SCP-6500-11
SCP-6500-11
By: Evil SantaEvil Santa
PUBLISHED: 19 Jul 2023 14:01


BERECHTIGUNGSNACHWEISE VERIFIZIERT. WILLKOMMEN, O5-13.
KONFERENZ DES O5-RATS IM GANGE. TEILNAHME: PFLICHT

NEURONALE VERBINDUNG EINLEITEN …
DATENSTROM PER PROTOKOLL SECHSTE SONNE ANGEPASST.

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REQUIEM DES PARIAS

Du wachst auf, vom Gefühl der Übertragung auf diesen Körper desorientiert. Du nimmst deine Umgebung wahr, während dein Realitätssinn wiederkam – brauner Tisch, schwarzer Stuhl, graue Wände. Mit einem tiefen Seufzer platzierst du deine Hände auf die vertraute Mahogani-Oberfläche; ein goldenes Schild rückt in den Fokus, auf dem "O5-13: MEDIATOR" steht.

Das Schild ist eines von dreizehn, die gleichmäßig auf dem elliptischen Tisch verteilt worden sind, und bei jedem saß der korrespondierende Körper des Ratsmitgliedes. Du blickst auf ihre Gesichter (wo der Begriff zutraf), um zu sehen, wie sich die letzten Nachzügler hochladen. Gegenüber vom Tisch sitzt O5-6, der ein verärgertes Grollen von sich gibt.

Zu deiner linken hakt der Vorsitzende nach. "Gibt es ein Problem, Sechs?"

"Nichts, was du schon gehört hast, Eins. Es ist lächerlich, dass wir wirklich hier sein müssen."

"Es ist wichtig, Traditionen aufrecht zu erhalten", beschwichtigt er. "Wir schulden es unseren Vorgängern."

"Wenn unsere Vorgänger die Option gehabt hätten, Konferenzen als effiziente digitale Gedankenformen beizuwohnen, denke ich, dass wir eine andere Tradition hätten." Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück und klopfte seine Finger rhythmisch gegen den Tisch. "Es ist eine Verschwendung von guten Klon-Körpern."

Weiter links von dir unterbricht eine digitale Stimme. "FOUNDATION FÜR DAS ANOMALE, GRÜNDUNGSDOKUMENT, AUSSAGE FÜNF", dröhnt sie aus einer großen, zylindrischen Maschine. "ZEILE VIERUNDSIEBZIG: O5-MITGLIEDER MÜSSEN FÜR ALLE VERSAMMLUNGEN DES GESAMTEN RATS PHYSISCH ANWESEND SEIN."

Sechs spottet. "Leicht für dich zu sagen. Wann war das letzte Mal, als du diesen Raum verlassen hast?"

"IRRELEVANZ ERKANNT." Das obere Drittel von O5-2s Zylinder dreht sich zum Vorsitzenden. "DER RAT IST VOLLZÄHLIG ANWESEND. ERLAUBNIS FORTZUFAHREN?"

O5-1 greift nach vorne und nimmt ein von der Foundation zur Verfügung gestelltes Arbeitstablet und einen Eingabestift. "Ja, lasst uns beginnen." Du und mehrere andere folgen seinem Beispiel und schauen auf den Programmablauf der Versammlung.

"ALS DER AMTIERENDE ARCHIVAR DER FOUNDATION, IN DER ANWESENHEIT DES VORSITZENDEN, RUFE ICH DEN RAT ZUR ORDNUNG. LASSEN SIE ZU PROTOKOLL GEBEN, DASS ALLE RATSMITGLIEDER ANWESEND UND BEI KLAREM VERSTAND SIND. DIE ROLLE DES SPRECHERS WIRD HIERMIT AN DEN VORSITZENDEN ÜBERTRAGEN."

"Als der amtierende Vorsitzende der Foundation", rezitiert O5-1, "verifiziere ich das zuvor gesagte und beginne Konferenz #X-2737B." Seine Langeweile wird durch die Ähnlichkeit seiner Stimme zu der von O5-2 deutlich; eine monotone, zuvor aufgezeichnete Folge von Silben. "Der erste Punkt von unserem Programmablauf ist eine angefragte Überprüfung einer Verurteilung der internen Rechtsabteilung." Während er fortfährt, schaust du auf dein Arbeitstablet:

Deine Augen sind nicht die einzigen, die sich als Reaktion weiten. Der Rat ist über dieses Ereignis und dessen Verursacher informiert worden, kurz nachdem es passiert ist, aber nicht über das Warum und Wie. Die lange Liste der Anschuldigungen ist nicht ungewöhnlich, aber es war besonders selten, dass der Angeklagte unidentifiziert ist.

"Der oder die Schuldige besitzt einen bemerkenswerten Katalog an anomalen Fähigkeiten und physischen Augmentationen, mit denen er oder sie verdeckt eine Einrichtung der Foundation betreten hat. Die Person hat sich dann als Nachwuchsforscher ausgegeben und einen Projektvorschlag eingereicht, SCP-6500-α-Stab zu beschaffen. Damit erhielt sie die Kontrolle über die verbliebenen SCP-6500-α-Elemente und verwendete sie mit der erklärten Intention, die Auflösung der Foundation herbeizuführen." Du bist wieder überrascht, dass O5-1 vom Gewicht der letzten Aussage unbeeindruckt scheint.

"Für die Verbrechen hat das Hohe Tribunal die Person zur Exekution verurteilt. Jedoch, da die Fähigkeiten des oder der Schuldigen die typischen Methoden der Exekution verhindern, hat der Rat das Urteil für eine angemessene Alternative zu überprüfen."

Der Vorsitzende nickt O5-2 zu, der daraufhin anfängt zu klicken und zu surren. Plötzlich beginnt sich die hintere Wand zu bewegen und der riesige Bildschirm wird zu einem Fenster in einen anderen Raum. Du blickst in eine tiefschwarze Kammer, deren Unermesslichkeit dich beeindruckt, als eine einsame Gestalt ins Blickfeld gerät. Ein sanftes, blaues Licht beleuchtet das Subjekt, oder eher die Masse an Ketten, die es verdeckt – die Figur hängt in der Luft und jede ihrer sechs Gliedmaßen ist in enormen Stahlschlössern eingeschlossen.

"Dieses Individuum behauptet, O5-0 zu sein, ein inoffizielles Mitglied des O5-Rats und, wie ihr alle wisst, der Erste innerhalb der Foundation, der SCP-6500 vermutete. Es weigerte sich, vor dem Tribunal seine Aktionen zu verteidigen oder zu leugnen, und ich vermute, dass es jetzt ebenfalls wenig sagen wird." Er legt sein Arbeitstablet ab, während er spricht, und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. "Die Rolle des Sprechers wird nun an O5-2 übertragen, um weitere Vorgänge zu erleichtern."

"PER STANDARDPROZEDUR DÜRFEN RATSMITGLIEDER FRAGEN AN DEN ANGEKLAGTEN STELLEN, WONACH ALLE ANTWORTEN AUF GEFÄHRLICHE INHALTE GEFILTERT UND VON MEINEN SYSTEMEN AUSGEGEBEN WERDEN. DIE ROLLE DES SPRECHERS WIRD AN DAS PLENUM ZUR DISKUSSION ABGETRETEN."

Ein junger Mann mit scharfkantigem, tiefschwarzem Haar klopfte seine Fingerknöchel gegen den Tisch und zog deine Aufmerksamkeit mit zwei kurzen Schlägen auf sich. "Ich werde anfangen: Ich sehe kein Problem damit, das Individuum erst mal als eine hochgefährliche humanoide Anomalie zu behandeln. Wir scheinen kein Problem zu haben, es gefangen zu halten, und, sollte SCP-6500 seinen Kurs beibehalten, wird es irgendwann seine anomalen Eigenschaften verlieren. Dann kann es exekutiert werden."

"Ernsthaft, Vier?", spottete O5-6. "Du willst die Wiederherstellung der gesamten anomalen Welt verzögern und riskieren, dass wir dem Kriminellen genau das geben, was er will?"

"Wir sind uns noch nicht einmal sicher über die vollen Kapazitäten dieser Artefakte – Tests müssen noch ihre Umkehrung des Ereignisses zeigen. Es ist möglich, dass sie das Phänomen nur aufhalten oder verlangsamen können – wir wissen, dass dies der Fall für SCP-6500-α-Herz ist."

"Wenn das Anomale – und damit auch die Foundation – sowieso dem Untergang geweiht wäre, was wäre der Sinn darin, dieses Individuum zu exekutieren? Es hätte seine Macht verloren, der Foundation zu schaden, und selbst wenn nicht, wäre es irrelevant."

Zwei weitere Schläge klopfen auf den Tisch, die von einer stämmigen, silberhaarigen Frau stammen, auf deren Schild "O5-9: ORAKEL" steht. Sie öffnet ihre Augen und zeigte ihre trüben, grauen Skleren ohne sichtbare Iriden oder Pupillen. Wenn irgendjemand die Natur der Artefakte verstehen könnte, telepathiert sie dir zu, wäre es nicht dieses Individuum?

Vier und Sechs schauen sich an, bevor sie zurück zu Neun schauen. Stattdessen antwortet der Vorsitzende: "Ja, das wäre es. Jedoch hat es sich geweigert, jegliche relevanten Fragen zu beantworten."

Ich würde es gerne versuchen, entgegnete sie und wandte sich Zwei zu. Öffne die Kommunikation zum Gefangenen.

Es gibt eine Pause und das Knistern der Statik, bevor Neun fortfährt. "Gefangener", spricht sie nun mit einer rauen, aber festen Stimme. "Sie befinden sich derzeit vor einer Konferenz des Rates während der Prüfung Ihres Urteils. Seien Sie sich bewusst, dass Ihre Kooperation Ihr Urteil beeinflussen kann."

Nach ein paar Sekunden nickt die Figur langsam; sie versucht, sich in ihren Fesseln zu bewegen, und ihr unteres Paar von Armen dehnt sich ein paar Zentimeter nach hinten. Du erhaschst einen Blick auf ihr Gesicht – genug, um ihr Unwohlsein zu bemerken.

"Wenn Sie der sind, für den Sie sich ausgeben", fährt Neun fort, "wäre es logisch, dass Sie sich gut mit den anomalen Artefakten auskennen, die Sie versucht haben zu verwenden. Der Rat erkundet sich über die Natur dieser Artefakte; was wissen Sie über ihre Fähigkeiten und ihre Rolle bei der Prävention von SCP-6500?"

Die Lippen des Subjekts beginnen sich lautlos zu bewegen. Ein paar Sekunden vergehen, während seine Antwort auf Gefahren überprüft wird, bevor sie aus O5-2s Sprechern kommt. "Die Erdgöttin stellt Werkzeuge für diejenigen zur Verfügung, die für sie kämpfen", brummt die leise Stimme.

Du siehst, wie Sechs seine Augen verdreht, ebenso wie Zwölf, der fragend auf den ersteren deutet. Bevor er erwidern kann, klopft Zehn mit einer Hand mit sechs Fingern auf den Tisch. "Dieser Rat ist nicht zum Lösen von Rätseln da, Gefangener", warnt sie. "Bitte erläutern Sie."

Die Figur lächelt, bevor sie wieder spricht. Ein trockenes Kichern geht ihrer Erklärung voraus; "Die Artefakte sind Elemente der natürlichen Welt, getränkt mit der Macht, sie wiederherzustellen; die natürliche Welt enthält nicht die Foundation; sie kann es nicht."

"Wir beschützen sowohl die anomalen als auch die verschleierten Welten", betont der Vorsitzende. "Unsere Ziele sind nicht egoistisch. Wir neutralisieren nur, wenn es notwendig oder ethisch ist. Unser edles Streben benötigt die 'natürliche Welt' und ihre Vielfalt."

"Ah, du musst Eins sein", spuckt der Gefangene. "Du hörst dich genau wie dein Vater an – du wiederholst all die rechtfertigenden Phrasen, die die Foundation schon immer benutzt hat."

Es gibt eine Pause. O5-1 packt den Tisch mit einer Wildheit, die du nicht wiedererkennst. "Sie werden den Rat mit Respekt anreden. Dies wird Ihre letzte Warnung sein."

"Entschuldigen Sie", antwortet er fast unaufrichtig. "Jedoch steht mein Standpunkt fest. Die Artefakte können die Sackgasse zurückhalten, eine Zeit lang, aber sie werden nicht die Wurzel dieser Krankheit ausrotten."

Sechs klopft. "Die da wäre?"

Eine Stille erfüllt den Raum. Der Vorsitzende teilt sich einen Blick mit dem Orakel, bevor er sich wieder zum Gefangenen wendet, dessen Lachen die Stille ersetzt. "Er hat es Ihnen wirklich nicht erzählt? Oh, das ist köstlich."

Der Rat wendet sich einer nach dem anderen zum Vorsitzenden, der sie zögernd anspricht. "Ich bin sicher, Sie wissen bereits, dass die Daten eine Korrelation zwischen Eindämmungsbemühungen und SCP-6500 nahelegen, deshalb seine Sicherheitsmaßnahmen."

"Du bist ein Feigling", sagt er Gefangene sachlich. "Komm schon, sag es ihnen."

O5-3 zeigt auf ihren Leiter. "Eins, was zur Hölle ist hier los?"

"Die Korrelation, äh … sie ist stärker als zuvor angenommen."

Wir können es nicht länger vermeiden, Eins. Es muss jetzt entschieden werden.

Sechs blickt eifrig zwischen den beiden hin und her. "Jemand sollte besser anfangen, vernünftig zu reden, jetzt gleich."

"Die Foundation ist die Ursache", unterbricht der Gefangene. "Die einzige Ursache. Jedes Mal, wenn ihr eine Anomalie einsperrt, jedes Mal, wenn ihr einen Test durchführt oder ein Dokument veröffentlicht – die natürlichen Elemente stehlt und eure künstlichen Verständnisse und Definitionen anwendet – verdrängt ihr Magie aus der Realität." Er seufzt und lehnte sich noch einmal in seinen Fesseln zurück. "Eine Foundation, die sichert und eindämmt, ist nicht kompatibel mit dem Anomalen."

Alle Augen im Raum richten sich allmählich auf O5-1, der sich sichtlich weigert, die Blicke zu entgegnen.

Du nimmst einen tiefen Atemzug und beobachtest, wie die Erkenntnis bei den anderen einsetzt. "Du verarschst mich", grollt Sechs. "Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht, Eins?"

"Als ob ich diese Foundation für die Anomalien riskiere, die wir zu verwahren schwören!" Der Vorsitzende betont seine Aussage mit einem Schlag auf den Tisch. "Ich – wir – haben ein Vermächtnis aufrechtzuerhalten und Pflichten zu erfüllen."

Zehn klopft, als hätten sie den Punkt der Formalität nicht schon überschritten. "Warte, warte – nur um sicherzustellen, dass wir das alle verstehen – du sagst, unsere Optionen sind entweder teilnahmslos zu beobachten, wie anomale Phänomene aussterben, oder uns selbst aufzulösen, damit wir stattdessen teilnahmslos beobachten können, wie anomale Phänomene die Menschheit zerstören."

"Die Menschheit existierte lange vor der Foundation", belehrte der Gefangene Zehn. "Ihr redet euch ein, dass ihr zahlreiche unsagbare Apokalypsen und Ausbrüche verhindert, aber ihr verhindert Veränderung. Ihr verhindert die entropischen Effekte der natürlichen Welt auf die künstliche und verursacht dadurch die beschleunigte Entropie des Natürlichen."

"Selbst wenn die Menschheit sicher mit dem Anomalen koexistieren könnte, ohne regelnde Einrichtungen –"

"Du verstehst mich falsch. Regulierung ist anders von der Eindämmung."

"Erkläre."

Die Figur lehnt sich nach vorne. "Ratsmitglieder, euer furchtloser Anführer möchte unsere Krise unbegrenzt verlängern; er will weder, dass das Anomale stirbt noch dass es gedeiht, weil beide Optionen zum Tod der Foundation führt."

Der Vorsitzende schäumt vor Wut. "Du unverschämter –"

"Halt die Klappe, Eins."

"Ihr habt nun eine Wahl", fährt der Gefangene fort. "Ihr könnt weitermachen und die Foundation aus Feigheit erhalten und damit ihre einst noblen Ideale wegen Macht oder Sturheit pervertieren oder … ihr könnt etwas Größeres werden. Ihr könnt diese Institution beseitigen und den von euch verursachten Tod und die Zerstörung rückgängig machen, die natürliche Welt wiederherstellen und von vorne beginnen – eine Organisation bauen, die für die Erdgöttin und für ihre Einwohner, menschlich oder nicht, kämpft."

Es ist schwer zu sagen, wie lange die darauf folgende Stille dauert; niemand traut sich, sie zu brechen, außer das Klicken und Surren von Zwei. Nach einiger Zeit klopft Neun. Ich schlage Letzteres vor. Um mich klar auszudrücken, ich lege dem Rat diesen Vorschlag mit höchster Priorität vor. Die Entscheidung ist jetzt; sie ist schicksalhaft.

Drei beginnt den Diskurs. "Die Foundation kann nicht ihrer selbst wegen existieren. Wenn wir nicht im besten Interesse der Menschheit oder des Anomalen handeln, dann handeln wir umsonst."

"Wenn du mit 'im besten Interesse der Menschheit'", fügt Zehn hinzu, "'den Tod von Trillionen von Spezies von empfindungsfähigen und intelligenten anomalen Wesen' meinst, würde ich gerne klarstellen, dass das die unethischste Option ist."

"Niemand argumentiert für den Tod von Magie, Zehn. Es ist nicht notwendig, im Ethikkomitee zu sitzen, um richtig von falsch zu unterscheiden."

"Hat Eins nicht aufgehalten", scherzte Sechs.

Der Vorsitzende sieht eine Gelegenheit, wieder Fuß zu fassen, und klopfte auf den Tisch. "Wir können nicht ernsthaft den Vorschlag dieses Kriminellen in Betracht ziehen – es gibt keine Regulierung ohne Kontrolle oder Eindämmung! Uns wurde bewiesen, wieder und wieder, dass zu viel Vertrauen in externe Gruppen ein sicherer Weg zum Verrat ist."

O5-5, die Verbindungsperson der Foundation zu externen Gruppen, hebt endlich seine Stimme. "Du würdest alle Interessengruppen wegen ein paar Bösewichten als unglaubwürdig darstellen? Wir haben früher ganze Kriege gegen ganze anomale Spezies geführt, weil wir sie nicht verstanden haben – denkst du, wir werden nicht als unglaubwürdig gesehen? Als Kerkermeister?"

Das Ratsmitglied zu deiner Rechten räuspert sich, während sie mit der Fingerspitze die Umrisse ihres Plakats nachzeichnet. "Ich habe die Position von O5-12, dem Jedermann, für drei Jahre gehalten. Die Foundation hat mich aus meinem normalen Leben gerissen und mir gesagt, dass ich die Stimme der Menschheit wäre. Sie präsentierten mir eine größere, seltsamere, fantastischere Welt als ich sie mir je als unsere Realität geträumt hätte. Es war Furcht erregend und überwältigend … und wunderschön. Kein Tag vergeht, an dem ich mir nicht wünsche, dass ich diese Erfahrung – die Wahrheit – mit dem Rest der Welt teilen könnte."

"Das ist rührend, Zwölf", lobte Acht, "aber nicht jeder wird wie du beschützt sein. Wenn die Foundation aufhören würde zu existieren, heute, wo würden unsere Anomalien hingehen? Es gibt über eintausend Anomalien, die, wenn sie ohne Vorsichtsmaßnahmen freigelassen werden, über Nacht die halbe Menschheit ausmerzen würden."

"Es würde natürlich die Kooperation mit externen Gruppen geben, um die ethische Umsiedlung aller nicht mehr eingedämmten Anomalien sicherzustellen", fügt Sieben hinzu.

Die Audioübertragung des Gefangenen knisterte, bevor sie wieder reden. "Sie wären auch gerne bereit zu helfen, sobald sie hören, dass die Kerkermeister aufgehört haben, einzukerkern."

"Denkt an das Opfer", fleht Vier. "Wir haben Leben gefährdet und große Mengen an Ressourcen in unserem Streben gespendet. Die Bemühungen unserer Vorgänger, unserer Mitarbeiter – die Leben, die für die Bergung von Artefakten riskiert wurden, alle umsonst? Wir betrügen ihre Bemühungen, wenn wir aufgeben."

"Ja, eure Foundation erlaubt Individuen, Änderungen zu bewirken, dem Natürlichen innerhalb der Regeln eurer Institution zu dienen", argumentiert der Paria, "aber Magie ist nicht das Resultat von Individuen allein, wie ich bei meiner Verhaftung demonstriert habe. Soziale, organisatorische Änderungen sind auch notwendig; wir müssen bei unserer Akzeptanz des Anomalen kooperieren."

Zehn klopft ihre Fingerknöchel auf den Tisch, um ihren Senf dazuzugeben. "Wir sterben in der Dunkelheit, damit die Menschheit im Licht leben kann – damit sie bessere Leben haben können. Ohne die Foundation werden die Menschen die Welt wieder fürchten, werden vom Unbekannten überwältigt. Wir werden zurück in die Dunkelheit stürzen."

"Du wendest solche Floskeln und Ideale bei einem echten Problem an? Menschen sind die einzige Klasse-III-Spezies, die 'im Licht leben'", erwidert Elf. "Denken wir wirklich, dass jede andere intelligente Spezies im Weltraumzeitalter 'in der Dunkelheit lebt', weil sie die Wahrheit nicht vor sich selbst verstecken? Ja, es wäre ein Schock, aber schulden wir der Welt nicht die Wahrheit?"

Die Frage hallt durch den Raum und überschwemmt den Rat. Deine Gedanken rasen, während du die Argumente deiner Kollegen noch einmal im Kopf abspielst und deine Handflächen flach gegen den Tisch presst.

Zwei erwacht nach einer Schweigepause zum Leben und wendet sich noch einmal zum Vorsitzenden. "ES SCHEINT, DASS DIESE ENTSCHEIDUNG VORRANG ÜBER DAS URTEIL DES GEFANGENEN HAT. WIE SOLLEN WIR FORTFAHREN?"

O5-1 schaut hoch, um den anderen Aufsehern ins Auge zu sehen, und, mit einem tiefen Atemzug, greift nach vorne, um sein Arbeitstablet zu nehmen. "Wir machen das, was wir am besten können, Zwei: abstimmen."

Einer nach dem anderen, in numerischer Reihenfolge, nimmt jeder Aufseher (außer Zwei) sein Tablet. Die Stimmen von Eins und Zwei tauchen schnell auf, genau wie die von Drei und Vier. Du schaust den gequälten Gesichtsausdruck von Fünf für eine Ewigkeit an, bevor seine Wahl erfasst wird. Die Wahl geht auf diese Weise weiter, im Kreis drehend, und jeder bringt deine Entscheidung näher. Du überdenkst deine Logik, du ziehst andere Perspektiven in Betracht; du bist so in Gedanken vertieft, dass du überrascht bist, als Zwölf ihre Stimme abgibt und du übrig bleibst, um deine Meinung einzubringen.

Mit dem Gewicht der Welt auf deinen Schultern – der Atlas der Foundation – schaust du auf dein Arbeitstablet.

ADMINISTRATIVER VORSCHLAG 6500-Ω

VORSCHLAG:

"Die Foundation in ihrer derzeitigen Form auflösen und damit das Sichern und die Eindämmung des Anomalen und anderer Praktiken beenden, die dabei beobachtet werden, sowohl bekannte als auch unbekannte anomale Phänomene zu beschädigen. Den Prozess beginnen, eine neue Organisation zu formen, die in der Lage ist, Bindungen mit anomalen Gemeinschaften einzugehen und ihre Erhaltung und zukünftige Prosperität sicherzustellen. (O5-0)

ZUSAMMENFASSUNG DER RATSABSTIMMUNG

JA NEIN ENTHALTEN
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AUSSTEHEND

STATUS
IM GANGE

Patt (6-6) erkannt; der Mediator darf sich nicht enthalten.

Geben Sie Ihre Stimme unten ab. Alle Stimmen sind endgültig.




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