Die Abteilung für Zukunftsarchäologie
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Das letzte Mal bei Neun:
Der Mörderwürfel

Standort-DE9

O4-12 war gerade damit beschäftigt, sich die neuesten Berichte von Standort-DE7 durchzulesen, als er von seinem Rechner für eine Videokonferenz verlangt wurde.

O4-4 war am Apparat.

Offenbar war sie damit fertig, O4-8 und Laschet für ihr Versagen durchzukauen.

"Hier O4-12, was gibt's?"

"O4-12, sind Sie wahnsinnig geworden?", fuhr O4-4 sofort auf.

O4-12 zuckte mit den Schultern.

"Die Meinungen darüber gehen auseinander, einige sind der Meinung ich sei hier der Vernünftigste, andere denken ich gehöre wegen Psychopathie eingesperrt. Ich nehme an, Sie haben einen Grund für diese Frage?"

"Allerdings", knurrte O4-4. "Es geht mir um … Sankt … Chloe Angelika Winter. Die wurde auf Ihr Betreiben hin eingestellt, richtig?"

"Richtig", bestätigte er trocken.

"Haben Sie gewusst, dass diese Person vor ihrer Einstellung bereits Kontakt zu einem SCP-Objekt hatte?"

"Ja."

"Und wussten Sie auch, dass sie mit anomaler Technologie umzugehen weiß?"

"Ja. Sie war eine sehr gute Informationsquelle bisher, so habe ich gehört", sagte O4-12. "DE12 hat erstaunliche Fortschritte gemacht."

"Und Sie haben die Dame nicht zum Ausquetschen in eine Zelle gesteckt?", fragte Nummer Vier ungläubig.

"Vier, wissen Sie, exakt welcher Anomalie Winter begegnet ist?", fragte O4-12. "Vielleicht hilft Ihnen Vorfall 258-DE-1 auf die Sprünge."

"Ich weiß, was Sache ist, Zwölf", war die barsche Antwort. "Das beantwortet meine Frage nicht."

"Oh, Sie begreifen wirklich nicht, warum ich es vermeiden will, jemanden einzusperren, wegen dem schonmal ein simultaner Eindämmungsbruch an fast allen unserer Standorte ausgelöst wurde?", erkundigte sich Nummer Zwölf mit einer hochgezogenen Augenbraue.

"Sie geben einer Anomalie nach?", entfuhr es O4-4 erbost und ungläubig zugleich.

"Wenn es bedeutet, dass sie uns keine Schwierigkeiten bereitet, dann ja", bestätigte er. "SCP-258-DE stellt für uns und die Normalität keine Gefahr dar, solange wir es in Ruhe lassen, im Gegenteil."

"Und sie haben die Frau dann eingestellt weil?"

"Wir dadurch vielleicht wieder einen Draht zu Nummer 258 bekommen. Und außerdem, wäre es Ihnen lieber, wenn sie woanders angestellt wäre?"

"Mag sein, aber sie hat innerhalb von Standort-DE12 sowas wie Narrenfreiheit, Zwölf. Jetzt habe ich gerade erfahren, dass sie eine Anomalie zu ihrem Schoßhündchen gemacht hat, die eine MTF und mehrere Zivilisten nicht nur auf atomarer Ebene zersetzt, sondern auch wieder zusammengebaut hat. Und sie rückt das Teil nicht raus, weil sie uns für zu dämlich hält, damit umzugehen."

"Wir reden hier von einem intelligenten SCP-299-DE-Artefakt, wollen Sie das in Ihren Händen oder in den Händen von jemandem, der es davon abhält, Sie zu Seife zu machen?"

"Warum bringt sie uns nicht bei, es zu kontrollieren?", fragte O4-4.

"Weil sie es nicht kann, Vier", erklärte Zwölf. "Ihre Genialität übersteigt selbst die unserer klügsten Köpfe, aber sie kommt mit einem Preis. Winter ist gezwungen, uns in ihrem Tempo mit neuen Infos zu versorgen. Ich weiß es klingt komisch, aber es ist so."

"Warum?", fragte die Nummer Vier.

"Das geht nur Winter etwas an, Vier", erklärte O4-12. "Ich weiß, es mag ihnen merkwürdig vorkommen, dass eine Nachwuchsforscherin derartige Zugriffsrechte hat, aber sie steht auch unter Beobachtung und ist in einer Hinsicht sogar von uns abhängig. Ich habe die Situation im Griff, Vier. Aber wenn Sie sie einsperren wollen, nur zu, schauen Sie, was passiert. Wenn ich Glück habe, klingelt 258 nur an Ihrer Haustür …"

O4-4 legte grummelnd auf.


Standort-DE12

"Also, Sie sind sicher, dass er uns nicht angreift?"

"Ja, er hat ein Safeword."

"DIE KORREKTERE BEZEICHNUNG WÄRE WOHL 'UNSAFEWORD'. KÖNNTEST DU ES BITTE AUSPRECHEN? HIER GIBT ES LAUT MEINER ANALYSE ZIEMLICH VIELE BEDROHUNGEN, DIE WESENTLICH BESSER AUSSEHEN WÜRDEN, WENN IHRE EINGWEIDE ÜBER DIE WÄNDE VERTEILT WÄREN."

"Vergiss es, K0. Benimm dich oder ich benutze dich zum Kniffeln."

"SPIELVERDERBERIN …"

Richard konnte immer noch nicht fassen, dass Winter den Würfel unter ihren Pantoffel bekommen hatte. Sie waren vor drei Tagen wieder in Standort-DE12 gelandet und natürlich waren Richard und Neun umgehend wieder eingesperrt worden. Winter kam nun täglich vorbei und wurde auf Schritt und Tritt von der kleinen Maschine begleitet.

"Warum hat man Sie nicht eingesperrt?", fragte er. "Immerhin klebt ihnen jetzt auch was von Ultima an der Backe."

"Im Gegensatz zu Ihnen kann ich meinem Gefährten hier sagen, dass er sich in eine Box begeben soll und er bleibt auch dort. Allerdings hat mein Vorgesetzter es mir verboten, sagt, es wäre für eine Langzeitstudie. Ich nehme an, er hofft darauf, dass er für andere Anomalien dadurch Freigaben für Feldtests bekommt …"

"ALSO ICH MELDE MICH FREIWILLIG."

Neun meldete sich zu Wort.

"Bitte erklären Sie mir, wo wir hingehen."

"Heute, Neun, gehen wir dahin where the magic happens. Ich darf ein paar Experimente mit dir durchführen und dafür gehen wir in die Abteilung für SCP-299-DE-Anomalien. Jap, wir haben so viele davon, dass wir unsere eigene Abteilung dafür aufmachen mussten. Scherzhaft nennen wir sie die Abteilung für Zukunftsarchäologie."

Richard war dankbar, dass er wieder aus der Zelle durfte. Die Foundation hatte ihm ihre gesamte Film- und Musikmediathek zur Verfügung gestellt, aber man konnte nur so viele Filme gucken, bis einem langweilig wurde. Neun hatte sich jeden Film mit ihm zusammen angesehen, wobei er ihr hatte befehlen müssen, sich zu setzen. Sie hätte sonst die ganze Zeit gestanden. Bei der Gelegenheit hatte er festgestellt, dass sich Neun offenbar etwas leichter von Kindertrickfilmen von ihrer Tätigkeit als Wächterin ablenken ließ. Vor allem "Der Gigant aus dem All" schien es ihr angetan zu haben, jedoch reichte es nicht aus, damit Richard sie unbemerkt allein lassen konnte.

Winter führte die beiden in einen mit schweren Schotts gesicherten Trakt, von dem zahlreiche Gänge abzweigten, allesamt durch Feuerschutztüren versperrt.

Der hinterste Raum war ein weitläufiges Labor mit zahlreichen Einbuchtungen, in denen verschiedene Experimente durchgeführt wurden. Überall lagen merkwürdige Objekte herum, einige in Vorrichtungen eingespannt, andere auf Tischen. Ein paar Forscher waren anwesend und gingen verschiedenen Arbeiten nach.

"Was liegt hier alles rum?", fragte Richard.

"Alles mögliche. Das meiste hier ist Schrott, wir behalten es nur für Materialanalysen da", erklärte Winter. "Leider denken dadurch manche offenbar, dass sie hier geheimes Material rumliegen lassen dürfen …"

Die letzten Worte hatte sie geknurrt, was ihr einige genervte Blicke von den anderen Forschern einbrachte.

Sie kamen an einer Art Aluminiumtannenbäumchen vorbei, das hinter einer Plexiglaswand von einem Roboterarm per Laser vermessen wurde.

"Das da auch?"

"Wahrscheinlich", bestätigte die Forscherin. "Scheint ein Sender zu sein, aber wir haben kein Eingabefeld gefunden. Aber vielleicht hilft es uns bei der Entwicklung neuer Funktechnologie. Vorausgesetzt, das Teil besteht aus einer der wenigen Materialsorten, die wir tatsächlich mit unserer Technologie analysieren können."

Richard näherte sich neugierig einem stabförmigen Gerät mit einem Bedienfeld am Griff. Es war in eine große silberne Maschine mit vielen Drähten eingespannt.

"Nicht anfassen!", mahnte Winter. "Das ist ein Portalgenerator. Allerdings haben wir noch keine Möglichkeit gefunden, irgendeine Entfernung einzustellen, die unterhalb des Erddurchmessers liegt. Das Teil öffnet nur Portale in den Weltraum, wir haben dabei fast Doc Sommer verloren."

Richard guckte den harmlos wirkenden Stab mit gerunzelter Stirn an, bevor er sich wieder davon entfernte.

Chloe führte sie zu einer freien Labornische im hinteren Teil dieses Areals. Ein großer, dicker Mann mit Babygesicht wartete dort zusammen mit einem Mitarbeiter der Standortsicherheit, dessen Gesicht hinter seinem Visier verborgen war. Richard identifizierte den Dicken dank seiner orangen Uniform als D-Klässler.

"Hallo, Fuffi", begrüßte ihn Elli lächelnd.

"Hallo Winter, sind das die Neuen?", fragte der D-Klässler fröhlich.

Erst dann schien er Neun richtig wahrzunehmen.

"Wow! Eine Hühnchenfrau! Hast du was für mich dabei?"

Richard warf einen fragenden Blick zu der Nachwuchsforscherin.

"Fuffi?"

"Seine Nummer ist D-5050, aber ich rede Leute nicht gerne mit Zahlen an, Neun vielleicht mal ausgenommen, das finde ich niedlich. Fuffi war aber der einzige Name, denn mir das Disziplinarkomitee für den D hat durchgehen lassen."

"Und das mit der Hühnchenfrau?"

Die Nachwuchsforscherin lächelte nur gequält.

"Äh, Fuffi ist etwas speziell, wenn du verstehst, was ich meine", raunte sie ihm zu. "Ich wollte einen anderen, aber Dr. Fucking Laschet hat auf taub geschaltet. Und Professor Butter, der Chef der ganzen Operation hier, hat wichtigeres zu tun als sich meine Beschwerden anzuhören …"

"Verstehe …"

"WAS GEHT, GROẞER?"

"Oh, ich habe gestern einen Hund gesehen, der das gemacht hat!", plapperte Fuffi los wie ein Fünfjähriger.

"BLEIB WIE DU BIST, MANN!"

"Äh, was soll Neun eigentlich machen?", fragte Richard unsicher. "Ich meine, wofür der D-Klässler?"

"Er soll die Versuche an ihr durchführen. Ist Vorschrift", erklärte Winter. "Ich hätte lieber eine Drohne genommen, aber sie wollten keinen Operator für mich abstellen und die Technikfuzzis geben mir keine mehr, seitdem ich bei einem Experiment aus Versehen eine eingeschmolzen habe. Bring sie bitte hier in den Versuchsraum. Fuffi, gib ihr den Griffzeiger."

"Okeydokey, Winter", ließ sich Fuffi vernehmen und suchte auf einem Beistelltisch im Raum nach einem Griffkraftmesser. Nachdem Neun und Richard das Versuchsfeld betreten hatten, fuhr hinten ihnen ein Schott mit einem kleinen Sichtfenster aus der Deckte. Winter war dahinter mit einem Mikrofon und einem Klemmbrett zu sehen.

"Tschuldigung, Vorschrift", kam es durch den Intercom. "Hier ist schon öfter was hochgegangen. Auch wenn das Schott Neun wahrscheinlich nicht aufhalten wird. Richard, sag ihr bitte, dass sie den Kraftmesser bedienen soll."

Richard zuckte mit den Schultern und tat wie geheißen. Neun nahm das Messgerät von Fuffi entgegen und machte es nach dem Anlegen prompt kaputt.

"Nicht … messbar …", hörte der MTFler Winter murmeln, während sie etwas auf ihrem Klemmbrett notierte. "Fuffi, als nächstes die Gewichte. Mal sehen wie viel Neun im Flug heben kann.

"YEAH, BABY! ZEIG UNS DEINE MUCKIS!"

"Schnauze, K0!"


Eine halbe Stunde und mehrere überbeanspruchte Messinstrumente später öffnete Winter das Schott wieder. Sie war zufrieden mit ihren Ergebnissen, größtenteils, weil sie keine erhalten hatte. Hoffentlich kam Laschet damit nicht mehr auf dumme Gedanken …

Neun und Richard kamen heraus, während Fuffi noch die Geräte zurückräumte.

Hinter ihnen wurden Schritte laut.

Als sich Winter umdrehte, stand hinter ihr Professor Butter zusammen mit einem Mann, den sie noch nie gesehen hatte.

Professor Butter war ein Mann, bei dem man unwillkürlich die Worte "Alter! Ist der fett!" zurückhalten musste. Zusammen mit seinem Bart wirkte er wie ein übergewichtiger Weihnachtsmann. In seiner Abwesenheit nannten ihn die Leute den "Buttergolem" oder auch den "Gehwegpanzer", da er offenbar früher bei der Armee als Panzerfahrer tätig gewesen war. Winter vermutete, dass sein Laborkittel, den er über seinem Pullover trug, eine Sonderanfertigung war, für die ein Vier-Personen-Zelt draufgegangen war.

Sein Begleiter, ein hochaufgeschossener Mann mit einem Geschäftsanzug und einem Aktenkoffer, vermittelte den Eindruck, als hätte er ein Lineal verschluckt. Das, oder er wurde durch den Stock in seinem Hintern aufrecht gehalten.

"Ah, Professor Butter, was gibt's?", fragte die Nachwuchsforscherin.

"Winter, ich komme sofort zur Sache", begann der dicke Mann schnell. "Das hier ist Herr Siegel, er ist von der PFHEP."

Das Projekt der Foundation zur humaneren Eindämmung anomaler Personen
war ein Programm, das eine möglichst humane Unterbringung menschlicher Anomalien zu gewährleisten versuchte. Gelegentlich schossen sie allerdings über das Ziel hinaus …

Winter leckte sich vorsichtig die Lippen und rückte ihr Monokel zurecht.

"Und was will das Pfehep von mir?"

Sie sprach die Abkürzung als Wort aus, weil das schneller ging.

"Eigentlich will ich was von ihr", korrigierte Herr Siegel und deutete auf Neun, die darauf nicht reagierte.

"Was wollen Sie machen?", erkundigte sich Winter. "Ihr eine Wohnung geben und sie sich einen Job suchen lassen? Bin gespannt wie sie das mit den Flügeln erklären wollen."

"Das PFHEP wird darüber beraten. Allerdings werden wir die Anomalie bis zur Entscheidung von Ihnen abziehen und gegebenenfalls einem anderen Forscher zuteilen. Aber dafür würde ich die Anomalie gerne interviewen."

"Hey, das ist meine Doktorarbeit, die Sie mir da wegnehmen wollen!", fuhr Winter auf.
"Das ist mir bewusst und hat auf die Entscheidung des PFHEP keinen Einfluss", gab der Vertreter zurück. "Überhaupt bin ich überrascht, dass man einer so unerfahrenen Forscherin wie Ihnen überhaupt eine solche Anomalie anvertraut hat."

Dr. FUCKING Laschet! Er musste das PFHEP auf Neun angesetzt haben, nachdem er leider den Feldtest vergeigt hatte, um sich an Winter auszulassen.

Herr Siegel überging sie derweil und wandte sich direkt an Neun.

"Wie finden Sie denn Ihre Eindämmung?"

Sie blieb stumm.

"Äh, Neun, bitte antworte auf die Fragen des Mannes", bat Richard.

"Die Frage ist unklar. Bisher musste ich noch nicht nach der Eindämmung suchen, daher kann ich nicht sagen, wie ich sie finden würde", erklärte Neun.

"Ha! Guter Witz", meinte Herr Siegel und rang sich ein Lachen ab.

"Das war kein Witz, Herr Siegel", klärte ihn Richard auf. "Neun hat teilweise Schwierigkeiten, Redewendungen zu verstehen."

"Oh … Ähm … Neun? Ist das Ihr Name? Welche Meinung haben Sie zu Ihrer Unterbringung hier und der Art, wie Sie von Winter hier behandelt werden?"

Neun legte den Kopf schräg, scheinbar um Verwirrung auszudrücken, denn ihr Gesicht blieb ausdruckslos wie immer.

"Ich habe keine Meinung zu meiner Behandlung. Ich bin nicht dazu programmiert, eine zu haben. Falls es hilft, die Art wie ich repariert wurde ist in Hinsicht auf die technologischen Möglichkeiten dieser Zeit akzeptabel."

"Äh …"

Herr Siegel zog die Augenbrauen zusammen.

"Gibt es irgendwas, dass wir für Sie tun können? Wünschen Sie sich irgendwas für Ihr Wohlbefinden. Immer nur frei raus damit."

"Mein einziger Wunsch ist die Ausführung meines Auftrags, den Schutz der mir zugewiesenen Person. Mein Wohlbefinden ist irrelevant, solange ich meine Aufgabe vollumfänglich erfüllen kann."

"Ich hätte gerne E-Klasse-Privilegien", warf Richard ein.

"Da müssen Sie das Ethikkomitee bemühen", winkte Herr Siegel ab. "Aber das ist einfach schrecklich. Wir werden zusehen, dass Neun hier psychiatrische Hilfe bekommt, damit sich ihre Persönlichkeit entfalten kann. Scheinbar ist sie von ihrer Eindämmung traumatisiert."

Und an dieser Stelle wurde Winter klar, dass Laschet dem PFHEP bei weitem nicht alles erzählt hatte.

Sie sog scharf die Luft ein.

"Herr Siegel, bevor Sie und Ihr Kasperleverein etwas wirklich, wirklich, wirklich Blödes machen, würde ich Ihnen gerne etwas zeigen. Können Sie kurz mitkommen?"

"Ich arbeite gerade", winkte Herr Siegel unwirsch ab.

"Sie sollten auf Sie hören", warf Robert ein. "Sie hat von Neun hier am meisten Ahnung."

"Dieses Statement ist korrekt", bestätigte Neun.

"YO, ICH GLAUBE SIE SOLLTEN HIER AUF SIE HÖREN. ICH SPRECHE DA AUS ERFAHRUNG."

Herr Siegel seufzte genervt.

"Also gut. Was wollen Sie mir zeigen, Winter?"

"Sie werden kurz mitkommen müssen. Agent Mark, bitte bringen Sie die beiden zurück in ihre Zelle."

Der Wachmann, der zuvor Fuffi bewacht hatte, bedeutete dem D-Klässler, Kalt und Neun, ihm zu folgen. Winter derweil führte Herrn Siegel einmal quer durch den Standort. K0 schwebte hintendrein und hatte ein vorfreudiges Smiley aufgesetzt. Schließlich hielten sie vor einem großen Loch im Boden. Über ihnen in der Decke war auch eins. Bauarbeiten waren im Gange, um diese und weitere Löcher in den unteren und oberen Etagen zu schließen.

"Was ist das?", wollte Herr Siegel wissen.

"Nun", begann Winter. "Neun ist vor kurzem aus einer Eindämmungskammer weiter unten ausgebrochen, um Agent Kalt zu erreichen, dabei hat sie sämtliche Betonböden bis zur Oberfläche durchbrochen und dann auf Mach 6 oder sogar noch weiter beschleunigt, um sich fünf Minuten später durch massives Gebirgsgestein in Standort-DE17 zu bohren. Vorher hat sie mehrere Sicherheitskräfte ausgeschaltet ohne irgendwelchen Schaden zu nehmen und davor hat sie einen Erdwiedereintritt überlebt. Wollen Sie wirklich, dass so jemand, der alle unsere Wände wie Türen benutzen kann, beginnt, sich eine Meinung über seine Gefangenschaft hier zu bilden?"

Herr Siegel blieb sprachlos. Offenbar hatte Winters Demonstration ihren Zweck erfüllt.

"DIE ZUKUNFT IST AUFREGEND, NICHT WAHR?", fragte K0 von der Seite.

Winter klopfte dem regungslosen Vertreter, der noch immer auf die Löcher starrte, aufmunternd auf die Schulter und ließ ihn stehen.

Das nächste Mal bei Neun:
Sankt Winter

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