Ende des einsamen Wanderers

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Die Sonne stand hoch am Himmel. Unter ihr lief er, mit einem weiteren Dokument über sich selbst. Er hatte noch nie einen richtigen Freund. Alles über ihn musste er finden: Akten, Menschen in orangefarbenen Overalls. Doch diese blieben nicht. Plötzlich spürte er etwas. Es war nur ein leichter Schmerz, jedoch ein ansässiger. Ein Freund? Wenigstens etwas, was bleibt.

Langsam ging die Sonne unter. Der Schmerz wurde immer stärker. Er blieb stehen und schaute sich um. "Hat mich jemand erwähnt?" Er dachte sich nichts dabei und wollte weitergehen, doch schon wieder hörte er jemanden seinen Namen sagen. Er drehte sich um und sah einen gut gekleideten Mann mittleren Alters. Er setzte sich neben ihm auf den Boden und holte sogleich eine Schachtel Zigaretten heraus. Der Mann bot ihm eine an, aber er lehnte ab. Dann legte der Mann ihm seine Hand auf die Schulter und sah ihn nur an. Endlich eine wissende Person, die bei ihm bleibt und nicht sofort abhaut, wenn sie seinen tiefschwarzen faserigen Körper sieht.

Die Sonne ist untergegangen. Von ihm bleiben nur geschredderte Fetzen übrig und ein Dokument. Daneben eine noch glimmende Zigarette. Der einsame Wanderer hat endlich Frieden gefunden.

Währenddessen liest ein Mann im orangenen Overall ein ähnliches Dokument laut vor. Er befindet sich allein in dem Raum. Vor ihm ein Schreibtisch mit Lampe und an der Decke eine Kamera. Außerhalb des Raumes standen Menschen in weißen Laborkitteln und schauten mit erwartungsvollen Augen zu. Doch nichts geschah. Dann brach ein Wissenschaftler die Stille: "Das ist genug. Es muss erscheinen und wenn nicht, dann…" Er wollte es nicht zu Ende sagen, da er es selbst nicht glaubte. "Schicken Sie ein Team los. Sie sollen es finden."

Drei Tage später kamen die Ergebnisse: Die Magie begann zu schwinden, Fantasien zu verblassen. Der Wissenschaftler wusste nicht so recht, was er darüber denken sollte. Etwas hat es getötet und er musste herausfinden was. Später, am gleichen Tag, kam der nächste Schlag. Der Sonnenpatron war verstorben. Es mussten Nachforschungen angestellt werden und bald fanden sie die Quelle. Die Frage ist nur: Wen wird es als nächstes treffen?…

Moo spürt einen ähnlichen Schmerz, aber sie ignoriert es. Ja, sie genießt ihn schon fast. 1100 Jahre und kein Anzeichen von Besserung ihrer blutdurstigen Form. Doch nun, spürt sie wieder die lang ersehnte Menschlichkeit, welche sich nur in ihrem Gegenüber widerspiegelt. Ein Mann, in einen weißen Kittel gekleidet, sitzt mit ihr am Tisch. Sie haben ihn sich reserviert, nur um es zusammen zu genießen.

Sie nimmt einen Schluck Wein und fragt "War es das wert?" "Wie meinst du das?", fragt er. "Müssen erst zahllose Zivilisationen zerfallen, damit Menschen wie wir unsere Wünsche erfüllt bekommen?" Sie scheint bestürzt über jene Tatsache, aber versucht es mit ihrer Miene zu kaschieren. "Es gibt Dinge, die liegen nicht in unseren Händen", sagt er beschwichtigend, "aber man muss den Moment leben." Beide stoßen an, trinken, und küssen sich verwelkend in die Ewigkeit.

Sie alle, ob verloren oder verflucht, fanden ihren Frieden. Auch dem letzten seiner Art wurde eine Bitte erfüllt, obgleich er nicht Sinn und Grund verstand. Er fand sich an einem anderen Ort wieder, umgeben von dem klarsten Gewässern, den prachtvollsten Korallen und Fischen. Doch aller Schönheit war nicht genug, weshalb er schwamm; immer in eine Richtung. Weder Hunger noch Durst mögen ihn von seinem Ziel abbringen.

Ein Strand; Palmen bedecken die sandige Lichtung vor einem ewig langem Meer. Sie wartet schon lange auf die Rückkehr ihres Partners, aber sie war sich auch der Tatsache bewusst, dass man Dinge eben nicht ändern kann. Dann, eine Flosse ragt aus dem Meer, erscheint ihr Freund. Sie läuft auf sie zu, ungläubig über diesen Anblick. Sie umklammert seine Rückenflosse und beide schwimmen in den Sonnenuntergang.

Es ist spät, das Essen wurde aufgetischt.

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