Autoerotisches Attentat

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SCP-173 hat ein menschliches Gehirn - oder zumindest ein menschen-ähnliches Gehirn. Ich weiß das, weil ich es unter Gedankenkontrolle habe. Ich heiße Carmen Lopez. Ich wurde am 17. Januar 1951 in Santa Clara, Kalifornien, geboren. Ich trat 1970 in die Armee ein und wurde 1971 nach Vietnam entsandt, bevor ich 1972 in die Reihen der Foundation aufgenommen wurde. Ich bin Mitglied der Einsatztruppe Lambda-9 mit dem Spitznamen "Mind over Matter"1. Lambda-9 ist ein offensiver Zweig der Psionik-Abteilung der Foundation. Wir haben die Aufgabe, psionische Phänomene zu untersuchen, einzudämmen und in einigen Fällen zu neutralisieren. Ich bin erst zweiunddreißig Jahre alt, das mit Abstand jüngste und neueste Mitglied von Lambda-9. Das macht mich auch am entbehrlichsten. Daher war ich die am wenigsten riskante Wahl für die Kontrolle über SCP-173, um zu prüfen, ob die Foundation es als wirksames Mordinstrument in einem hoch-klassifizierten Waffentestprogramm einsetzen kann oder nicht.

Ich bin so verdammt notgeil.

Für meinen Einsatz ist es absolut notwendig zu wissen, wer ich bin, woher ich komme und warum ich dieses Betonmonster unter meiner Kontrolle habe - andernfalls könnten die Erinnerungen, Instinkte und anderen unbewussten Gehirnfunktionen dessen, was ich kontrollieren soll, mich stattdessen unter Gedankenkontrolle bringen. Mentale Stärke - Willenskraft - ist alles. Und im Moment möchte ich nichts weiter als mich mit meinen nicht existierenden Genitalien durch die Stadt zu vögeln. Da ist ein pochender Juckreiz in meinem Schädel. Es fällt mir schwer, mich zu erinnern, warum ich dem zugestimmt habe oder warum die Foundation das hier versuchen wollte. Ich erinnere mich vage an etwas über Jäger-Killer-Fliegen, was auch immer das ist, aber ich kann kaum denken, weil ich nur daran denken kann, wie sehr ich mir einen von der Palme wedeln will. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich solche Erregung fühle - einer der Gründe, warum ich in die engere Wahl kam, um den Psionikern beizutreten, war mein offensichtlicher Mangel an Libido.

Ich unterdrücke den Gedanken und konzentriere mich auf das, was ich hier tue. Ich würde tief einatmen, aber ich kann nicht atmen. Ich kann meine Glieder überhaupt nicht bewegen. Ich kann nicht einmal meine Augen bewegen - ich bin in diesem Betonraum eingesperrt, stehe aufrecht und starre geradeaus, denn ich stehe unter Beobachtung durch drei Frauen, die orangefarbene Overalls tragen und versuchen, nicht zum selben Zeitpunkt zu blinzeln. Sie haben je ein Funkgerät im Ohr, welche sie zweifellos dazu auffordern, gleichzeitig wegzuschauen. Die Leute hinter den Funkgeräten wollen sehen, ob ich mich davon abhalten kann, sie sofort zu töten, oder ob ich nur ein Passagier bin, der mitfährt.

Wer auch immer mit ihnen verhandelt, muss ein verdammt guter Redner sein, denn sie setzen sich in Bewegung, um Positionen um mich herum einzunehmen. Zwei von ihnen bewegen sich aus meiner Sichtlinie; die dritte bleibt, wo sie ist. Dann schließt sie ihre Augen.

Ich bin so verdammt notgeil. Ich dachte, es war schon vorher schlimm, aber jetzt ist es unerträglich. Mein Gott, fühlt sich so das Leben für normale Menschen an?

Aber ich habe mich nicht bewegt - nicht einmal meine Augen. Und erst dann kommt mir in den Sinn, dass ich versuchen sollte, mich zu bewegen. Einatmen - oder sich vorstellen, einzuatmen. Konzentrieren. Lektion eins des Psionikerdaseins ist, die Konzentration aufrechtzuerhalten. Ich konzentriere mich auf die Frau vor mir. Sie zittert, aber ihre Augen sind geschlossen. Ich versuche, mich an mein Training zu erinnern. Fang klein an. Diagnose meiner Bewegungsfähigkeiten.

Ich beginne, mit den Augen zu rollen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich tatsächlich bewegen - dieser Raum hat keinen Spiegel - aber ich kann in meine Augenwinkel sehen. Dann drehe ich meinen Kopf. Ich fühle nicht wirklich, wie er sich dreht - es gibt kein Gefühl von Bewegung oder Muskeln oder wirklich irgendetwas außer meiner gottverdammten Libido - aber ich kann zu meiner Linken schauen, wo eine andere Frau mit geschlossenen Augen zittert, und zu meiner Rechten, wo eine dritte Frau mit geschlossenen Augen zittert.

Sie zittern. Ich habe sie also nicht umgebracht. Das ist gut so. Das bedeutet, ich habe etwas Kontrolle.

Ich versuche, meine Arme zu bewegen. Ich schaue direkt auf meine Beton-Anhängsel und es gibt keinerlei Bewegung, aber ich kann sie fühlen. Es fühlt sich an, als hätte ich zwei Phantomarme, aber ich kann sie bewegen und beugen und drehen. Ich kann sogar spüren, wie sich meine Hände bewegen. Ich straffe meine linke Faust - der Beton rührt sich keinen Zentimeter, aber ich spüre, wie mein Phantom-Ellbogen leicht knackt. Das Gleiche gilt für meine rechte Faust.

Kann ich laufen? Ich bin mir nicht sicher. Ich versuche, meine Beine zu bewegen, aber es fühlt sich, wie ich mit etwas Ironie feststelle, so an, als ob sie in Beton stecken würden. Wieder fühlt es sich an, als würde ich Phantombeine kontrollieren, die sich biegen und beugen und herumlaufen. Aber diese Betonbeine gehen nirgendwo hin. Oder so scheint es. Ich habe zwanzig nicht existierende Schritte gemacht, bevor ich einen Widerstand spüre, als ob ich gegen etwas gestoßen wäre. Die Frau, die vor mir steht, öffnet die Augen, und auf einmal ist es, als hätte ich mich von einem Ende des Raumes zum anderen teleportiert. Ich rage über sie hinweg und bin wieder wie erstarrt; und sie schreit und fällt auf ihren Hintern zurück, aber sie ist am Leben.

Ich bin ziemlich stolz auf mich, dass ich keinen der Ds getötet habe, als mir einfällt, dass der ganze Grund, warum sie mich in dieses Ding gesteckt haben, der ist, Leute umzubringen. Und ich bin immer noch so geil.

Herrlich.


Ich frage mich, wie viel produktiver die Menschheit wäre, wenn sie nicht so sehr damit beschäftigt wäre, sich gegenseitig zu befriedigen. Trotzdem kann ich ihnen kaum einen Vorwurf machen, wenn sie sich die ganze Zeit so fühlen, wie ich jetzt. Es ist schrecklich: Ein gähnender Hunger in meinem Magen, gepaart mit einem heftigen Juckreiz in meinen Lenden, der alle meine höheren Hirnfunktionen zu besetzen scheint. Meine meditativen Übungen können es kaum unter Kontrolle halten.

Das Kribbeln wird schlimmer, als die D-Klasse den Raum betritt, was die Sache noch beschissener macht, da besagter D männlich ist. Der Lautsprecher sagt etwas über eine unheilbare Krankheit und dann die Worte "Sergeant Lopez, fahren Sie fort wie besprochen."

Der arme Bastard im Overall blinzelt und dann ist es, als hätten meine Genitalien und mein Gehirn die Plätze getauscht. Und so sehr ich auch möchte, dass ich simpel die Kontrolle über den Betonficker verloren habe, bin ich es, der sich zu 100 Prozent vorstellt, wie ich mich quer durch den Raum stürze und meine Betonstummel um seinen Hals wickle. Ich spüre, wie sich seine Kehle zusammendrückt; sie ist fest und doch matschig und das Jucken in meinen Lenden wird schlimmer und ich spüre, wie ich dem Höhepunkt näher komme und dann platzen seine Arterien unter dem Druck und es gibt ein kaum merkliches Knirschen, als seine Wirbel nachgeben und ich komme.

Wenn ich einen Schwanz hätte, wäre da Sperma auf dem Boden. Aber da ist keins. Das Einzige, was auf dem Boden liegt, ist ein toter Mann. Ich fühle mich berauscht, erhaben, erschöpft und leer. Das Kribbeln ist weg. Der Hunger ist weg. An ihre Stelle ist Scham getreten. Ich glaube, ich habe mich gerade durch einen Mord selbst befriedigt. Ich bete zu Gott, dass Abuela nicht vom Himmel auf mich herabschaut; sie würde vor Scham sterben und die erste Person sein, die das dort oben tut. Das einzig Gute ist, dass mein Kopf endlich wieder klar ist. Ich kann zum ersten Mal, seit ich weiß nicht einmal mehr wie lange, wieder richtig denken. Ich spreche ein paar Gebete in meinem Kopf, aber ich bezweifle selbst, dass der Herr mir das, was ich gerade getan habe, verzeihen kann.

Ich nutze diese Momente der Klarheit, um nachzudenken. Ich habe gerade die D-Klasse getötet. Dieses Mal war ich tatsächlich in der Lage gewesen, mir vorzustellen, wie ich den Raum durchquere und ihn erwürge. Was seltsam ist, denn die ganze Zeit, in der ich versucht habe, die Ds nicht zu töten, musste ich mir vorstellen, wie es wäre, zu gehen und mich zu bewegen. Dafür kann ich mir zwei Gründe vorstellen - entweder bin ich besser darin geworden, den Betonficker zu kontrollieren, oder er reagiert anders, wenn er tatsächlich im Mordmodus ist. Ich hoffe inbrünstig, dass es Letzteres ist. Ich will nicht für das verantwortlich sein, was ich gerade getan habe.

Die Türen öffnen sich und ich werfe einen Blick auf die nächste arme Sau, die den Hinrichtungsraum betritt; ihr Gesicht ist geschwollen und sie weint. Überall in ihrem Gesicht sind kleine Pusteln, deren Inhalt auf ihren Overall tropft und ihn verschmutzen. Sie scheint sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. Gott hilf mir, das Jucken in meinem Kopf beginnt wieder.

"Sergeant Lopez? Sie können fortfahren."

Sie blinzelt. Ich tue das Einzige, was ich kann.


Ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Ds - wie viele Menschen - ich an diesem Punkt auf dem Gewissen habe. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es so viele sind - die Foundation hat nicht die Ressourcen, um Leute einfach in einen Fleischwolf zu werfen - aber ich will die Zahl nicht größer machen als nötig. Es hilft mir, besser zu schlafen; und wenn man bedenkt, wie viele Träume ich in letzter Zeit hatte, die damit endeten, dass sich meine Hände um die Kehle meiner Mutter legten, nehme ich, was ich kriegen kann.

Ich muss mir immer wieder selbst sagen, dass ich nicht gerne töte. Nicht einmal in Vietnam wollte ich; das sind sechzehn Monate mit Tropenkrankheiten und dem Schießen auf Pflanzen, die zurückschossen, gewesen. Ich habe mich nicht aus Pflichtgefühl oder Rechtschaffenheit bei der Foundation gemeldet - ich wollte einfach nur weg von diesem Dschungel. Weg von all dem Töten.

Das ist ja gut gelaufen.

Ich weiß nicht mal mehr, warum ich dem zugestimmt habe. Ich muss doch gewusst haben, dass ich Leute umbringen werde, oder? Warum hätte ich sonst zugestimmt, eine verdammte mörderische Statue zu kontrollieren? Es gibt so viele Dinge an diesem Projekt und an mir, die nicht zusammenpassen, aber ich kann mich kaum von diesen Fantasien von Sex und Tod losreißen, um darüber nachzudenken. Das bin nicht ich. Das ist der Einfluss der Statue. Meine Meditations- und Konzentrationsübungen werden immer weniger effektiv. Was auch immer in diesem Wichser als Verstand durchgeht, ist nichts weiter als ein Bündel aus Sex- und Killerinstinkt. Und es bahnt sich seinen Weg in meinen.

Aber es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Die Kopfdoktoren haben entschieden, dass meine Träume nicht zu problematisch sind, und ich wurde für den aktiven Dienst freigegeben. Ich fühle mich überhaupt nicht bereit, aber ironischerweise weiß ich wohl weniger über mein eigenes Gehirn als sie es tun.

Die Zielperson ist ein Drogendealer mit einer Leidenschaft für bildende Kunst. Sie schmeißen mir die Worte "Realitätenbeuger" und "bixby" und "Typ Grün" an den Kopf, aber es fühlt sich an, als würden diese zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus gehen. Diese ganze Sache ist viel zu verworren für ein Attentat - sie könnten ihn abknallen oder sein Anwesen bombardieren oder sein Abendessen vergiften oder buchstäblich alles, was einfacher wäre, als einen Psioniker dazu zu trainieren, eine verdammte Killerstatue zu kontrollieren - aber anscheinend würden alle anderen Mittel nicht funktionieren.

Die nächsten Tage vergehen wie im Flug, da ich all meine mentale Energie darauf verwende, meinen Unterkörper zu ignorieren. Es gibt noch ein paar todkranke D-Klassen-Mitarbeiter zu erledigen. Dann ist da eine Kiste und das Rumpeln des Transportes und der Abfertigung. Dann ist da Mondlicht. Ich kann mich überhaupt nicht bewegen, aber etwas transportiert mich durch einen Garten. Ich starre auf einen Marmorbrunnen, umgeben von kunstvollem Formschnitt.

Und dann bin ich allein mit einem Mann in einem schicken Anzug. Er bewundert mich - die Statue. Er bewundert die Statue. Das muss die Zielperson sein. Er sieht betörend aus.

Er blinzelt. Ich tue das Einzige, was ich kann.


Ich erinnere mich nicht daran, was danach geschah. Ich erinnere mich nicht daran, wie ich von dort entkommen bin oder wie ich zur Foundation zurückkam oder an irgendetwas, das geschah, nachdem ich das Leben aus dem Mann im Anzug herausgequetscht hatte. Alles, woran ich mich erinnere, ist der Rausch, als ich sah, wie die Lebenskraft aus seinen Augen entwich, und die Erleichterung, als mein Kopf wieder klar wurde.

Ich kann es kaum erwarten, aus diesem Körper herauszukommen. Ich kann es kaum erwarten, aus diesem beschissenen Betongefängnis zu kommen, das mir den Verstand raubt. Ich kann es kaum erwarten, nicht mehr davon zu träumen, Menschen zu töten. Ich kann kaum noch erwarten, nicht mehr über das Morden zu fantasieren.

Sie schieben meinen Körper - mich - in mein Blickfeld. Ich bin durch eine dicke Glasscheibe von mir selbst getrennt und von der anderen Seite starren mich weitere fünfzehn Menschen an. Ich war in ein künstliches Koma versetzt und die letzten Tage an den Lebenserhaltungssystemen angeschlossen worden.

Die Leute hinter den Funkgeräten sagen mir, dass sie in den nächsten fünf Minuten meine Lebenserhaltung deaktivieren werden. Ich brauche nur fünf Sekunden, um aus diesem Betonficker zu springen und

und

und

und fünf Sekunden später stecke ich noch immer im Beton fest. Ich kann nicht aufhören, daran zu denken, wie sehr ich sie alle zertrümmern will. Wie sehr ich mich selbst vernichten will. Meine Meditationen funktionieren nicht. Ich kann nicht richtig denken. Ich kann mich nicht konzentrieren. Ich kann nicht atmen.

Die Menschen hinter dem Glas sehen zunehmend besorgt aus. Ich kann nicht mit ihnen reden. Ich kann ihnen nicht sagen, was los ist. Ich kann sie nicht anflehen, mir zu helfen. Ich kann nichts tun, außer dazustehen und in meinem eigenen Verstand zu ersticken. Da ist ein Druck, der sich in meinem Kopf aufbaut.

Dann sehe ich, wie sie mir wieder eine Sauerstoffmaske aufsetzen und mich wegrollen. Ich stecke fest. Ich bin gefangen. Ich bin in einem Betongefängnis begraben und da ist ein Druck in meinem Kopf und in meinem Schritt und ich kann nicht klar denken und ich muss töten, ich will töten, gib mir jemanden, irgendjemanden, den ich zermalmen kann und dabei zusehen kann, wie das Leben aus ihm herausfließt, ich flehe drum.

Die Türen öffnen sich. Eine D-Klasse-Mitarbeiterin kommt herein.

Sie blinzelt. Ich tue das Einzige, was ich tun will.

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