Frivole Fangirls

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Frivole Fangirls

Wenn jemand Barbara fragen würde, wann sie sich in ihren Hauptmann verknallt hatte, dann würde sie antworten "Im ersten Augenblick, in dem ich ihn sah!". In eben jenem Augenblick, in dem die junge Agentin im Training ihren Blick auf den hochgewachsenen Blonden mit seinen wunderbaren, sanften Zügen, den kühlen, blauen Augen und dem athletischen, wie aus Marmor gemeißelten Körperbau richtete, drohte ihr das Herz zu zerspringen - und als er dann sprach! Lieber Gott, sie fühlte sich, als würde sie auf der Stelle schmelzen. Er war perfekt in jeder Hinsicht und fortan wollte sie nichts anderes mehr, als von ihm bemerkt zu werden, dass er ihr seine volle Aufmerksamkeit schenkte, um-

"Hey, hallo, Erde an Barbara?"

Wie Nägel an der Tafel unterbrach die Stimme der anderen Agentin den Gedankengang Barbaras und zwang sie, in eine Realität zurückzukehren, in der es an gutaussehenden blonden Männern schmerzlich mangelte.

"Wahas?", trällerte sie plötzlich zurück - vielleicht ein bisschen zu fröhlich - und erntete einen irritierten Blick ihrer Kollegin durch deren Helm hindurch.

"Ähm … Du bist seit gut zehn Minuten am Tagträumen. Wir haben Wachdienst, erinnerst du dich?"

"Ach komm, was soll hier schon passieren, wir sind die Skelettcrew."

Barbara schnaubte und ließ sich mit einem breiten Schmollmund rücklings gegen die Wand zurückfallen, bevor sie mit ihrer Tirade fortfuhr: "Ich kann es nicht fassen, dass sie uns diese Aufgabe übertragen haben. Die sind da draußen unterwegs und jagen Anomalien oder treten GoIs in den Arsch, während wir im Grunde RTF-Arbeit machen. Was fällt denen ein?!"

"Du hast schon irgendwie Recht, aber das waren halt die Befehle des Hauptmanns. Da kann man nichts machen - und mir ist er auch zu unheimlich. Dann lieber stehen."

"Ja, da kann man nichts … warte, was?"

Mit einem plötzlichen Ruck wandte sich Barbara der anderen Frau zu und funkelte sie ungläubig und unter Schnappatmung an. "Unheimlich?! Er ist einfach umwerfend schön! Hast du ihn überhaupt mal angesehen?" Barbara pulte unbewusst beim Sprechen eine Locke ihres Haares unter dem Helm hervor und ihr Kopf kippte leicht zur Seite, was der Agentin ihr gegenüber zu verstehen gab, dass sie wieder träumte. Sie schenkte ihr einen weiteren ungläubigen Blick, bevor sie vorsichtig, um nicht den liebesblinden Zorn ihrer Kollegin auf sich zu ziehen, antwortete: "Ja, gut, er ist nicht schlecht, aber -"

"NICHT S- okay, hör mal, bist du eigentlich blind? Ist dein Helm von innen beschlagen oder so?"

"Hör zu, wenn du unbedingt meinst, ja, er sieht gut aus, aber Alter, der Typ ist ein Psycho."

Die andere Agentin drehte sich jetzt ganz zu Barbara und sah sie eindringlich durch den Helm hindurch an, dann fügte sie hinzu: "Die anderen haben erzählt, dass er einen Werwolf mit bloßen Händen verprügelt hat. Zweimal. Und das Biest war danach sein Bro oder so."

"Was, wirklich?"

"Ja, und es ist nicht einmal der verrückteste Stunt, den der abgezogen hat. Er … warte, was ist das für ein verträumter Ausdruck auf deinem Gesicht?"

Barbara kicherte mädchenhaft und unterdrückte die noch schmutzigeren Gedanken, die sie durch das neu gewonnene Wissen entwickelte. Als sie sich wieder gefangen hatte, entgegnete sie kokett: "Oh, nichts, nichts, es ist nur so, dass ich ihn so schon genial fand, aber verdammt, ein Faustkampf gegen einen Werwolf? Und das soll noch nicht einmal das Krasseste sein, was er getan hat?" Ihr Gegenüber schien kurz davor zu sein, die Fassung zu verlieren.

"Ich sagte am verrücktesten."

"Ich beneide den Werwolf."

"Uuund ich beneide mein Vergangenheits-Ich von vor drei Minuten, die das noch nicht wusste. Konzentrieren wir uns doch bitte wieder auf den stummen Wachdienst, ja?"

Pff, diese blinde Kuh. Sie hatte weder Geschmack, noch wusste sie, was sie sich da entgehen ließ.


Fast schon als sei es Schicksal gewesen, wurde die nächste Schießübung von niemand anderem als dem Hauptmann höchstpersönlich geleitet. Zugegeben, sie musste ein paar … Fäden ziehen, um statt ihrer Kollegin teilnehmen zu können dank des absolut unmöglichen Dienstplanes, aber das war es sowas von wert gewesen. Der Elitesoldat zeigte ihnen zu Beginn, wie man die USP, die universelle Standardwaffe, des Teams zerlegte, reinigte und dann wieder zusammensetzte. Er tat dies schnell, gezielt und Barbara hatte Mühe, ihre Augen auf die Waffe zu konzentrieren. Es folgte eine Einheit auf dem Schießstand, wo er die Ziele ebenso schnell und effizient mit Kugeln erledigte. Barbara musste nun wirklich aktiv daran arbeiten, um auch nur einen Funken Konzentration aufzubringen und nicht auf die langen, gepflegten, schwieligen Finger oder die angespannten Muskeln zu starren, die sich unter der engen Kleidung bewegten wie bei einem Panther auf der Jagd. Sie ertappte sich bei einem sehr langen Blick auf den Hintern ihres Hauptmannes und riss sich wieder zusammen. Ganz ehrlich, wer würde es ihr nicht gleich tun? Er war der wortwörtliche griechische Gott; umgarnte er sie doch einzig mit seiner bloßen Anwesenheit!

"Okay, ihr seid dran", kam es plötzlich aus seiner Richtung und er stellte sich neben die kleine Gruppe mit verschränkten Armen. Er musterte jeden einzelnen von ihnen mit strengem Blick, was Barbara ein entzücktes Geräusch entlockte. Sie eilte zu ihrem Posten um zu üben und nicht hinter den anderen zurückzubleiben. Der kleine Koffer auf ihrem Tisch enthielt das Nötigste, eine zerlegte Pistole, etwas Munition, Reinigungswerkzeuge und einen Gehörschutz – und so führte sie mechanisch die üblichen Bewegungen aus, um sich vorzubereiten: zerlegen, inspizieren, reinigen, wieder zusammenbauen, Gehörschutz aufsetzen, Munition einlegen, dann Sicherung entfernen, zielen und schießen. Schnell, sicher und effizient, genau wie ihr Hauptmann.

Der Gedanke ließ sie leise kichern, wodurch der Lauf einen Hauch verzog und die Kugel das Ziel um ein paar Zentimeter verfehlte.

"Du wärst auf dem Feld jetzt tot."

Die strenge, selbst durch den Kopfschutz deutlich vernehmbare Stimme hinter ihr hallte durch den gesamten Raum und ließ alle Beteiligten innehalten. Barbara zuckte zusammen, sicherte, nahm den Kopfschutz runter und wurde nach einem Blick hinter sich von niemand anderem als dem Mann ihrer Träume direkt angestarrt. Er stand nur einen Schritt hinter ihr (war das seine Körperwärme, die ihr Gesicht plötzlich brennen ließ?) und sein engelsgleiches Antlitz mit der Veteranennarbe zeichnete ein Makel, ein Stirnrunzeln – vielleicht machte er sich Sorgen um sie? Den Mann so unglücklich zu sehen war wie ein Stich ins Herz, aber bevor sie sprechen und sich entschuldigen konnte, fuhr er fort: "Es ist mir scheißegal, was du dir so Amüsantes vorgestellt hast, aber du wirst nicht kichern, wenn ein untoter Horror seine Krallen in deinen Hals gräbt, weil du versagt hast - also entweder nimmst du dein Training jetzt ernst und zielst gefälligst ordentlich, oder lass dir fortan gesagt sein, dass ich weder meine Zeit noch das Leben meiner Männer wegen dir weiter vergeuden werde, klar soweit?"
Er war so ein Schatz, sich so um ihr Wohlergehen zu sorgen! Barbara sah durch seine Schroffheit hindurch, sah seine Fürsorge, die er ihr und nur ihr zukommen ließ! Beflügelt durch diesen Gedanken ließ sie die Hand zur Stirn fliegen, salutierte und rief: "Jawohl, Sir! Ich werde mir mehr Mühe geben, Sir!"

Der besagte Schönling eines Hauptmannes rollte mit seinen Augen und entfernte sich von ihr, um in die nächste Kabine zu gehen. Im Gehen (Barbara war sich sicher, dass sie ein liebevolles Grinsen ausmachen konnte) murmelte er noch ein: "So verdammt laut …"
Die junge Agentin grinste über beide Ohren und griff wieder nach der Waffe und Gehörschutz. Sie fühlte sich bestätigt und so beflügelt wie noch nie zuvor - nicht wieder zu kichern würde nicht leicht werden.


Nach dieser "glücklichen" Begegnung beim Schießtraining sah Barbara ihren geliebten Hauptmann für gleich mehrere Tage nicht. Es hieß unter den anderen Neulingen, dass er einberufen wurde, um ein Problem mit einer italienischen GoI zu lösen. So-Und-So-Des-Dingens-Faschismus oder wie auch immer - es war ihr ziemlich egal. Was ihr nicht egal war, war, dass ihr Führer gesund und munter war. Verdammte Nudelfresser! Als er dann endlich zurückkehrte, hieß es, er sei in der Mission verletzt worden; nichts Lebensbedrohliches, aber dennoch war es wohl eine Wunde, die ihm weder erlaubte, Trainings zu geben, noch selbst Missionen zu begleiten. Barbara fand das natürlich ganz furchtbar schrecklich, aber gleichzeitig hieß es, dass der Hauptmann jetzt hilflos in seiner Unterkunft oder einem winzigen Büro saß, so ganz ohne Assistenten, Adjutanten oder gar Leibwächter! Eine Stelle, die sie ganz sicher übernehmen könnte. Wer weiß, wann die Faschisten wieder zuschlagen würden, um sich an diesem tapferen, engelsgleichen Mann zu rächen!

Und wer wäre besser geeignet als seine Lieblingsagentin in spe, die er offensichtlich am meisten schätzte?

Barbara war natürlich klar, dass der Hauptmann ein stolzer Mann war, dem es unangenehm sein könnte, Hilfe und Schutz von einer Frau zu brauchen. Deswegen beschloss die gewiefte Agentin, Abstand zu wahren und ihn zu beschatten, wie er es ihnen im Training beigebracht hatte. Gesagt, getan, sie folgte am kommenden Tag schon früh dem Hauptmann, nahm Notiz von allen verdächtigen Personen, mit denen er in Kontakt kam. Er war sehr früh wach und stattete als erstes dem Büro des Sysadministrators einen Besuch ab. Sie beobachtete durch den Türspalt, wie er sich vor einem Lauch von einem Mann aufbaute und ihn zurechtstutze, dass er dafür gesorgt hätte, dass sein Laptop ihm gesagt habe, er stinke und daraufhin unbenutzbar geworden ist - woraufhin die zwei anwesenden Admins gleichzeitig in schallendes Gelächter ausbrachen, trotz der drohenden Urgewalt, die ihr Hauptmann war. Beide Personen befand Barbara als unglaublich verdächtig, also notierte sie sich schnell die Namen und ihre Entdeckung, um später weitere Nachforschungen über ihre dreckigen Geheimnisse anstellen zu können. Außerdem stank ihr Hauptmann nicht. Er roch köstlich.

Nach einem Besuch bei den Sanitätern (wo sie sich ärgerlicherweise nicht rechtzeitig an den Wachen vorbeischieben konnte und diese sie ohne einen triftigen Grund nicht vorbei lassen wollten), besuchte ihr Hauptmann die Kantine. Während er sich einen strategischen Platz fernab von Ärger suchen wollte, machte Barbara eine winzige aber erstaunlich vollbusige blonde Trina aus, die sich von hinten an ihren Schatz machte. Bevor die Agentin eingreifen konnte, hatte der kleine Gremlin bereits zugeschlagen und tatsächlich die Eier gehabt, die wunderbaren goldenen Locken des Hauptmanns mit ihren unwürdigen Griffeln zu zerzausen. Als dann der Soldat sie - zurecht! - fragte, was zum Fick das sollte und was ihr Problem sei, wagte sie es auch noch, zu lachen. Lachen. Über den Hauptmann. Niemand, absolut niemand, der noch am Leben ist, sollte über ihn lachen dürfen! Ein kurzer Blick zu den anderen Tischen zeigte Barbara, dass auch die anderen Agenten, mit denen sie trainierte, entsetzt waren. Die Agentin schritt zu ihren Kameraden und konnte noch einen Teil der leisen, schnellen Diskussion aufschnappen.

"Woah, ist die lebensmüde?"

Barbara erkannte an der Stimme sofort die andere Agentin, mit der sie letztens Wachdienst schieben musste. Ihr antwortete ein anderer Typ in der Runde mit einem verblüfften Schulterzucken, während er den Blick nicht von der Szene wenden konnte, die sich vor ihnen abspielte.

"Ich hab die hier noch nie gesehen, wer ist das?"

"Die Frage ist eher, wer würde Freys Haare - nein, Frey an sich - anfassen? Die letzten, die das gewagt haben, wurden für drei Tage vom Training befreit. So ein Psycho!"

Barbara konnte nicht mehr an sich halten und zischte ein "Der Hauptmann ist weder ein Psycho noch gewalttätig", womit sie die überraschten Blicke aller in der kleinen Gruppe auf sich zog. Etwas ruhiger fügte sie mit einem Seitenblick auf den blonden Gremlin an: "Aber ich stimme zu, für wen hält sich diese Schlampe, so touchy-feely mit ihm zu sein?" In Gedanken fügte sie hinzu, wie unfair es sei, dass sie selbst die Haare des Hauptmannes noch nicht berühren konnte. Aber das behielt sie geschmackvoll für sich.

"Er ist schon ziemlich brutal-"

"Er ist aber kein Psycho! Er ist ein echter Ehrenmann. Letztens hat er mir sogar Tipps gegeben, wie ich mich auf dem Feld besser zur Wehr setzen kann!"

Es entstand eine kurze Pause, in der alle Augen auf ihr lagen, bevor der männliche Agent in der Runde plötzlich grinsend sagte: "Moment, du bist die, die er während des Schießtrainings angeschrien hat!"
"Hat er nicht, so zeigt er seine Fürsorge. Es ist halt harte Liebe", sagte Barbara bestimmt, während sie die Arme vor der Brust verschränkte. Die Agentin vom Wachdienst lachte auf und machte nun keine Anstalten mehr, leise zu sein. "OH. EM. GEE. - du bist ein Frey-Fangirl!"

Während sie sich noch zankten und Barbara die Ehre ihres Hauptmannes verteidigen wollte, stand eben jener plötzlich auf und verließ die Kantine im Stechschritt, den kleinen Gremlin im Schlepptau, hüpfend und um ihn tanzend wie ein Hündchen, das ein Leckerli erwartete.
"Kacke, ich muss ihnen folgen", knurrte Barbara und ignorierte die Blicke ihrer Kameraden, die zwischen amüsiert und verwirrt pendelten. Die Gedanken der Agentin rasten, als sie den beiden hinterhereilte und versuchte zu ergründen, wie die beiden zueinander standen. Wer war diese Tussi? Barbara hätte sich definitiv an sie erinnert, wenn sie am Standort arbeiten würde. Vor allem mit diesen absurden, spitzen Titten, die sie so zur Schau stellte, wäre sie der Agentin sicherlich im Gedächtnis geblieben. Vielleicht jemand, den er in Italien kennengelernt hatte? Vielleicht eine Geliebte …? Nein, der Hauptmann hatte einen viel besseren Geschmack, da war sie sich sicher. Außerdem schien dem Gremlin egal zu sein, dass der Mann eine Verletzung hatte - etwas, was eine anständige Partnerin (wie sie selbst) nie tun würde. Sie würde sich liebevoll um ihn kümmern und ihn versorgen.

Es gab also nur noch eine Erklärung:

Sie war von der Irgendwas-Des-Faschistischen-Haste-Nicht-Gesehen.

Eine Spionin, eine falsche, verführerische Schlange, die versuchte, ihn zu verführen und zum Überlaufen zu bringen! Sie hatte sich ja sowas von geschnitten, zu denken, er sei so einfältig! Es war schon fast lächerlich, dieser traurige Versuch vom Gremlin. Aber wenn Barbara so darüber nachdachte - was, wenn die Spionin hier war, um zu beenden, was die Italiener begonnen hatten? Jetzt, wo er verwundbar und zerbrechlich war! Die Agentin musste einschreiten, sie musste Beweise finden, die Spionin denunzieren und dingfest machen, bevor es zu spät war! So könnte sie endlich beweisen, dass sie seiner würdig war und seine Partn- Oh, moment, wo sind sie hin? Die Agentin war wieder in ihre Tagträumereien verfallen und hatte in sich hineinkichernd nicht darauf geachtet, wohin die beiden abgebogen waren. Sie machte sich ein geistiges Lesezeichen, um später wieder an derselben Stelle ansetzen zu können und konzentrierte sich auf die akuten und dringenderen Themen. Mit geplanter Lässigkeit rannte sie panisch zu der Unterkunft ihres Hauptmannes, die glücklicherweise nicht all zu weit entfernt war. Erleichtert machte sie die beiden aus, als sie im selben Gang ankam und duckte sich schnell, um von dem Spionengremlin nicht entdeckt zu werden.

"… mir jetzt endlich von der Pelle rücken?", hörte sie ihren Hauptmann gerade noch sagen, bevor er schnaubend anfügte: "Ich muss noch was erledigen."

"Och komm schon, ist das alles? Ich bin extra hergereist, als sie sagten, du seist verletzt!"

"Das ist nicht mein Problem und du hättest nicht wegen dem Kratzer kommen und Arbeit liegen lassen müssen. Wie bist du Derminov überhaupt entkommen?"

Derminow - das klang nach einem typischen Namen eines kriminellen Superhirns! Versessen darauf, mehr Informationen zu bekommen, näherte sich Barbara heimlich und versteckte sich hinter einer muffig riechenden und, ehrlich gesagt, traurig aussehenden Topfpflanze im Korridor.

"Oh, sie war richtig gut drauf, nachdem das in Italien so gut gelaufen ist, also konnte ich sie leicht überzeugen!"

Hatte sie es doch gewusst! Es war also wahr! Die Von-Und-Zu-Faschismus-Dingenskirchen war also wirklich beteiligt. Das kriminelle Subjekt ist bereits in die Foundation gelangt und hatte ihre verführerische, notgeile Untergebene vorgeschickt, um den guten Hauptmann zu verführen.

"Heh, ich bedauere die Hüften von dem armen Jungen."

Ein geheimer Code! Es konnte nichts anderes sein - aber, wenn sie diesen miteinander teilten, bedeutete das, dass ihr Hauptmann bereits kompromittiert wurde?! Barbara sog erschrocken die Luft ein, als ihr dämmerte, dass sie nicht nur dafür sorgen musste, dass er nicht weiter in die Gefahr tappte, sondern ihn auch zurückbringen musste in … die Dunkelheit, die für das Licht stirbt! Ja, genau, das musste sie tun! Und was der Gremlin konnte, konnte Barbara schon lange, da war sie sich sicher. Mit ihrem weiblichen Charme würde sie ihn sicherlich zurückgewinnen!
Der Gremlin lachte derweil mit einem breiten Grinsen.

"Ja, deswegen bin ich eigentlich auch hier. Ich ertrage die beiden sonst keine weitere Sekunde. Wobei … mal Mäuschen spielen, vielleicht?"

Der Hauptmann knurrte plötzlich ein "Wie bitte?". Barbara nahm einen Hauch von Verärgerung in seiner Stimme wahr. Aber, der Gremlin wirkte keineswegs eingeschüchtert, sondern näherte sich ihm kokett grinsend, während sie nun deutlich leiser gurrte: "Was denn, bist du eifersüchtig, Johan?" Wie konnte sie es wagen, ihn beim Vornamen anzusprechen?!
"Ja", erwiderte dieser unverblümt und schlang schroff seine Arme um die Taille des blonden Gremlins. Sein Gesicht senkte sich ein Stück zu ihr runter und er fügte hinzu: "Du gehörst mir, verstanden?"
Barbara wollte es nicht glauben, aber die kleine Hexe packte das Gesicht des Hauptmannes, küsste ihn (mit deutlich mehr als nur ein bisschen Zunge, wie sie feststellte) und zog ihn mit sich durch die Tür, die hinter den beiden sofort mit einem ordentlichen Rums ins Schloss fiel. Das gefiel Barbara nun so gar nicht. Ihr Hauptmann war dem Zauber des Hexengremlins des Faschistischen-Irgendwas-Weiste-Kennste verfallen! Sie musste sofort eingreifen und ihre dreckigen Pläne durchkreuzen! Barbara holte tief Luft, nahm all ihren Mut zusammen und tauchte aus ihrem Versteck hinter der traurigen Pflanze auf. Sie ging mit rechtschaffenem Schritt auf die Unterkunftstür zu, aber bevor sie reinplatzen und dem Spuk ein Ende setzen konnte, ertönte hinter ihr eine Stimme.

"Entschuldigen Sie, Agent …?"

Eine Standortwache hatte sich ihr genähert, sein Blick eine unangenehm wechselnde Mischung aus Verwirrung, Verärgerung, Besorgnis, Pflichtbewusstsein und einem Spritzer Misstrauen.

"Dürfte ich fragen, was Sie hinter dieser Pflanze zu suchen hatten? Ich glaube nicht, dass dies Ihre Quartiere sind."

Ah, endlich, eine Wache, die ihren Job auch machte! Perfekt, sie hatte Unterstützung! Alles, was sie tun musste, war, sich zu erklären und schon konnten sie ihren geliebten Hauptmann aus den glitschigen Griffeln der blonden Hexe retten!

"Sir! Ich bin einem verdächtigen Subjekt gefolgt, sie hat das Quartier von Hauptmann Frey soeben betreten. Ich habe sie nicht auch nur einen Augenblick aus den Augen gelassen, damit sie nichts versucht."

Die Standortwache stutze und schien Barbara für einen Moment zu mustern - Verdammt, Mann, es läuft die Zeit davon! - dann änderte sich etwas in ihm, was Barbara nicht zu deuten wusste.

"Sie meinen eine ungefähr so kleine Frau mit blondem Haar?"

"Ja und einem geradezu lächerlich perfekt geformten, wahrscheinlich unnatürlichem Gestell."

"Das ist die Lebenspartnerin des Hauptmannes."

Was.

"Was? Seit wann hat der Hauptmann eine Freundin?"

Die Wache antwortete mit einem Seufzen: "Schockierend, ich weiß. Aber die treiben's tatsächlich schon ein paar Jahre zusammen." Barbara blinzelte. JAHRE?!

"Moment mal, wie wollen Sie da sicher sein? Sie könnte eine Intrigantin sein, eine … faschistische … Ach keine Ahnung, diese italienische Gruppe halt!"

"Ich habe sie wortwörtlich schon X-Mal hier im Gang rummachen sehen. Ist schon nice, hin und wieder. Außerdem hat sie mich vorhin wie immer nach dem Weg gefragt. Ich habe sie ein bisschen ausgehorcht und ihre Personaldaten überprüft."

"Das ist schon ein bisschen creepy."

"Was, das ich meinen Job mache, dafür zu sorgen, dass hier keine Eindringlinge reinplatzen, sich hinter Topfpflanzen verstecken und Kollegen ausspionieren? Apropos creepy-"

Er machte eine Handbewegung, die kein Aber erlaubte und ergänzte: "Ich würde Sie bitten, mir zu folgen. Ich glaube nicht, dass die Leitung glücklich sein wird, zu erfahren, dass ein Neuzugang seine Zeit mit dem Bespannen von Hauptmännern verbringt."

Dreckmist. Barbara seufzte, nickte gehorsam und folgte dem Mann mit hängenden Schultern. Vielleicht, aber nur vielleicht, war sie tatsächlich etwas übereifrig gewesen. Sie war heiß geworden und hatte sich die Finger verbrannt. Hauptmann Frey hatte bereits eine Freundin, also war klar, dass er keine Augen für sie selbst hatte und es gab sicher kein ach so schönes heimliches Techtelmechtel mit dem Agenten-Neuzugang. Ach, wie schade.

Andererseits … Es war vielleicht kein so großer Verlust.
Er war schließlich ein ziemliches Arschloch, nicht wahr?

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