Ein Geschenk für eine Löwin
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"Bist du sicher, dass du allein reingehen willst?"
Der bärtige Mann sprach zu seinem Kollegen gewandt, sich wohl bewusst, dass dieser in einer Zwickmühle saß. Der Angesprochene, Johan, schnaubte die beiden anderen Männer neben sich nur an und stapfte dann mit hochgezogenen Schultern und mit vor der Brust verschränkten Armen los. Wolfgang zuckte mit den Schultern, ordnete seine drei Tragetaschen mit Geschenken für seine Angebeteten, während der dunkelhaarige Italiener, Alessandro, dem Blonden mit einem väterlich-besorgten Blick nachsah. Auch dieser hatte eine Kleinigkeit für seine Verlobte Valeria besorgt, die er behutsam in der Rechten in einer unscheinbaren Tasche hielt. Nur Johan, welcher sich bis zuletzt geweigert hatte, überhaupt mitzukommen und für Sarah ein Geschenk zu kaufen, war bis jetzt immer vor den Geschäften stehen geblieben und hatte mit grimmiger Miene auf die beiden anderen gewartet, die scherzend und sich gegenseitig Tratsch aus dem Dienst erzählend durch die Berner Innenstadt mit den viel zu teuren Geschäften gewandert waren. Sie waren extra zusammen die knappe Stunde vom Standort-DE20 hergefahren, nachdem alle drei den Nachmittag über Freizeit erhalten und Wolfgang seinen zivilen Wagen für die Tour zur Verfügung gestellt hatte. Jetzt gab es allerdings keine Ausreden mehr für den letzten im Bunde, da es bald Zeit war, zurückzufahren - und er hatte als einziger von den Dreien immer noch nichts vorzuweisen, außer schlechter Laune, versteht sich.
Als er sich nun also zu der Drehtür des überteuert aussehenden Gebäudes mit tausenden Werbeschildern und glänzender Fassadendekoration begab, konnte er hinter sich noch deutlich vernehmen, wie Ale mit einem gespielt tragischen Ton zu Wolfgang gewandt sagte: "He's done for."
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Johan versuchte möglichst unauffällig und normal zu wirken, als er die Einkaufspassage betrat. Es war schon eine Weile her, dass er mal nicht für einen Einsatz oder zur Überwachung in einem Geschäft stand und so fühlte er sich erstaunlich überwältigt von dem Trara um sich herum und zudem unangenehm nackt; die legere Hose an seinen Beinen saß ungewohnt locker, das fehlende Gewicht der Ausrüstung fühlte sich falsch an. Unter den strengen Augen eines bullig gebauten Security-Schrankes rückte Johan die Chirurgenmaske auf seinem Gesicht zurecht, die ihm zumindest ein bisschen Sicherheit gab. Er bildete sich ein, dass ihn so keiner erkennen konnte, der es nicht sollte. Der Elitesoldat dankte der weltweiten Pandemie still in seinem Kopf für diesen kleinen Luxus und versuchte dabei so gut es ging den Eigengeruch der Maske auszublenden, dieses leicht mentholig-klinische, was sich unangenehm mit seinem Atem mischte. Glücklicherweise musste er den Geruch nicht lange ertragen, da ihm bei seinem Weg durch die Passage aus diversen Ecken der viel zu deutliche Geruch von Fett, asiatischen Snacks, Burgern, Dekokerzen (vor allem Vanille-Duft), frischen Waffeln mit Sahne und Marmelade, Lederpflege, Schuhcremes, Haarpflegemittel und Kosmetika aller Art entgegenschlug. Es war zwar nicht so überfüllt wie es sonst in jedem Jahr hätte sein sollen, aber da der Einzelhandel von den paar Tagen und Wochen leben musste, in welchen derzeit geöffnet werden durfte, fuhren diese um so stärker auf, um Kunden anzulocken. Insbesondere an einem Tag wie diesem. Johan unterdrückte ein Gefühl von Übelkeit und schüttelte die Gedanken ab, bevor er im Stechschritt auf eine nahe Tafel mit Erklärungen zu den Geschäften zueilte, sich das erstbeste Ergebnis für "Geschenke & Lifestyle" raussuchte und in die Richtung lief, die ihm die Tafel gewiesen hatte.
Er beachtete die Ladenfassaden links und rechts von sich nicht, während er auf den Eingang des perfekt ausgeleuchteten, von Kitsch und Glanz nur so triefenden Ladens zueilte. Loewen… Was würde Loewen gefallen? Er kannte jeden Zentimeter ihrer Wohnung in- und auswendig, genauso wie ihr Büro, ihr Angestellten-Apartment und ihr viel zu kleines Schrottauto. Sie hatte überall Zeug rumstehen, aber er hatte sich nie auf diese Weise damit auseinandersetzen müssen, was bei ihr so rumlag. Aber jetzt… Wenn Ales Nachricht nicht gewesen wäre ("Hey, Geisterjäger, did you get your lioness a gift yet?"), hätte er diesen ganzen Unsinn wie jedes Jahr links liegen gelassen. Aber er hatte ein Versprechen gegeben. Beiden gegenüber. Eins, das er nicht ignorieren konnte. Ihm war jedoch nicht klar gewesen, dass so ein Versprechen auch bedeutete, in einer Einkaufspassage nach Ramsch suchen zu müssen, den Loewen in ein paar Tagen eh wieder vergessen hatte. Warum maßen so viele Menschen diesem Tag überhaupt Bedeutung zu? Er tat es als Konsumgeilheit ab und versuchte sich auf die Auslagen zu konzentrieren. Reihen um Reihen standen dort "Lifestyle"-Produkte, deren Sinn sich ihm auch beim längeren Betrachten nicht ergab. Aber die Preise hatten es in sich. Er ließ seinen Blick von Plastikvasen in Hasenform mit violetten Plastikblumen drin wandern und über die anderen Kunden des Geschäftes streifen. Vielleicht half es, diese zu beobachten, um herauszufinden, was er Loewen mitbringen konnte. Zu seinem großen Entsetzen schien es die meisten Personen tatsächlich zu einer Abteilung zu ziehen, in der noch mehr Duftkerzen und Raumdüfte (Feigenbaum und Kunstzedern-Duft), sowie Geschenkboxen mit herzförmigen Pralinen auf bunt dekorierten und mit heliumgefüllten Herzballons umschwirrten Tischen standen. Was für eine Verschwendung von Edelgasen, dachte er zu sich, bevor ihm ein anderer Kunde ins Auge stach. Mit sehr sicherem, aufrechten Gang wanderte ein Mann durch die Abteilungen, den Johan wohl immer würde identifizieren können, egal, wie sehr die bläuliche Maske und die dunkelgraue Mütze den Bart und die schwarzen Locken verdecken zu suchten. Julius - Kaiser -, der Terrorist, der die Hauptschuld an allem trug, was Loewen zugestoßen war; der sie beide indirekt zu Tätern hatte werden lassen. Auffällig unauffällig schien der Anartist ebenso nach Geschenken zu suchen, jedoch hielt er von den olfaktorischen Chemiebomben nicht so viel Abstand wie der Elitesoldat, den er glücklicherweise nicht bemerkt hatte.
Alle Gedanken an den Einkauf machten nun dem Wunsch Platz, den Anartist hier und jetzt zu ergreifen und, wenn nötig, zu Brei zu prügeln, wenn das auch nur einen Hauch des Leids wieder wettmachen würde, den dieser seiner Löwin zugefügt hatte. Johan bewegte sich mit der Übung und dem Wissen der Beschattung hinter eine mannshohe Auslagenfläche und behielt den lockigen Schönling durch die Flügel einer fetten, goldfarben gesprühten Putte im Auge, die über dem anderen Schrott an einem Angelfaden hing. Etwas verärgert über die Tatsache, dass er keine Waffen bei sich hatte außer seinen Fäusten, überlegte er sich die beste Zugriffsstrategie, dann durchzuckte ihn ein halb-amüsanter, halb-ernster Gedanke: War Julius' Festnahme nicht das viel bessere Geschenk an Loewen? Ein wölfisches Grinsen stahl sich auf die Züge des Elitesoldaten, dessen Entschluss jetzt feststand.
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Exakt zwei Minuten und vierunddreißig Sekunden später kam es zwischen den beiden Männern zu einem Schlagabtausch, den das Geschäft so noch nie erlebt hatte: Der Anartist hatte keine Zeit, einen seiner Tricks vorzubereiten; er bemerkte viel zu spät, dass der Soldat in Zivil es auf ihn abgesehen hatte. Johan war ihm immer näher gekommen und hatte sich dabei auch gleichzeitig die Umgebung bis ins letzte Detail eingeprägt, um wirklich jede Fluchtroute schon vorher abschneiden zu können. Während sich der Lockenkopf nach der Auswahl eines "Lifestyle"-Objektes in die Abstand haltende Schlange einreihte, schien er zu bemerken, dass er beschattet wurde und blickte auf. Ihre Blicke trafen sich nur für den Bruchteil von Sekunden, dennoch zeichnete sich Erkennen im Blick von Julius ab, dicht gefolgt von Schrecken, ob des entschlossenen, grimmigen Blickes des Foundation-Agentens. Er ließ die potthässliche Vase fallen, drehte sich auf dem Absatz um und konnte gerade eben so aus dem Laden rennen, bevor Johan nach ihm hechten und ihn packen konnte. Mit einem durch die Maske abgedämpften Fluch sprang Julius über eine gläserne Reling schräg auf eine der drei nebeneinander liegenden, großzügigen Rolltreppen, Johan sofort dicht an seine Fersen geheftet und jeden der kommenden Schritte und seine Möglichkeiten, den Anartist zu ergreifen, exakt berechnend. Die irritierten und erschrockenen Rufe um sie herum nahm keiner der beiden mehr wahr, als sie die Rolltreppe hoch und über die zweite Ebene der Passage rannten wie zwei Berserker. Johan hoffte, dass der Terrorist keinen anderen seiner Sippe mit sich hergebracht hatte, da er sich zwar sicher war, Julius selbst überwältigen zu können, aber zwei von der Sorte waren auch für ihn ohne Ausrüstung nicht bezwingbar. Er spürte, wie seine Muskeln anfingen zu brennen ob der plötzlichen Anstrengungen, aber das Feuer in ihm war geweckt und so duckte er sich mit Leichtigkeit unter Dekorationen hinweg und sprang über leere Kaffeehausstühle und -tische.
Dann geschah es: Der Flüchtige kollidierte mit einer Zivilistin, die ohne zur Seite zu sehen und mit dem Handy vor der Nase, aus einem der seitlichen Läden trat und landete hart mit dieser auf sich auf dem Boden. Er schaffte es nicht, sich abzurollen, hatte aber innerhalb von Sekunden Johan über sich, der die Frau wegzog und dann zwei Schläge in das Gesicht des anderen Mannes verteilte, seine Arme fixierte und mit einem Ernst in der Stimme, der keine Fragen zuließ, den wenigen Menschen, die sich aus den Geschäften gewagt hatten, um den Tumult zu beobachten, zubrüllte, dass er von der Polizei und dies ein offizieller Einsatz sei. Leider sahen das die hohlen Schränke der hauseigenen Security anders, die von allen Seiten angerannt kamen und innerhalb von ein paar Sekunden fanden er und der Anartist sich in einer unerwartet großen Keilerei wieder, in der beide von jeweils drei schwarz gekleideten, Cappy-tragenden Schränken auseinandergezerrt und angebellt wurden. Keiner der Schränke beachtete auch nur ein einziges Wort des sich massiv wehrenden Elitesoldatens und so sah er nur kurz ein siegessicheres Lächeln über das Gesicht von Julius huschen, als sich ihre Blicke erneut für einen Moment kreuzten, bevor beide in irgendwelche Büros hinter den Geschäften geschleift wurden.
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Es war schon fast Mitternacht, als die drei Männer endlich wieder im Auto von Wolfgang saßen und Alessandro die Tür des Wagens als letzter, deutlich hörbar zuzog. Wolfgang saß am Steuer mit verschränkten Armen, hatte den Motor aber noch nicht gestartet und sah betreten schweigend aus dem Fenster. Johan saß auf der Rückbank und sah ebenfalls überall hin, nur nicht in den Rückspiegel, aus dem die eisgrauen Augen des Italieners finster und strafend zurückblicken würden. Die Stille im Wagen war erdrückend, aber keiner tat den ersten Schritt, um die vergangenen Stunden zu rekapitulieren. Als Wolfgang jedoch nach einer Weile ein Räuspern von sich gab und ansetzte, um etwas zu sagen, explodierte Alessandro neben ihm regelrecht. Er hielt offenbar gerade so an sich, um die kleine Tasche auf seinem Schoß nicht zu beschädigen, aber der Schwall aus italienischen Worten, der seine Lippen verließ und mit heftigen Gesten der Hände unterstrichen wurde, machten deutlich, wie enttäuscht und wütend er war. Johan ertrug die Tirade für knappe drei Minuten, bis sich Ale scheinbar so weit wieder im Griff hatte, ihm zumindest in Englisch Vorwürfe über sein unbedachtes Vorgehen zu machen. Er ertrug den Vorwurf, dass er Glück hatte, dass Ale als Hauptmann überhaupt die Möglichkeiten hatte, Kontakte spielen zu lassen, um Johan aus der polizeilichen Untersuchung, die nach dem Verhör durch die Security stattgefunden hatte, zu holen. Er ertrug ebenso den Vorwurf, sich erneut nicht unter Kontrolle gehabt zu haben, obwohl er ein Versprechen gegeben hatte; und er ertrug den Vorwurf, einen potenziell gefährlichen Terroristen durch sein egoistisches Verhalten entkommen lassen zu haben. Da die Security in Julius keine Gefahr erkennen konnte oder wollte (Johan nahm an, dass einer von seiner Sippe irgendwelche Tricks zur Verschleierung eingesetzt hatte), wurde er sogar noch vor Johan wieder freigelassen und konnte weglaufen, bevor Wolfgang und Alessandro Kontakt zu Johan haben konnten. Der blonde Soldat wusste, dass er Mist gebaut hatte und er wusste, dass Ale Recht hatte, also ertrug er es, auch, wenn ihm die Emotionalität des Italieners gehörig gegen den Strich ging. Als dieser endlich geendet hatte, setzte sich Johan aufrecht hin, lehnte sich leicht vor, um zwischen den Sitzen hindurch besser nach vorn reden zu können und sprach Ale eine aufrichtige Entschuldigung aus, die Wolfgang dazu brachte, sich zu Johan umzudrehen und ihn mit offenem Mund anzustarren, während der Italiener sich in seinem Sitz mit verschränkten Armen, aber deutlich entspannter, zurücklehnte und zufrieden nickte. Wolfang ließ seinen Blick zwischen den beiden hin- und herschnellen und schien nicht zu verstehen, was genau gerade vorgefallen war, aber weder Ale noch Johan klärten ihn auf.
"Now, let's get your lioness something from the gas station at least, shall we?"
Wolfgang versuchte bei der Fahrt noch eine ganze Weile, die beiden mit Fragen über das, was gerade geschehen war, zu bohren, aber wie durch Zufall lenkte Alessandro das Thema immer wieder in andere Richtungen, eine Geste, die Johan dankbar annahm und die ihn dazu brachte, sogar selbst gelegentlich am Gespräch teilzunehmen, wenn auch gewohnt trocken und unterkühlt.
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Die Fahrt zurück zum Standort und schließlich der restliche Weg zu den Mitarbeiterwohnungen verlief erstaunlich angenehm und ruhig. Wolfgang hatte ein paar Witzeleien verteilt, um die Stimmung aufzulockern und darüber philosophiert, wieso er auf Frauen so wahnsinnig attraktiv wirkte, aber ausschließlich von seiner Seite aus keine langfristige Beziehung gewollt war. Die drei Männer schlossen die gemeinsame Runde mit gutem Zureden ab; sich gegenseitig eine erfolgreiche Nacht wünschend (hauptsächlich wünschte Wolfgang das den beiden anderen Männern, die ihn im Gegenzug fast schon mitleidig ansahen).
Als Johan endlich die Tür zu dem Mitarbeiter-Apartment von Loewen mit dem ihm von ihr überlassenen Schlüssel aufschloss und mit einer Hand hinter dem Rücken das kleine Päckchen haltend in den spärlich beleuchteten Raum trat, fand er die kleine Löwin mit ihrem Laptop auf dem Bauch auf dem Sofa liegend. Sie war eingewickelt in eine der Decken, mit der sie jeden Zentimeter des Sitzmöbels sonst stapelweise bedeckt hatte; ihre blonden Haare wirr um den Kopf und auf den Kissen verteilt. Sie hatte wohl geschlafen, war aber durch sein Eintreten aufgeweckt worden und befreite sich nun aus ihrem Technologie- und Decken-Burrito, während sie erst verschlafen murmelnd und dann immer munterer den ein paar Köpfe größeren Mann begrüßte. Johan blieb unschlüssig in dem Eingangsbereich des Raumes stehen, nicht sicher, ob er ihr das traurige Ding, das sich ein Geschenk schimpfte, entgegenhalten sollte oder nicht. Er vergaß den Gedanken sofort, als sie, endlich von der Decke befreit, nur mit Shirt und Slip bekleidet auf ihn zukam und sein Gesicht strahlend mit ihren zarten kleinen Händen zu sich herunterzog, um ihn sanft zu küssen. Er legte den freien Arm um ihre schmale Taille und erwiderte den Kuss gewohnt intensiv, machte aus dem zarten Kuss einen innigen, drängenden. Sie entzog sich allerdings fast sofort wieder dem Griff und deutete ihm, sich waschen zu gehen, was seinen plötzlich erhitzten Körper etwas enttäuscht zurück ließ.
"Keine Ahnung, wo du schon wieder warst, aber so wie du aussiehst kommst du mir nicht ins Bett - hast du dich schon wieder mit jemandem in die Haare gekriegt? Außerdem Händewaschen! Ich habe einen Film gefunden, den musst du mit ansehen, der ist eine Verfilmung von dem Spiel, was wir mal zusammen auf der Konsole probiert haben, ich finde, das sollten wir nochmal machen."
Er fühlte sich fast überwältigt von der Normalität, die sie in diesem Moment ihm gegenüber ausstrahlte im Vergleich zu dem Alltag, den beide in der Foundation ertragen mussten; stand fast wie in Trance vor ihr im Eingang, noch nicht einmal von Jacke und Schuhen befreit, während er sie… Glücklich ansah. Ja, er fühlte sich glücklich. Ungewohnt, zufrieden, warm - zuhause. Das war das Wort, das er suchte. Er überlegte, ob er über den Tag und vor allem über Julius sprechen sollte, streifte den Gedanken aber zusammen mit seiner Jacke ab, die er ordentlich auf einem Bügel an die Haken bei der Tür hängte.
Als er sich ins Bad begeben wollte, fiel sein Blick auf den Mülleimer an dem unordentlichen Schreibtisch, der ihr Reich war. In dem Eimer fanden sich mehrere Karten in Rosa, Rot und mit Herzmotiven, sowie mit dümmlichen Sprüchen bedeckt. Zudem zwei leere Schachteln mit Pralinen. Sie beantwortete seinen fragenden Blick mit einem leichten Schulterzucken, das ihre nackten Brüste durch das Shirt abzeichnen ließ, und er erinnerte sich daran, dass er dringend etwas ausziehen wollte, während sie noch lachend erläuterte: "Ein paar der Jungs von den anderen Einheiten und ein Jungforscher; keine Ahnung, wie er hieß. Ich hasse Valentinstag, so ein dämliches Kosumding aus Amerika."
Sarah bemerkte gar nicht, dass sich kurz darauf noch ein weiteres "Konsumding" in ihrem Mülleimer befand, aber sie war ohnehin eine ganze Weile mit anderen Dingen beschäftigt.