Am Schluss bleiben nur wir - Teil 1

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Anmerkung:
Dies ist eine mögliche Zukunft, die aus der Sicht dreier Überlebenden erzählt wird.


Mein Blick war auf den Horizont gerichtet. Die letzten Strahlen der roten Sonne erhellten eine öde Landschaft. Viel mehr als auf einer Düne zu sitzen und die übriggebliebene Natur beim Heilen zuzusehen blieb mir eh nicht.

Ich erschrak als ich seit längerem etwas wie Schritte hinter mir hörte.
Ich drehte mich um.
Den Abhang kam ein Mann in meinem Alter mit seltsamen Kleidern hoch.

„Ah! Eine Dame sitzt ganz allein auf einem Berg. Als höflicher Edelmann leiste ich ihr doch Gesellschaft“, meinte der Hügelsteiger.
Ich tat so, als hätte ich ihn nicht gehört.
Dies hinderte ihn aber nicht daran, sich zu mir zu setzen.
„Schöner Ausblick haben Sie gewählt, Ihre Hoheit.“
Ich antwortete nicht. Meine Stimme hatte ich seit längerem nicht mehr gebraucht.
Wir saßen eine Stunde so, bis die Sonne nicht mehr zu sehen war.
Es wurde bereits kühl und ich musste frösteln, eine Reaktion der ich seit längerem nicht mehr Beachtung geschenkt hatte.
Was aber folgte, überraschte mich. Mein ungebetener Gast legte mir seinen Mantel um. „Eine Königin soll nicht von solch banalen Dingen wie Kälte leiden.“
„Warum nennst du mich so?“, krächzte ich ihn an.
Er schwieg kurz und ich merkte, dass sich sein Blick von mir weg richtete. „Bist du das nicht? Eine Königin?“
„Nein, bin ich nicht“, und etwas verzögert ergänzte ich, „Danke. Für die Jacke“
Ich sah ihn zum ersten Mal richtig an. Er war tatsächlich kaum älter als ich und sein Gesicht war ungewöhnlich glattrasiert, nur eine Linie auf der Oberlippe lassend. Ungewöhnlich in einer Welt, wo so etwas Luxus war. Seine Kleider waren zwar mitgenommen, aber ich erkannte, dass er sie pflegte.

Unsere Blicke trafen sich und wir sahen beide weg. Etwas verlegen, wegen seines Verzichts auf die Wärme des Mantels, legte ich die eine Hälfte über seine Schulter. Wir waren etwas gezwungen, zusammenzurücken, aber das Kleidungsstück war überraschend groß für nur eine Person.
„Da-danke, das wäre nicht nötig gewesen …“ Er wirkte verlegen. Ich antwortete nur in dem ich ihn über den Kopf kraulte, eine Tätigkeit, die ich von meiner Mutter übernommen hatte. Sie machte dies immer bei meinem Vater.

Ich hörte auf und drehte mein Gesicht weg. Ich wollte nicht, dass dieser Fremde meine Tränen sah.
„Schäme dich nicht für deine Tränen, sie zeigen, dass du noch menschlich bist.“
Ich schielte zu ihm. Im Rest des Lichts erkannte ich, dass auch er weinte.
„Du denkst an deine Eltern, richtig? Denn ich tue an meine denken.“
Wie eine Krähe klingend fragte ich, „Wer bist du? Warum bist du so nett zu mir, wenn du mich anscheinend kennst?“
„Du sahst einsam aus. Und niemand soll einsam sein, besonders jetzt, wo die Welt hopsgegangen ist.“
„Warum hast du nicht Angst? Ich habe dieses Land verwüstet.“
Er wollte mir etwas erwidern, aber stattdessen nahm er mich in die Arme. Zögernd erwiderte ich die Geste.
Ich genoss die Wärme einer anderen Person, dass mir fremd geworden war, nach der langen Zeit.
Ich musste wegen der Tränen und meinem ausgetrockneten Hals husten. Er ließ mich erschrocken los.
„War ich zu grob?“
„Nein, nein. Mein Hals ist nur staubig.“
Er kramte aus einer Tasche eine Flasche mit einer selbst gemachten Etikett. Ungeschickt reichte er sie mir. Ich konnte nicht widerstehen die Aufschrift zu lesen.
„Anti-Durst Trank; 101 % effektiv gegen trockne Hälse“, las ich etwas belustigt vor, bevor ich tatsächlich die überraschend reine und kühle Flüssigkeit trank.
„Besser?“ Er wirkte für einen Augenblick wie ein Kind, dass stolz sein erstes selbst gemaltes Bild zeigte.
Ich stupste ihn von der Seite.
„Wollen wir uns nicht langsam offiziell vorstellen?“, fragte er etwas zögerlich.
„Du kennst mich doch schon, warum die Mühe“, kam es von mir, zwischen zwei sehr großen Schlücken.
„Ich kenne dich nicht wirklich. Ich weiß, wer du warst, aber nicht wer du bist.“
Ich hob meine Augenbraue. „Stell dich zuerst vor.“
Er stand auf – dabei verhedderten wir uns wegen des Mantels – und nahm eine dramatische Pose ein: „Mein Name ist Remus Mirabilis, Sohn von Regula Mirabilis und Felix, Nachkomme der Purpurnen Hexe, Träger des Titels ‚Der Wundermacher‘, aber Remus reicht. Jetzt du.“
Ich zögerte, doch dann musste ich seit schmerzlich langer Zeit wieder lächeln. Ich erhob mich auch, die rechte Hand an der Stelle, wo mein Herz sein sollte:
„Jolanda. Jolanda Peterson, Tochter von Alice Peterson und Stephan Faust, ‚Die Frau, die die SCP-Foundation zu Fall brachte’ und letztes Mitglied von Projekt Trickster. Bitte nenne mich einfach Jolanda.“

 


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