Inneres Allerheiligtum

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Es ist Halloween.

Wenn Menschen einer unnützen alten Tradition nachgehen, Geister mit miserabel gemachten Kostümen zu verschrecken.

Na gut, meinetwegen. Wir folgen auch unnützen Traditionen, wie dem Kreuzigen von Lebensmitteln vor dem Verzehr während der Ernte. Aber wenigstens sieht es nicht aus wie ein Haufen mies gekleideter Dummköpfe, die meinen, sie sähen aus wie Monster, die von Tür zu Tür um Zucker betteln.

Seufz, meinetwegen. Wir sehen zuweilen wie missratene Monstrositäten aus. Wenigstens sind wir keine Dummköpfe.

Was meinst du damit, dass die Halkost1 manchmal dumm sind? Sie vergessen gelegentlich, sich Augen wachsen zu lassen, laufen gegen Wände und assimilieren sich selbst, aber das mache ich wenigstens nicht.

Guck mich nicht so an, ich schwöre, das eine Mal war ein Missgeschick.

Obwohl es eine ziemlich bescheuerte Idee war, diese Wette anzunehmen, vor allem in der Nacht von Allerheiligen.2

Ja, ich bin sicher, du weißt schon, wie das abläuft.

__

Menschen sind Dummköpfe, wirklich. Ich laufe mit meinem halben Körper als Würgeschlange herum, und niemand beachtet mich, weil es Halloween ist. Im Ernst, niemand hat auch nur gefragt, wie ich das Ding bewegt habe.

Wie auch immer, ich bin hier, um, ich zitiere, „die Umgebung auszukundschaften“.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nur dazu dient, dass ich mich in einem von Menschen überfüllten Gebiet herumtreibe, um zu sehen, was passieren würde. Nichts, anscheinend. Was langweilig ist, ich vermisse die Zeiten, in denen sich die Menschen bei meinem bloßen Anblick die Augen ausgestochen haben. Zwar eine Sauerei, aber es waren ohnehin keine sehr beliebten Menschen.

Alles, was ich sehe, sind Kerzen für Verstorbene, die bei der Kirche … nun, überall aufgestellt sind. Wände, Boden, Tische. Und da sind Kinder mit Körben mit Süßem. Und es gibt Kübel voller Äpfel. Ich bin sicher, wenn ich versuche, sie herauszufischen, beiße ich den Eimer entzwei.

Es ist auch bald Allerheiligen und Allerseelen. Ich wünschte, wir hätten auch so etwas, aber wir haben wirklich nicht viele tote Heilige. Ich will lieber nicht sterben, danke auch. Sich feiern zu lassen, weil man tot ist, ist nicht so mein Fall.

Irgendwie langweilig hier, vielleicht sollte ich zurückke-

Moment mal, das ist ja ein interessantes Kostüm.

Es hat scheinbar Zahnräder in Arm und Gesicht implantiert und trägt einen dazu passenden kupferfarbenen Umhang. Es ist ganz eindeutig ein normaler Mensch an Halloween. Ich meine, da sind sogar passende tickende Geräusche.

Oh verflixt, er schaut in diese Richtung. Besser den Schwanz schlapp machen. Dieser ist ganz bestimmt eine normale Schwanzattrappe. Die Hörner sind ganz klar aus Plastik, mal ganz abgesehen von der verdächtig roten Substanz, die sie bedeckt. Und es wird Zeit, den Notfallapfel herauszuholen.

„Entschuldig- Oh, Verzeihung! Ich dachte, Sie wären jemand anderes.“

Ich erwidere nonchalant: „Hm, oh.“

Konversation liegt mir nicht wirklich.

Schweigen. Er steht immer noch herum. Ich frage mich, warum. Ist es so interessant, neben einer Schlangenfrau mit rot gefärbten Klauen und Hörnern zu stehen?

Ohne groß nachzudenken, platze ich heraus: „Warten Sie auf jemanden?“

„Ja, Miss. Meine Tochter hat gesagt, dass sie mich hier treffen wird. Sie macht eine Runde Süßes-oder-Saures, wie alle anderen auch. Ein schönes Kostüm haben Sie da übrigens.“

„Danke, dasselbe für Sie.“

Mehr Schweigen.

„Also, was denken Sie, was ich bin?“

„Ein Priester.“

Ich erkannte meinen Fehler erst viel später. Vielleicht bin ich ein Dummkopf.

„Ein Priester, hm? Interessante Antwort. Ich nehme an, Sie sehen aus wie, nun, wie soll ich das sagen … Auf Deutsch, ich würde sagen, wie ein Heilige.“

Dieses Geticke wird von Sekunde zu Sekunde nerviger. Mir gefällt nicht, wohin das führt.

„Eine Heilige? Ich sehe aus wie das genaue Gegenteil, verstehen Sie.“

„Heilige müssen nicht gut aussehen. Unserer ganz sicher nicht.“

Ach, scheiß drauf. Er hat es wahrscheinlich schon begriffen.

„Ich sehe aus wie ein Ungeheuer. Wenigstens sieht eurer gut poliert aus, im wahrsten Sinne des Wortes.“

„Sie haben ihn eindeutig noch nicht ohne Politur gesehen. Im Inneren sind wir doch alle Menschen, finden Sie nicht auch? Selbst mit all den Kostümen sind wir alle gleich. Beurteilen Sie ein Buch nicht nach seinem Umschlag und bewerten Sie es nicht nach seinem Titel.“

„Ich schätze schon.“

Oh, schaut, sein Töchterlein ist da, in einem Umhang und mit winzigen Reißzähnen, die aus ihrem Mund ragen. Ich habe kein Ticken vernommen.

„Vati! Sieh nur, was ich habe!“

„Das ist ein bisschen zu viel, Emily, meinst du nicht? Das wird dem Zahnarzt das Getriebe klemmen lassen. Hey, warum nehmen Sie nicht etwas? Ich bin nicht wirklich eine Naschkatze.“

Bin etwas verdutzt darüber. Niemand hat mir jemals Essen angeboten, schon gar nicht die Süßigkeiten der eigenen Tochter. Nicht dieser Niemand, das wäre seltsam.

„Danke, schätze ich. Und keine Sorge, ich habe viele Zähne.“

„Gern, wir sehen uns.“

„Ich bin sicher, das tun wir nicht.“

Ich machte mir eine mentale Notiz, wen ich das nächste Mal nicht töten sollte. In der Zwischenzeit stecke ich mit einer Menge Süßigkeiten und ohne Geschmacksnerven fest.

Mögen Archonten3 Süßigkeiten?

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