anker musste extrem stark sein.

Der Aufzug hielt an der Oberfläche und die beiden rannten hinaus. Wachen, denen sie in den weißen, vom Getöse der Alamrsirenen erfüllten Hallen begegneten, wurden von Dean einfach umgerempelt, unabhängig davon, ob man auf ihn schoss oder nicht.

"Wenn ich Aura in die Finger kriege, lasse ich mir was für sie einfallen", knurrte Elli.


Das Wesen, das einfach nur SCP-682 genannt wurde, brach stocksauer durch die Reihen der Verteidiger. Es würde nicht eher ruhen, bis die Welt von diesen ekelhaften Dingern bereinigt worden war. Ihm waren inzwischen dicke Panzerplatten gewachsen, unterlegt mit zahlreichen Geweben.

Während es durch die Gänge raste und dabei jeden verschlang oder zerfleischte, der ihm begegnete, hörte es plötzlich etwas.

Es klang wie Geschrei.

Es dauerte kurz, aber dann erinnerte es sich an dieses Gezeter. Es kannte die Kreatur, die diese Töne ausstieß. Hatte ihm die letzte Abreibung etwa nicht gereicht?

Unvermittelt brach der Boden vor ihm auf und das graue Wesen brach hindurch. Es ignorierte die Echse, krallte sich stattdessen mit Händen und Zehen in die Wand und kletterte daran hoch, um die nächste Decke zu durchschlagen.

SCP-682 sah dem Ganzen zu und beschloss dann, diesem Ding einfach zu folgen, es würde so schneller an die Oberfläche gelangen.


Elli und Dean schafften es fünf Minuten später, den Standort durch einen Notausgang zu verlassen und kamen an einem großen Hubschrauberlandeplatz raus.

"Zum Helikopter!", gebot Elli.

"Welchem?", fragte Dean mit einem Blick auf das knappe Dutzend Flugmaschinen vor ihnen.

Es gab die unterschiedlichsten Größen.

"Ist egal, irgendeinem. Und werf' den Piloten raus!"

Dean nahm eine kleine Maschine ins Visier, vermutlich als Evakuierungsmittel für VIPs gedacht, von denen gerade ein paar einsteigen wollten.

Er warf sie alle kurzerhand hinaus und griff sich dann den Piloten. Dass auch der wie die Wachen zuvor auf ihn schoss, ignorierte er geflissentlich. Elli war ein wenig stolz auf die neue Außenverkleidung, man brauchte Hohlladungen, um an die Maschinerie dahinter zu kommen. Die Kugeln konnten nichtmal den Hautüberzug beschädigen.

Den Anzug, den Dean trug, aber schon. Nicht, dass sich Elli über den Anblick beschwert hätte.

Nachdem der Pilot K.O.-geschlagen worden und aus dem Hubschrauber befördert worden war, nahm Elli am Steuer Platz.

"Okay, ganz ruhig, wenn du einen Hubschrauber geflogen hast, hast du alle geflogen …", murmelte sie zu sich selbst.

"Du hast bisher keinen von ihnen ordnungsgemäß gelandet", meldete Dean an, als er vom Türenschließen zurückkam.

"Das lag daran, dass ich betrunken war, Dean", verteidigte sich Elli und trank aus ihrem Flachmann, während sie die Maschine allmählich zum Leben erweckte. Der Rotor begann sich schneller und schneller zu drehen.

Hinter dem Gebäude schoss plötzlich eine Fontäne aus Staub und Betontrümmern empor.

Elli hörte das Gekreische des grauen Wesens und es kam schnell näher.

Und es wurde vom dröhnenden Brüllen vom dem von Draußen untermalt. Dann folgten Schüsse aus zahlreichen Waffen und das Knallen von Panzerkanonen.

Beruhigt stellte Elli fest, wie der Hubschrauber endlich genug Auftrieb erzeugte, um vom Boden abzuheben, just als SCP-096 durch eine Wand aus Kanistern brach.

Elli zog am Steuerknüppel und der kleine Hubschrauber machte einen regelrechten Satz nach oben.
Sie atmete hörbar aus.

"Wie erwartet, du denkst so schnell!", freute sich Aura neben ihr auf dem Sitz des Copiloten.
Dean und Elli drehten sich ungläubig zu ihr.

"Wie zum Henker bist du hier reingekommen?!", entfuhr es Elli.

"Ich war mit euch im Fahrstuhl und bin euch gefolgt", erklärte Aura sachlich. "Was macht die eigentlich noch hier!?", fragte sie mit einem Blick auf Dean.

"Aber wir haben doch-", begann Elli.

"Oh bitte, das Gezappel im Fahrstuhl? Ich bin eine Meisterdiebin, Elli", unterbrach sie Aura selbstgefällig. "Es war ein Leichtes, euch zu entgehen. Schau, wenn du die Große jetzt rauswirfst und mich stattdessen mitnimmst, werde ich den Realitätsanker deaktivieren. Klingt doch gut, oder?"

Elli gab ihr den Blick der ultimativen Genervtheit.

"Dean, schlag sie bewusstlos."

"Mit Freud-"

Der Hubschrauber kippte plötzlich zur Seite. Zahlreiche Alarmsysteme plärrten los.

Das Gekreische des grauen Dings war ganz nah. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte Elli, dass es mit einer Hand am Landegestell des Helikopters hing und festen Halt zu bekommen versuchte.

Es musste hochgesprungen sein.

"Evakuierung!", brüllte Elli.

Dean packte Aura an der Gurgel und zerrte sie hinter Elli zur Tür.

Alle drei versuchten, zu den Fallschirmen zu gelangen, aber SCP-096 schien endlich Halt gefunden zu haben und riss die Tür des Hubschraubers ab. Der Sog zog sie alle drei hinaus und Elli entging der zugreifenden Hand des Monsters nur um Haaresbreite.

Nichtsdestotrotz stürzten sie nun ungebremst in die Tiefe.


Nero mampfte eine Tüte Gummibärchen, während er neben Ferra im Cockpit des Space Speeders saß. Er steuerte, weil er der nachweislich bessere Pilot war. Ferra war aus ähnlichen Gründen für die Bordbewaffnung zuständig.

Der Space Speeder sah aus wie das mattgoldene Kopfende eines sehr schmalen Dreizacks, was den beiden Subraumreaktorantrieben geschuldet war, die das Schiff antrieben und durch Realitäten katapultieren konnten. Das Gefährt war etwa fünfzehn Meter lang und an seiner dicksten Stelle sieben Meter breit, dazu kam eine Höhe von vier Metern. Es reichte für die beiden und ihre persönlichen Habseligkeiten. Für die beiden war dieses Schiff ihr zu Hause.

Im Moment bretterten sie durch den Nullraum.

"So, wir sind gleich da", sagte Nero. "Hab' die Koordinaten angeglichen, damit wir beim Wiedereintritt nicht direkt auf dem Boden rauskommen, wie letztes Mal. Hätten bald einen Laster gerammt. Aber gut, der hätte sonst die alte Frau überfahren, also haben wir heute etwas Gutes getan. Wir sollten vielleicht öfter-"

"Halt die Klappe und konzentrier dich auf's Steuern", kam es vom Copilotensitz.

"Ist ja gut. Wiedereintritt erfolgt … Jetzt!"

Mit einem Lichtblitz erschien das Realitätsschiff über einer Art Industriekomplex.

"Oha", machte Ferra, als sie das Gebiet gescannt hatte. "Wir sind über einer Einrichtung vom PARAGON rausgekommen. Sind hier zum Glück nicht weit genug mit der Technologie, um uns gefährlich zu werden."

"Bah, der PARAGON … Hm, was ist denn da los?"

Nero deutete auf eine Spur der Verwüstung. Die Leute dort feuerten auf irgendwas.

"Hm, das ist einer von Draußen …" sagte Ferra.

"Hat uns so einer nicht letztens unser Kopfgeld weggefressen, bevor wir es einsacken konnten?", erkundigte sich Nero.

Die beiden sahen sich an.

"Partikelkanone?", fragte Ferra mit leuchtenden Augen.

"Partikelkanone", bestätigte Nero grimmig.

"Yay. Partikelkanone."

Auf dem Space Speeder, der inzwischen auch am Boden Aufmerksamkeit auf sich zog, fuhr an der Unterseite eine längliche Kanone mit dicken Wänden aus.

Die Waffe schwenkte auf die riesige Echse, die gerade auf einem Panzer herumkaute.

"Friss das, du nicht-lebendes Arschloch!", brüllte Nero.

"Partikelkanone!", freute sich Ferra stoisch neben ihm.

Das Schiff feuerte einen grellweißen Strahl aus Licht ab, der das Monster mit einem nicht unerheblichen Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit erreichte und zu einer blendenden Explosion führte, deren Druckwelle Fensterscheiben in mehreren Hundert Metern Umkreis zerbrach und die Wände naher Gebäude eindellte. Fahrzeuge und Menschen wurden von der Explosion davongeschleudert oder zumindest umgeworfen.

Es gibt viele Dinge, die die von Draußen überstehen.

Vollständige subatomare Auslöschung gehörte allerdings nicht dazu.

"Und fick dich, PARAGON!", setzte Nero noch nach.

"Hehe … Partikelkanone …"

Ferra sah zufrieden aus dem Fenster.

"Oh Mist! Nero, da drüben!"

Nero schaut in die angegebene Richtung.

"Ist das …"

"Ja, jetzt flieg schon rüber!"

Nero ließ sich das nicht zweimal sagen. Wenn man das Kopfgeld als breiige Masse vom Boden aufsammeln musste, gab es bei der Abgabe immer Diskussionen…


Neben Elli entwickelte sich ein Gerangel zwischen Dean und Aura, als sich die Diebin zu befreien versuchte.

Über ihnen ließ das Monster schreiend von dem abstürzenden Hubschrauber ab und sprang Elli hinterher.

Aura neben ihr holte ein kleines Gerät hervor.

Elli erkannte es als den Realitätsanker, aber noch bevor sie auch nur reagieren konnte verschwand Aura.

Zusammen mit Dean.

Elli spürte, wie die Realität um sie herum wieder normale Werte annahm.

Sie konnte den Nexus wieder öffnen…

Aber wo? Sie hatte keinen Rahmen…

Kurz überlegte sie, ob sie in ihrer Tasche nach ihrem aufblasbaren Rettungsring suchen sollte, den sie für solche Fälle dabei hatte, aber das würde sie zu sehr ausbremsen. Über ihr fiel nämlich immer noch SCP-096 um sich schlagend und schreiend dem Erdboden entgegen.

Keine rosigen Aussichten für Ellis längerfristiges Überleben …

Unter ihr kam plötzlich ein Interealitätsschiff angeflogen. Sie erkannte einen der Kopfgeldjäger im Cockpit.

Das Schiff führte ein extrem gewagtes Manöver aus. Es drehte Elli sein Heck zu und öffnete die Ladeluke. Darin wartete der Cyborg auf sie. Das Schiff schien Schwerkraftgeneratoren zu besitzen, denn sie konnten auf dem vertikal zur Erde ausgerichteten Boden stehen.

Perfekt.

Elli machte sich gerade und beschleunigte damit ihren Fall.

Die Frau schien mit einem Traktorstrahler auf sie zu zielen. Wenn der sie traf, war es das. Dann war sie gefangen.

Jetzt oder nie!

Elli öffnete den Nexus in der Ladeluke direkt vor der Frau und fiel kurz darauf hindurch. Sie konnte den Cyborg auf der anderen Seite enttäuscht aufschreien hören, während sie weit über ihrem Rasen dem Boden entgegenraste.

Sie schloss das Portal.

Aber da war immer noch Gekreische hinter ihr.

Als sie sich umdrehte sah sie, dass die graue Nervensäge mit durch das Portal gefallen war.
Elli setzte ein genervtes Gesicht auf.

"Du bist wohl unvermeidlich, hm?", fragte sie. "Aber nicht hier drin, du Sack!"

Sie schnippte mit den Fingern und SCP-096 löste sich augenblicklich in grauen Staub auf.

Elli teleportierte sich auf den Boden.

"Dämliches Vieh …"


Agent Custer, MTF-Soldat, rappelte sich vom Boden auf und schaute ungläubig gen Himmel, wo das Raumschiff mit einem Lichtblitz verschwand.

Sein Funkgerät knackte.

"Agent Custer, hier ist der Kommandoposten. Hören Sie mich?"

"Äh … Ja, Kommandoposten. Habt ihr das gesehen?"

"Ja aber selbstverständlich. Wie ist der Status zu SCP-682 und -096?"

"Nun, der Graue ist in dem Raumschiff verschwunden und die Echse …"

Er drehte sich um zu dem Krater, von dem er weggeschleudert worden war. Ihm tat immer noch alles weh vom Aufschlag, aber wenigstens hieß das, dass er noch lebte.

Er wollte eigentlich, dass das auch so blieb, aber er musste sich dem Loch nähern, das noch immer qualmte.

Das dauerte eine Weile, da er sich mit der Geschwindigkeit einer arthritischen Schildkröte bewegte, aber schließlich konnte er über den Rand gucken.

"Äh, Kommandoposten?"

"Wir hören?"

"Hier, äh, in dem Loch, da… Da ist gar nichts drin. Geschmolzenes Gestein, hier und da qualmt's, aber keine Spur von 682."

"Sind Sie sich sicher? Wir haben gerade nochmal die Überwachungsaufnahmen überprüft, während und nach der Explosion hat SCP-682 den Krater nicht verlassen. Ist irgendwo ein Loch, das es gegraben haben könnte?"

"Nein, Kommandoposten, das Viech ist einfach weg, hier ist nur geschmolzenes Gestein."

"Standby …"

Agent Custer atmete hörbar auf. Er wusste nicht warum, aber irgendwie wusste er, dass die Echse nicht mehr war. Also war es doch möglich, dem Grauen dieser Welt entgegenzutreten. Er konnte es fühlen. Es brachen interessante Zeiten an …


Elli schaute auf ihren Detektor, als sie die Realität betrat, in der sich Aura gegenwärtig aufhielt. Sie hatte die Welt vorher sondiert.

Die Diebin schien Dean ernsthaft töten zu wollen. Sie hatte sich eine der schlimmsten Welten gesucht, die Elli bekannt waren. Sie selbst stand jetzt in dem obersten, noch immer intakten Stockwerk einer Hochhausruine und hielt Ausschau nach ihrem Begleiter.

Sie befanden sich in den Ruinen von Buenos Aires, wie es schien.

Sie fand Dean unter sich am Boden, wie er vor etwas davonrannte, das etwa zwanzig Meter groß war und zehn dicke lange Beine besaß. Es sah aus wie eine schwarze Schnecke, die jemand zu einem Spinnenpanzer hatte umbauen wollen. Dazu kamen zwei giftgrüne Augen und ein kreisförmiger Mund, der nach Dean schnappte. Blaugrüne, leuchtende Linien liefen über den Körper.

Dean versuchte, sich in einem Loch in Sicherheit zu bringen, doch just als er hinein hüpfte, öffnete Elli den Nexus unter ihm und ließ ihn neben sich aus der Tür fliegen.

Dean landete ziemlich verdutzt auf dem Hosenboden.

"Elli! Puh, hab gedacht, du brauchst länger. Dieses Miststück hat mich direkt vor dieses Scheusal gebeamt und ist dann sofort unsichtbar geworden. Wo sind wir hier überhaupt?"

"Argentinien", antwortete Elli nur und holte ein futuristisch aussehendes Fernglas aus ihrer Tasche.

"Sieht nicht aus wie Argentinien", merkte Dean an. "Was ist hier passiert? Überall rennen solche Monster oder X-Men-Verschnitte rum. Jemand hat versucht, mich mit Tentakeln festzuhalten, die aus Schatten beschworen wurden."

Elli schnalzte ärgerlich mit der Zunge, weil sie das verpasst hatte.

"Die Welt hier ist Opfer eines außerweltlichen Parasiten geworden. Er mutiert seine Opfer teilweise bis zur Unkenntlichkeit und gibt ihnen Superkräfte. Mehr Superkräfte, als für den Planeten gut sind. Bleib wachsam, hier sind alle verrückt geworden.

"Könnten wir nicht einfach Fünfe gerade sein lassen und wieder gehen?", fragte Dean. "Ich meine, wir kriegen wahrscheinlich auch anderswo einen Zornregulator."

"Und riskieren, dass Aura dich nächstes Mal wo absetzt, wo ich dich nicht aufspüren kann, wenn wir uns wieder begegnen?", fragte Elli und gluckste humorlos. "Nein, das endet hier, Dean."

Dean zuckte resigniert mit den Schultern.

"Ah, ich habe sie", sagte Elli, während sie mit dem Fernglas durch mehrere Wände schaute. "Sie hat ihre Tarnvorrichtung an… Und sie kommt auf uns zu?"

Sie spürte, wie sich um sie herum die Realität zu verändern begann. Elli neutralisierte die geplante Änderung, als der Hume-Wert für einen Sekundenbruchteil fast gen null sackte und nutzte die Gelegenheit, sie vom Gebäude runter zu teleportieren, bevor es womöglich noch einstürzte.

Unten angekommen setzte sie wieder ihr Fernglas an die Augen.

"Was war das denn?", fragte Dean verwirrt.

"Irgendwer wollte uns die Realität diktieren", antwortete Elli. "Aber, ich lehne anderer Leute Realität ab und ersetze sie durch meine eigene, wie du weißt."

"Und wir befinden uns noch in ihrer unmittelbaren Umgebung weil?"

"Fahr mal den Arm nach links aus."

Dean tat wie geheißen und traf eine unsichtbare Aura, die gerade versucht hatte, an ihnen vorbeizurennen. Ihre Tarnvorrichtung fiel aus, als sie hinfiel. Elli zog sie an den Haaren wieder hoch.

"Wie hast du-", fing sie an, wurde aber von Elli unterbrochen.

"Ich bin weiter in der Zukunft gewesen als du. So, Aura, letzte Chance. Gib mir den Zornregulator und versprich, dass du uns von nun an in Ruhe lässt."

Aura drehte sich mit zornigem Gesicht zu ihr.

"Warum!? Was muss ich tun, damit ich deine Achtung bekomme! Ich habe den PARAGON beklaut, korrupten Regierungen die Atomraketen abgenommen, Hölle, dich habe ich sogar überlistet!"

"Du verlangst nicht nach meiner Achtung", belehrte Elli sie. "Du verlangst meine Aufmerksamkeit. Und wenn du meine Freunde in Gefahr bringst, bist du unten durch bei mir, Aura."

"Das habe ich mir gedacht …", knurrte die Diebin. "Aber wenn du nicht bei mir bist … Dann sollst du bei niemandem sein!"

Hinter Elli flog ein Mensch um die Ecke. Es schien ein Mann zu sein, aber wie gesagt, er flog und hinter ihm schwebten fünf konzentrische Ringe, auf denen geometrische Formen in entgegengesetzten Bahnen liefen.

Elli spürte, wie von dem Wesen eine Realitätsveränderung ausging und darauf abzielte, sie alle drei zur Salzsäule erstarren zu lassen. Elli änderte diese so ab, dass er plötzlich sämtliches kinetisches Moment relativ zur Erde verlor.

Das Problem dabei war, der Planet drehte sich unter ihm weiter, wodurch er mit vierhundertfünfundsechzig Metern pro Sekunde nach Westen schoss und in einige Hausruinen krachte.

Aura klappte die Kinnlade herunter.

"Hast du gerade …"

"Das überlebt der schon", winkte Elli ab. "Dafür ist sein Hume-Potential hoch genug. Wird aber eine Weile dauern, bis er wieder aufwacht."

"Äh, nein, du hast gerade den Herrscher von Buenos Aires zerlegt. Damit bist du die neue Chefin hier."

"Ja, und?"

Aura sah sich furchtsam um.

"Jetzt werden sie kommen, um dir den Titel wieder abzuluchsen …"

"Was?"

Eine Art blaugrün leuchtender, halb zum Nashornkäfer mutierter Mensch brach durch eine Wand neben ihr und versuchte, sie über den Haufen zu rennen. Dean packte ihn und benutzte dessen Bewegungsmoment um ihn über die eigene Schulter zu schleudern. Der Käfermann krachte auf den Boden und rollte sich auf den Bauch, um wieder aufzustehen. Durch seine Panzerplatten schien er keinen Schaden genommen zu haben.

Elli versuchte, auf einen Hauseingang zu zu rennen, um den Nexus zu öffnen, während sich Dean Aura schnappte, aber plötzlich verzerrte sich der Raum vor ihr und eine Frau mit komplett silberner Haut trat aus der Verzerrung. Sie hatte bis zum Boden reichendes Haar und grinste.

Plötzlich schrumpfte die Distanz zwischen ihr und Elli, ohne dass sie sich bewegte. Sie holte ihre Bratpfanne hervor und schlug zu. Die Frau versuchte, das Küchenutensiel durch eine Raumverzerrung zu zerstören, aber unzerstörbarer Stahl ließ sich von geändertem Raum nicht beeindrucken. Elli traf und schickte ihre Angreiferin zu Boden.

Um sie herum tauchten mehrere, teilweise blaugrün leuchtende Gestalten auf. Viele waren menschlich, aber Wesen wie die Nacktschnecke, die Dean verfolgt hatte, war ebenso dabei.

Dean, Aura und Elli wurden in der Mitte der Straße zusammengetrieben wie Rehe, die von Wölfen gejagt wurden.

"Irgendwelche Ideen, Elli?", fragte Dean. "Wir brauchen dringend welche."

"Ich denk ja nach!"

"Tu es schneller!"

"HEY! FINGER WEG VON UNSERER ALTERSVORSORGE!"

Um sie herum ging ein Hagel aus Maschinenplasmafeuer nieder und verwandelte alles was brennen konnte zu Asche. Als Elli und Dean nach oben blicken, sahen sie das Raumschiff der Kopfgeldjäger. Aus seiner Oberseite waren mehrere rauchende Waffenläufe ausgefahren.

Das Schiff schien auf Autopilot zu sein, denn seine beiden Insassen sprangen aus sicherlich zehn Meter Höhe aus dem Gefährt, die Frau in den Händen des Mannes. Er kam unversehrt auf dem Boden auf, in dem er einen Krater hinterließ und die Frau feuerte aus dem Brauttragegriff heraus etwas auf Elli. Die wich gerade noch rechtzeitig aus, wodurch Aura am Arm getroffen wurde. Elli spürte, wie die Realitätskonzentration anstieg. Ein Blick auf die Diebin bestätigte ihren Verdacht. Man hatte ihr ein Scranton-Armband angelegt.

"Ferra, lass es krachen!"

Der Kopfgeldjäger namens Nero setzte seine Partnerin ab und stürzte sich sofort auf Dean. Seine Hände verwandelten sich dabei in riesige, fürchterliche Klauen.

"Schau, ich will dich nur ungern zerfleischen, aber ich nehme stark an, dass ich dich nicht auf einen Kaffee einladen kann, Missy."

Dean sprintete nach vorn, überwand die Klauen und rammte seinen Gegner an der Brust, der dadurch nach hinten geschleudert wurde.

Dabei kamen die Krallen aber wieder an ihm vorbei, was ihn einen Arm kostete und mehrere tiefe Einschnitte in seinem Torso hiterließ. Funkten stoben aus ihm hervor.

Nero bekam große Augen, als er das sah.

"Ja was zum- Du bist ein Roboter?!"

"Und eigentlich ein Typ", bestätigte Dean.

Der Kopfgeldjäger rang mehrere Sekunden lang vor Unglauben nach Atem.

"NEIN, MEINE SCHÖPFUNG!", weinte Elli, die Deans Demolierung mitangesehen hatte.

Dann mussten sie und Aura vor zwei Impulspistolen Reißaus nehmen, die die Kopfgeldjägerin gleichzeitig bediente. Sie schien allmählich sauer zu werden, da sie sich Mühe geben musste, ihre Zigarre nicht zu zerbeißen.

"BLEIBT! VERDAMMT NOCHMAL! STEHEN!"

Elli dachte gar nicht daran. Sie konnte sehen, dass Ferra eigentlich eine gute Schützin war, aber anders als Aura war sie offenbar nicht an Personen gewöhnt, die sich zufällig und entgegen etablierter Flucht- und Ausweichmuster bewegten. Aber wenn sie wegzulaufen versuchten, setzte die Grauhaarige einfach nach.

Nur, je näher sie der Schützin zu kommen versuchte, um sie zu entwaffnen, umso weniger Zeit hatte sie, um auf Schüsse zu reagieren und ihre Pfanne half ihr hier nicht. Kinetische Impulse flossen einfach durch sie hindurch und würden Ellis Innereien in roten Brei verwandeln, wenn Ferra traf. Dean mittlerweile hatte sich darauf verlegt, vor Nero wegzulaufen, welcher wiederum seine Hände in lange Tentakel verwandelt hatte.

"NICHT SCHON WIEDER!", brüllte Dean.

Sie konnten diesen Zirkus nicht ewig durchhalten. Sie brauchten ein Wunder!

Und bekamen eins.

Der Realitätsbeuger von vorhin kam stocksauer wieder angeflogen. Und sein Potential reichte aus, um die Kraft des Scranton-Ringes einfach niederzuwalzen. Aber was er eigentlich tun wollte, geschah nicht. Stattdessen waren Elli und Dean verschwunden.


"Was!", entfuhr es Nero, als sich der Roboter vor ihm plötzlich in Luft auflöste.

Er schaute gen Himmel, wo dieser Möchtegern-Gott auf ihn herabstarrte wie auf ein Insekt.

"Hey! Du hast uns unsere Kohle geklaut, du Wichser!"

Der Realitätsbeuger streckte ihm die Hand entgegen. Licht erstrahlte darin.

Und dann war plötzlich der Kopf des Möchtegern-Gottes mit einem lauten Knall verschwunden.

Die blutenden Überbleibsel fielen zu Boden. Nero hielt sich nicht lange damit auf, sowas tendierte zu passieren, wenn man mit Ferra unterwegs war. Stattdessen verdoppelte er seine Anstrengungen, die übrig gebliebene Frau einzufangen. Das war wesentlich einfacher als bei diesem Roboter. Sie versuchte zwar, wegzulaufen und dabei etwas aus der Tasche zu ziehen, aber sie war langsamer und erschöpfte schneller. Die Rauchbombe in ihrer Hand löste zwar aus, aber Nero rannte sie in dem weißen Dunst über den Haufen.

"So, Sportsfreund", sagte Nero, während er die Frau aus der Rauchwand schleifte. "Dann sag uns mal, wo deine Freundin hin ist."

Ferra trat zu ihm. Sie schien ihre Zigarre schneller als sonst aufgeraucht zu haben, denn sie hatte bereits nur noch einen Stummel im Mundwinkel.

Beide sahen, dass die Frau den Tränen nahe war.

"Ich weiß es nicht! Ich habe keinen Tracker an ihr. Sie könnte überall sein."

"Och, nicht noch eine Verfolgung!", ärgerte sich Nero.

"Ich glaube, das können wir uns abschminken, Nero", sagte Ferra und hielt den interrealen Sender hoch, den Nero zuvor an Elli angebracht hatte. "Der muss vorhin abgefallen sein, als ich versucht habe, sie zu erschießen."

Nero klappte die Kinnlade herunter.

"Die ganze Verfolgung war umsonst?", vergewisserte sich Nero wütend. "Komm, das war das größte Kopfgeld unserer Karriere, Wir hatten doch nicht mal solche Schwierigkeiten, als wir damals Planetenkiller Paule eingesackt haben. Okay, dabei wurde ein Mond zerstört, aber trotzdem! Kannst du nicht irgendwas machen?"

Ferra schüttelte den Kopf.

"Die ist uns entwischt."

Nero schaute auf Aura. Sein rechter Arm wurde zu einer Knochenklinge …

"Warte, Nero", bat Ferra, bevor Nero in seiner Wut zuschlagen konnte.

Er kannte diesen Blick. Ferra glich das Gesicht der Frau mit ihrer Datenbank ab.

"Bist du Aura Malcmarr?", fragte sie dann.

"Äh, ja?", bestätigte die Frau verwirrt.

Nero meinte, Dollarzeichen in Ferras Augen zu erkennen …


Elli zog ein finsteres Gesicht, als sie in den Nexus zurückkam. Sie kam in ihrem Computerzimmer raus, das mehr einer Raumschiffzentrale als einem Arbeitsplatz glich. Dean humpelte hintendrein.

"Die gute Nachricht, wenn die Kopfgeldjäger halbwegs clever sind, bringen sie Aura entweder um oder liefern sie den interrealen Strafverfolgungsbehörden aus. Keine Ahnung, warum die ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt haben. Die sollten eigentlich wissen, dass ich harmlos bin, wenn man mich in Ruhe lässt …"

Sie fuhr ihren Rechner hoch und klimperte ein wenig auf der Tastatur, um im Interrrealen Netz nach Kopfgeldern zu suchen.

Tatsächlich, man hatte ein Kopfgeld mit mehr Stellen auf sie ausgesetzt als in die Maske passten. Was Elli stutzig machte war, dass der Betrag in Lunari angegeben war.

"Was will denn die Three Moons Initiative von mir?", grübelte sie, verschob das Problem aber auf später.

Sie stöhnte erschöpft.

"Sorry, Dean, aber wir müssen uns ein andermal nach einem Zornregulator umschauen. Ich habe keine Energie mehr für einen weiteren Einkauf."

"Nun, was das angeht …", begann Dean und griff sich mit der verbliebenen Hand in den Mund.

Elli bekam große Augen, als Dean den Zornregulator herausholte.

"Wann hast du-"

"Als Aura beim Auftauchen der Horde abhauen wollte, habe ich sie gepackt und die Gelegenheit genutzt, um unauffällig in ihren Taschen zu stöbern. Ihr ist offenbar nie in den Sinn gekommen, dass sie nicht die einzige Taschendiebin ist."

Elli kannte Deans Fingerfertigkeit von seinen Schummeleien beim Glücksspiel. Fast ehrfürchtig nahm sie den Zornregulator entgegen.

"Komm Dean, ich helfe dir aus diesem Wrack raus."


Chloe schmollte, während sie durch eine Shopping Mall in Hollywood schlenderten. Deans alter Körper war wiederhergestellt und er schien sich wieder wohl zu fühlen.

"Ich wette ihr hattet wieder die übelsten Abenteuer", grummelte sie.

Dean winkte ab.

"Meh, wir hatten beim Einkauf zwar eine kleine Meinungsverschiedenheit mit einer Diebin und ein paar Kopfgeldjägern, aber das hat sich erledigt. Nichts außerhalb unserer Norm. Außerdem wäre ich fast von einem Krokodil gefressen worden, da wärst du nur ungern dabei gewesen."

Chloe presste die Lippen zusammen und musterte ihn skeptisch.

"Und du bist sicher, dass alles wieder in Ordnung ist?"

"Oh ja", bestätigte Elli. "Ich habe als Test Abfall auf den Boden fallen lassen und er hat mich nur über's Knie gelegt und mir den Hintern versohlt."

Chloe musterte Dean mit zusammengezogenen Augenbrauen.

"Wenn ich jemanden versohle, dann ist das nicht angenehm, Chloe", verteidigte der sich.

Elli nickte stumm, leidvoll und bestätigend.

"Ich glaube, du hast meinen Beckenknochen angeknackst …"

"Nichts was du nicht überlebst, Elli, also beiß' die Zähne zusammen", brummte Dean.

"Hast recht", stimmte Elli zu. "Wir sind in Hollywood, also lehnen wir uns zurück und genieß-"

Die Shopping Mall um sie herum fing plötzlich an zu wabern, als würde sie durch Wasser betrachtet und machte einem verlassenen Gebäude Platz.

Dämonenartige Kreaturen saßen um sie herum an den Wänden und in den Gängen der höheren Stockwerke.

Mit einer Rauchwolke materialisierte sich ein alter Mann mit Bart und Kutte vor ihnen. Er grinste höhnisch.

"Ah Elli. Wie nett von Ihnen, dass Sie mir so einfach ins Netz gegangen sind", sagte er mit einer überraschend angenehmen Stimme.

Die Dämonen um sie herum lachten hämisch.

"Schauen Sie, ich bin nur an einer kleinen Spende interessiert", fuhr der Mann süffisant fort. "Wenn Sie ihr Gehirn hierlassen, dann-"

Dean ballte die Fäuste.

"Ruhig … Ganz ruhig …", beschwor ihn Elli, aber Chloe hatte den Eindruck, als würde sie das eher zu sich selbst sagen.

Sie schienen tatsächlich wieder ruhiger zu werden.

Das nächste Mal bei Nexus:
Träumen mit Elli, Teil 1

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