Die Fensterscheiben ratterten, der Wind knallte an die Gläser. Es war mittlerweile zwölf Uhr nachts. Der müde Mann setzte sich aufrecht in seinen Sessel und atmete tief ein. Ein, und wieder aus. Der Sturm wurde nicht schwächer, so schien es dass dieser sogar stärker wurde. Kein Meter konnte man aus dem Fenster erkennen, nur das tiefe Schwarz.
Der Doktor beobachtete die Szene mit leicht geschlossenen Augen. Er griff zum Lichtschalter seiner Tischlampe und schaltete diese mit einer langsamen Bewegung an. Das düstere Licht der weißen Lampe erhellte das Zimmer, jedoch blieben die Ecken in dem schwarzen Samt eingewickelt. Der junge Mann erkannte ein schwaches Licht aus dem Fenster. Es kam langsam näher und wurde immer heller. Seine Augen vernahmen ein helles Weiß. An der Tür der kleinen Hütte klopfte es.
"Wer da?", rief Brenner der Tür zu.
Eine bekannte Stimme antwortete ihm, "Ein Bekannter."
Die kleine Auswechslung an Worten verstummte. Dr. Brenner suchte nach dem passenden Abschnitt seiner Erinnerungen und fand diesen auch anschließend. Mit einer schwachen Stimmer antwortete Brenner dem bekannten Licht.
"Du bist es? Komm rein, die Tür ist auf."
Der Bekannte betrat das kleine Haus, welches im dunklen Walde lag, während der Sturm draußen wütete. Der Gast schloss die Tür hinter sich, "Danke für die Gastfreundlichkeit. Ich hätte nicht erwartet, dass der Sturm so stark werden kann."
Brenner entspannte sich wieder in seinen Sessel, "Ja, stimmt. Hätte ich gestern nicht Feuerholz gehackt wäre ich wohl heute erfroren."
"Verdammt ist es hier oben kalt geworden…", sagte die Figur während sie den angehäuften Schnee von ihren Schultern abschüttelte.
Auch während der Gesprächspartner von Brenner den Satz aussprach, blieb er ruhig und behielt seine immer vorhandene, neutrale Miene bei. Brenner war mittlerweile daran gewöhnt, und er wusste, was seinem Gast angetan worden war, und dass er daher gar nicht anders konnte.
"Nun, warum bist du da? Ich kann mittlerweile nichts mehr für dich tun. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Foundation mich schnappt…", sagte Brenner mit einer rauen und müden Stimme. Er war noch jung, und doch war er schon müde vom Leben. "Ich kann nicht wegrennen. Du kannst auch nicht ewig weglaufen."
Der Bekannter antwortete mit einer Gegenfrage, "Warum sollte ich dich hier zurücklassen? Ich habe nicht die Absicht einen Freund einfach so seinem Schicksal zu überlassen."
"Ich danke dir, aber…"
Der Dialog verstummte wieder.
"… Ich glaube nicht dass ich noch lange zu le-"
Die Figur trat einen Schritt vor, "Sag sowas nicht."
"Aber was soll ich denn noch tun? Ich kann nicht mehr zurück zur Foundation, jedoch kannst du noch zu deinen Brüdern und Schwestern. Du kannst sie noch überzeugen dieses Blutbad zu stoppen, diesen Irrsinn aufzuhalten."
"Du glaubst wirklich dass ich das könnte?", fragte die Figur mit der gleichen Tonlage wie immer.
Brenner räusperte sich, "Ich habe versagt. Du darfst nicht versagen. Es war mir möglich das zu tuen, wozu ein einfacher Mensch im Stande ist. Ich habe es geschafft dich zu befreien, das ist und war alles was ich für dich tun kann. Ich glaube dass jemand wie du nun die schwere Aufgabe weiterführen sollte. Du bist kein normaler Mensch und das weißt du auch. Die Foundation hätte dich ja sonst erst nicht gefangen genommen."
"… Ich kann dich trotzdem hier nicht dem langsamen Tod überlassen. Auch wenn mir die Foundation alle Emotionen genommen hat, heißt das noch lange nicht dass ich keine Gefühle habe. Du hast mich befreit, du hast mir wieder den Sinn des Lebens gezeigt. Ich schulde dir mein Leben.", sagte die Figur.
Brenner legte eine kleine Pause ein. Er entnahm seiner Innentasche einen Flachmann und trank einen Schluck des stark riechenden Alkohols. Er bot das Selbe dem Bekannten an.
"Danke.", antwortete das warme Licht und nahm den Flachmann in die Hand. Der starke Geschmack und der Geruch des Alkohols verursachte ein Brennen in der Kehle des Bekannten, das er mit einem kurzen Räuspern vertrieb.
Brenner fing wider an zu sprechen, "Weißt du … als ich gesehen habe, wie du in diesem Tank gehalten wurdest … Konnte ich nicht anders. Diese Grausamkeit… Ich konnte nicht an dir experimentieren. Du wurdest wie ein Tier in diesem Glasbehälter gesteckt, ohne dass man dir einen Grund genannt hat… Ich konnte nicht anders … ich musste dich einfach befreien."
"Du wusstest was auf dich zu kommen würde und trotzdem hast du es getan. Ich bin dir ewigen Dank schuldig.", die Person sank seinen Kopf tief vor dem Doktoren.
Dr. Brenner zeigte mit einer Handbewegung dass er seinen Kopf heben solle, "Dann begleiche diese Schuld und setze dem Krieg ein Ende. Ich weiß dass du nicht derjenige bist, den sich alle vorstellen. Du bist kein Mörder, du bist nicht das Böse. Du bist nur eines der Opfer dieser Welt und der Ungerechtigkeit."
"…", die Person verstummte.
Es wurde still im Zimmer. Das Geräusch der Fenster und dem Sturm kam zu den Beiden durch. Die Figur wurde unruhig, während Brenner das Geräusch des Sturms zu gefallen schien.
Das mittlerweile warme und gemütliche Licht brach die Stille als erstes, "Ich empfand nur Hass gegen die Menschen, doch du hast mir des Besseren gelehrt. Du hast mir gezeigt wie man mit den Menschen umgeht, wie man sie zum lachen bringt. Du hast mir gezeigt, dass ich auch ein Sinn des Lebens besitze. Du hast mir gezeigt wie man das Leben genießt. Du hast mir mein eigenes Leben gegeben. Nun bin ich dran. Ich werde meinen Brüdern und Schwestern zeigen dass die Welt nicht böse ist, ich werde ihnen das weitergeben, was du mir gegeben hast."
Dem Doktoren entwich ein warmes Lächeln, "Ich danke dir, Daath." Der Doktor bedankte sich und fing wieder an zu sprechen, "Es wird nicht einfach sein. Du wirst den Bösen spielen müssen…"
"Das macht mir nichts aus.", entgegnete die Person.
"Ich schäme mich dafür, dass du das ganze alleine durchziehen musst…"
"Das musst du nicht. Ich werde es beenden. Ich werde Caecus Carneliana aufhalten, ich werde sie nicht mehr töten lassen.", die Person schloss seine Augen, als würde sie einen Schwur leisten.
Der Doktor wurde immer müder, "Gut, ich zähle auf dich… Vielleicht wirst du irgendwann wieder lernen zu lächeln… Vielleicht findest du jemanden der dir dies zeigen wird… Ich werde mich nun schlafen legen… Ich wünsche dir… viel Glück… im Leben…"
"Ich danke dir, mein alter Freund…"